[...] Der vorliegende Beitrag legt hierbei den Fokus auf die schriftlichen Werke antiker griechischer wie römischer Autoren über das zeitgenössische Indien. Angefangen mit dem Weltbild des Hekataios von Milet, bis hin zu den Beschreibungen Indiens in den Aufzeichnungen über Alexander den Großen, Quellen über den heutigen Milliardenstaat gibt es zumindest einige. Welchen Historiographen, Geographen oder in verwandten Berufen Wirkenden kann man hierbei als authentisch einstufen, wer schmückte seine Erzählungen mit besonders vielen ungeprüften Fakten bis hin zu klischeehaften Vorstellungen aus? Solch eine immense geographische Distanz verschuf dem Schriftsteller wohl eine gewisse Sicherheit vor der kritischen Überprüfung mancher Details. Und machten nicht erst einige spannende Geschichten, obwohl nicht absolut wahrheitsgemäß oder vielleicht sogar frei erfunden, auch den Reiz, den Erfolg mancher Autoren aus? Der am meisten gelesene, also unterhaltsamste, muss bei weitem nicht der wahrheitsliebendste Verfasser gewesen sein, dies galt wohl damals wie heute. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen liefen beliebtere Werke Gefahr, in anderen Schriften zumindest ironisch kritisiert bis zynisch herabgesetzt zu werden. Die große Entfernung schützte also nicht vor natürlicher Skepsis vernunftbegabter Menschen. Zudem veränderte sich das Wissen über das ferne Indien naturgemäß im Laufe der Jahre und Jahrhunderte, mehr vermeintlich konkrete Fakten lösten alte Vorurteile ab oder wurden durch neue ersetzt.
Auch die persönlichen Erfahrungen der jeweiligen Autoren mit den Indern, besonders im Falle der Alexanderhistoriker, dürften eine gewisse Rolle während des Schreibprozesses gespielt haben. Inwieweit ein treuer Parteigänger Alexanders die Gesamtheit der Inder als positiv bewerten konnte, bleibt dabei dahingestellt. Entsprechend werfen auch die unterschiedlichen Darstellungen militärischer Ereignisse die Frage nach Authentizität auf. Dass dabei dem Alexanderkritiker allerdings eher geglaubt werden darf als den beteiligten Generälen, lässt sich guten Gewissens unreflektiert wohl auch nicht behaupten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die griechischen Vorstellungen über die Welt und Indien vor der Zeit Alexanders
- Die persischen Quellen der Griechen
- Hekataios von Milet
- Herodot von Halikarnassos
- Ktesias von Knidos
- Die schriftliche Rezeption des Alexanderzuges
- Die Feldzugsteilnehmer und die Entstehung der Vulgata
- Alexanders Wissen über Indien
- Arrian
- Curtius
- Schlacht am Hydaspes
- Das Indienbild nach Alexander dem Großen
- Megasthenes
- Diodor
- Strabon
- Zusammenfassung und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem antiken Indien aus griechisch-römischer Perspektive. Sie untersucht, wie das Bild Indiens in der antiken Historiographie entstand und sich im Laufe der Zeit entwickelte, wobei insbesondere die Rezeption des Alexanderzugs im Fokus steht.
- Die Entwicklung des Indien-Bildes in der antiken griechischen Literatur
- Die Bedeutung des Alexanderzugs für die Kenntnis Indiens in der Antike
- Die Rolle von Autoren wie Hekataios von Milet, Herodot, Ktesias, Arrian, Curtius und Megasthenes bei der Gestaltung des Indien-Bildes
- Die Frage nach Authentizität und Wahrheitsgehalt in den antiken Beschreibungen Indiens
- Der Einfluss von geografischer Distanz und persönlicher Erfahrung auf die Darstellung Indiens
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet den historischen und geografischen Kontext des antiken Indiens, wie es in der antiken griechischen und römischen Literatur dargestellt wurde.
- Die griechischen Vorstellungen über die Welt und Indien vor der Zeit Alexanders: Dieses Kapitel beleuchtet die frühen griechischen Vorstellungen von Indien, die auf persischen Quellen sowie den Schriften von Hekataios von Milet, Herodot und Ktesias von Knidos basieren.
- Die schriftliche Rezeption des Alexanderzugs: Dieses Kapitel analysiert, wie der Alexanderzug die griechische Wahrnehmung Indiens veränderte und welche Rolle die Feldzugsteilnehmer bei der Entstehung der "Vulgata" (einer verbreiteten, aber nicht unbedingt korrekten Version der Geschichte) spielten. Es behandelt auch die Schriften von Arrian, Curtius und anderen Alexanders Historikern.
- Das Indienbild nach Alexander dem Großen: Dieses Kapitel analysiert die Werke von Megasthenes, Diodor und Strabon, die auf ihren Reisen oder Recherchen aufbauend, das Indienbild nach Alexander dem Großen weiterentwickelten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Antike, Indien, Historiographie, Alexander der Große, griechische Literatur, Quellenkritik, geographische Distanz, persönliche Erfahrung, "Vulgata", Indika, Megasthenes, Herodot, Ktesias, Arrian, Curtius, Diodor, Strabon, Authentizität.
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- Dr.med.univ. Christian Lechner (Author), 2014, Das antike Indien aus griechisch-römischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282413