Dromornis

Der schwerste Vogel aller Zeiten


Fachbuch, 2014

56 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Gefiedertes Schwergewicht

Der schwerste Vogel, den es jemals auf der Erde gab, hat im Miozän vor etwa 8 bis 6 Millionen Jahren in Australien gelebt. Er trägt den Namen Stirton-Donnervogel, wird zur Art Dromornis stirtoni gerech- net, war bis zu 2,80 Meter hoch und wog zu Lebzeiten maximal 570 Kilogramm. Dieser gefiederte Rekordhalter steht im Mittelpunkt des Taschenbuches „Dromornis - Der schwerste Vogel aller Zeiten“. Donnervögel werden weltweit auch Riesen-Emus oder regional auf dem „Fünften Kontinent“ Mihirungs genannt. Der Begriff Mihirungs oder Mihirung-Vogel stammt aus der Sprache der Tjapwurong- Aborigines in Western Victoria, die in ihren Legenden solche Riesen- vögel als „mihirung parnmal“ bezeichneten. Über die Ernährungswei- se des Stirton-Donnervogels sind sich die Experten noch nicht einig. Verfasser des Taschenbuches „Dromornis - Der schwerste Vogel aller Zeiten“ ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der zahl- reiche Werke über urzeitliche Tiere geschrieben hat. Darin werden au- ßer Dromornis auch andere Gattungen der Donnervögel wie Bara- wertornis, Bullockornis, Genyornis und Ilbandornis vorgestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Stirton-Donnervogel (Dromornis stirtoni)

aus dem Obermioz ä n vor etwa 8 bis 6 Millionen Jahren in Australien,

Lebensbild von Nobu Tamura http://spinops.blogspot.com

Der schwerste Vogel aller Zeiten

Dromornis

Der Stirton-Donnervogel (Dromornis stirtoni) aus dem Obermiozän vor etwa 8 bis 6 Millionen Jahren in Australien gilt mit einem Lebendgewicht von schätzungsweise maximal 570 Kilogramm als der schwerste Vogel der Erdgeschichte. Und dies, obwohl er mit einer Höhe bis zu 2,80 Metern nicht der größte Vogel aller Zeiten war. An Höhe übertrafen den Stirton-Donnervogel beispielsweise weibliche Tiere der bis zu 3,60 Meter großen Riesen-Moa Dinornis robustus und Dinornis novaezealandiae auf Neuseeland sowie der bis zu 3 Meter hohe Elefantenvogel Aepyornis maximus auf der Insel Madagaskar vor Ostafrika. Die schlanker gebauten Dinornis robustus und Dinornis novaezealandiae erreichten nur ein Lebendgewicht bis zu knapp 280 Kilogramm. Der maximal 3 Meter hohe Elefantenvogel Aepyornis maximus brachte es auf schätzungsweise bis zu 450 Kilogramm. Mit einem Lebendgewicht von ungefähr 400 Kilogramm konnte der bis zu 2,80 Meter hohe Brontornis burmeisteri aus Südamerika aufwarten. Die erste wissenschaftliche Beschreibung des Stirton-Donnervogels erfolgte 1979 durch die 1944 in Kalifornien geborene, heute australische Paläontologin Patricia („Pat“) Vickers-Rich. Mit dem Artnamen stirtoni ehrte sie den amerikanischen Paläontologen Ruben Arthur Stirton (1901-1966), genannt „Stirt“. Dieser hatte ab 1953 in Australien an Ausgrabungen teilgenommen und in Zusammenarbeit mit dem „South Australian Museum“ in Adelaide etliche Faunen aus dem Tertiär (66 bis 2,3 Millionen Jahre), einschließlich primitiver Mitglieder mehrerer Beuteltier-Familien, entdeckt.

„Pat“ Vickers-Rich war 1976 mit ihrem amerikanischen Ehemann Thomas H. Rich nach Australien gekommen, wo sie fossile Vögel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Australische Pal ä ontologin Patricia ( „ Pat “ ) Vickers-Rich, Zeichnung von Antje Püpke, Berlin, www.fixebilder.de

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Amerikanischer Pal ä ontologe

Ruben Arthur Stirton (1901 - 1966), genannt „ Stirt “

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Skelettrekonstruktion des Stirton-Donnervogels (Dromornis stirtoni) aus Australien

untersuchte. Ab 1984 grub sie mit ihrem Mann regelmäßig nach Dinosauriern und anderen Urzeittieren in den Küstenklippen von Victoria an der Südspitze von Australien. Das Ehepaar Patricia Vickers- Rich und Thomas Hewitt Rich untersuchte und benannte auch die in Australien entdeckten Dinosaurier Leaellynasaura (1989), Timimus (1993), Atlascopcosaurus (1989), Quantassaurus (1999) und Serendipaceratops (2003). Leaellynasaura und Timimus („Tims Nachahmer“) bezeichneten sie nach ihren Kindern Leaellyn und Tim , Quantassaurus nach der australischen Fluggesellschaft „Quantas“. An der „Monash University“ in ‚Melbourne leitete „Pat“ Vickers- Rich 1992/1993 die Fakultät für Geowissenschaften. 1993 gründete sie das „Monash Science Center“. 1995 wurde sie Professor mit persönlichem Lehrstuhl.

