Der Zweite Weltkrieg hat das Verhältnis der Völker innerhalb Europas außerordentlich zerrüttet. Die Vergangenheit hatte ihre Spuren hinterlassen und Hass und Misstrauen hervorgerufen. Eine europäische Zusammenarbeit schien zu diesem Zeitpunkt für Jahrzehnte unmöglich. Die notwendige deutsch-französische Aussöhnung begann für viele Menschen überraschend schon zu Beginn der 1950er Jahre und ist einer der Grundpfeiler der mittlerweile 65 Jahre andauernden Zeit des Friedens in Zentraleuropa. Im Zuge der Versöhnungsbewegung wurden auch andere europäische Länder als Partner in diesen Prozess eingebunden. So kam es im Jahre 1952 zu der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, dem ersten Schritt europäischer Zusammenarbeit. Mit der Zeit wurden die Beziehungen aufgrund der positiven Erfahrungen ausgebaut und auf andere Bereiche ausgedehnt.
Seit den 1970er Jahren ist neben einer intensivieren wirtschaftlichen Integration der Bereich der Polizeikooperation geschaffen worden, zu Beginn außerhalb vertraglicher Strukturen als Gesprächs- und Austauschforum. Diese Entwicklung ist eng verbunden mit dem Namen TREVI . Im Jahre 1975 wurde diese informelle Gruppe im Rahmen der „Europäischen Politischen Zusammenarbeit“ (EPC) aus der Taufe gehoben, um eine engere Kooperation auf den Gebieten der nationalen Sicherheit und Gesetzgebung, sowie im Umgang mit Terrorismus zu erreichen. Mitglieder waren die damals noch neun EG-Staaten. Diese regelmäßigen Treffen der Innen- und Justizminister fanden ab 1976 jeweils in dem Land statt, das gerade den EG-Vorsitz innehatte. Durch das Schengen-Abkommen 1985 wurden die Grenzkontrollen an den gemeinsamen Grenzen zwischen Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten aufgehoben. Fünf Jahre später verstärkte man mit der „Schengen Implementing Convention“ (SIC) die polizeiliche Zusammenarbeit, welche die Bekämpfung des grenzüberschreitenden organisierten Verbrechens und der Drogenkriminalität vereinfachen sollte...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Der Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts (RSFR)
- Der Neofunktionalismus „form follows function"
- Der Spill-over-Effekt
- Kriterien einer Analogie
- Der Spill-over-Effekt im RFSR
- Das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung
- Zwischenfazit
- Grenzen der neofunktionalistischen Erklärung
- High versus Low Politics in der EU
- Nationale Vorbehalte gegen eine stärkere europäische Integration des Sicherheitsbereiches und die Grenzen des Prinzips der gegenseitigen Anerkennung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Seminarpapier analysiert die Europäisierung der Inneren Sicherheit im Kontext des „Raums der Freiheit, Sicherheit und des Rechts“ (RSFR). Es untersucht, ob eine Analogie zwischen der Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb Europas und der Europäisierung der Justiz- und Innenpolitik besteht. Die Arbeit beleuchtet die Grenzen der europäischen Integration in diesem Bereich und analysiert die Rolle des Neofunktionalismus und des Spill-over-Effekts.
- Der Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts (RSFR) als Ziel der Europäischen Union
- Die Rolle des Neofunktionalismus und des Spill-over-Effekts in der europäischen Integration
- Die Grenzen des Prinzips der gegenseitigen Anerkennung in der Sicherheitspolitik
- Die Unterscheidung zwischen High und Low Politics in der EU
- Nationale Vorbehalte gegen eine stärkere europäische Integration des Sicherheitsbereiches
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der europäischen Integration dar und führt in die Thematik der Europäisierung der Inneren Sicherheit ein. Sie erläutert die Entstehung des Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts (RSFR) und die Entwicklung der Polizeikooperation innerhalb der Europäischen Union.
Der zweite Abschnitt behandelt die Grundlagen der Arbeit. Er definiert den Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts (RSFR) und erklärt die Theorie des Neofunktionalismus, insbesondere den Spill-over-Effekt.
Der dritte Abschnitt untersucht die Kriterien einer möglichen Analogie zwischen der wirtschaftlichen Integration und der Europäisierung der Justiz- und Innenpolitik. Er analysiert den Spill-over-Effekt im Kontext des RSFR und das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung.
Der vierte Abschnitt beleuchtet die Grenzen der neofunktionalistischen Erklärung. Er untersucht die Unterscheidung zwischen High und Low Politics in der EU und die nationalen Vorbehalte der Mitgliedstaaten gegen eine stärkere Integration im Sicherheitsbereich.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Europäisierung der Inneren Sicherheit, den Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts (RSFR), den Neofunktionalismus, den Spill-over-Effekt, das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung, High und Low Politics, nationale Vorbehalte und die Grenzen der europäischen Integration im Sicherheitsbereich.
- Arbeit zitieren
- M.A. Florian Hideg (Autor:in), 2010, Die Europäisierung der Inneren Sicherheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281762