Phorusrhacos

Der riesige Terrorvogel


Fachbuch, 2014

42 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Tödliche Tritte

Ein räuberischer Vogel aus Südamerika, der nicht fliegen, aber schnell laufen konnte, steht im Mittelpunkt des Taschenbuches „Phorusrhacos

- Der riesige Terrorvogel“. Dieser bis zu 2,50 Meter hohe und zu Leb- zeiten schätzungsweise maximal 300 Kilogramm schwere Vogel lebte im Mittelmiozän vor 15,9 bis 11,6 Millionen Jahren in Argentinien. Der erste Fund, ein fossiler Unterkiefer, wurde 1887 von einem re- nommierten argentinischen Naturforscher als Rest eines zahnlosen Säugtieres fehlgedeutet. Zwei Jahre später erkannten zwei andere Ex- perten, dass dieses Fossil in Wirklichkeit von einem großen Vogel stammte. Große Terrorvögel konnten mit Tritten ihrer kräftigen Beine ihre Beutetiere bis zur Größe einer Antilope töten. Eine weitere tödli- che Waffe war der große Schnabel. Außer Phorusrhacos existierten in Südamerika und später auch in Nordamerika zahlreiche Gattungen und Arten von Terrorvögeln. Unter ihnen war der erst seit 2007 bekannte Kelenken mit einer Höhe von mehr als 3 Metern der Größte.Verfasser des Taschenbuches „Phorusrhacos - Der riesige Terrorvogel“ ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der zahlreiche Werke über urzeitliche Tiere geschrieben hat.

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Argentinischer Naturforscher, Zoologe, Paläontologe, Geologe und Anthropologe Florentino Ameghino (1854 - 1911)

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Der riesige Terrorvogel

Phorusrhacos

Argentinien war im Mittelmiozän vor 15,9 bis 11,6 Millionen Jahren die Heimat des räuberischen Terrorvogels Phorusrhacos longissimus. Dieser imposante Vogel erreichte eine Höhe bis zu 2,50 Metern und ein Lebendgewicht von schätzungsweise maximal 300 Kilogramm. Mit seinen zurückgebildeten Flügeln konnte er nicht fliegen. Auf seinen bis zu 1,80 Meter langen Beinen, die an den Füßen mit starken Krallen endeten, soll er schnell gelaufen sein.

Die erste wissenschaftliche Beschreibung von Phorusrhacos longis- simus erfolgte 1887 durch den argentinischen Naturforscher, Zoologen, Paläontologen, Geologen und Anthropologen Florentino Ameghino (1854-1911). Ihm hatte dabei ein fossiler Unterkiefer aus der argentini- schen Provinz Santa Cruz vorgelegen, den er zunächst irrtümlich einem zahnlosen Säugetier zuschrieb. Zwei Jahre später änderte Ameghino den Gattungsnamen Phorusrhacos in Phororhacos ab. Doch ersterer Begriff hatte Vorrang.

1891 erkannten der argentinische Geograph, Anthropologe und Entdecker Perito Moreno (1852-1919), eigentlich Francisco Pascasio Moreno, und der französische Geologe Alcides Mercerat (gestorben 1934), dass der von Ameghino beschriebene Kieferrest von einem großen Vogel stammte. Die Beiden verkannten den Unterkiefer als Oberkiefer.

Moreno und Mercerat beschrieben 1891 in ihrem Werk „Catálogo de los Pájaros Fósiles de la República Argentinia conservados en el Museo de La Plata“ etliche Fossilien riesiger Vögel aus dem „La Plata- Museum“. Sie rechneten diese Funde der Ordnung Stereornithes und der Familie Stereornithidae zu. Dazu sollte auch Phorosrhacos gehören. Ameghino wiederum beschrieb 1891 andere Fossilien als Pho- rusrhacos und ordnete sie nun einem Vogel zu. Zwischen Moreno und Mercerat einerseits sowie Ameghino andererseits begann nun ein Streit

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Argentinischer Geograph,

Anthropologe und Entdecker Perito Moreno (1852 - 1919), eigentlich Francisco Pascasio Moreno

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Französischer Geologe Alcides Mercerat

(gestorben 1934)

um den frühesten Zeitpunkt der Veröffentlichung von ihnen vorge- schlagener Begriffe. Offenbar hatten Moreno und Mercerat ihren „Catálogo“ am 15. April 1891 abgeschlossen und dieser war Mitte Mai 1891 erstmals erschienen. Eines der Werke von Ameghino war am 1. Juni 1891 vollendet und wurde am 11. August 1891 publiziert. Ein weiteres Werk von Ameghino ging im Dezember 1891 in Druck. Florentino Ameghino studierte als Autodidakt die Gebiete der südlichen Pampa. Dabei trug er die größte Fossiliensammlung der damaligen Zeit zusammen. Diese Sammlung leistete ihm bei seinen bedeutenden geologischen und paläontologischen Studien wichtige Dienste. Außerdem erforschte er den im argentinischen Chelles gefundenen prähistorischen Menschen. Er war ein Schüler des deutschen Natur- wissenschaftlers Carlos Germán Burmeister (1807-1892), der ab 1862 als Direktor des „Museo Argentino de Ciencas Naturales Bernardino Rivadavia“ in Buenos Aires fungierte.

