Sexualpädagogik im Kanton Baselland (Schweiz). Interviewbericht aus einem "jungen" Praxisfeld der Sozialen Arbeit


Studienarbeit, 2010

7 Seiten, Note: 5 (gut)


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Methodisches Vorgehen

2 Institution, Auftrag, Leit- und Menschenbild, Vernetzung
2.1 Adressatengruppe und spezifischer Unterstützungsbedarf
2.2 Unterstützungsangebote

3 Spezifische Tätigkeiten der beratenden Person
3.1 Verwendete Methoden

4 Kritische Reflexion

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Rahmen des Moduls BA25, Soziale Arbeit in Feldern der Gesundheitssystems, wurden die Studierenden beauftragt, als Leistungsnachweis ein Interview mit Fachpersonen der Sozialen Arbeit zu führen, die im Feld des Gesundheitswesens tätig sind. In diesem Zusammenhang führte ich im Jahr 2010 ein Gespräch mit der Leiterin der Beratungsstelle für Schwangerschafts- und Beziehungsfragen für Frauen, Männer und Jugendliche am Standort Binningen im Kanton Baselland- Schweiz durch.

Das Gespräch basierte auf einem offenen Interview. Das Fragegespräch war zugleich aufschlussreich und fragenaufwerfend. Insbesondere Fragen nach der Methodenanwendung, dem Leitbild und der Trägerschaft, die aus Sicht der Profession zentral sind, liessen sich nicht oder nur teilweise beantworten. In der Praxis findet hier eine Durchmischung von Methoden statt.

Hinzu kam die Frage nach dem Namen der Institution, der nur einen Teilaspekt des Angebotes aufdeckt resp. erahnen lässt, sodass die Einrichtung für Ratsuchende nicht ohne weiteres als existierendes Angebot wahrnehmbar ist: Auch besonders schwierige Fragen wie die nach Zwangsheirat und Schwangerschaftsabbruch bei MigrantInnen (vor allem bei Jugendlichen, die von familiärer Verstossung und Ausweisung in die Herkunftsländer durch die Eltern bedroht sind) werden durch die Fachstelle bearbeitet.

1.1 Methodisches Vorgehen

In den folgenden Kapiteln wird versucht, einen Einblick in die Arbeitsbereiche der befragten Fachstelle, in deren Methoden, sowie in den institutionellen Rahmen zu geben. Am Ende folgt eine kritische Reflexion, die zum einen auf die oben erwähnten Aspekte der Befragung eingehen soll und zum anderen punktuell auch auf die überraschenden Erkenntnisse, die sich im Verlauf der Befragung ergaben. Der Fokus bei dieser Reflexion liegt hauptsächlich auf dem Leitbild, den Methoden und der Namensgebung der Institution. Das Interview wurde lediglich mit der Leiterin des Standorts Binningen durchgeführt. Im Bericht wird aber dennoch oft von den Beratungsstellen die Rede sein, weil diese gemeinsamen Geschäftsrahmen haben.

2 Institution, Auftrag, Leit- und Menschenbild, Vernetzung

Beide Beratungsstellen (Oberbaselbiet-Binningen und Unterbaselbiet-Liestal) sind der Gesundheitsförderung Baselland unterstellt. Die Geschäftsführung liegt jedoch bei dem Ausschuss der Frauenverbände (vier Delegierte des Katholischen, des Reformierten und des Christkatholischen Frauenbundes BL sowie des Politischen Gremiums Frauenrechte BL). Inhaltlich und schwerpunktmässig ist die Institution autonom tätig. Die beratenden Personen sind frei, ihren Kompetenzen und Vorbildungen entsprechend zu arbeiten und Projekte zu entwickeln. Der Ausschuss sitzt etwa vier Mal im Jahr mit den Fachpersonen zusammen und entwickelt mit ihnen neue Strategien.

Beide Fachstellen zählen auf die wertvolle Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen wie bspw. Gynäkologie-Praxen, Spitälern, Mütter-Väter-Beratungsstellen, Opferhilfen, Budget-Beratungsstellen (als zuweisenden Institutionen), der Fachstelle Kindes- und Jugendschutz und der Praxis Paradies. Die Beratungsstellen sind zudem mit allen Beratungsstellen für Schwangerschafts- und Erziehungsfragen der Schweiz vernetzt.

Prinzipiell ist die Beratungsstelle eher geneigt, Gesundheitsförderung zu betreiben. Die Zielsetzung beim Beratungssetting ist situationsbedingt und klientenzentriert: Die Zieldefinition richtet sich nach den KlientInnen. Die Fachperson erklärt hierzu: „Es lässt sich aber nicht immer sauber auseinanderhalten, denn in der Praxis vermischt sich beides. Obwohl man sich schon die Frage stellt: Was mache ich jetzt? Bin ich präventiv oder fördere ich Gesundheit?“

Die Institution verfügt nicht über ein Leitbild, sondern über einen Leistungsauftrag, der Gesundheitsförderung in Baselland. Die Fachperson erwähnte, dass ein Leitbild, wenn es ein solches gäbe, „Gesundheitsförderung zum Thema Sexualität“ heissen sollte.

