„Zum beliebtesten Opfer der NKWD-Organe“ kürte der Historiker Alexander Vatlin 1998 die deutschstämmigen Bewohner der stalinistischen Sowjetunion ab Mitte der 30er Jahre. Gleichzeitig beschreibt er damit eine der forderndsten und zermürbendsten Phasen für Deutsche und für ethnische Minderheiten allgemein im Vielvölkerreich der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken: den Großen Terror. Dieser etwa zwei Jahre dauernden, wohl größten Zäsur (1936-1938) in der Geschichte deutscher Kolonisten auf russischem Grund soll sich auch die folgende Arbeit widmen. Zu klären ist dabei, wie die Deutschstämmigen zu einem Hauptziel der Massenoperationen werden konnten und die konkreten Maßnahmen während des Großen Terrors ausgesehen haben. Außerdem soll eruiert werden, ob sich die Repressionen, von denen gegen andere Minderheiten, unterschieden. Dazu sollen stellvertretend für alle Deutschen Bürger der Sowjetunion die Wolgadeutschen stehen, da sie die größte kohärente Population an Deutschstämmigen zu dieser Zeit im sowjetischen Imperium ausgemacht haben. Zunächst aber soll untersucht werden, welches ökonomische und gesellschaftliche Gewicht die Wolgadeutschen vor den Massenoperationen in der Sowjetunion inne hatten, um so die Vorbedingungen für den Terror gegen diese verhältnismäßig kleine Volksgruppe zu ermitteln. Außerdem soll in dieser Abhandlung untersucht werden, welche konkreten wirtschaftlichen und kulturellen Folgen der Große Terror auf die deutsche Bevölkerung hatte. Im Umkehrschluss sollen dann auch die ökonomischen Konsequenzen für die Sowjetmacht im Hinblick auf die Repressalien gegen die Deutschen im dräuenden Konflikt zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion betrachtet werden. Des Weiteren sollen die Ergebnisse mit parallel laufenden Entwicklungen von anderen Minderheiten und Sowjetrepubliken verglichen werden, um so eventuell für mehrere Ethnien des sowjetischen Vielvölkerstaates gültige Aussagen zum Großen Terror zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Einordnung in den historischen Kontext
- Der Große Terror
- Die Entstehung der Autonomen sozialistischen Sowjetrepublik der Wolga-deutschen
- Die ASSR der Wolgadeutschen im Stalinismus
- Der Große Terror und die Wirtschaftskrise 1936-1940
- Der Terror gegen Volksdeutsche in der Wolgarepublik 1936-1938
- Der Beginn des Großen Terrors und die Säuberungen in der ASSR der Wolgadeutschen
- Die Durchführung der Massenoperationen in der ASSR der Wolgadeutschen
- Zwischenfazit
- Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Repressionen gegen die Wolgadeutschen während des Großen Terrors (1936-1938) im stalinistischen Regime. Ziel ist es, die Ursachen für die Auszeichnung der Wolgadeutschen als Hauptziel der Massenoperationen zu ermitteln, die konkreten Maßnahmen des Terrors zu beschreiben und einen Vergleich mit Repressionen gegen andere Minderheiten anzustellen. Die Arbeit beleuchtet auch die ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen des Terrors für die Wolgadeutschen und die Sowjetunion.
- Der Große Terror und seine Auswirkungen auf die Wolgadeutschen
- Die ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Wolgadeutschen vor dem Terror
- Vergleich der Repressionen gegen Wolgadeutsche mit denen gegen andere Minderheiten
- Die ökonomischen Konsequenzen des Terrors für die Sowjetunion
- Der Forschungsstand zum Großen Terror und die Herausforderungen der Quellenlage
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht die Repressionen gegen die Wolgadeutschen während des Großen Terrors (1936-1938), wobei der Fokus auf den Ursachen, den konkreten Maßnahmen und den ökonomischen Folgen liegt. Die Wolgadeutschen werden als repräsentative Gruppe für die deutschen Bürger der Sowjetunion ausgewählt. Die Arbeit analysiert auch die Vorbedingungen für den Terror, indem sie das ökonomische und gesellschaftliche Gewicht der Wolgadeutschen vor den Massenoperationen untersucht. Die begrenzte Quellenlage wird ebenfalls thematisiert, und es wird erklärt, wie die Forschung Studien zu anderen Sowjetrepubliken heranzieht, um die Ereignisse an der Wolga besser zu verstehen. Die Arbeit ist in fünf Abschnitte gegliedert, die sich mit dem Forschungsstand, dem historischen Kontext, dem Terror an der Wolga, den ökonomischen Konsequenzen und Schlussfolgerungen befassen.
