Pelagornis

Der größte Meeresvogel


Fachbuch, 2014

44 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Vogel mit Pseudozähnen

Ein riesiger Vogel mit einer Flügelspannweite von schätzungsweise 6,40 Metern steht im Mittelpunkt des Taschenbuches „Pelagornis - Der größte Meeresvogel“. Dieser „Riese der Lüfte“ gilt heute als der größte Meeresvogel aller Zeiten. Selbst die größten Adler, Albatrosse und Kondore aus der Gegenwart sind kaum halb so groß wie die Art Pelagornis sandersi. Jener Rekord-Vogel gehört zur Familie der Pseudozahn-Vögel (Pelagornithidae), die im Eozän vor 55,8 Millio- nen Jahren bis zum Pliozän vor 3 Millionen Jahren weltweit mit ver- schiedenen Gattungen und Arten vertreten war. Funde jener Meeres- vögel hat man in der Antarktis, England, Nigeria, South Carolina, im Kaukasus, in Frankreich und Neuseeland geborgen. Die Pseudozahn- Vögel trugen an den Seiten ihrer großen Schnäbel zahlreiche zahnartige, knöcherne Auswüchse des Oberkiefers und Unterkiefers. Sie verhin- derten, dass ein aus dem Meer gefischtes Beutetier wieder entglitt. Ver- fasser des Taschenbuches „Pelagornis - Der größte Meeresvogel“ ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der zahlreiche Wer- ke über urzeitliche Tiere geschrieben hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Ausgestorbener Greifvogel Argentavis magnificens aus Argentinien mit acht Metern Flügelspannweite

von Stanton F. Fink bei „ Wikipedia “

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Der größte Meeresvogel

Pelagornis sandersi

Erst seit 2014 gilt der bisher nur durch einen einzigen Fund in Nordamerika nachgewiesene Pelagornis sandersi aus dem Oligozän vor etwa 28 bis 25 Millionen Jahren als der größte Meeresvogel. Seine imposante Flügelspannweite von schätzungsweise 6,40 Metern übertrifft diejenige heutiger „Riesen der Lüfte“ wie Adler, Albatross und Kondor um mehr als das Doppelte. Nur der ausgestorbene Greifvogel Argentavis magnificens aus Argentinien mit 8 Metern Flügelspannweite hat Pelagornis sandersi noch übertrumpft.

Fossile Reste dieses riesigen Urzeit-Vogels kamen 1983 bei der Erweiterung des Flughafens von Charleston in South Carolina (USA) ans Tageslicht, als ein neues Terminal errichtet wurde. Entdecker war James Malcolm, ein freiwilliger Mitarbeiter des „Charleston Museum“, der an den Ausgrabungen unter Leitung des damaligen Kurators Albert Sanders teilgenommen hatte.

Zu Lebzeiten jenes Tieres war die Fundgegend vom Ozean bedeckt gewesen. Für die Bergung besonders großer Knochen dieses imposanten Vogels benötigte man einen Bagger. Zum Fundgut gehörten der Schädel sowie Flügel- und Beinknochen. Allein der obere Flügelknochen war länger als der Arm eines heutigen Menschen. Paläontologen im „Charleston Museum“ präparierten die Knochen in langwieriger Arbeit. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Pelagornis sandersi erfolgte erst 2014 durch den amerikanischen Paläontologen Daniel („Dan“) T. Ksepka, Kurator am „Bruce Museum“ in Greenwich (Connecticut). Er benannte diesen Vogel als Pelagornis sandersi. Der Artname sandersi erinnert an den Ausgrabungsleiter Albert Sanders. Pelagornis sandersi gehört zur Familie der Pseudozahn-Vögel (Pelag- ornithidae), die 1888 durch den deutschen Anatom und Ornithologen Max Carl Anton Fürbringer (1846-1920) erstmals wissenschaftlich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Amerikanischenr Pal ä ontologe Daniel ( „ Dan “ ) T. Ksepka, Zeichnung von Antje Püpke, Berlin, www.fixebilder.de

beschrieben wurde. Solche Vögel trugen an den Seiten ihrer großen Schnäbel zahlreiche zahnartige, knöcherne Auswüchse des Oberkiefers und Unterkiefers. Diese Pseudozähne verhinderten, dass ein gefangenes Beutetier wieder entglitt. „Heutzutage existiert nichts mehr, was ihnen gleicht“, sagt der Paläontologe Dan Ksepka über die Pseudozahn-Vö- gel.

Pseudozahn-Vögel existierten vom Eozän vor 55,8 Millionen Jahren bis zum Pliozän vor 3 Millionen Jahren weltweit. Fossile Reste dieser Meeresvögel kennt man aus dem Eozän in der Antarktis, in England und Nigeria, aus dem Oligozän in South Carolina und dem Kaukasus sowie aus dem Miozän in Frankreich, Nordamerika und Neuseeland. Während des Tertiär (66 bis 2,6 Millionen Jahre) waren die Pseudozahn- Vögel die größten Meeresvögel. Manche Experten vermuten, sie hätten die Entwicklung noch größerer Albatrosse verhindert.