Zum Menschenbild der Institution lässt sich sagen: „Der Mensch wird als Experte für sein ‚Selbst‘ angesehen, der als solcher weiss, was er kann und nicht kann“. Die beratende Person verfügt über verschiedene Werkzeuge, um an die Ressourcen der/des Ratsuchenden heranzukommen um mit ihr/ihm Problemlösungen zu erarbeiten.

2.1 Adressatengruppe und spezifischer Unterstützungsbedarf

Die Adressatengruppe besteht meistens aus zugewiesenen Personen (Frauen, Männern, Paaren und Jugendlichen), die Fragen zur sexuellen Gesundheit haben, d.h. Fragen zur Verhütung und psychosoziale Fragen zu Schwangerschaft und individueller Lebens-bewältigung nach einer Schwangerschaft bzw. nach deren Abbruch. Das Aussuchen der Beratungsstelle geschieht bis auf wenige Ausnahmefälle freiwillig.

2.2 Unterstützungsangebote

Nach Ansicht der befragten Fachperson hat Sexualität meistens mit Beziehungen zu tun. Deshalb wird eine kombinierte Beratung zu sexuellen Fragen und Beziehungsfragen als wichtig erachtet und angeboten. Zudem werden arbeitsrechtliche Fragen in Bezug auf Schwangerschaft und Fragen zu den Kosten eines Kindes (im Rahmen einer Budgetberatung) beantwortet. In Detail wir das Angebot wie folgt unterteilt:

Die Hilfe bei Schwangerschaft beinhaltet die psychosoziale Beratung und die rechtliche Beratung zu Schwangerschaft und Arbeit, Mutterschaft und Vaterschaft sowie finanziellen Hilfen in Form von Überbrückungshilfen in Notsituationen. Die Unterstützung bei ungeplanter Schwangerschaft diese besteht ebenfalls darin, psychosoziale und rechtliche Aspekte zu beleuchten; zudem ist hier die Frage nach Ambivalenzen zu klären und Entscheidungs-beratung zu leisten. Hier ist diese Beratungsstelle die offizielle Beratungsstelle für Unter-16-Jährige. Bei der Familienplanung werden Fragen zum Umgang mit dem Kinderwunsch und mit ungewollter Kinderlosigkeit geklärt.

Darüber hinaus wird über die Methoden der Schwangerschaftsverhütung informiert. Im Bereich der Sexualität werden Themen wie die eigene und die partnerschaftliche Sexualität in verschiedenen Lebensphasen, Differenzen und Probleme in der Paarbeziehung sowie die Auseinandersetzung mit Veränderungen, Erwartungen und Konflikten angesprochen. Im Anschluss erfolgt die Erarbeitung von lebbaren Lösungen (siehe auch Jahresbericht 2009 der genannten Beratungsstellen). Zusätzlich zu den vorgenannten Angeboten werden Gruppenangebote zu verschiedenen Themen gemacht und besondere Projekte im Migrationsbereich konzipiert. Des Weiteren ergänzt die Fachstelle die Lehrkräfte sämtlicher Schulen im sexualpädagogischen Unterricht, coacht Lehrpersonen und arbeitet in Projektwochen mit. Die Fachstelle für Schwangerschafts- und Erziehungsfragen BL stellt auch verschiedene Unterrichtsmaterialien für alle Jahrgangsstufen (Broschüren, Bücher und Videos) zum Ausleihen zur Verfügung.

3 Spezifische Tätigkeiten der beratenden Person

Die leitende Fachperson und zugleich einzige beratende Person des Standorts Binningen verfügt über Ausbildungen als Sozialpädagogin, Erwachsenenbildnerin, Paar- und Familientherapeutin, Sexualtherapeutin und Sexualberaterin sowie über verschiedene Weiterbildungen in Rechtsfragen.

Für Jugendliche werden Workshops angeboten, die darauf abzielen, den Jugendlichen eine Orientierung im Setting Schule sowie ein Wissen über die eigene Realität (Wo stehe ich? Was braucht mein Körper?) zu vermitteln. Wichtig ist der Fachperson, nicht nur eine theoretische Wissensvermittlung, sondern auch eine anschauliche (Verwendung von Bildmaterialen, Kneten zur Gestaltung der inneren Organe etc.) Wissensbildung zu praktizieren. Die Vorgehensweise ist multiperspektivisch und bedarfsorientiert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Sexualpädagogik im Kanton Baselland (Schweiz). Interviewbericht aus einem "jungen" Praxisfeld der Sozialen Arbeit
Hochschule
Fachhochschule Nordwestschweiz  (ASA)
Veranstaltung
Soziale Arbeit in Feldern des Gesundheitssystems
Note
5 (gut)
Autor
Jahr
2010
Seiten
7
Katalognummer
V281416
ISBN (eBook)
9783656749103
ISBN (Buch)
9783656749110
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sexualpädagogik, baselland-schweiz, interviewbericht, praxisfeld, schweiz, kanton baselland, soziale arbeit
Arbeit zitieren
Domingas Schaffner-Neves Cangunga (Autor:in), 2010, Sexualpädagogik im Kanton Baselland (Schweiz). Interviewbericht aus einem "jungen" Praxisfeld der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281416

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Sexualpädagogik im Kanton Baselland (Schweiz). Interviewbericht aus einem "jungen"  Praxisfeld der Sozialen Arbeit



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden