Philippe le Bel (Philipp der Schöne)


Rezension / Literaturbericht, 1998

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Stil des Werks

2. Hauptthesen des Werkes

3. Bewertung des Werkes in der Fachliteratur
3.1 Rezension von J.B. Henneman
3.2 Rezension von M. Jones
3.3 Rezension von B. Lyon
3.4 Rezension von M. Parisse

4. Schlußfolgerungen

5. Bibliographie

1. Stil des Werks

Es handelt sich um ein Werk, das auf den ersten Blick wie eine Biographie des französischen Königs Philippe le Bel aussieht. So deuteten es sowohl Titel als auch Umschlag an. Beim flüchtigen Durchblättern verfestigt sich dieser Eindruck: das Buch scheint weniger für einen wissenschaftlichen Leserkreis, als eher für den dynastisch interessierten Normalleser geschrieben worden zu sein (z.B. fehlende Fußnoten).

Doch dieser Schein trügt. Die inhaltliche Komplexität ist überraschend und wird durch die Gliederung des Werkes nach thematischen Aspekten (und nicht nach Chronologie, wie man es von einer Biographie zunächst erwartet hätte) noch verstärkt. Auch stellt man recht schnell fest, daß es sich keinesfalls um eine Biographie handelt, im Gegenteil, die Person Philipps des Schönen tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Das Fehlen der Fußnoten wird durch in den Text eingefügte Zitate relativiert (allerdings sind diese Zitate nicht nachvollziehbar!). Außerdem gibt eine ausführliche Bibliographie am Buchende Auskunft über die Hauptquellen und weiterführende Literatur.

2. Hauptthesen des Werkes

Aufgrund der hohen Informationsdichte des Buches ist es nicht einfach die Hauptthesen herauszuarbeiten, insbesondere da diese eng miteinander verwoben sind. Im folgenden werde ich die Aussagen, die ich für essentielle Aussagen des Werkes halte durch Kursivdruck markieren. Ich werde mit der zentralen These beginnen, der dann andere Thesen untergeordnet werden.

Die Hauptthese, die sich durch das ganze Buch zieht, ist, daß Philippe der Schöne das französische Königtum als absolute und einzige Macht im Königreich etablierte . Der Autor nennt dies „das monarchisches System“, in Abgrenzung zum Feudalsystem. Alle Konflikte die Philippe in seiner Amtszeit austrug, waren verschiedene Ausdrucksformen desselben Konfliktes, nämlich des Konfliktes zwischen dem französischen Monarchen und den in seinem Königreich existierenden parallelen Machtapparaten , und davon gab es reichlich.

Der König von England, ein an Macht und Ansehen ebenbürtiger Partner, war ein Vasall des französischen Königs, wenn auch nur für die Guyenne, und hatte damit alle Pflichten eines Vasallen zu erfüllen, was insbesondere bedeutete, daß er jederzeit am Hof des französischen Königs erscheinen mußte, wenn dieser ihn rief. Hier war ein Autoritätskonflikt vorgezeichnet, den Philippe nicht endgültig löste (siehe unten): Es durfte nur einen König im Königreich geben.

Auch der Orden der Templer stellte eine parallele Machtstruktur dar. Rechtlich unterstand dieser nur dem Papst, er verfügte über eigenes Land im Königreich. Im Gegensatz zu seiner Konkurrenz, dem Orden des Hôpital, hatten die Templer sich aber recht unbeliebt gemacht: nicht nur daß sie ihre Kriegskasse vor Louis IX verstecken wollten, als dieser sich für den Kreuzzug rüstete, sie fingen sogar einen Krieg mit dem Ordre de l’Hôpital an. Sie widersetzten sich den Bestrebungen nach einem neuen Kreuzzug ebenso wie jenen, die Ritterorden zusammenzulegen um einen schlagkräftigen Verband aufstellen zu können. So waren sie ohne jede Unterstützung durch die Öffentlichkeit oder den Papst und somit ein geeignetes Ziel für Philippe.

Der größte parallele Machtapparat war aber die Kirche und der Klerus in Frankreich. Sie war im Prinzip ein Staat im Staat mit eigener Gerichtsbarkeit, von den Steuern befreit und nur bedingt Untertanen des Königs. Der Konflikt Philippes mit dieser Parallelmacht war sicherlich der dramatischste Konflikt in seiner Regierungszeit. In diesem Konflikt prallten zwei Weltkonzeptionen mit voller Wucht aufeinander: Philippe der Schöne vertrat die Idee des Monarchen, der uneingeschränkter Herrscher in seinem Königreich sein mußte, was auch den Klerus einschloß. Bonifaz VIII. versuchte nichts weniger, als den Papst zum obersten Richter und Koordinator der gesamten Christenheit zu machen und somit den Klerus als eine länderübergreifende, von weltlicher Kontrolle losgelöste Machtstruktur des Papstes zu etablieren, ganz im Sinne der Idee des Gottesstaates des Augustinus. Der Idee der Souveränität der Kirche, stand die Idee der Souveränität des Staates gegenüber (ein Konflikt der 1789 wieder ganz aktuell werden sollte). Philippe ging aus diesem Konflikt gestärkt hervor (siehe auch unten), allerdings bleiben bis heute einige Aspekte dieses Konfliktes rätselhaft, wie zum Beispiel das Verhalten Bonifaz VIII. nachdem er überfallen worden war.

Schließlich stellten auch der Adel und das aufstrebende Bürgertum, insbesondere das flandrische, Machtstrukturen dar, die parallel zu den königlichen verliefen. Eine spezielle Rolle hat hierbei Flandern gespielt. Der flandrische Krieg begann als Auflehnung des Grafen von Flandern gegen den König, wobei das flandrische Bürgertum auf der Seite des französischen Königs stand. Doch er wuchs zu einer unabhängigen „Volksbewegung“ heran, die separatistische Züge hatte und hinterher vom Bürgertum und den Arbeitern getragen wurde. Nur unter letztem Einsatz konnte Philippe dieser Bewegung Herr werden (siehe auch unten). Am Ende seiner Regierungszeit kam es noch einmal zu einer Krise: Beim gesamten Adel hatten die Änderungen des Feudalsystems eine tiefe Unzufriedenheit hinterlassen , die dieser 1314 in einer landesweiten Protestwelle artikulierte. Doch waren diese Aktionen nicht miteinander koordiniert sondern immer nur regionaler Natur, so daß sie nicht dieselbe Durchschlagskraft entwickeln konnten, wie es zum Beispiel in England der Fall war.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Philippe le Bel (Philipp der Schöne)
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Die Zeit Ludwigs des Heiligen
Note
1,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
12
Katalognummer
V28148
ISBN (eBook)
9783638300179
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es handelt sich um eine umfassende Besprechung des bis heute nur auf Französisch erschienen Standardwerkes zu Philippe le Bel von Jean Favier (587 p.). Philippe le Bel war einer der wichtigsten französischen Könige des Mittelalters (Verbot des Templerordens, Konflikt mit dem Papsttum, etc.) Nach einer Zusammenfassung der Thesen dieses Werkes (bis S. 6) wird es kritisch diskutiert (unter Zuhilfenahme von 4 Rezensionen aus der Fachliteratur).
Schlagworte
Philippe, Schöne), Zeit, Ludwigs, Heiligen
Arbeit zitieren
Ulrich Jacobs (Autor:in), 1998, Philippe le Bel (Philipp der Schöne), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28148

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Philippe le Bel (Philipp der Schöne)



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden