Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theatralität
2.1 Definitionen von Theatralität
2.2 Theatralität nach Gerhard Neumann
2.3 Literatur als Dramen der Bedeutungsproduktion
3. Ein Bericht für eine Akademie
3.1 Die Menschwerdung des Affen
3.2 Die Unmöglichkeit der Rückkehr zum Affentum
3.3 Die Traumata Rotpeters
3.4 Der Käfig der Kultur
3.4.1 Das Erwachen im Käfig
3.4.2 Der Ausweg aus dem Käfig
3.4.3 Im Käfig der Kultur
4. Schlussbetrachtung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Betrachtet man die Kulturgeschichte1, so ist diese mit der Geschichte des Theaters eng verknüpft. Die Theatralität erweist sich als ein essenzieller Faktor für die Kulturproduktion. Zu den bedeutendsten kulturellen antiken Stätten2 zählten u. a. die Theater- und Sportanlagen Griechenlands und Roms, welche für die Entwicklung der Poleis und das jahrhundertelange Fortbestehen des Imperium Romanum sowie die Integration dessen eroberter Länder von Bedeutung waren. Darüber hinaus prägten sie das Denken von Gelehrten und Philosophen und waren Diskussionsbühnen. Im Hippodrom Konstantinopels wurden selbst Kaiserwahlen mitbestimmt sowie religiöse und politische Fehden ausgefochten, die zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten ausarten konnten. Angemerkt seien die Liturgie, die barocke Guckkastenbühne, die Guillotine, bedeutende Weltliteratur schaffende Dramatiker wie bspw. Shakespeare, Goethe oder Schiller sowie die Entstehung des Films – nur um einige weltgeschichtlich bedeutende Institutionen, Entwicklungen und Personen zu nennen, bei denen Theatralität ein manifester Aspekt ist.
Im Alltag ist Theatralität ein Bestandteil menschlichen Handelns und Seins. Vielleicht ist Theatralität grundlegender als es den Anschein erweckt, sodass sie nicht nur im Rahmen von Ritualen, Festen, Zeremonien, Wettkämpfen, Reden usw. zu suchen ist, sondern auch innerhalb des Denkens und der Sprache? Bereits die Überlegung was Theatralität sei könnte als theatralischer Prozess angesehen werden.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es eine Neuformulierung nach Gerhard Neumann vorzustellen. Der Begriff der Theatralität, welcher in verschiedenen Definitionen an das Schauspiel gekoppelt ist, wird hierbei von seinem Gegenstandsbereich von Theater und Schauspiel befreit und als eine im Denken vorhandene und auf die Sprache wirkende Instanz definiert. Zudem soll daran anknüpfend die Erzählung Franz Kafkas Ein Bericht für eine Akademie 3 stellenweise analysiert und interpretiert werden. Als Primärtext dient die kritische Ausgabe der Erzählung aus einem – u. a. von Gerhard Neumann herausgegebenen – Sammelband von Texten Franz Kafkas.4 Unter der Sekundärliteratur sei explizit auf den – ebenfalls von Gerhard Neumann mit herausgegebenen – Sammelband Szenographien: Theatralität als Kategorie der Literaturwissenschaft 5 verwiesen.
Die Gliederung des vorliegenden Aufsatzes ist wie folgt:
1. Im zweiten Kapitel werden zunächst als Einführung exemplarisch Definitionen von Theatralität vorgestellt, welche Theatralität als anthropologische oder ästhetische Kategorie formulieren. Danach wird erörtert, wie Theatralität nach Gerhard Neumann als „eine Praxis der Bedeutungsproduktion zu verstehen ist, die als ein dynamisches Muster der Sprache selbst innewohnt.“6 Es wird aufgezeigt, dass „theatrales Geschehen [...] eine inszenatorische Praxis der Herstellung von sozialem Sinn [ist]“7.
2. Im dritten Kapitel wird Franz Kafkas Erzählung Ein Bericht für eine Akademie paraphrasiert und es werden ausgewählte Textstellen analysiert und interpretiert. Hierbei werden wichtige Aspekte beleuchtet und auf die Theatralitätsdefinition nach Gerhard Neumann bezogen. Es wird erörtert, welche Rolle Theatralität bei der Menschwerdung des Affen in der Erzählung spielt.
