Die mittelalterliche Gesellschaft des Abendlandes teilte sich dogmatisch in drei große Gruppen: Geistliche, Adelige und Nichtadelige (Bauern, Arbeiter und Bürger). Diese recht einfache Struktur in die drei sog. Stände spiegelte kaum die tatsächliche soziale Beschaffenheit wider. Zusätzlich zu diesen dreien gab es nämlich noch weitere Gruppierungen, die außerhalb dieses Systems, also von der Gesellschaft exkludiert, standen. Diese Menschen gehörten unter anderem den sog. unehrlichen Berufen an, um die es hier im Folgenden gehen soll. Das wenig schmeichelhafte Attribut dieser Gruppe findet seinen Ursprung nicht, wie man zunächst vermuten könnte, in irgendeiner grundsätzlich kriminellen Vorgeschichte, weder Mörder noch Räuber zählten sich zu diesen Berufen. Unehrlich bedeutete in diesem Zusammenhang rechtlos, verfemt oder ausgestoßen. Berufe wie der des Henkers, Abdeckers zählten hierzu, aber auch Müller, Schornsteinfeger und Straßenkehrer.
Der einführende Teil dieser Arbeit soll einen Einblick geben in die Zusammensetzung der mittelalterlichen Gesellschaft und die bereits erwähnte Dreiteilung bzw. die darin nicht inkludierten Gruppen näher erläutern. Ebenso soll die allgemeine Entwicklung von Randgruppen beleuchtet werden.
Den Hauptteil beansprucht eine Auswahl unehrlicher Berufe. Eingegangen werden soll, soweit möglich, auf ihre jeweiligen Berufsgeschichten, ihre Funktionen in der mittelalterlichen Gesellschaft und den Ursprung bzw. die Folgen ihrer Unehrlichkeit. Dies scheint zwar bei mit dem Tode verbundenen Arbeiten wie der des Scharfrichters auf den ersten Blick bereits mit der Natur des Berufes erklärt zu sein, jedoch bietet dies für viele andere unehrliche Berufe kaum eine Erklärung an.
Den Abschluss soll ein zeitlicher Ausblick in die Neuzeit für ausgewählte Gruppierungen bilden.
Besonders wenn man sich die Heterogenität der unehrlichen Berufe vor Augen führt, stellt sich die Frage nach den Ursprüngen dieser Einteilungen. Warum gehörten neben solchen Tätigkeiten wie Gefängniswärter, Gerichtsdiener, Totengräber und Abdecker, auch Schäfer, Hirten oder Müller zu den Unehrlichen? Was bietet die Sekundärliteratur für Erklärungen in dieser Hinsicht? Und welche für die Gesellschaft (lebens)wichtigen Funktionen erfüllten diese Berufe? Und wie veränderte sich das soziale und eigene Berufsbild im Laufe der Zeit?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Aufbau der mittelalterlichen Gesellschaft
- 2.1. Die Entstehung der Ständegesellschaft
- 2.2. Die Entstehung von Randgruppen
- 2.3. Die Heterogenität der Randgruppen
- 3. Die unehrlichen Berufe im Mittelalter
- 3.1. Einführung
- 3.2. Der Henker
- 3.3. Der Abdecker
- 3.4. Der Bader
- 3.5. Der Müller
- 3.6. Der Schäfer
- 3.7. Die Prostituierten
- 4. Ausblick in die Neuzeit
- 5. Zusammenfassung und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die soziale Struktur des europäischen Mittelalters mit einem Fokus auf die sogenannten „unehrlichen Berufe“. Ziel ist es, die gesellschaftliche Einordnung dieser Berufsgruppen zu analysieren und die Gründe für ihre Ausgrenzung zu beleuchten. Dabei werden die Funktionen dieser Berufe innerhalb der mittelalterlichen Gesellschaft und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit betrachtet.
- Die Entstehung und der Aufbau der mittelalterlichen Ständegesellschaft
- Die Definition und Charakterisierung „unehrlicher“ Berufe
- Die sozialen Funktionen und die gesellschaftliche Stellung verschiedener Berufsgruppen (z.B. Henker, Abdecker, Müller)
- Die Gründe für die Ausgrenzung bestimmter Berufsgruppen
- Der Wandel der sozialen Wahrnehmung dieser Berufe im Übergang zur Neuzeit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt einen Kontrast zwischen dem modernen Verständnis von sozialer Mobilität und den Realitäten der mittelalterlichen Gesellschaft dar. Sie argumentiert gegen eine unreflektierte Verurteilung der mittelalterlichen Gesellschaft als moralisch unterentwickelt und kündigt die Untersuchung der „unehrlichen Berufe“ als Hauptthema der Arbeit an. Der Fokus liegt auf der Analyse der gesellschaftlichen Ausgrenzung dieser Berufsgruppen und ihrer Funktionen innerhalb des mittelalterlichen Systems.
2. Der Aufbau der mittelalterlichen Gesellschaft: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der ständischen Ordnung im Mittelalter, beginnend mit der spätantiken und frühmittelalterlichen Ranggesellschaft. Es analysiert die Dreiteilung in Adel, Klerus und Nichtadelige und hebt die Rolle der Kirche bei der Etablierung dieser Ordnung hervor. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entstehung von Randgruppen gewidmet, die außerhalb des Systems der drei Stände existierten, und die der Arbeit einen zentralen Kontext geben. Die Körpermetapher wird als Beispiel der damaligen Gesellschaftsvorstellungen angeführt.