Einordnung in den historischen Kontext: Dieses Kapitel ordnet den Großen Terror und die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen in ihren historischen Kontext ein. Es beschreibt den Beginn des Großen Terrors nach dem Mord an Kirow und die Auslegung des Attentats als konterrevolutionäre Verschwörung. Das Kapitel skizziert die Entstehung und Entwicklung der ASSR der Wolgadeutschen im Kontext des Stalinismus, um das Verständnis für die Situation der Wolgadeutschen vor dem Terror zu ermöglichen. Die wirtschaftliche Entwicklung der Wolgarepublik wird ebenfalls kurz dargestellt, um den Hintergrund für die folgenden Kapitel zu schaffen.
Der Große Terror und die Wirtschaftskrise 1936-1940: Dieses Kapitel analysiert den Großen Terror und seine Durchführung an der Wolga. Es beschreibt die wesentlichen Kernpunkte des Terrors in dieser Region, eingebunden in die gesamtsowjetische Wirtschaftskrise der Zeit. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Ausmasses und der Methoden der Repressionen, ohne jedoch auf konkrete Opferzahlen einzugehen. Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftskrise und dem Vorgehen gegen die Wolgadeutschen wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Großer Terror, Stalinismus, Wolgadeutsche, ASSR, NKWD, Massenoperationen, Repressionen, Wirtschaftskrise, Sowjetunion, ethnische Minderheiten, Quellenlage, historische Kontextualisierung.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit über den Großen Terror und die Wolgadeutschen
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Repressionen gegen die Wolgadeutschen während des Großen Terrors (1936-1938) im stalinistischen Regime. Sie analysiert die Ursachen für die Auszeichnung der Wolgadeutschen als Hauptziel der Massenoperationen, beschreibt die konkreten Maßnahmen des Terrors und vergleicht diese mit Repressionen gegen andere Minderheiten. Zusätzlich werden die ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen des Terrors für die Wolgadeutschen und die Sowjetunion beleuchtet.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen für die gezielte Verfolgung der Wolgadeutschen während des Großen Terrors zu ermitteln, die konkreten Maßnahmen des Terrors zu dokumentieren und einen Vergleich mit Repressionen gegen andere Minderheiten durchzuführen. Weiterhin werden die ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen des Terrors untersucht.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit dem Großen Terror und seinen Auswirkungen auf die Wolgadeutschen, den ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Wolgadeutschen vor dem Terror, einem Vergleich der Repressionen gegen Wolgadeutsche mit denen gegen andere Minderheiten, den ökonomischen Konsequenzen des Terrors für die Sowjetunion und dem Forschungsstand zum Großen Terror sowie den Herausforderungen der Quellenlage.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Abschnitte: Einleitung, Einordnung in den historischen Kontext (inkl. Entstehung der ASSR der Wolgadeutschen und des Großen Terrors), Der Große Terror und die Wirtschaftskrise 1936-1940 (inkl. Beginn des Terrors und Durchführung der Massenoperationen), Zusammenfassung und Schlussfolgerungen.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden geboten?
Die Einleitung erläutert den Fokus der Arbeit auf die Repressionen gegen die Wolgadeutschen während des Großen Terrors (1936-1938), betont die Auswahl der Wolgadeutschen als repräsentative Gruppe und thematisiert die begrenzte Quellenlage. Das Kapitel zur historischen Einordnung beschreibt den Großen Terror und die Entstehung der ASSR der Wolgadeutschen im Kontext des Stalinismus. Das Kapitel zum Großen Terror und der Wirtschaftskrise analysiert den Terror an der Wolga im Zusammenhang mit der gesamtsowjetischen Wirtschaftskrise.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Großer Terror, Stalinismus, Wolgadeutsche, ASSR, NKWD, Massenoperationen, Repressionen, Wirtschaftskrise, Sowjetunion, ethnische Minderheiten, Quellenlage, historische Kontextualisierung.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit erwähnt die begrenzte Quellenlage und erklärt, wie die Forschung Studien zu anderen Sowjetrepubliken heranzieht, um die Ereignisse an der Wolga besser zu verstehen. Konkrete Quellenangaben sind im Text selbst zu finden (hier nicht im Preview enthalten).
Wer ist die Zielgruppe dieser Arbeit?
Die Arbeit richtet sich an Wissenschaftler, Studenten und alle Interessierten, die sich mit dem Stalinismus, dem Großen Terror und der Geschichte der Wolgadeutschen auseinandersetzen möchten.
- Quote paper
- Felix Förster (Author), 2014, Die präferierten Opfer des NKWD. Die wolgadeutsche Bevölkerung im Großen Terror 1936-1938, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282348