3. Im Schlussteil werden die wichtigsten Inhalte zusammengefasst und es wird auf einen zeitgenössischen Roman verwiesen, der die besprochenen Thematiken des vorliegenden Aufsatzes aufgreift.
2. Theatralität
2.1 Definitionen von Theatralität
Matthias Warstat verweist im Metzler Lexikon Theatertheorien, dass die Definition der Theatralität vom kulturellen, sozialen und historischen Rahmen, und was in jenem als Theater verstanden wird, abhängt. Warstat teilt die unterschiedlichen Theatralitätsdefinitionen in drei Gruppen ein:
1. Zur ersten Gruppen zählen Definitionen, welche „Theatralität als anthropologische Kategorie verstehen und den Begriff allgemein zur Konzeptualisierung menschlichen Seins heranziehen“8.
2. Die zweite Gruppe bilden „Ansätze, die Theatralität als ästhetische Kategorie deuten, mit der sie eine Qualität von Kunstwerken oder künstlerischen Praktiken beschreiben wollen“9.
3. Zur dritten Gruppe zählen solche, die beide Punkte, sowohl die anthropologische als auch die ästhetische Kategorie, verbinden.10
Stephan Grätzel bspw. lässt sich der ersten Gruppe zuordnen. Er definiert Theatralität als anthropologische Kategorie, indem er Vorstellung, Aufführung, Spiel und Repräsentation als Teil des Menschen ansieht, der kulturunabhängig und selbst kulturproduzierend sei.11
Erika Fischer-Lichte hingegen definiert Theatralität als ästhetische Kategorie, indem sie sie als Verflechtung von spezifischer Wahrnehmung, Inszenierung, Körperlichkeit und Aufführung formuliert: Für eine Aufführung müssten zwei Gruppen, Zuschauer und Akteure, körperlich anwesend sein. Die Aufführung selbst unterscheidet sie von der Inszenierung, indem sie zweite als Prozess beschreibt, in welchem festgelegt wird, was zu welcher Zeit und wo im Raum innerhalb der Aufführung gezeigt wird. Ohne Körperlichkeit sei Theatralität nicht möglich, da die besondere Beziehung zwischen dem räumlichen und dem semiotischen Körper die Aufführungen prägen würde. Aufführung, Inszenierung und Körperlichkeit würden von den Zuschauern schliesslich spezifisch wahrgenommen werden.12 Die Theatralität nach Erika Fischer-Lichte ist somit eng an die Vierdimensionalität von Raum und Zeit gekoppelt.
Gerhard Neumann, sich auf ein Interview aus dem Jahre 1972 beziehend, sieht Roland Barthes einen Paradigmenwechsel fordern, indem jener die Opposition zwischen „einer literarischen Kultur von Texten und Monumenten und einer theatralen, der Bewegung des Körpers geschuldeten Kultur des Performativen“13 in Frage stellt. In den letzten Jahrzehnten hat in den Wissenschaften die interdisziplinäre Beschäftigung mit Theatralität zugenommen, weil die Erkenntnis durchgedrungen ist, dass
„Theatralität offenbar nicht nur im Feld von Aktionen und Institutionen zur Erscheinung kommt und Geltung hat, sondern dass sie auch als inneres Dispositiv anderer gründender Verhaltensweisen in der Kultur wirksam ist; dass sie als ein dynamisches Muster von anthropologischer Qualität, als ein performativer Gestus aufgefasst werden kann, welcher als impliziter Habitus des Denkens, Sprechens, Schreibens und Phantasierens seine Wirkung entfaltet.“14
Um die Theatralität auch abseits von literarischen Texten wahrzunehmen, betätigen sich LiteraturwissenschaftlerInnen vermehrt kulturwissenschaftlich bzw. erweitern ihre interdisziplinären Kompetenzen. Die Auseinandersetzung mit Theorien aus der Sprachphilosophie, der Kulturtheorie und der Anthropologie wird zunehmend ersichtlich.15
2.2 Theatralität nach Gerhard Neumann
Die von Gerhard Neumann aufgestellte Definition von Theatralität ist die, dass Theatralität als „ eine Praxis der Bedeutungsproduktion zu verstehen sei [], die als ein dynamisches Muster der Sprache selbst innewohnt.“16
Theatralität kann als „ generatives Element von Bedeutungsproduktion [...] nicht losgelöst von Sprachlichkeit und Textualität konzipiert werden “ und erweist sich „ als bereits a priori in die Voraussetzungen von Wahrnehmung, Darstellung und Erkenntnis impliziert: also in die Bedeutung produzierende Tätigkeit, als welche der Prozess der Kultur zu definieren ist “17.
