Die Zweiteilung der Geschlechter in Männer und Frauen als sich gegenseitig ausschließende Kategorien erscheint in weiten Teilen menschlicher Gesellschaften seit denkbar langer Zeit als unhinterfragbare Tatsache. Während in früheren Zeiten der Frage nach dem Ursprung der Zweigeschlechtlichkeit mit einem Verweis auf die göttliche Schöpfung (im Christentum) begegnet wurde, wird die Existenz zweier Geschlechtskategorien in heutiger Zeit über die Natur (Evolution, Biologie) begründet. Diese Letztbegründung bietet den Ausgangspunkt für alle darauf aufbauenden geschlechtsspezifischen Unterscheidungen in diversen gesellschaftlichen Kontexten. Auch die Frauenforschung und Frauenbewegung hat in ihren frühen Stadien Konzepte auf Grundlage der Zweigeschlechtlichkeit entwickelt und diese sozialisationstheoretisch begründet. In jüngerer Zeit läßt sich jedoch ein Wandel weg von der Akzeptanz natürlicher Geschlechtsunterschiede hin zur Dekonstruktion eben dieser Unterschiede erkennen. Frau (und teilweise auch man) geht mit Bezug auf andere erkenntnistheoretische Annahmen (wie z. b. die konstruktivistische Epistemologie) davon aus, daß die Zweigeschlechtlichkeit im sozialen Prozeß konstruiert wird.
In der vorliegenden Arbeit sollen zunächst die Geschlechtskategorien anhand der Konzepte „sex“ und „gender“ gegenübergestellt und kritisch beleuchtet werden. Im Anschluß daran werden unterschiedliche theoretische Grundpositionen vorgestellt, die die Geschlechterdifferenz oder deren Aufhebung in verschiedener Weise erklären. Parallel hierzu sollen auch einige Strömungen in der Frauenbewegung mit unterschiedlichen Annahmen und Zielrichtungen angesprochen werden. Im Anschluß an diesen Theorieteil folgen einige Beispiele aus den Bereichen Arbeit und Wissenschaft, welche die Konsequenzen der sozialen Konstruktion von Geschlecht hinsichtlich dem Aufbau und Erhalt männlicher Herrschaftsstrukturen in Gesellschaften illustrieren sollen. Hierbei wird die Geschlechterdifferenz als notwendige Voraussetzung für eine anschließende Hierarchie im Geschlechterverhältnis betrachtet. Abschließend werden einige Gedanken mit Blick auf mögliche Coping-Strategien sowie prophylaktische Maßnahmen von Frauen und Männern zur Durchbrechung dieser hierarchischen Verhältnisse skizziert.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- „SEX" UND „GENDER" - SINNVOLLE ORDNUNGSKATEGORIEN?
- DIE BIOLOGISCHE ZWEIGESCHLECHTLICHKEIT
- DIE SOZIALE ZWEIGESCHLECHTLICHKEIT
- THEORETISCHE GRUNDPOSITIONEN
- BIOIOGISMUS,'NATURALISMUS
- GLEICHHEIT DER GI'SCHLECIITER
- GYNOZENTRISCHER FEMINISMUS
- POSTMODERNE DEKONSTRUKTION
- DISKURSTTIEORIE
- EITINOMETIIODOLOGIE
- DIFFERENZ UND HIERARCHIE
- ARBEITSWELT
- PHAIM)ZENTRISMUS
- WISSENSCHAFT
- AUSBLICK
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit neueren Erklärungskonzepten zur sozialen Konstruktion von „gender". Sie setzt sich zum Ziel, die Geschlechtskategorien „sex" und „gender" gegenüberzustellen und kritisch zu beleuchten, verschiedene theoretische Grundpositionen vorzustellen, die die Geschlechterdifferenz oder deren Aufhebung auf unterschiedliche Weise erklären, und anhand von Beispielen aus den Bereichen Arbeit und Wissenschaft die Folgen der sozialen Konstruktion von Geschlecht hinsichtlich des Aufbaus und der Festigung männlicher Herrschaftsstrukturen in Gesellschaften zu illustrieren.
- Die Bedeutung der Kategorien „sex" und „gender" für die soziale Konstruktion von Geschlecht
- Verschiedene theoretische Grundpositionen zur Erklärung von Geschlechterdifferenz und -hierarchie
- Die Rolle von Macht und Wissen in der Konstruktion von Geschlecht
- Die Folgen der sozialen Konstruktion von Geschlecht für die Arbeitswelt und die Wissenschaft
- Mögliche Coping-Strategien und prophylaktische Maßnahmen zur Durchbrechung hierarchischer Geschlechterverhältnisse
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit den Begriffen „sex" und „gender" und stellt die biologische und soziale Zweigeschlechtlichkeit gegenüber. Es wird argumentiert, dass die Festlegung eines biologischen Geschlechts anhand verschiedener Kriterien nicht eindeutig ist und dass die soziale Zweigeschlechtlichkeit auf einer konstruierten Dualität basiert, die nicht der Realität entspricht.
Das zweite Kapitel präsentiert verschiedene theoretische Grundpositionen zur Erklärung von Geschlechterdifferenz und -hierarchie. Es werden der Biologismus/Naturalismus, die Gleichheit der Geschlechter, der gynozentrische Feminismus und die postmoderne Dekonstruktion vorgestellt und ihre jeweiligen Annahmen und Kritikpunkte diskutiert.
Das dritte Kapitel beleuchtet die Folgen der sozialen Konstruktion von Geschlecht für verschiedene gesellschaftliche Bereiche. Dabei werden die Arbeitswelt, der Phallozentrismus und die Wissenschaft als Beispiele herangezogen. Es wird gezeigt, wie die Konstruktion von Geschlechterdifferenzen zu hierarchischen Geschlechterverhältnissen führt und welche Strategien und Paradoxien dieser Hierarchisierung zugrunde liegen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die soziale Konstruktion von „gender", Geschlechterdifferenz, Geschlechterhierarchie, Biologismus, Naturalismus, Gleichheit der Geschlechter, gynozentrischer Feminismus, postmoderne Dekonstruktion, Diskurstheorie, Ethnomethodologie, Arbeitswelt, Phallozentrismus, Wissenschaft, Coping-Strategien, prophylaktische Maßnahmen, Dekonstruktion, Reifizierung, Gender-Identität.
- Arbeit zitieren
- Sascha Wingen (Autor:in), 1998, Neuere Erklärungskonzepte zur sozialen Konstruktion von "gender", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2828
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