Ameghino wurde Professor für Zoologie an der „Universität Cordoba“ in Argentinien, Direktor einer Abteilung am „Museo de La Plata“, das als eines der größten paläontologischen, zoologischen und archäo- logischen Museen in Südamerika gilt, sowie 1902 Direktor des „Na- tionalmuseums der Naturwissenschaften“ in Buenos Aires. Zu Ehren von Ameghino hat man in Oberá das Naturwissenschaftliche Museum, in Chubut einen Staudamm, im Nordwesten der Provinz Buenos Aires eine Stadt und auf dem Mond einen Krater nach ihm benannt.

Phorusrhacos longissimus gehört zur Familie der Phorusrhacidae (Ter- rorvögel), die 1889 erstmals von Ameghino beschrieben wurde. Phorusracidae existierten vom Oberen Paläozän vor 58,7 Millionen Jahren bis zum Oberen Pleistozän (Oberes Eiszeitalter) vor 18.000 Jahren. Sie sind vor allem durch Funde aus Südamerika und nur zu einem geringen Teil aus Nordamerika (Florida, Texas) nachge-wiesen. Merkmale der Phorusrhacidae sind ein hoher, an fleischliche Nahrung angepasster Schnabel, ein langer Hals, ein kräftiger Rumpf, Stum- melflügel und lange, muskulöse Hinterbeine. Je nach Art waren die Phorusrhacidae einen bis drei Meter hoch und wogen 45 bis 350

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Terrorvogel Phorusrhacos longissimus, Zeichnerische Rekonstrutkion

von User „ Ornitholestes “ bei „ Wikipedia “

Kilogramm. Ihre Stummelflügel eigneten sich bei den meisten Arten nur noch dazu, beim Laufen das Gleichgewicht zu halten. Ein folgenreiches geologisches Ereignis fand im Pliozän vor etwa 4,5 Millionen Jahren statt. Bei der Kollission zweier Platten der Erdkruste wurde die Pazifische Platte allmählich unter die Karibische Platte gedrückt. Dabei entstand eine Landbrücke (Isthmus von Panama) zwischen Nordamerika und Südamerika, über die Tiere hin und her wandern konnten. Auf diese Weise konnten sich auch die Terrorvögel von Südamerika nach Nordamerika ausbreiten. Als geologisch jüngster Fossilfund galt lange Zeit der bis zu 2,50 Meter hohe und maximal 150 Kilogramm schwere Terrorvogel Titanis walleri, der sich bis zum Eiszeitalter vor 1,5 Millionen Jahren in Nordflorida behauptete. Doch 2010 machte eine Forschergruppe um Herculano Alvarenga neue Terrorvogel-Reste aus Uruguay bekannt, die nur ein Alter von etwa 17.620 Jahren haben.

Die Terrorvögel spielten in Südamerika gemeinsam mit den fleisch- fressenden Beutelsäugern (Beutelhyänen) der Ordnung Sparassodonta und Krokodilen der nach dem ägyptischen Gott Sebek benannten Familie Sebecidae die Rolle der dort fehlenden Raubtiere (Carnivora). Anders als die eher langsamen, fleischfressenden Beutelsäuger und Krokodile spezialisierten sich die Terrorvögel auf schnelle Beutetiere in den ab dem Oligozän vor 27 Millionen Jahren zunehmend offener werdenden Trockenwäldern und Savannen von Südamerika. Gleichzeitig setzte ihr Riesenwuchs ein. Gegen Ende des Miozän vor mehr als fünf Millionen Jahren hatten die Terrorvögel die räuberischen Beutelsäuger völlig aus den Savannen verdrängt.

Im Miozän vor etwa 23 bis 5,3 Millionen Jahren gab es in Patagonien (Argentinien) eine exotische Tierwelt. Zu dieser gehörten außer imposanten Terrorvögeln auch bis zu 3,30 Meter lange und 2 Tonnen schwere Riesengürteltiere (Glyptodon) und jaguargroße Beuteltiere (Thylacosmilus) mit säbelähnlichen Reißzähnen.

Große Terrorvögel konnten durch Tritte ihrer kräftigen Beine ihre Beutetiere bis zur Größe einer Antilope töten. Eine weitere tödliche

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Zeitgenosse des Terrorvogels Phorusrhacos: tonnenschweres Riesengürteltier (Glyptodon), Lebensbild des Berliner Tiermalers Heinrich Harder (1858 - 1935)

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Zeitgenosse des Terrorvogels Phorusrhacos: jaguargroß es Beuteltier Thylacosmilus mit säbelähnlichen Reiß zähnen.

Lebensbild von User „ Rom-diz “ bei „ Wkipedia “

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Schädel des Terrorvogels Phorusrhacus longissimus im „ Royal Onotario Museum “ in Toronto (Kanada)

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Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Phorusrhacos
Untertitel
Der riesige Terrorvogel
Autor
Jahr
2014
Seiten
42
Katalognummer
V281533
ISBN (eBook)
9783656755067
ISBN (Buch)
9783656755074
Dateigröße
7520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Phorusrhacos, Kelenken, Terrorvogel, Terrorvögel
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2014, Phorusrhacos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281533

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