Viele Menschen, die in ihrem Leben mit dem christlichen Glauben in Berührung gekommen sind, werden sich schon einmal gefragt haben, mit welchem Recht und welcher Begründung die Christen ihren Glauben an Jesus als den Christos behaupten. Worin ist dieser Glaube begründet und wie kommt die Religion schließlich zu ihren Aussagen? Welcher Geltungsanspruch kann einer Aussage wie beispielsweise der folgenden Aussage Karl Rahners zugesprochen werden?
"Ich habe Gott unmittelbar erfahren. Ich habe Gott erfahren, den namenlosen und unergründlichen, schweigenden und doch nahen, in der Dreifaltigkeit seiner Zuwendung zu mir. Ich bin Gott, dem wahren und lebendigen, dem, der diesen alle Namen auslöschenden Namen verdient, wirklich begegnet. Gott selbst. Gott selbst habe ich erfahren, nicht menschliche Worte über ihn. Diese Erfahrung ist niemandem verwehrt. Ich wollte sie andern, so gut es geht, vermitteln." (Vorgrimmler, Herbert: Karl Rahner verstehen. Eine Einführung in sein Leben und Denken, Freiburg i.Br. 1985, 22.)
Neben den persönlichen Erfahrungen des Menschen mit Gott ist der Glaube begründet in Zeugnissen von Menschen über ihre Erfahrungen mit Gott und im Christentum darüber hinaus eben in Zeugnissen von Erfahrungen mit diesem Jesus Christus. Diese Zeugnisse, seien sie nun biblische Texte oder in irgendeiner anderen Form Berichte von Menschen und ihren Erfahrungen mit Gott, liegen stets, ob in schriftlicher oder gesprochener Form, als Glaubensaussagen vor.
"Glaubende sagen, was sie nicht sagten, wenn sie nicht glaubten; sie tun was sie nicht täten, glaubten sie nicht; sie leben, wie sie nicht lebten, wenn sie nicht glaubten. Zugänglich wird der Glaube der Menschen in dessen vielfältigen Artikulationen, in denen er seinen Ausdruck findet: auf sprachliche und praktische, aber auch ethische und ästhetische Weise. Solche Artikulationen des Glaubens sind das unmittelbare Material für die Theologie; nur vermittelt über sie bekommt sie es mit Gott zu tun, dessen Erfahrung sich in diesen Artikulationen spiegelt – leider und notwendigerweise in getrübter Weise." (Bausenhart, Guido: Einführung in die Theologie. Genese und Geltung theologischer Aussagen (= Grundlagen Theologie), Freiburg i.Br. 2010, 26.)
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Charakteristika von Glaubensaussagen
- 1.1 Glaubenserfahrungen
- 1.2 Glaubensaussagen
- 1.2.1 Der Zeugnischarakter von Glaubensaussagen
- 1.2.2 Der Bekenntnischarakter von Glaubensaussagen
- 2. Vorüberlegungen zur weiteren Vorgehensweise und deren Auswirkungen auf die Ergebnisfindung
- 2.1 Die kommunikative Struktur von Aussagen
- 2.2 Auswirkungen einer objektivierenden Betrachtungsweise auf die Ergebnisfindung
- 3. Der Geltungsanspruch von Glaubensaussagen
- 3.1 Zeitgeist lebensweltliche und historische Verortung der Glaubensaussage
- 3.1.1 Die Kontextualität von Glaubensaussagen
- 3.1.2 Kategorische Bestimmung von Welt und Horizont
- 3.2 Die Glaubwürdigkeit des Zeugen
- 3.2.1 Die prinzipielle Glaubwürdigkeit eines Zeugen
- 3.2.2 Die Glaubwürdigkeit einer konkreten Aussage
- 3.3 Die interpersonale Kommunikation
- 3.3.1 Der kommunikative Akt
- 3.3.2 Der ästhetische Akt
- 3.3.2.1 Die Bedingung der Möglichkeit für ein Gelingen erfahrungsbasierter Kommunikation
- 3.3.2.2 Die Frage nach dem Gelingen erfahrungsbasierter Kommunikation
- 3.3.2.3 Erstes Teilergebnis
- 3.3.2.4 Die Differenz zwischen sprachlichen und nicht sprachlichen Darstellungen ästhetischer Ereignisse
- 3.3.2.5 Zweites Teilergebnis
- 3.3.3 Die Frage nach dem Gelingen des spirituellen Aktes
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage nach dem Geltungsanspruch von Glaubensaussagen im Kontext von Offenbarung und Rationalität. Ziel ist es, die komplexen Zusammenhänge zwischen Glaubenserfahrung, Zeugnischarakter und der Begründung der Gültigkeit von Glaubensaussagen zu beleuchten.
- Definition von Glaubenserfahrungen und Glaubensaussagen
- Analyse der kommunikativen Struktur von Aussagen und deren Auswirkungen auf die Ergebnisfindung
- Diskussion der Glaubwürdigkeit von Zeugen und der Bedeutung der Kontextualität von Glaubensaussagen
- Untersuchung der interpersonellen Kommunikation, insbesondere der ästhetischen und spirituellen Dimensionen
- Reflexion über die Rolle der Vernunft und der Offenbarung bei der Begründung des Geltungsanspruchs von Glaubensaussagen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Welchen Geltungsanspruch kann eine Aussage beanspruchen, die auf einer Glaubenserfahrung, einem Offenbarungsgeschehen beruht?
Kapitel 1 definiert die zentralen Begriffe Glaubenserfahrung und Glaubensaussage. Es wird der Zeugnischarakter und der Bekenntnischarakter von Glaubensaussagen hervorgehoben.
Kapitel 2 beleuchtet die kommunikative Struktur von Aussagen und untersucht, wie eine objektivierende Betrachtungsweise die Ergebnisfindung beeinflussen kann.
Kapitel 3 analysiert den Geltungsanspruch von Glaubensaussagen im Kontext der Kontextualität, der Glaubwürdigkeit des Zeugen und der interpersonellen Kommunikation.
Schlüsselwörter
Glaubensaussage, Glaubenserfahrung, Offenbarung, Rationalität, Zeugnischarakter, Kontextualität, Glaubwürdigkeit, interpersonale Kommunikation, ästhetischer Akt, spiritueller Akt, Fundamentaltheologie.
- Arbeit zitieren
- Christoph Jagstaidt (Autor:in), 2014, Der Geltungsanspruch von Glaubensaussagen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282827