Auf diese Weise lässt sich Theatralität nicht auf Körper und ihrer „materiellen Dynamik der Repräsentation“18 reduzieren, sondern ist auch in „Texten und den in ihnen wirksamen inszenatorischen Antriebs- und Bewegungsmustern [inhärent]“19. Somit widerspricht die genannte These der Definition von Theatralität nach Erika Fischer-Lichte, die das Körperliche als Bestandteil verlangt. Weil Theatralität konventionell mit dem Schauspiel verbunden ist, zwingt die Neuformulierung des Begriffs eine Änderung des Blickwinkels und eine Neubewertung von Mimesis, denn „ die Szene, auf der [der Begriff Mimesis] beruht, verlagert sich aus dem äusseren Handlungsraum der Bühne in den inneren der Sprache “20.
Ethel Matala de Mazza und Clemens Pornschlegel äussern, dass der Mimesisbegriff nach Aristoteles „[...] nicht im Gegensatz oder Widerspruch zum Text und zur Sprache steht, sondern [...] Theatralität umgekehrt als fundamentalen Bestandteil von Sprachlichkeit zu begreifen erlaubt.“21 Der Mimesbegriff lässt die Möglichkeit offen, dass Theatralität Gegebenes und Dargestelltes nicht bloss auf eine Abbildungsrelation beschränkt, sondern beides „im Moment des Szenischen dialektisch aufeinander bezieht“.22
Gerhard Neumann äussert, dass
„[...] die neueren Text-, Literatur- und Kulturtheorien der (Post-)Moderne Theatralität [...] ihrerseits als grundlegende Kategorie des sprachlichen Geschehens geltend gemacht haben; als ein Dispositiv, das unweigerlich ins Spiel kommt, sobald Sprache als Praxis der Bedeutungsgenerierung und Bedeutungsstiftung ernstgenommen wird. Sprache, so könnte die leitende These lauten, hat ihre eigentliche Szene in sich selbst.“23
Demnach wäre die Schlussfolgerung, dass „Sprachproduktion“ als „Zeichentheater“ fungiert und die Sprache nicht erst auf Schauspielbühnen theatral wird, sondern selbst „ theatrales Geschehen “ ist24 – „ eine inszenatorische Praxis der Herstellung von sozialem Sinn, an der die fiktiven Rollenspiele der Literatur ebenso teilhaben wie die Rituale und Institutionen des öffentlichen Lebens, als die in jeder Gesellschaft konsolidierend wirksamen Zeremonien“25.
Gerhard Neumann fügt hinzu, dass die Sprach- und Literaturtheorien nicht zu einer „konzeptuellen Wende“ gelangt seien, weil sie aus den anderen Wissenschaften Gegenstände übernommen und Erkenntnisse adaptiert hätten, sondern, dass Grundlagen reflektiert wurden, indem der „theatrale Charakter des basalen Sprechaktes“ aufgezeigt wurde.26 Die Anthropologie oder die Ethnologie knüpfe ihrerseits Theorien an die immanente Sprachlichkeit des Gegenstandes an und beziehe sich auf die „implizite Theatralität von Sprache“27.