Im englischen Sprachraum wird der Stirton-Donnervogel als „Stirton’s Thunder Bird“ („Stirton’s Donnervogel“) bezeichnet. Fossile Reste jenes Laufvogels hat man vor allem aus den „Alcoota Fossil Beds“ nahe der Bahnstation „Alcoota Station“ in Zentralaustralien, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Alice Springs, gefunden. Dort kamen auch Knochen der Donnervögel Ilbandornis lawsoni und Ilbandornis woodburnei sowie vom Beutellöwen Thylacinus potens, Alcoota- Beutelwolf Wakaleo alcooteansis und von urtümlichen Beuteltieren zum Vorschein.

Der Stirton-Donnervogel gehört zur Ordnung der Gänsevögel (Anseriformes) und zur Familie der flugunfähigen Donnervögel (Dromornithidae). Die Erstbeschreibung der Anseriformes erfolgte 1831 durch den in Nürnberg geborenen Zoologen und Herpetologen Johann Georg Wagler (1800-1832). Er war ab 1826 Direktor des zoologischen Museums der „Ludwig-Maximilians-Universität“ in München und untersuchte das umfangreiche Material, das sein Vorgänger Johann Baptist Ritter von Spix (1781-1826) aus Brasilien mitgebracht hatte. Wagler starb früh im Alter von 32 Jahren in Moosach (München) an einer Schussverletzung, die er sich versehentlich selbst bei der Vogeljagd zugefügt hatte.

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Deutscher Zoologe und Herpetologe Johann Georg Wagler (1800 - 1832)

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung der Familie Dromornithidae (Donnervögel) erfolgte 1825 durch den irischen Zoologen, Ornithologen und Politiker Nicholas Ayward Vigors (1785-1840). Ein Jahr später gründete er zusammen mit Sir Thomas Stamford Raffles (1781-1826), George Eden, 1. Earl of Auckland (1784-1849), Sir Humphry Davy (1778-1829) und Joseph Sabine (1770-1837) die „Zoological Society of London“ („ZSL“). Bis 1833 fungierte er als erster Sekretär der „ZSL“.1826 wurde der Mitglied der „Royal Society“ und später der „Linnean Society of London“. 1828 übernahm er das Gut seines verstorbenen Vaters. Insgesamt schrieb Vigors mehr als 40 Werke, von denen sich die meisten mit Ornithologie befassten. Von 1832 bis zu seinem Tod vertrat er als gewählter Abgeordneter verschiedene Wahlkreise im County Carlow (Contae Cheatharlach) im britischen Unterhaus.

Zur Familie der Donnervögel gehören fünf Gattungen (Barawertornis, Bullockornis, Dromornis, Genyornis, Ilbandornis) mit insge- samt sieben Arten: Barawertornis tedfordi, Bullockornis planei, Dromornis australis, der Stirton-Donnervogel Dromornis stirtoni, Genyornis newtoni sowie Ilbandornis lawsoni und Ilbandornis woodburnei.

Donnervögel existierten vom Oberoligozän vor etwa 25 Millionen Jahren bis zum Eiszeitalter vor rund 11.000 Jahren in Australien und Tasmanien. Man bezeichnet sie weltweit auch als Riesen-Emus oder regional in Australien als Mihirungs. Der Begriff Mihirungs oder Mihirung-Vögel stammt aus der Sprache der Tjapwurong-Aborignes in Western Victoria, die in ihren Legenden solche Riesenvögel „mihirung parnmal“ nannten. Angeblich kamen die Mihirungs zu einer Zeit vor, in der Vulkane in westlichen Teilen von Victoria ausbrachen.

Der Schädel des Stirton-Donnervogels erreichte eine beachtliche Länge bis zu 52 Zentimetern. Dieser Schädel war etwa um ein Viertel größer als derjenige des zweitgrößten Donnervogels Bullockornis planei. Wie bei dem bis zu mehr als 2 Meter hohen Laufvogel Gastornis aus dem Paläozän vor etwa 62 Millionen Jahren bis zum Eozän vor 41 Millionen

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Oberschenkelknochen Dromornis australis. Anhand dieses Fundes hat 1872 der britische Pal ä ontologe Richard Owen (1804 - 1892) erstmals die Art Dromornis australis wissenschaftlich beschrieben.

Jahren ist der Schnabel des Stirton-Donnervogels hochgewölbt und im Vergleich zum Rest des Schädels sehr groß. Im Unterschied zu anderen Donnervögeln sind bei Dromornis und bei Bullockornis der erste Halswirbel (Atlas) und der zweite Halswirbel (Axis) zu einem einzigen Knochen zusammengewachsen. Ein unterer Halswirbel hatte eine Breite von 16,5 Zentimetern und eine Länge von 12 Zentimetern. Beim Brustbein übertraf die Breite das Maß der Länge.

