Panikattacken und Agoraphobie - wenn die Angst zur Krankheit wird


Hausarbeit, 2002

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung

1 Einführung

2 Begriffsdefinitionen
2.1 Angst – ein elementarer Gefühlszustand
2.2 Panikattacken
2.3 Agoraphobie

3 Wenn die Angst zur Krankheit wird
3.1 Diagnostik
3.2 Epidemiologie und Verlauf

4 Erklärungsansätze
4.1 Psychologische Ansätze
4.1.1 Das psychoanalytische Modell
4.1.2 Das lern- und verhaltenstheoretische Modell
4.2 Organische Ursachen
4.3 Psychophysiologische Ursachen

5 Behandlungsmöglichkeiten
5.1 Psychotherapie
5.2 Psychopharmaka
5.3 Heilung durch Selbsthilfe?

6 Schlussbemerkungen

7 Literaturnachweis

1 Einführung

Angst – jeder Mensch hat sie schon erlebt. Angst ist ein Gefühl, das uns durch das ganze Leben begleitet. Ab und zu Angst zu haben ist ja auch völlig normal und noch kein Grund zur Sorge. Aber was ist, wenn die Angst „überschwappt“ und ein überdurchschnittliches Maß annimmt?

Wenn die Angst zur Krankheit wird – davon handelt diese Arbeit. Es gibt viele Menschen, die an Panikattacken leiden. Viele von ihnen ziehen sich total zurück und trauen sich kaum noch aus dem Haus, aus Angst vor einem neuen Anfall. Dieses Vermeidungsverhalten nennt man Agoraphobie.

Im ersten Teil der Arbeit werden die wichtigsten Begriffe geklärt. Im Anschluss daran wird dargestellt, wie man die Panikstörung erkennen kann und welchen Verlauf sie hat. Um herauszufinden, welchen Grund die Krankheit haben könnte, werden einige wichtige Erklärungsansätze vorgestellt. Nicht zu vergessen sind Wege und Möglichkeiten, wie man die krankhafte Angst überwinden kann.

Natürlich gibt es mehrere Arten von Angststörungen, aber diese Arbeit behandelt hauptsächlich die Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, da ich ein besonderes persönliches Interesse an dieser Thematik habe.

2 Begriffsdefinitionen

2.1 Angst – ein elementarer Gefühlszustand

Angst ist ein Gefühl, das jeder Mensch kennt. Es gibt viele unterschiedliche Auffassungen und Definitionen von Angst. Einig sind sich die meisten Wissenschaftler und Psychologen aber darin, dass Angst ein unangenehmer emotionaler Zustand ist. Sie ist eine Reaktion auf eine Gefahrensituation oder eine Bedrohung und wird von psychischen und physischen Veränderungen begleitet. Angst ist jedoch ein vollkommen natürliches Gefühl, das zur Warnung vor bedrohlichen Situationen und zum Schutz des Organismus dient. Sie wird auch als Warn- oder Alarmsystem bezeichnet.

„Angst wirkt wie ein Alarmsystem in unserem Körper, das uns bei Gefahr vor unüberlegtem Handeln warnt – und uns damit schützt. Dieses System funktioniert relativ einfach: Wir erkennen eine Gefahr und werden blitzschnell und automatisch in einen Zustand angespannter Aufmerksamkeit versetzt.

Angst fördert die Leistungsfähigkeit des Menschen, indem sie Wachheit und Vorsicht und sämtliche Funktionen unseres Organismus aufs höchste steigert. Das Alarmsystem ist sinnvoll, wenn es Gefahrensignale aufnimmt und uns in Bereitschaft versetzt, in gefährlichen Situationen richtig zu reagieren.“ (Hennenhofer und Heil 1975, S. 10)

Angst ist also ein sehr wichtiges Gefühl, das uns bei Gefahr alarmiert und uns in einen Zustand höchster Konzentration versetzt, damit wir adäquat reagieren und die gefährliche Situation somit gut überstehen.