2.3 Literatur als Dramen der Bedeutungsproduktion
Der literaturtheoretisch-wissenschaftliche Gegenstandsbereich von Theatralität ist daher laut Neumann jener, aufzuzeigen, dass in allen Texten Zeichen von Zeichen auftreten, „mithin allenthalben interne Argumentation über Zeichenprozesse stattfindet – ein auf verschiedenen Ebenen sich abspielendes Bedeutungstheater“28.
Betrachtet man folglich Texte als „Bühne sprachlicher Performanz“, so bilden sie „ als Texte im Text die Instanz der Szene im Feld der Kultur. [...]. Die Literatur ist daher einer jener Orte, an welchem die Frage nach den Gründungsmodellen von kulturellem Sinn und kultureller Ordnung aufgeworfen wird “29 und wo diese Modelle „ formiert und projektiert, zur Diskussion gestellt oder auch deformiert und subvertiert werden “30.
„Literatur ist gewissermassen der andere Ort, die andere Szene des kulturellen Prozesses, seine Utopie. Das Funktionieren literarischer Texte als Dramen der Bedeutungsproduktion, als Szenographien bildet die Brücke zwischen beiden für eine Kultur relevanten Orten, dem sozialen und dem ästhetischen.“31
Aufgrund dieser Überlegungen zieht Gerhard Neumann das Fazit, dass eine „strikte Trennung zwischen einer Kultur von Texten und Monumenten und einer theatralen Kultur der [...] zweiten Oralität oder des neuen Performativen“32 überdacht werden sollte. Damit wäre die Theatralität einerseits ein wichtiger Teil der Kultur von Texten – andererseits ist die Kultur der „so verstandenen zweiten Oralität durchgängig von Texten geprägt [...], welche die Muster ihrer Theatralisierungen wesentlich vorgeben beziehungsweise historisch vorgegeben haben“33. Texte sind also für Kulturschaffung bedeutend und es erfolgt stetig eine Wechselwirkung zwischen Texten und Kultur.34
Im nächsten Kapitel wird Kafkas Ein Bericht für eine Akademie paraphrasiert und ausgewählte Textstellen werden analysiert und interpretiert. Die Erzählung handelt von einem Affen, der während seiner Gefangenschaft das Sprechen erlernte und in die menschliche Gemeinschaft aufgenommen wurde.
3. Ein Bericht für eine Akademie
Die Erzählung Ein Bericht für eine Akademie „besteht aus der Rede eines zum Menschen mutierten Affen, mit Namen Rotpeter, der vor einer – nicht in corpore gegenwärtigen – Akademie die Geschichte seiner Menschwerdung beschreibt“35. Der autodiegetische Ich-Erzähler beginnt den Bericht mit der Anrede der Adressaten36: „Hohe Herren von der Akademie!“37
3.1 Die Menschwerdung des Affen
Auf eine Aufforderung der Akademie hin, einen Bericht über sein äffisches Vorleben zu schreiben, entgegnet der Affe:
„In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich vom Affentum, eine Zeit, kurz vielleicht am Kalender gemessen, unendlich lang aber durchzugaloppieren, so wie ich es getan habe, streckenweise begleitet von vortrefflichen Menschen, Ratschlägen, Beifall und Orchestralmusik, aber im Grunde allein, denn alle Begleitung hielt sich, um im Bilde zu bleiben, weit vor der Barriere.“ (BA 299)
Auffallend an dieser Textstelle ist die Zeitspanne, welche den Mensch gewordenen Affen von seiner tierischen Existenz trennt und fünf Jahre beträgt. Das (in etwa) fünfte Lebensjahr ist bei Kleinkindern nämlich jenes, in welchem diese durch Symbol- und Rollenspiele ihre Vorstellungen von der Welt aufbauen und menschliche Interaktionsmöglichkeiten erlernen. In ihren Spielen erweitern die Kinder ihre sprachlichen Fähigkeiten und setzen diese, mit ihnen experimentierend, in ihren Rollenspielen ein.38 Genau so lange benötigt auch Rotpeter in der Erzählung für seine Menschwerdung. Markant ist auch die Aussage, dass der Affe „streckenweise“ von Menschen, Ratschlägen, Beifall und sogar Orchestralmusik begleitet wurde. Auch der Ablauf eines Dramas vollzieht sich quasi streckenweise. Einzelne Stationen sind dabei die Akte, die Szenen bzw. die Bilder.39 Die von Rotpeter gewählten Begriffe „Menschen“, „Beifall“ und „Orchestralmusik“ verweisen hierbei auf Dramenelemente: Laut Aristoteles stellen die wesentlichen Elemente des Dramas ja der Mythos (die Handlung), die Charaktere, die Erkenntnisfähigkeit (der Gedanke), die Inszenierung, die Sprache und die Melodik dar (vgl. Aristot. poet. 6)40.