Zur Familie der Pseudozahn-Vögel gehören folgende Gattungen: Caspiodontornis (Erstbeschreibung durch S. M. Aslanova und N. I. Burchaka-Abramovich 1982),

Cyphornis (Edward Drinker Cope 1894), Dasornis (Richard Owen 1870),

Gigantornis (Charles Williams Andrews 1916), 6 Meter Flügelspannweite

Macrodontopteryx (Colin Harrison und Cyril Walker 1976), Odontopteryx (Richard Owen 1873)

Osteodontornis (Hildegarde Howard 1957),

Palaeochenoides (Robert Wilson Shufeldt 1910), Pelagornis (Édouard Lartet 1857)

Pseudodontornis (Kálmán Lambrecht 1930), Tympanoneisiotes (J. A. Hopson 1974)

Die Gattung Pelagornis („Seevogel“) wurde 1857 durch den französi- schen Juristen und Paläontologen Édouard Lartet (1801-1871) erstmals wissenschaftlich beschrieben. Zu ihr gehören vier Arten: Pelagornis miocaenicus aus dem Unter- und Mittelmiozän von Frankreich (1857 nach einem linken Oberarmknochen von Armagnac durch Édouard

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Franz ö sischer Jurist und Pal ä ontologe É douard Lartet (1801-1871)

Lartet beschrieben), Pelagornis mauretanicus aus dem späten Pliozän von Marokko (2008 durch Cécile Mourer-Chauviré und Denis Geraads beschrieben), Pelagornis chilensis aus dem Obermiozän von Chile (2010 durch Gerald Mayr und David Rubilar-Rogers beschrieben) und Pelagornis sandersi aus dem Oligozän von South Carolina (wie erwähnt 2014 von Daniel Ksepka beschrieben).

Anhand der fossilen Knochen vom Flughafen von Charleston errechneten Forscher für den Riesenvogel eine Flügelspannweite von rund 6,40 Metern. Mit dieser beeindruckenden Spannweite liegt Pelagornis sandersi über der von Modellberechnungen vorhergesagten maximalen Größe eines flugfähigen Vogels. Den Modellberechnungen zufolge reicht die Kraft ab etwa 5,10 Metern Spannweite nicht mehr aus, um mit Flügeln schlagen zu können.

Um herauszufinden, ob der Urzeit-Vogel Pelagornis sandersi trotz seiner übergroßen Spannweite fliegen konnte, trugen Ksepka und Kollegen die Daten des Fossilfundes in eine Computer-Simulation zur Aerodynamik des Vogelflugs ein. Dem Ergebnis zufolge war Pelagornis sandersi vermutlich zu groß, um sich aus dem Stand mit Flügelschlägen in die Luft zu erheben, wie es beispielsweise ein heutiger Adler schafft. Doch Pelagornis sandersi konnte mit Anlauf starten, wenn er gegen den Wind bergab rannte oder sich von hohen Felsen in die Luft stürzte, wie man es bei dem urzeitlichen Greifvogel Argentavis magnificens vemutet. Wenn er sich aber in der Luft befand, konnte Pelagornis sandersi bei günstigen Windverhältnissen mit seinen langen und dünnen Schwingen Dutzende von Kilometern dahingleiten, ohne mit den Flügeln zu schlagen. Auf ähnliche Weise überqueren Albatrosse heute ohne großen Energieaufwand ganze Ozeane.

Der Riesenvogel Pelagornis sandersi hatte leichte Knochen, lange und schmale Flügel sowie kurze stummelartige Beine. Sein Lebendgewicht wird auf 22 bis 40 Kilogramm geschätzt. Beim Segelflug soll er eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 60 Stundenkilometern erreicht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Foto auf Seite 12:

Skelettrekonstruktion

von Pelagornis miocaenicus im „ National Museum of Natural History “ , Washington D.C.

Foto auf Seite 13 oben:

Sch ä del von

Pelagornis mauretanicus,

63 Zentimeter lang

Zeichnung auf Seite 13 unten:

Sch ä del mit Z ä hnen

von Pelagornis mauretanicus, Zeichnung aus:

Structure and Growth Pattern of Pseudoteeth in Pelagornis mauretanicus (Aves,

Odontopterygiformes, Pelagornithidae) von Jean-Yves Sire,

C é cile Mourer-Chauvir é , Denis Geraads,

Laurent Viriot,

Vivian de Buffr é nil

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Pelagornis - Der größte Meeresvogel 14

Skelettrekonstrukton von Pelagornis chilensis

im Vogelsaal des „ Senckenberg-Museums “ in Frankfurt am Main

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Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Pelagornis
Untertitel
Der größte Meeresvogel
Autor
Jahr
2014
Seiten
44
Katalognummer
V281525
ISBN (eBook)
9783656755258
ISBN (Buch)
9783656755265
Dateigröße
5285 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pelagornis, Dasornis, Pseudozahnvogel, Pseudozahnvögel, Pseudozahn-Vogel
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2014, Pelagornis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281525

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