Als Lebensraum des Stirton-Donnervogels gilt das offene subtropische Waldland im Norden von Australien. Möglicherweise hatte dieser Vogel eine räuberische Lebensweise. Es heißt aber auch, mit seinem großen papageienartigen Schnabel habe er Nüsse knacken können.

Bullockornis

Als zweitgrößte Art aus der Familie der flugunfähigen Donnervögel in Australien gilt Bullockornis planei aus dem Mittelmiozän vor 16 bis 11,6 Millionen Jahren. Diese Spezies erreichte eine Höhe von 2 bis eventuell 2,80 Metern und ein Lebendgewicht von schätzungsweise maximal 300 Kilogramm. Merklich schwerer war - wie erwähnt - der bis zu 2,80 Meter hohe Stirton-Donnervogel (Dromornis stirtoni) aus dem Obermiozän vor etwa 8 bis 6 Millionen Jahren aus Australien, der es auf schätzungsweise 570 Kilogramm brachte.

Bullockornis planei wurde 1979 von der australischen Paläontologin Patricia („Pat“) Vickers-Rich erstmals wissenschaftlich beschrieben. Typusexemplar ist ein rechter Oberschenkelknochen (Femur), der so groß wie derjenige eines heutigen Strauß ist. Der Gattungsname Bullockornis („Bullock-Vogel“) erinnert an den Fundort Bullock Creek im Northern Territory von Australien. Mit dem Artnamen planei wird der australische Paläontologe Michael Plane geehrt, der 1968 zusammen mit C. Gatehouse die Fundlokalität Bullock Creek beschrieb.

Bullock Creek nahe der Bahnstation „Camfield Station“ liegt etwa 550 Kilometer südöstlich der australischen Großstadt Darwin. Dabei handelt

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Sch ä del des Donnervogels Bullockornis planei

es sich um eine von drei bedeutenden Fundstellen von Wirbeltieren (Vertebrata) im Northern Territory. Als Wirbeltiere bezeichnet man Tiere, die eine Wirbelsäule besitzen. Die beiden anderen Wirbeltier-Fundstellen sind die „Alcoota Fossil Beds“ bei „Alcoota Station“ und „Kangaroo Station“ bei „Deep Well Station“.

Die so genannte „Bullock Creek Local Fauna“ gilt als Teil der „Camfield Fossil Beds“, die sich als schmaler Gürtel ungefähr 50 Kilometer weit dahinziehen und deren Fossilien in das Mittelmiozän vor etwa 12 Millionen Jahren datiert werden. Funde von Bullock Creek gehören zu den am besten erhaltenen Fossilien in Australien. Manche davon wurden durch Manganoxide schwarz oder blau-grau gefärbt, andere sind weiß oder cremefarbig.

Zur Tierwelt von Bullock Creek gehörten außer dem Donnervogel Bullockornis planei auch das Krokodil Baru darrowi, das frühe Känguru Nambaroo bullockensis, die Schildkröte Meiolania brevicollis, der Beutellöwe Wakaleo und der Beutelwolf Nimbacinus. Das Krokodil Baru darrowi war bis zu 5 Meter lang. Die Schildkröte Meiolania („Kleiner Wanderer“) besaß einen ungewöhnlich geformten Schädel mit vielen knaufartigen und hornähnlichen Fortsätzen. Meiolania existierte vom Mittelmiozän vor ungefähr 12 Millionen Jahren bis in die Heutzeit vor rund 3.000 Jahren und brachte bis zu 2,50 Meter große Tiere hervor. Der Beutellöwe Wakaleo hatte etwa die Maße eines Dingo (Wildhund), der eine Höhe bis zu 60 Zentimetern und von der Kopfspitze bis zur Schwanzspitze eine Länge von nahezu 1,20 Metern erreicht. Der Beutelwolf Nimbacinus war etwa so groß wie ein heutiger Fuchs.

Nach 1998 publizierten Fossilien zu schließen, besaß Bullockornis planei einen außergewöhnlich wuchtigen, mit einer ausgeprägten Muskulatur versehenen Kopf. Zusammen erreichten Kopf und Schnabel eine Länge von etwa einem halben Meter. Der lange und hohe Schnabel war groß genug, um einen heutigen Fußball darin zu verbergen. Dies ist sehr aufschlussreich. Denn der Schnabel von Vögeln ist so dimensioniert, dass er die größte seiner Nahrung aufnahmen kann.

[...]

Ende der Leseprobe aus 56 Seiten

Details

Titel
Dromornis
Untertitel
Der schwerste Vogel aller Zeiten
Autor
Jahr
2014
Seiten
56
Katalognummer
V281527
ISBN (eBook)
9783656755272
ISBN (Buch)
9783656755289
Dateigröße
6116 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dromornis, Barawertornis, Bullockornis, Genyornis, Ilbandornis, Vögel
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2014, Dromornis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281527

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