Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Vorstellung der Studie
2.1 Hintergrund, Zielsetzung & Fragestellung der Studie
2.2 Datenerhebung und Datenauswertung
2.3 Ergebnisse und Diskussion
3. Kritische und systematische Beurteilung der Studie
3.1 Formulierung der Forschungsfrage
3.2 Auswahl des Studiendesigns
3.3 Literaturanalyse
3.4 Stichprobe
3.5 Methoden zur Datenerhebung
3.6 Ethik
3.7 Analyse
3.8 Ergebnisse
3.9 Diskussion
3.10 Übertragbarkeit
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Struktureller Aufbau der Arbeit (Eigenerstellung)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Übersicht über die kritische Beurteilung der Studie (Eigendarstellung in Anlehnung an Panfil, 2013, S. 210)
1. Einleitung
Zur beruflichen Kompetenz von Lehrkräften gehört das Unterrichten auf der Grundlage von theoretischem und empirischem Wissen sowie das Wissen über Einwirkungsmöglichkeiten im Rahmen des Lehr-Lernkontextes (Kiper & Mischke, 2006, S. 9). Diese empirischen Erkenntnisse versucht die Unterrichtsforschung als Teil der Bildungsforschung zu liefern. Eine kritische Einschätzung der Qualität von Forschungsarbeiten ist für Lehrende unabdingbar um relevante Erkenntnisse für die eigene Unterrichtspraxis ableiten zu können. Im Rahmen dieser Hausarbeit soll dies exemplarisch anhand der experimentellen Studie „ Comics – didaktisches Potenzial für die Berufsbildung im medizinisch-pflegerischen Sektor? “ (Göhler, Narciss & Niethammer, 2013) erfolgen. Hierzu können je nach Studientyp und Design unterschiedliche Kriterien zugrunde gelegt werden. Im Rahmen dieser Arbeit werden die „Allgemeinen Kriterien zur Beurteilung von Studien“ herangezogen, wie sie von Panfil (2013, S. 205-212) vorgeschlagen werden.
Der strukturelle Aufbau dieser Arbeit ist nachfolgender Wissensstruktur zu entnehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Struktureller Aufbau der Arbeit (Eigenerstellung)
2. Vorstellung der Studie
Zunächst soll in diesem Kapitel die zu analysierende Studie vorgestellt werden. Hierbei wird insbesondere auf den Hintergrund als auch auf die Fragestellung und die Zielsetzung der Studie eingegangen.
2.1 Hintergrund, Zielsetzung & Fragestellung der Studie
Die zu analysierende Studie ist im Jahr 2013 veröffentlicht worden. Es handelt sich hierbei um eine experimentell angelegte Studie der Autorinnen Göhler, Narciss und Niethammer der Technischen Universität Dresden, welche das didaktische Potenzial von Comics im Rahmen der Berufsausbildung im medizinisch-pflegerischen Sektor untersucht. Demnach lautet der Titel der Forschung: „Comics – didaktisches Potenzial für die Berufsbildung im medizinisch-pflegerischen Sektor?“
Konkret untersuchen die Autorinnen den Einfluss von Comics hinsichtlich der Kriterien Lernmotivation und Wissenserwerb. Hintergrund dieser Studie ist der Gedanke, dass im Alltag in komplexen Handlungssituationen bereits häufig Comicdarstellungen genutzt werden. Dieser Nutzen könnte nach Meinung der Autorinnen zugunsten der Ausbildung beruflicher Handlungskompetenz auf die berufliche Bildung übertragen werden (Göhler, Narciss & Niethammer, 2013, S.1). Die Autorinnen halten fest, dass bislang keinerlei Forschungsbefunde dieser Fragestellung in der beruflichen Bildung existieren. Jedoch wurden im Rahmen des Projektes CoforVE Comics eigens für Pflegekräfte zum Erwerb von beruflicher Handlungskompetenz zur Pflege von Diabetikern entwickelt, welches Potenzial es zu untersuchen gilt.
Lediglich im allgemein bildenden Bereich liegen Untersuchungen vor, welche Kognitions- und Motivationseffekte von Comics bestätigen (ebd., S. 3).