In seinem Buch „Grundformen der Angst“ schreibt auch Fritz Riemann, dass Angst ein Warnsignal bei Gefahren ist. Weiterführend meint er, dass uns die Angst gleichzeitig auffordert sie zu überwinden. Angst tritt häufig bei Veränderungen auf, immer wenn wir etwas Neues, vorher nicht Gekanntes anfangen. Und diese Ängste müssen wir überwinden, um weiter zu kommen und zu reifen. Es sind jedoch völlig normale Ängste, die jeder Mensch erlebt und die wichtig für unsere Entwicklung sind. Doch neben diesen normalen Ängsten gibt es noch viele individuelle Ängste, die nicht Betroffene oft nicht verstehen können. Beispiele hierfür sind Angst vor freien Plätzen, Angst vor geschlossenen Räumen oder Angst vor harmlosen Tieren wie Mäuse, Spinnen oder Käfern. (vgl. Riemann 1990, S. 9f)

Es gibt also neben der natürlichen Angst, die jeder Mensch erlebt, auch noch andere Formen von Angst, die nicht jeder Mensch kennt.

Allgemein kann man sagen, dass eine gut dosierte, normale Form von Angst gut und wichtig ist. Aber wenn die Angst übermäßig wird und / oder keiner realen Bedrohung entspringt, kann man von einer Angststörung sprechen. Eine spezielle Form der Angststörungen ist die Panikstörung.

2.2 Panikattacken

Panikattacken sind das Merkmal einer Panikstörung. Eine Panikattacke ist ein schwerer Angstanfall, der plötzlich und unerwartet auftritt, ohne dass die Angst von einer realen Gefahrensituation verursacht wird. Die Betroffenen wissen oft gar nicht, wovor sie sich ängstigen. Während der Panikattacke treten deren körperliche Symptome in den Vordergrund. Die Betroffenen fürchten schwerkrank zu sein, und sie haben nicht selten Todesangst. (vgl. Brasch und Richberg 1990, S. 15)

Margraf und Schneider (1989) führen weiterhin auf, dass die Betroffenen im Verlauf eines Angstanfalles Symptome wie schnellen und unregelmäßigen Herzschlag, Schwindel, Atemnot, Übelkeit, Schwitzen oder Zittern erleben. Diese werden als sehr unangenehm und stark bedrohlich empfunden. Bei starken Panikattacken „flüchten“ die Betroffenen oft. Sie eilen zum Beispiel in ein Krankenhaus oder nach Hause. Zur Veranschaulichung des subjektiven Erlebens eines Betroffenen während einer Panikattacke soll das folgende Beispiel dienen:

„Plötzlich geht ein sehr merkwürdiges Gefühl durch meinen Körper. Dann werde ich nervös und mein Herz rast. Ich kriege keine Luft, meine Hände werden richtig schweißig. Ich fühle mich, als ob ich Durchfall bekomme; es schüttelt mich. Oft erscheinen die Dinge um mich herum nicht so, wie sie sein sollten, als ob ich weit weg bin. Dann fürchte ich, daß ich total die Kontrolle verliere, ich denke ´ich muß sterben´, ´ich kann nicht atmen´, ´ich werde es nie schaffen´. Manchmal habe ich Angst, daß ich geisteskrank bin, daß ich nicht damit fertig werde. Ich bin schon ins Krankenhaus gekommen, weil ich es nicht kontrollieren konnte. Wenn ich bei jemandem bin, dem ich vertrauen kann, geht es schneller vorbei.“ (Margraf und Schneider 1989, S. 10)

Nach ICD-10 sind wiederkehrende und unvorhersehbare Panikattacken das wesentliche Kennzeichen einer Panikstörung. Die Symptome können bei jedem unterschiedlich sein, typisch für eine Panikattacke ist aber, dass sie plötzlich mit Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühlen, Schwindel und Entfremdungsgefühlen beginnt. Darauffolgend entsteht meist auch Angst vor Kontrollverlust und / oder Angst zu sterben oder verrückt zu werden. Ein Panikanfall dauert meist nur wenige Minuten, manchmal aber auch länger. Die Betroffenen erleben in dieser Zeit häufig ein Anschwellen der Angst und der Symptome, woraufhin sie oft fluchtartig den Ort verlassen, an dem sie sich derzeit befinden. Häufige und unvorhersehbare Panikattacken haben oft Angst vor dem Alleinsein, vor öffentlichen Plätzen oder vor einer neuen Attacke zur Folge. (vgl. Dilling et al. 2000, S. 160)