3. Die unehrlichen Berufe im Mittelalter: Der Hauptteil der Arbeit behandelt eine Auswahl von „unehrlichen“ Berufen des Mittelalters. Jeder Beruf wird einzeln betrachtet, wobei seine Geschichte, seine Funktion innerhalb der Gesellschaft und die Gründe für seine „Unehrlichkeit“ untersucht werden. Das Kapitel geht über die offensichtlichen Gründe für die Ausgrenzung, beispielsweise bei Berufen wie dem des Henkers, hinaus und beleuchtet die komplexen Faktoren, die zur gesellschaftlichen Ausgrenzung anderer Berufsgruppen führten. Die Heterogenität der „unehrlichen“ Berufe und die Frage nach den Ursprüngen dieser Einteilung stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Schlüsselwörter
Mittelalter, Ständegesellschaft, unehrliche Berufe, soziale Ausgrenzung, Randgruppen, Henker, Abdecker, Müller, Schäfer, Prostituierte, soziale Mobilität, gesellschaftliche Funktionen, historische Entwicklung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: "Unehrliche Berufe im Mittelalter"
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text untersucht die soziale Struktur des europäischen Mittelalters mit einem besonderen Fokus auf die sogenannten „unehrlichen Berufe“. Er analysiert die gesellschaftliche Einordnung dieser Berufsgruppen, die Gründe für ihre Ausgrenzung, ihre Funktionen innerhalb der mittelalterlichen Gesellschaft und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einleitung, 2. Der Aufbau der mittelalterlichen Gesellschaft, 3. Die unehrlichen Berufe im Mittelalter, 4. Ausblick in die Neuzeit und 5. Zusammenfassung und Schluss. Kapitel 2 beinhaltet Unterkapitel zur Entstehung der Ständegesellschaft, zur Entstehung von Randgruppen und deren Heterogenität. Kapitel 3 behandelt einzelne "unehrliche" Berufe wie Henker, Abdecker, Bader, Müller, Schäfer und Prostituierte.
Was ist das Ziel des Textes?
Das Ziel des Textes ist es, die gesellschaftliche Einordnung von „unehrlichen“ Berufen im Mittelalter zu analysieren und die Gründe für ihre Ausgrenzung zu beleuchten. Es geht um die Betrachtung der Funktionen dieser Berufe innerhalb der Gesellschaft und deren Entwicklung über die Zeit.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Themenschwerpunkte umfassen die Entstehung und den Aufbau der mittelalterlichen Ständegesellschaft, die Definition und Charakterisierung „unehrlicher“ Berufe, die sozialen Funktionen und die gesellschaftliche Stellung verschiedener Berufsgruppen (z.B. Henker, Abdecker, Müller), die Gründe für die Ausgrenzung bestimmter Berufsgruppen und den Wandel der sozialen Wahrnehmung dieser Berufe im Übergang zur Neuzeit.
Welche Berufe werden als „unehrliche Berufe“ im Detail betrachtet?
Der Text untersucht im Detail die Berufe des Henkers, des Abdeckers, des Baders, des Müllers, des Schäfers und der Prostituierten. Es wird jeweils deren Geschichte, Funktion innerhalb der Gesellschaft und die Gründe für ihre gesellschaftliche Ausgrenzung analysiert.
Wie wird die mittelalterliche Gesellschaft im Text dargestellt?
Der Text beschreibt die mittelalterliche Gesellschaft als eine ständische Ordnung, die sich aus Adel, Klerus und Nichtadeligen zusammensetzte. Besonderes Augenmerk wird auf die Randgruppen gelegt, die außerhalb dieses Systems existierten und deren Ausgrenzung ein zentrales Thema des Textes bildet. Die Entstehung dieser Ständeordnung aus der spätantiken und frühmittelalterlichen Ranggesellschaft wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter sind: Mittelalter, Ständegesellschaft, unehrliche Berufe, soziale Ausgrenzung, Randgruppen, Henker, Abdecker, Müller, Schäfer, Prostituierte, soziale Mobilität, gesellschaftliche Funktionen, historische Entwicklung.
Wie wird die Einleitung des Textes beschrieben?
Die Einleitung stellt einen Kontrast zwischen dem modernen Verständnis von sozialer Mobilität und den Realitäten der mittelalterlichen Gesellschaft dar. Sie argumentiert gegen eine unreflektierte Verurteilung der mittelalterlichen Gesellschaft und kündigt die Untersuchung der „unehrlichen Berufe“ als Hauptthema an. Der Fokus liegt auf der Analyse der gesellschaftlichen Ausgrenzung und der Funktionen dieser Berufsgruppen.
Wie wird Kapitel 2 des Textes zusammengefasst?
Kapitel 2 beschreibt die Entstehung der ständischen Ordnung im Mittelalter, beginnend mit der spätantiken und frühmittelalterlichen Ranggesellschaft. Es analysiert die Dreiteilung in Adel, Klerus und Nichtadelige und die Rolle der Kirche. Es widmet sich der Entstehung von Randgruppen außerhalb der drei Stände und deren Bedeutung für den Text. Die Körpermetapher wird als Beispiel der damaligen Gesellschaftsvorstellungen erwähnt.
Wie wird Kapitel 3 des Textes zusammengefasst?
Kapitel 3 behandelt eine Auswahl von „unehrlichen“ Berufen. Jeder Beruf wird einzeln betrachtet: seine Geschichte, seine Funktion und die Gründe für seine „Unehrlichkeit“ werden untersucht. Der Fokus liegt auf den komplexen Faktoren der gesellschaftlichen Ausgrenzung und der Heterogenität der „unehrlichen“ Berufe.
- Arbeit zitieren
- Dr.med.univ. Christian Lechner (Autor:in), 2014, Unehrliche Berufe im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282013