Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Konzept und Entstehung
1.1 Definition
1.2 Entwicklung
1.3 Entstehung
2. Anwendungsgebiete
2.1 Individualdiagnostik
2.1.1 Selbstbild
2.1.2 Vergleich Selbst- und Fremdbild
2.1.3 Vergleich Selbstbild und Idealselbstbild
2.2 Gruppendiagnostik
2.2.1 Interaktionsdiagnostik
2.2.2 Analyse von Durchschnittsmerkmalen in Kollektiven
3. Standardskalen
4. Durchführung, Auswertung und Testprofil
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Im Berufsfeld der Sozialen Arbeit kann bei Fachkräften oft zu Beginn einer Zu-sammenarbeit mit den Klienten die Schwierigkeit entstehen, die zahlreichen Res-sourcen sowie die Schwächen zu erkennen, die in ihnen stecken. Dabei kann es so einfach sein: Diverse Persönlichkeitstests, darunter auch der Gießen-Test, können Aufschluss über vorhandene Ressourcen von Klienten geben und uns diese schnell erkennen lassen. Außerdem können Schwächen erkannt werden, die es gilt, in der weiteren Arbeit durch die Nutzung der Ressourcen der Klienten zu eliminieren. Wie der Gießen-Test funktioniert und welchen Nutzen er in der So-zialen Arbeit bringt, soll in der folgenden Ausarbeitung der Präsentation vom 8. Juni 2013 an der Fachhochschule Dortmund dargestellt werden.
Dazu wird im ersten Kapitel der Gießen-Test definiert. Es wird kurz auf seine Entwicklung, Entstehung und Standardisierung eingegangen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Anwendungsgebieten, wobei auf verschiedene Gebiete der Individual- und Gruppendiagnostik eingegangen wird.
Der Kern des Gießen-Tests sind die sechs Standardskalen, denen verschiedene Merkmalsbilder eines Klienten zugeordnet werden können. Diese werden im drit-ten Kapitel näher erläutert, wobei im vierten Kapitel die Auswertung dieser und die Erstellung eines Testprofils erklärt werden. Zuletzt werden im Fazit positive und negative Aspekte des Tests aufgezeigt sowie ein Bezug zur Sozialen Arbeit hergestellt.
Aus Gründen der Komplexität wird im Folgenden auf Gender Mainstreaming verzichtet.
1. Konzept und Entstehung
1.1 Definition
Der Gießen-Test (im Folgenden: GT) ist ein Selbstbeurteilungsverfahren, bei dem Probanden sich selbst und/oder jemand anderen nach Real- und Idealbild ein-schätzen können. Am häufigsten wird er zur Diagnostik in der Psychotherapie, klinischen und differentiellen Psychologie sowie in der Psychosomatik und Psy-chiatrie angewandt (Brähler et al. 2002: 172).
Der GT besteht aus 40 bipolar formulierten Items (3-2-1-0-1-2-3), die auf einer siebenstufigen Skala nach ihrem Zutreffen beurteilt werden (Beckmann et al. 1983: 21). Daraufhin können die Antworten über sechs Standardskalen erfasst werden, auf die in Kapitel drei näher eingegangen wird. Zwei Kontrollskalen ge-ben Hinweise auf weitere Interpretationsmöglichkeiten. Die Skalenwerte können auf ein Profilblatt übertragen werden (ebd.: 36f), was z.B. den Vergleich von Real- und Idealbild bei einem Probanden oder seiner Werte über verschiedene Erhe-bungszeitpunkte erleichtert.
Allgemein ist zu sagen, dass der Gießen-Test Auskunft über das Selbstbild, Fremdbild und Ideale Selbst- und Fremdbilder eines Probanden gibt. Es werden ebenfalls komplexe emotionale Grundbefindlichkeiten und elementare Merkmale des sozialen Befindens sowie soziale Reaktionen, Resonanz und fundamentale Ich-Qualitäten (z.B. Phantasie) der Probanden erfasst. Daneben kann er im Rah-men der Gruppendiagnostik Beziehungen mehrerer Personen zueinander, z.B. in einer Gruppe oder auch bei Paaren, erfassen (ebd.: 10ff).
Der Test kann mit Personen im Alter von 18-60 Jahren, die eine normale Intelli-genz (IQ ab 80) aufweisen, durchgeführt werden. Die Durchführungsdauer beträgt 10-15 Minuten, die Auswertung ca. 5-10 Minuten. Müssen jedoch alle 40 Items interpretiert werden, wird eine klinisch-psychologische Erfahrung vorausgesetzt (ebd.: 17).
1.2 Entwicklung
Der Gießen-Test wurde von Dieter Beckmann, Elmar Brähler und Horst-Eberhard Richter 1975 entwickelt, um anders als bei anderen vorhandenen Persönlichkeits-tests eine Messung von Persönlichkeitsmerkmalen unter Einbeziehung sozialer Einstellungen und Reaktionen ermöglichen. Der Proband sollte ein Selbstbild ent-werfen können, „das seine innere Verfassung und seine Umweltbeziehungen be-schreibt“ (ebd.: 10). Dabei sollten die erhobenen Merkmale psychoanalytisch auf-schlussreich sein. Außerdem sollte der Test für Jugendliche und Erwachsene ab 18 Jahren mit normaler Intelligenz, also einem IQ ab 80, geeignet sein sowie eine schnelle Durchführung ermöglichen.
Der Gießen-Test sollte die Möglichkeit zur Selbst- und zur Fremdeinschätzung geben und eine mittlere Reliabilität aufweisen (ebd.).
1.3 Entstehung
Der Gießen-Test entwickelte sich stufenweise. 1964 enthielt er 16 Items, 1966 26 Items und später in diesem Jahr 42 Items. Die endgültige Fassung entstand jedoch 1968 und wies 40 bipolare Items auf. Um den Test zu standardisieren wurde 1968 eine Stichprobe von 660 Personen im Alter von 18 bis 60 Jahren durchgeführt (ebd.: 13). 1975 bis 1989 gab es weitere Neustandardisierungen und 1994 wurde eine gesamtdeutsche bevölkerungsrepräsentative Stichprobe durchgeführt (Brähler et al. 2002: 173).
2. Anwendungsgebiete
2.1 Individualdiagnostik
2.1.1 Selbstbild
Soll das Selbstbild eines Probanden erfasst werden, wird hier ein diagnostisches Bild nach den Standardskalen erstellt. Um eine differenziertere Diagnose zu stellen, ist mit Voraussetzung von klinisch-psychologischer Erfahrung eine inter-pretative Auswertung aller 40 Items möglich. Da der GT jedoch nicht auf alle Per-sönlichkeitsmerkmale abzielt und weitere Ungenauigkeiten aufweisen kann ist es sinnvoll, ihn mit anderen diagnostischen Mitteln wie Interviews oder zusätzlichen Persönlichkeitstests zu kombinieren (Beckmann et al. 1983: 55).
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