2.3 Agoraphobie

Der Begriff Agoraphobie stammt aus dem Griechischen und bedeutet eigentlich „Angst vor dem Marktplatz“. Damit ist die Angst vor der Öffentlichkeit und vor Menschenansammlungen gemeint. In Zusammenhang mit Panikattacken wird heutzutage aber unter Agoraphobie das gesamte ängstliche Vermeidungsverhalten und der allgemeine Rückzug aus dem sozialen Leben verstanden. Sehr viele Panikpatienten entwickeln eine Agoraphobie. Sie haben vor allem Angst, dass ihnen während einer Panikattacke keine Fluchtwege zur Verfügung stehen und sie nicht schnell genug Hilfe erreichen könnten. Außerdem macht ihnen der Gedanke Angst, sie könnten sich in der Öffentlichkeit blamieren und die Kontrolle verlieren. (vgl. Brasch und Richberg 1990, S. 26)

Laut Margraf und Schneider (vgl. Margraf und Schneider 1989, S. 14f) sind typische Situationen, die von Agoraphobikern vermieden oder nur schwer ertragen werden, zum Beispiel Autofahren, öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrstühle benutzen, Schlange stehen, Einkaufen, Kinos etc. besuchen oder Alleinsein. Diese Situationen lösen bei Agoraphobikern Angst aus, weil sie sich von „sicheren“ Orten oder Personen entfernen und weil sie sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Jedoch werden diese Situationen in Begleitung einer Vertrauensperson wie dem Partner meist besser ertragen.

Ein zentrales Merkmal der Agoraphobie ist die Angst vor der Angst. Um diese Angst zu reduzieren gibt es bestimmte Sicherheitssignale wie zum Beispiel „das Fläschchen mit Medikamenten, die Telefonnummer des Therapeuten oder die Anwesenheit des Partners.“ (Margraf und Schneider 1989, S. 15)

Um das Erscheinungsbild der Agoraphobie zu verdeutlichen folgt eine Fallgeschichte einer Betroffenen:

„Vor 3 Jahren war die Patientin wegen eines kleinen operativen Eingriffs für einige Wochen in stationärer Behandlung. Nach ihrer Entlassung ging sie zunächst einmal in ein Café, trank dort gemütlich Kaffee und rauchte eine Zigarette (im Krankenhaus hatte sie weder geraucht noch Kaffee getrunken). Plötzlich bekam sie starkes Herzrasen und stand Todesängste aus. Ein paar Wochen später hatte sie beim Einkaufen einen weiteren Angstanfall mit ähnlichen Symptomen. Aus Furcht vor einem neuen Anfall wagte sie daraufhin nicht mehr, ihre Wohnung zu verlassen. Sie verlor ihre Arbeit. Ihr Freund (...) und ihre Mutter gingen abwechselnd für sie einkaufen. Sie versorgte den Haushalt (...), obwohl sie sich Sorgen machte, von anderen Personen deswegen als „verrückt“ angesehen zu werden.“ (Margraf und Schneider 1989, S. 15)

Nach ICD-10 haben Agoraphobiker Angst vor dem Verlassen ihres Hauses, in Geschäfte zu gehen, vor Menschenmengen und öffentlichen Plätzen oder vor Reisen in Zügen, Bussen oder Flugzeugen. Diese Phobie ist besonders einschränkend, wie auch das Beispiel oben deutlich gemacht hat. Viele Betroffene bleiben nur noch zu Hause. Sie ängstigt der Gedanke, in der Öffentlichkeit zu kollabieren und hilflos dazuliegen. Von Agoraphobie sollen hauptsächlich Frauen betroffen sein. Sie beginnt meist im frühen Erwachsenenalter und wird ohne Behandlung oft chronisch. (vgl. Dilling et al. 2000, S. 156f)

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Panikattacken und Agoraphobie - wenn die Angst zur Krankheit wird
Hochschule
Fachhochschule Braunschweig / Wolfenbüttel; Standort Wolfenbüttel
Note
2,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V28272
ISBN (eBook)
9783638300995
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Panikattacken, Agoraphobie, Angst, Krankheit
Arbeit zitieren
Daniela Dorn (Autor:in), 2002, Panikattacken und Agoraphobie - wenn die Angst zur Krankheit wird, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28272

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Panikattacken und Agoraphobie - wenn die Angst zur Krankheit wird



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden