In unserem täglichen Tun vermischen sich zunehmend physische und digitale Systeme und damit reale und virtuelle Welten. In virtuellen Räumen bauen sich soziale Netzwerke auf. Das Internet ist durch virtuelle Welten geprägt. Sie nehmen immer mehr Platz im Alltag vieler Menschen ein. Das Internet, die größte Plattform für Unterhaltung, Zusammentreffen und Kommunikation, scheint einen immer höheren Stellenwert in der Freizeitgestaltung Jugendlicher zu erhalten. In Chatrooms, Online-Spielen und Internetgemeinschaften „treffen" sich die Jugendlichen zum gemeinsamen Austausch, gemeinschaftlichen Spiel und Zeitvertreib. Die „Räume" der virtuellen Welt scheinen reale Treffpunkte und persönlichen Austausch teilweise zu ersetzen.
Mein Interesse an virtuellen Räumen und deren Nutzung von Jugendlichen wurde durch tägliche Beobachtung meines 13-jährigen Sohnes und seine zahlreichen realen sowie virtuellen FreundInnen geweckt. Weiterhin gewann ich meine Aufmerksamkeit durch viele junge Menschen, die ich während meines 20-wöchigen Praktikums im Jugendamt beobachten und erleben konnte. In diesem Zusammenhang interessierten mich nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die SozialarbeiterInnen. Mir fiel auf, dass der Wunsch bei Jugendlichen Online zu sein, meistens als negativ von Seiten der Sorgeberechtigten erlebt wurde, was auch in Hilfeplangesprächen zu Konsequenzen führte. Festlegungen wie minimale Nutzung des Internets und Abgabe des Handys nach bestimmten Uhrzeiten scheinen für Sorgeberechtigte und SozialarbeiterInnen der „richtige“ Schritt zu Bewältigung eines Problems zu sein. Dies möchte ich zwar nicht bestreiten, aber ich hatte dabei das Gefühl, dass niemand genau hinschaute, was die Jugendlichen als InternetnutzerInnen motiviert. Meine subjektive Meinung ist, dass das Internet im Kontext problematischer Lebensbewältigung im Jugendalter oft als negatives Verhalten erlebt wird. In der vorliegenden Arbeit wird der Blick in Bezug auf die Virtualität im Lebensalltag weniger auf Vor- und Nachteile gerichtet, sondern eher auf die Rolle der Funktionen, die die Virtuellen Welten im Alltag von Jugendlichen spielen und möglicherweise eine Ressource in Kontext der Entwicklungsaufgaben in Jugendalter sein können. Es bedeutet nicht, dass diese Richtung als eine richtige und wichtige gehalten werden sollte, sondern als eine Möglichkeit, zukünftige Perspektiven zu erweitern und eventuell zu neuen Beobachtungen und Einschätzungen zu gelangen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Methodische Vorgehensweise
- Begriffsdefinitionen
- Virtuelle Welt
- Die Jugendlichen
- Entwicklungsaufgaben des Jugendalters
- Psychologische Aspekte und Krisen des Jugendalters
- Internetnutzung durch Jugendliche im Überblick
- Zahlen und Fakten
- Muster und Typen der Internet-Nutzung
- Nutzungsverhalten bzw. Internet-Milieus
- Nutzungsmotive
- Mediensozialisation
- Familie
- Peergroups
- Die virtuellen Räume als Kommunikations-, Unterhaltungs-, Orientierungs- und Informationsmedium
- Identitätsbildung
- Selbstdarstellung und Anerkennung
- Interpersonelle Kommunikation
- Beziehungsmanagement
- Flucht aus dem Alltag
- Abgrenzung von der Erwachsenenwelt
- Informationsbeschaffung
- Gefahren und Chancen für Jugendliche bei Internetnutzung
- Gefahren im Internet
- Missbrauch von persönlichen Informationen
- Cyber-Mobbing
- Konfrontation mit bedenklichen Inhalten
- Verharmlosung von Selbstmord, Selbstverletzung, Magersucht
- Chancen
- Konsequenzen für die SA/SP
- Online - Beratung
- Eltern-Medien-Beratung
- Straßensozialarbeit 2.0
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Nutzung virtueller Welten im Lebensalltag von Jugendlichen im Kontext der Sozialen Arbeit. Sie untersucht die Funktionen und Rollen, die virtuelle Räume im Alltag junger Menschen spielen, und analysiert die damit verbundenen Chancen und Risiken. Die Arbeit stellt die Frage, inwieweit virtuelle Welten als Ressource im Kontext der Entwicklungsaufgaben im Jugendalter genutzt werden können.
- Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen des Jugendalters
- Mediennutzung und -sozialisation von Jugendlichen im digitalen Zeitalter
- Die Funktionen virtueller Welten in der Lebenswelt Jugendlicher
- Chancen und Risiken der Internetnutzung für Jugendliche
- Konsequenzen für die Sozialpädagogische Arbeit im Kontext der digitalen Medienlandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und skizziert die methodische Vorgehensweise. Kapitel 2 widmet sich Begriffsdefinitionen, die für das Verständnis der Arbeit fundamental sind. Es werden die Konzepte der "Virtuellen Welt" und "Jugendliche" präzisiert. Kapitel 3 bietet einen Überblick über die Internetnutzung von Jugendlichen, beleuchtet Zahlen und Fakten sowie verschiedene Muster und Typen der Internetnutzung. In Kapitel 4 werden die Nutzungsmotive von Jugendlichen im Detail betrachtet. Dabei wird sowohl die Rolle der Mediensozialisation durch Familie und Peergroups als auch die Funktionen virtueller Räume als Kommunikations-, Unterhaltungs-, Orientierungs- und Informationsmedium untersucht. Kapitel 5 befasst sich mit den Chancen und Risiken, die mit der Internetnutzung für Jugendliche einhergehen. Abschließend werden in Kapitel 6 die Konsequenzen für die Sozialpädagogische Arbeit im Kontext der digitalen Medienlandschaft diskutiert.
Schlüsselwörter
Virtuelle Welt, Jugend, Mediensozialisation, Internetnutzung, Entwicklungsaufgaben, Chancen und Risiken, Sozialpädagogische Arbeit, Online-Beratung, Eltern-Medien-Beratung, Straßensozialarbeit 2.0.
- Arbeit zitieren
- Jenny Kuprin (Autor:in), 2014, Virtuelle Welten im Lebensalltag von Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282003