Als „The Age of Migration“ bezeichnen Stephen Castles und Mark Miller (2009) unsere Gegenwart. Migration ist kein neues, aber in seinem Umfang wachsendes Phänomen. Strukturelle Verteilungskriterien wie Krieg, Verfolgung oder wirtschaftliche Gründe bringen Menschen dazu zu versuchen, durch Wanderung ihre Lebensumstände zu verbessern. Solange die Gewinne ökonomischer, sozialer oder sicherheitspolitischer Natur die Kosten des Wanderns überwiegen, werden sie diesen Schritt
wagen.
Ein Blick auf die Zahlen unterstreicht diese Aussage eindrucksvoll. Auf dem europäischen Kontinent stieg die Zahl der Migrantenpopulation in den letzten 50 Jahren von knapp 15 Millionen im Jahr 1960 bis auf gegenwärtig über 30 Millionen, was einem Anteil von etwa sechs Prozent an der europäischen
Gesamtbevölkerung entspricht (vgl. Lavenex 2009, 2). Weltweit betrachtet lebten 2010 laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) 15 Prozent aller Flüchtlinge und ein Drittel aller Asylsuchenden (UNHCR 2011b, 90) auf dem Gebiet der EU.
Damit wird offensichtlich, dass die Anziehungskraft auf die EU ungebremst in einem Ausmaß stattfindet, die nationalstaatlich allein kaum zu bewerkstelligen ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1 Aktueller Forschungsstand
- I.2 Begriffsbestimmung
- I.3 Forschungsdesign
- II. Klassische Theorien der europäischen Integration
- II.1 Funktion und Stellenwert von Integrationstheorien
- II.2 Neofunktionalismus
- II.3 Liberaler Intergouvernementalismus
- III. Acquis communautaire der Europäischen Union
- III.1 Analyse der primärrechtlichen Verträge (Teil 1)
- III.1.1 Die Entstehung europäischer Integration
- III.1.2 Vertrag von Maastricht
- III.1.3 Vertrag von Amsterdam
- III.1.4 Vertrag von Nizza
- III.1.5 Vertrag von Lissabon
- III.2 Analyse der sekundärrechtlichen Programme (Teil II)
- III.2.1 Das Tampere Programm (1999–2004)
- III.2.2 Das Haager Programm (2004–2009)
- III.2.3 Das Stockholmer Programm (2010–2014)
- IV. Europäisierung der Migrationspolitik im Kontext der Integrationstheorien
- IV.1 Zwischenstaatliche Kooperation in der EG
- IV.2 Intergouvernementale Kooperation seit Maastricht
- IV.3 Supranationale Zusammenarbeit seit Amsterdam
- IV.4 Ergebnisse aus Tampere
- IV.5 Ergebnisse aus Haag
- IV.6 Supranationale Institutionalisierung seit Lissabon
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Europäisierung der Migrationspolitik im Kontext der Integrationstheorien. Sie analysiert die Entwicklung der europäischen Migrationspolitik vom Gemeinschaftsrecht bis hin zu den aktuellen Programmen und beleuchtet dabei den Einfluss verschiedener Integrationstheorien auf die Gestaltung der Politikfelder. Die Arbeit widmet sich insbesondere der Frage, inwieweit die Europäisierung der Migrationspolitik durch supranationale Institutionen oder durch intergouvernementale Verhandlungen geprägt ist.
- Die Entwicklung der europäischen Migrationspolitik von den Anfängen bis heute
- Die Rolle von Integrationstheorien wie Neofunktionalismus und Intergouvernementalismus bei der Gestaltung der europäischen Migrationspolitik
- Der Einfluss von supranationalen Institutionen und intergouvernementalen Verhandlungen auf die Europäisierung der Migrationspolitik
- Die Auswirkungen der Europäisierung der Migrationspolitik auf die nationalen Politikfelder
- Die Herausforderungen und Perspektiven der europäischen Migrationspolitik in Zukunft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit befasst sich mit der Einleitung und stellt den aktuellen Forschungsstand, die Begriffsbestimmung und das Forschungsdesign vor. Kapitel II analysiert die klassischen Integrationstheorien, insbesondere den Neofunktionalismus und den liberalen Intergouvernementalismus, und deren Relevanz für die europäische Integration. Das dritte Kapitel untersucht den Acquis communautaire der Europäischen Union und analysiert die primärrechtlichen Verträge sowie die sekundärrechtlichen Programme, die die europäische Migrationspolitik prägen. Kapitel IV schließlich widmet sich der Europäisierung der Migrationspolitik im Kontext der Integrationstheorien. Es analysiert die Entwicklung der Migrationspolitik von der zwischenstaatlichen Kooperation in der EG bis hin zur supranationalen Zusammenarbeit seit Lissabon. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und die wichtigsten Erkenntnisse dargestellt.
Schlüsselwörter
Europäische Integration, Migrationspolitik, Integrationstheorien, Neofunktionalismus, Intergouvernementalismus, Acquis communautaire, Europäisierung, Supranationale Institutionen, Intergouvernementale Verhandlungen, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, Freizügigkeit, Asylpolitik, Schengen-Raum, Dublin-Verordnung
- Arbeit zitieren
- J. S. (Autor:in), 2014, Integrationstheoretische Analyse europäischer Vergemeinschaftungsprozesse der Migrationspolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282748