Ein Haus am Märkischen See ist der Schauplatz von zwölf Lebensläufen, Schicksalen und Geschichten von den Zwanzigerjahren bis heute. Sie alle verbindet die Suche und Sehnsucht nach der Heimat, einem Ort, fern von Unterdrückung, Vertreibung und Tod. Die Geschichten der Romanfiguren bilden eine Art literarisches, kollektives Gedächtnis des vergangenen Jahrhunderts.
Zunächst wird der Romantitel mit seiner zweideutigen Bedeutung genauer beleuchtet. Was steckt hinter dem Kompositum „Heimsuchung“ und welche Rolle nimmt es im Zusammenhang mit den Romanfiguren und deren Geschichten ein?
Unter dem Punkt „Multiperspektivische Darstellung der Erinnerung“ wird geklärt, welche Formen des Gedächtnisses existieren. Hierzu werden zunächst Aleida Assmanns Text über die „vier Formen des Gedächtnisses“ und Astrid Erlls Ansatz über „Die Rhetorik des kollektiven Gedächtnisses“ herangezogen, um im weiteren Verlauf die konkrete Darstellung der Erinnerung an Aleida Assmanns Theorie im Roman „Heimsuchung“ zu betrachten. Lassen sich ihre Formen des Gedächtnisses auch in Erpenbecks Roman wiederfinden? Und falls ja, wie werden sie dargestellt?
Besonders auffällig in Jenny Erpenbecks Roman ist die fehlende Chronologie innerhalb der Geschichten der Romanfiguren. Die Frage, die hier gestellt werden muss ist, weshalb dieses stilistische Mittel von der Autorin gewählt wurde und welche Wirkung ihm zukommt. Dieselbe Fragestellung muss bei den immer wieder auftauchenden Wiederholungen beachtet werden. Sind es bestimmte Sachverhalte, denen die Autorin damit Nachdruck zu verleihen versucht, oder steckt ein weitaus komplexerer Aspekt dahinter, der nicht offensichtlich ist?
Nicht unbeachtet darf die Thematik der „individuellen Erinnerung“ der einzelnen Romanfiguren bleiben. Die Geschehnisse werden immer aus der Sicht der Individuen geschildert, jedoch muss geklärt werden, ob ein Zusammenhang zwischen der individuellen Erinnerung und der Erinnerung des Kollektivs hergestellt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DER ROMANTITEL
- Heimat
- Heimsuchung
- DARSTELLUNG DER ERINNERUNG
- Aleida Assmann: „Vier Formen des Gedächtnisses“
- Astrid Erll: Die Rhetorik des kollektiven Gedächtnisses
- MULTIPERSPEKTIVISCHE DARSTELLUNG DER ERINNERUNG IN „HEIMSUCHUNG“
- Fehlende Chronologie
- WIEDERHOLUNGEN
- INDIVIDUELLE ERINNERUNG
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse von Jenny Erpenbecks Roman „Heimsuchung“ und untersucht insbesondere die Darstellung von Erinnerung und deren Vielschichtigkeit. Der Fokus liegt darauf, wie die verschiedenen Formen des Gedächtnisses, wie sie von Aleida Assmann und Astrid Erll beschrieben werden, in Erpenbecks Werk zum Tragen kommen. Dabei werden insbesondere die fragmentarische Erzählstruktur, die fehlende Chronologie und die Verwendung von Wiederholungen als stilistische Mittel der Erinnerungsgestaltung analysiert.
- Die Bedeutung des Romantitels „Heimsuchung“ in Bezug auf die Suche nach Heimat und die Konfrontation mit der Vergangenheit
- Die Darstellung verschiedener Gedächtnisformen nach Aleida Assmann und Astrid Erll im Roman
- Die Funktion der fehlenden Chronologie und der fragmentarischen Erzählstruktur in „Heimsuchung“
- Die Rolle von Wiederholungen und deren Bedeutung für die Erinnerungsgestaltung
- Die Verbindung von individueller und kollektiver Erinnerung im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Heimsuchung“ und dessen thematischen Schwerpunkt vor: die Suche nach Heimat und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Anschließend wird der Romantitel „Heimsuchung“ in seiner doppelten Bedeutung beleuchtet. Im darauf folgenden Kapitel wird die Darstellung von Erinnerung im Roman anhand der Theorien von Aleida Assmann und Astrid Erll analysiert. Assmanns „Vier Formen des Gedächtnisses“ dienen als Grundlage, um die verschiedenen Ebenen der Erinnerung im Roman zu beschreiben, während Erlls „Rhetorik des kollektiven Gedächtnisses“ die literarische Gestaltung und den Umgang mit Erinnerung im Werk beleuchtet.
In „Multiperspektivische Darstellung der Erinnerung in „Heimsuchung““ wird der Einfluss der fehlenden Chronologie in den Geschichten der Romanfiguren auf die Leserwahrnehmung und die Darstellung von Erinnerung untersucht. Im Kapitel „Wiederholungen“ wird die Funktion von Wiederholungen im Text erörtert, die sowohl die Monotonie des Lebens als auch die Bedeutung bestimmter Erinnerungsmomente hervorheben. Abschließend widmet sich das Kapitel „Individuelle Erinnerung“ der Verbindung von individueller und kollektiver Erinnerung in „Heimsuchung“, wobei die Geschichten der einzelnen Figuren als Repräsentanten für bestimmte kollektive Erfahrungen betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe in dieser Analyse von Jenny Erpenbecks Roman „Heimsuchung“ sind Erinnerung, Gedächtnis, Heimat, Heimsuchung, Vergangenheit, Aleida Assmann, Astrid Erll, fehlende Chronologie, Wiederholungen, individuelle Erinnerung, kollektives Gedächtnis, Fragmentierung und Multiperspektivität. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Erinnerung als einem komplexen und vielschichtigen Phänomen, das durch unterschiedliche Perspektiven und Erzählformen geprägt ist.
- Arbeit zitieren
- Victoria Theis (Autor:in), 2014, Die Darstellung der Erinnerung in Jenny Erpenbecks Roman "Heimsuchung", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282225