[...]
1 An dieser Stelle eine allgemeine Definition von Kultur, da der Begriff im vorliegenden Aufsatz wiederholt auftaucht. Kultur ist „ein metaphorischer Begriff für jegliche Art von menschlicher Ausbildung, Tätigkeit und Produktion, die über das von Natur Gegebene hinausgeht und neue Artefakte, Fähigkeiten, Bedeutungen und Symbole hervorbringt.“ Heinz, Jutta: Kultur, in: Burdorf, Dieter et al. (Hgg.): Metzler Lexikon Literatur, Stuttgart/ Weimar 2007, S. 407f.
2 Hier werden die für die westliche Welt wichtigen antiken Stätten exemplarisch genannt. Selbstverständlich spielt auf der ganzen Welt Theatralität eine wichtige Rolle und haben alle Kulturen bedeutende Bauwerke und Erfindungen hervorgebracht. Zudem ist die griechische Kultur der Antike (aber auch die römische) in Kulturaustausch mit anderen, nicht-europäischen Ländern wie bspw. Persien gewesen.
3 Die Erstveröffentlichung fand 1917 in der Zeitschrift Der Jude (Monatsschrift 2, 1917/18) zusammen mit Schakale und Araber unter dem Titel Zwei Tiergeschichten statt.Vgl. Institut für Textkritik Heidelberg online.
4 Kafka, Franz: Ein Bericht für eine Akademie, in Franz Kafka. Drucke zu Lebzeiten, herausg. v. Wolf Kittler et al. Frankfurt a. M. 1994, S. 299-313.
5 Neumann, Gerhard et al. (Hgg.): Szenographien. Theatralität als Kategorie der Literaturwissenschaft, Freiburg i. B. 2000 (Rombach Wissenschaften: Reihe Litterae 78).
6 Ebd., S. 13.
7 Ebd., S. 14.
8 Warstat, Matthias: Theatralität, in: Fischer-Lichte et al. (Hgg.): Metzler Lexikon Theatertheorie, Stuttgart/ Weimar 2005, S. 358.
9 Ebd., S. 359.
10 Vgl. ebd., S. 359.
11 Vgl. Grätzel, Stephan: Theatralität als anthropologische Kategorie, in: Balme, Christopher et al. (Hgg.): Theater als Paradigma der Moderne. Positionen zwischen historischer Avantagarde und Medienzeitalter, Tübingen/ Basel 2003 (Mainzer Forschungen zu Drama und Theater, Bd. 28), S. 33-47.
12 Vgl. Fischer-Lichte, Erika: Einleitung. Theatralität als kulturelles Modell, in: Fischer-Lichte, Erika et al. (Hgg.): Theatralität als Modell in den Kulturwissenschaften, Tübingen/ Basel 2004, S. 7-26.
13 Neumann 2000, S. 12.
14 Ebd., S. 12.
15 Vgl. ebd., S. 11f.
16 Ebd., S. 13.
17 Vgl. Neumann 2000, S. 13.
18 Ebd., S. 13.
19 Ebd., S. 13.
20 Ebd., S. 13.
21 Matala de Mazza, Ethel/ Pornschlegel, Clemens: Einleitung, in: Mathala de Mazza, Ethel/ Pornschlegel, Clemens (Hgg.): Inszenierte Welt. Theatralität als Argument literarischer Texte, Freiburg i. B. 2003 (Rombach Wissenschaften, Reihe Litterae Bd. 106), S. 12.
