Seit einigen Jahrzehnten ist das Interesse der Forschung an der Erzählung „Joseph und Aseneth“ (JosAs) nach einer eher stilleren Phase wieder gestiegen. Dabei ist die Bewertung jener Quelle alles Andere als eindeutig. „Die Deutung auf das tägliche jüdische Essen bietet zu wenig, die Annahme christlicher Interpolationen ist unnötig, die These vom Mysterienmahl geht einen Schritt zu weit.“ Dieses Zitat Hans-Josef Klaucks bringt per Ausschlussverfahren zum Ausdruck, wie schwer ein definitiver Umgang vor allem mit den Mahlformeln in der Erzählung von Joseph und Aseneth ist.
Und dennoch war man sich beispielsweise im 20. Jahrhundert sicher, dass JosAs eine christliche Schrift sei. Bereits für das 6. Jahrhundert ist bei Pseudo Zacharias Rhetor ein Briefwechsel belegt, in dem Moses von Aggel gebeten wird, ein sogenanntes „kleines Buch“ ins Syrische zu übersetzen (das „Buch der Asjath“). Er interpretiert die Erzählung als „Allegorese auf Christus und die Seele“.
Solch historische Belege lassen einen nach christlichen Indizien fragen und stoßen einen besonders auf die Mahlerwähnungen, die in der Erzählung gleich sechs Mal vorkommen. Dabei tun sich zwei Fragen auf: Ist der Ursprung der Schrift bereits christlich oder ist christliches Gedankengut später eingeflossen? Damit verbunden stellt sich außerdem die Frage: Sind die Mahlerwähnungen dann eucharistisch zu deuten? Wenn ja, sind sie dann ursprünglich oder im Laufe eines redaktionellen Prozesses hinzugefügt worden? Schließlich führen diese Fragen auf die Spur eines Sitzes im Leben. Wer verbirgt sich dann hinter JosAs? Ein Blick auf die Wirkungsgeschichte eines christlichen Verständnisses der Schrift könnte außerdem besseren Einblick auf die Beantwortung jener Fragen geben.
Für eine Untersuchung der Mahlerwähnungen in JosAs durch den Versuch einer „christlichen Lesart“ ist im Grunde nur der erste Teil der Erzählung relevant, denn der zweite Teil beinhaltet keine Mahlerwähnungen. Demnach liegt der Akzent der Arbeit auf JosAs 1,1-21,21.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Textkritik
- Inhaltliche Aspekte
- Story
- Aufbau und Gliederung
- Gattung
- Datierung und Verortung
- Sprache
- Sitz im Leben, Verfasser und Adressaten
- Mahlformeln
- Alltägliches Mahl oder Kultmahl?
- Neutestamentliche Bezüge
- Honigwabe und Mahlformeln?
- Brot, Becher und Salbe
- Fazit und Ausblick
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Erzählung „Joseph und Aseneth“ (JosAs) und untersucht die darin vorkommenden Mahlformeln. Ziel ist es, die Frage nach dem Ursprung der Schrift und der Bedeutung der Mahlformeln zu klären. Dabei wird insbesondere die Frage nach einem möglichen christlichen Einfluss auf die Erzählung und die Frage nach einer eucharistischen Deutung der Mahlformeln behandelt. Die Arbeit analysiert die Mahlformeln im Kontext der Erzählung und setzt sie in Beziehung zu neutestamentlichen Texten. Darüber hinaus wird die Frage nach dem Sitz im Leben der Schrift und den möglichen Verfassern und Adressaten untersucht.
- Ursprung der Schrift: Christlich oder jüdisch?
- Bedeutung der Mahlformeln: Alltägliches Mahl oder Kultmahl?
- Möglicher christlicher Einfluss auf die Erzählung
- Eucharistische Deutung der Mahlformeln
- Sitz im Leben der Schrift und mögliche Verfasser und Adressaten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Mahlformeln in der Erzählung „Joseph und Aseneth“ ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Ursprung der Schrift und der Bedeutung der Mahlformeln. Die Textkritik beleuchtet die verschiedenen Textüberlieferungen und die Herausforderungen, die sich aus der Vielfalt der Textvarianten ergeben. Im Kapitel „Inhaltliche Aspekte“ werden die Story und der Aufbau und die Gliederung der Erzählung zusammengefasst. Die Gattung der Erzählung wird im nächsten Kapitel behandelt, gefolgt von einer Diskussion der Datierung und Verortung der Schrift. Das Kapitel „Sprache“ analysiert die sprachlichen Besonderheiten der Erzählung. Im Kapitel „Sitz im Leben, Verfasser und Adressaten“ werden die möglichen Verfasser und Adressaten der Schrift sowie der Kontext ihrer Entstehung untersucht. Das Kapitel „Mahlformeln“ analysiert die verschiedenen Mahlformeln in der Erzählung und setzt sie in Beziehung zu neutestamentlichen Texten. Die Frage nach einem möglichen christlichen Einfluss auf die Erzählung und die Frage nach einer eucharistischen Deutung der Mahlformeln werden in diesem Kapitel ausführlich behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erzählung „Joseph und Aseneth“, Mahlformeln, christlicher Einfluss, eucharistische Deutung, Sitz im Leben, Verfasser und Adressaten, neutestamentliche Bezüge, Textkritik, Textüberlieferung, Geschichte der Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Margarete Berger (Autor:in), 2013, Brot des Lebens, Kelch der Unsterblichkeit und Salbe der Unvergänglichkeit. Eucharistische Mahlformeln in der Erzählung "Joseph und Aseneth"?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282300