Aufgrund dieser mangelnden Forschungsergebnisse in der beruflichen Bildung wird folgende Fragestellung entwickelt: „ Wie kann das Potenzial von Comics für den Erwerb beruflicher Handlungskompetenz von Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen und –schülern genutzt werden?“ (ebd., S.4). Die Fragestellung wird desweiteren hinsichtlich des pflegerischen Tätigkeitsbereiches weiter eingeschränkt und bezieht sich auf den Inhalt des Themenbereiches „Diabetes mellitus“. Demnach gilt es zu untersuchen, „ob und in welchem Maße maßgeschneiderte Comics für Gesundheits- und Krankenpfleger zum Inhalt Diabetes mellitus einen positiven Effekt auf den Erwerb von konzeptuellen und prozeduralen Wissen und die Lernmotivation haben“ (ebd. S. 4-5). Die Untersuchung der Lern- und Motivationseffekte von maßgeschneiderten Comics zum Thema „Diabetes mellitus“ erfolgt im Vergleich zu einer herkömmlichen Lernbedingung (Lehrbuch) und im Vergleich zu einer Lernbedingung, in der die Geschichte des Comics ohne Comicbilder zum Einsatz kommt (ebd., S.5).
2.2 Datenerhebung und Datenauswertung
Das methodische Vorgehen der Untersuchung beinhaltet drei Phasen – die Erstellung der Lernmaterialien auf der Grundlage des Lernstoffes und des Lernplans, die Entwicklung und empirische Prüfung der Wissens- und Motivationstests (Pre- und Post-Test) und die anschließende Phase der Durchführung einer experimentellen Studie zu den Effekten der Lernmaterialien und den Mess-Instrumenten. Im Rahmen der Studie wurde mit dem paper & pencil Verfahren gearbeitet.
2.3 Ergebnisse und Diskussion
„Die Ergebnisse der Studie belegen, dass Comics im Vergleich zum Lehrbuch sowohl positive Effekte auf den Wissenserwerb wie auf die Motivation haben“ (ebd., S.11). Insgesamt schneiden die Comics besser ab als das Lernen mit einer Geschichte ohne visuelle Darstellungen und das Lernen mit einem üblichen Lehrbuch. Insofern bestätigt diese Studie die Forschungsergebnisse aus dem allgemein bildenden Bereich. Die Autorinnen führen allerdings an, dass die Erkenntnisse, welche im Rahmen der Studie schriftlich festgehalten worden sind, noch keinen Aufschluss über Effekte auf die berufliche Handlungskompetenz geben. Sie schlagen vor, dass dies noch genauer untersucht werden sollte. Desweiteren sprechen sie sich dafür aus, dass Forschung im Hinblick auf Comics in der Berufsbildung als auch zum Lernen durch Geschichten stattfinden sollte, da dieser Bereich bislang unzureichend erforscht ist.
3. Kritische und systematische Beurteilung der Studie
Nachdem die genannte Studie nun in ihren Grundzügen vorgestellt wurde, soll sie nun einer kritischen Beurteilung unterzogen werden. Diese wird unter Hinzuziehung ausgewählter Aspekte (Panfil, 2013, S. 210 – 211) stattfinden.
3.1 Formulierung der Forschungsfrage
Am Anfang einer Forschung steht immer eine Problembeschreibung. Mithilfe einer Studie soll dieses Problem gelöst werden (Panfil, 2013, S. 33). In Bezug auf die genannte Studie stellt das Problem die von den Autorinnen genannte „Forschungslücke“ bezüglich der Visualisierung von Lerninhalten durch Comics im berufsbildenden Bereich dar. Desweiteren gibt es derzeit wenige Untersuchungen, welche Comics parallel motivations- als auch kognitionspsychologisch erforschen würden, so die Autorinnen. Hierdurch begründen sie auch die Relevanz sowie die Notwendigkeit der Forschung. Sie vertreten die These, dass Comics dazu dienen können, komplexe Handlungssituationen verständlich zu machen und zudem sowohl den Wissenserwerb als auch die Motivation der Lernenden fördern. Durch die Forschung soll diese Annahme bestätigt werden. Die Legitimation der Forschungsarbeit ist durchaus gut begründet und nachvollziehbar. Besonders sinnvoll ist es Forschungen in Themenbereichen durchzuführen, die bislang wenig bis gar nicht erforscht wurden. Für Lehrkräfte können Forschungen dieser Art dazu dienen, ihre Unterrichtsmethoden, wie beispielsweise den Einsatz von Comics Kritikern gegenüber zu rechtfertigen. Zudem ist es ihre Aufgabe, sich an dem aktuellen Stand der Forschung zu orientieren, was jedoch folglich nur möglich ist, sofern überhaupt Forschungsergebnisse existieren.