22 Vgl. ebd., S. 12.
23 Neumann 2000, S. 14.
24 Vgl. Neumann 2000, S. 14.
25 Ebd., S. 14.
26 Vgl. ebd., S. 14f.
27 Ebd., S. 15.
28 Ebd., S. 15.
29 Ebd., S. 15.
30 Ebd., S. 15.
31 Ebd., S. 15.
32 Neumann 2000, S. 15.
33 Ebd., S. 15.
34 Um diese These Gerhard Neumanns zu bekräftigen sei eine Anekdote des New-Critism -Theoretikers Stephen Greenblatt angeführt. Als der Bestsellerautor eine Reise nach Bali machte, begegnete er Einheimischen, welche sich an einem Ort versammelt hatten, um Videoaufnahmen einer von ihnen durchgeführten Tempelzeremonie anzusehen. Greenblatt nennt die Beobachtung „Assimilation des Anderen“ und betont die Zweideutigkeit dieses Ausdrucks: „Die Dorfbewohner hatten ein hochentwickeltes Exemplar der modernsten Repräsentationstechnologie gekauft, die der internationale Kapitalismus derzeit zu bieten hat, die führende Technik zur Herstellung, Reproduktion und Übertragung kultureller Texte.“ Dennoch stellt Stephen Greenblatt fest, dass die Einheimischen durch die Benutzung fremder Technologien nicht zwingend auch fremdes Gedankengut übernehmen – in ihrer Kulturausübung kommt es zu, wie es Greenblatt benennt, „Hybridität“. Diese „Hybridität“ ist m. E. nichts anderes als ein Prozess der Ordnung von kulturellem Sinn und der Kulturschaffung unter Verwendung eines technischen Mediums, nämlich dem Kulturgut Videoaufnahme. Ein technischer Zeichenträger gibt hierbei die Aufnahme wieder, in welcher eine Zeremonie festgehalten wurde und die Theatralität der Zeremonie wahrnehmbar ist. Nur durch die Verwendung des Videogeräts wird die Denkweise der Einheimischen selbstverständlich nicht gelöscht und neu programmiert. Gewiss wirkt das neue Medium auf das Denken und damit auf die kulturelle Ausübung ein. Doch die Sprachproduktion als Bedeutungstheater ist diejenige Instanz, welche sozialen Sinn herstellt, der dann aufgeführt, aufgenommen und angeschaut wird. Die Einheimischen würden demzufolge mit ihrer Denkweise Bedeutungen generieren, überdenken und formieren – das Ritual wäre ein Resultat von Zeichen von Zeichen. Die Videoaufnahme abzuspielen, wäre daher ein Vorgang des Wiedergebens von Zeichen von Zeichen oder gar des Schaffens von Zeichen von Zeichen von Zeichen. Vgl. Greenblatt, Stephen: Wunderbare Besitztümer. Die Erfindung des Fremden. Reisende und Entdecker, Berlin 1994, S. 12-14.
35 Neumann 2004, S. 151.
36 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Sprechen an sich theatral aufgebaut ist.
37 Kafka, Franz: Ein Bericht für eine Akademie, in Franz Kafka. Drucke zu Lebzeiten, herausg. v. Wolf Kittler et al. Frankfurt a. M. 1994, S. 299. Zitatnachweise künftig im Text mit der Chiffre BA.
38 Vgl. Bürki, Dominique: Vom Symbol- zum Rollenspiel, in: Zollinger, Barbara (Hg.): Kinder im Vorschulalter. Erkenntnisse, Beobachtungen und Ideen zur Welt der Drei- bis Siebenjährigen, Bern/ Stuttgart/ Wien 2008, S. 11-46.
39 Vgl. Asmuth, Bernhard: Einführung in die Dramenanalyse, Stuttgart/ Weimar 2009 (Sammlung Metzler Bd. 188), S. 37-50.
40 Vgl. Aristoteles: Poetik, übers. u. herausg. v. Manfred Fuhrmann, Stuttgart 1994, S. 18-25.