Dass Menschen im Rahmen ihrer Arbeitstätigkeit „ausbrennen“ können, ist ein lange bekanntes Phänomen, das seit 1974 unter dem Begriff „Burnout“ wissenschaftlich erforscht wird. Seit der Begriffsprägung durch den Psychologen Herbert Freudenberger bezieht man dieses Ausbrennen in erster Linie auf die negativen Folgen einer dauerhaften Arbeitsüberlastung, insbesondere in personenorientierten, „helfenden“ Berufen.
Trotz der stetig wachsenden Zahl wissenschaftlicher Publikationen zum Thema Burnout ist jedoch festzuhalten, dass insbesondere durch die sehr häufige Verwendung eines standardisierten Fragebogens (Maslach Burnout Inventory), welcher wesentliche theoretische Grundannahmen einfach voraussetzt, relativ wenige empirisch gesicherte Erkenntnisse zum Entstehungsprozess sowie zum Verlauf eines Burnout-Syndroms existieren. Dabei sind Ursachen, Entwicklungsschritte und Folgen eines einmal konstatierten Burnouts von großer Bedeutung, wenn es darum geht, vorbeugende (präventive) oder gegensteuernde (therapeutische) Schritte zu unternehmen.
Darüber hinaus ist der Zusammenhang zwischen individuellem Burnout und dem neuerdings ebenfalls diskutierten „Ausbrennen“ ganzer Organisationen kaum erforscht. Zwar ist nicht erst seit der expliziten Begriffsprägung des „Organizational Burnout“ durch Greve bekannt, dass auch Organisationen einem stetigen Wandel unterliegen, welcher im ungünstigen Fall in einen Zustand der Ressourcen- und Perspektivlosigkeit münden kann und dann das Ende der Organisation nach sich zieht. Doch gerade die Verbindung zwischen Negativentwicklungen auf individueller und organisationaler Ebene bedarf einer eigenständigen, kritischen Analyse, die sich nicht in der Suche nach einer möglichst einfachen Kausalkette erschöpfen darf.
Unter den genannten Voraussetzungen ist es nur konsequent, Fragen nach einem möglichen Zusammenhang zwischen dem „Ausbrennen“ von Personen und einem vergleichbaren Prozess bei ganzen Organisationen zu stellen. Beeinflussen einzelne Individuen die Organisation so stark, dass sie ein „Organizational Burnout“ verursachen können? Oder kann eine „ausbrennende“ Organisation ihrerseits die in ihr beschäftigten Mitarbeiter quasi „mit in den Abgrund reißen“, d.h. ein individuelles Burnout-Syndrom begünstigen? Gibt es wechselseitige Interaktionen zwischen individuellen und organisationalen Burnout-Prozessen?
Diese und ähnliche Fragestellungen werden im Buch auf empirischer Grundlage praxisnah behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Das Konzept des individuellen Burnout
- Die medizinische Perspektive
- Limitationen des individuellen Burnout-Konzeptes
- Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum individuellen Burnout
- Arbeitsdefinition des individuellen Burnout für die nachfolgende Untersuchung
- Das Konzept des Organizational Burnout
- Vergleichbare Konzepte in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
- Limitationen des Organizational Burnout-Konzeptes
- Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Organizational Burnout bzw. vergleichbaren Phänomenen
- Arbeitsdefinition des Organizational Burnout für die nachfolgende Untersuchung
- Das Konzept des individuellen Burnout
- Exemplarische Fallstudien aus der psychiatrischen Praxis
- Facharbeiterin in der Glasverarbeitungsindustrie
- Controller in Medizintechnik-Großunternehmen
- Informatik-Ingenieur in Familienbetrieb
- Assistentenarzt an Universitätsklinik
- Teamleiter in Luftfahrt-Logistikunternehmen
- Zusammenhänge zwischen individuellem Syndrom und institutionellen Rahmenbedingungen
- Individuelles Burnout-Syndrom als Hinweis auf mangelhafte Führung (Fälle 1-5)
- Individuelles Burnout-Syndrom als Begleiterscheinung organisationaler Fehlentwicklungen (Fälle 2, 3 und 4)
- Individuelles Burnout-Syndrom als Indikator eines beginnenden oder manifesten Organizational Burnout (insbes. Fälle 2, 3 und 4)
- Mögliche Lösungsstrategien
- Burnout-Prävention als Führungsaufgabe
- Burnout-Indizes (Kennzahlen) in Planung und Controlling
- Mitarbeiterbefragungen als Instrument der Organizational-Burnout-Prävention
- Fazit und Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf
- Literaturverzeichnis
- Anhang 1
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Burnout, sowohl auf individueller als auch auf organisationaler Ebene. Ziel ist es, die beiden Konzepte des individuellen und des Organizational Burnout zu analysieren und ihre Zusammenhänge aufzuzeigen. Die Arbeit untersucht, wie Institutionen krank machen und krank werden können, indem sie die Entstehung und Entwicklung von Burnout in beiden Perspektiven beleuchtet.
- Definition und Abgrenzung des individuellen und des Organizational Burnout
- Analyse der Ursachen und Symptome von Burnout in beiden Perspektiven
- Untersuchung der Zusammenhänge zwischen individuellem und organisationalem Burnout
- Entwicklung von Lösungsstrategien zur Prävention und Bewältigung von Burnout
- Bedeutung von Führung und Organisationskultur für die Entstehung und Vermeidung von Burnout
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Burnout ein und erläutert die Relevanz der Thematik für die heutige Arbeitswelt. Sie stellt die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise der Arbeit dar.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den theoretischen Grundlagen des individuellen und des Organizational Burnout. Es werden die jeweiligen Konzepte definiert, ihre Limitationen diskutiert und der aktuelle Forschungsstand beleuchtet. Die Arbeitsdefinitionen für die nachfolgende Untersuchung werden vorgestellt.
Im dritten Kapitel werden exemplarische Fallstudien aus der psychiatrischen Praxis vorgestellt. Anhand von fünf Fallbeispielen werden die Symptome und Auswirkungen von Burnout auf die betroffenen Personen dargestellt. Die Fallstudien dienen als Grundlage für die Analyse der Zusammenhänge zwischen individuellem und organisationalem Burnout.
Das vierte Kapitel analysiert die Zusammenhänge zwischen dem individuellen Burnout-Syndrom und den institutionellen Rahmenbedingungen. Es wird untersucht, inwiefern individuelles Burnout als Hinweis auf mangelhafte Führung oder als Begleiterscheinung organisationaler Fehlentwicklungen interpretiert werden kann. Darüber hinaus wird die Frage beleuchtet, ob individuelles Burnout als Indikator eines beginnenden oder manifesten Organizational Burnout betrachtet werden kann.
Das fünfte Kapitel widmet sich möglichen Lösungsstrategien zur Prävention und Bewältigung von Burnout. Es werden verschiedene Ansätze vorgestellt, wie Burnout auf individueller und organisationaler Ebene verhindert und behandelt werden kann. Die Bedeutung von Führung und Organisationskultur für die Entstehung und Vermeidung von Burnout wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den individuellen Burnout, den Organizational Burnout, die Entstehung und Entwicklung von Burnout, die Zusammenhänge zwischen individuellem und organisationalem Burnout, die Ursachen und Symptome von Burnout, die Rolle von Führung und Organisationskultur, Lösungsstrategien zur Prävention und Bewältigung von Burnout, Fallstudien aus der psychiatrischen Praxis.
- Quote paper
- Dr. Ernst Seiffert (Author), 2012, Individual vs. Organizational Burnout, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282256