Um die Durchführbarkeit einer Forschung zu gewährleisten, muss die Problematik eingegrenzt werden, indem eine Forschungsfrage möglichst präzise formuliert wird. Eine deutliche Formulierung der Forschungsfrage ist in dem zu analysierenden Forschungsbericht nicht auszumachen. Zwar lautet die Überschrift des Kapitels 4 „ Wie kann das Potenzial von Comics für den Erwerb beruflicher Handlungskompetenz von Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen und –schülern genutzt werden? “ (Göhler, Narciss & Niethammer, 2013, S. 4), doch die Autorinnen verzichten darauf, dieses als eindeutige Forschungsfrage zu benennen. Sie führen weiter an, dass im Mittelpunkt des Interesses der Untersuchung die Frage stand, „inwiefern der maßgeschneidert enwickelt[e] Comic zur Pflege bei Diabetes mellitus positive Effekte einerseits auf den Erwerb von konzeptuellem und prozeduralem Wissen, andererseits auf die Lernmotivation hat“ (ebd., S. 11). Kritisch anzumerken ist demnach, dass beide Fragestellungen an unterschiedlichen Textstellen auftauchen und darüber hinaus nicht so präzise formuliert sind, wie sie es sein sollten.
Um eine solche Präzision zu erlangen hätte beispielsweise das „PICO-Schema“ genutzt werden können (Behrens & Langer, 2006, S. 99). Hierbei werden sowohl die zu untersuchende Population, die zu untersuchende Intervention und die Vergleichsintervention als auch das Outcome genau definiert. In der Studie von Göhler, Narciss und Niethammer stellen die Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege die zu untersuchende Population dar. Offen bleibt hier, ob auch Auszubildende der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege hier gemeint sind, da diese Gruppe nicht explizit erwähnt wird. Aufgrund der Änderung des Krankenpflegegesetzes, welches 2004 in Kraft getreten ist, wäre es durchaus denkbar, dass sowohl Auszubildende der Kranken- als auch Kinderkrankenpflege gemeinsam unterrichtet werden. Desweiteren gibt es bezüglich der zu untersuchenden Population keinen Angaben über den Ausbildungsstand dieser Personen. Es ist also nicht klar, ob die Untersuchungen im ersten, zweiten oder dritten Ausbildungsjahr stattgefunden haben. Darüberhinaus hätte bereits in der Forschungsfrage eingegrenzt werden sollen, ob die zu untersuchende Population lediglich die Bundesländer Sachsen und Brandenburg betreffen sollte oder eventuell sogar deutschlandweit. Die Präzision dessen hat Auswirkungen auf die spätere Übertragbarkeit der Ergebnisse.
Die Intervention dieser Studie ist der „Einsatz maßgeschneiderter Comics zum Thema `Pflege bei Diabetes mellitus`“ (ebd., S. 5). Die Autorinnen haben nicht nur eine - sondern direkt zwei Kontrollinterventionen festgelegt: zum Einen den Einsatz einer Geschichte des Comics allerdings ohne Comicbilder und zum Anderen den Einsatz eines herkömmlichen Lehrbuchtextes. Das Outcome, sprich den erwarteten Effekt der Intervention, stellt der Erwerb von konzeptuellem und prozeduralem Wissen sowie die Lernmotivation dar. Die Autorinnen betrachten demnach drei verschiedene Auswirkungen der Intervention.
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