Die Schamgrenze ist ein aufschlussreicher Indikator für das Alltagsleben und die kulturellen Gewohnheiten einer Gesellschaft, noch mehr die Art und Weise, wie damit umgegangen wird. Literatur ist dabei ein Zeugnis, das uns noch Jahrzehnte später über dieses Element informieren kann. Muǧūn (Mudjun / Mudschuun / Mudschun) bewegt sich permanent um die Schamgrenze der arabischen Literatur herum und unweigerlich stellt sich die Frage, ob und auf welche Art und Weise die Integration in den literarischen Korpus der arabischen Welt funktioniert. Obwohl es relativ leicht fiel, aus etlichen Beispielen und Werken Teile herauszufiltern, die in diese Kategorie der arabischen Literatur hineinfallen (natürlich geschieht die Zuordnung in einem gewissen Maß subjektiv), ist es kaum möglich, eine prägnante Beschreibung bzw. Definition zu erstellen, die dem Leser ein scharfes Bild darüber vermittelt, was muǧūn genau meint. Es scheint, als ob jede Quelle, sowohl primäre Quellen als auch wissenschaftliche Bearbeitungen, einen anderen Aspekt einer schemenhaften Gestalt beleuchtet, die jedoch nie klare Umrisse gewinnt.
Im Allgemeinen wird muǧūn mit erotischer Literatur in Verbindung gebracht. Dass dies aber nur ein Bruchteil der Bedeutung ist, wird in dieser Arbeit gezeigt. Aus der europäischen und neuzeitlichen Perspektive steht das Lesen derartiger Literatur unter anderem Stern und um ihr gerecht zu werden, müssen - wie bei allen literarischen Besonderheiten - die Texte in ihrer Blütezeit, im arabischen Mittelalter zur Zeit der Abbasidenherrschaft (750-1500) gesehen werden, auf nachfolgende Entwicklungen soll diese Arbeit nicht weiter eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- Was ist muğūn?
- Begriffsdefinition
- Klassifikation
- Charakteristika
- Muğūn in seiner Blütezeit
- Muğūn im literarischen und sozio-kulturellen Umfeld
- Rezeption und Intention
- Vertreter des muğūn
- Baššār b. Burd
- Ibn al-Ḥağğāğ
- Epilog
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des muğūn, einer Form der arabischen Literatur, die sich durch ihren Umgang mit der Schamgrenze auszeichnet. Die Arbeit zielt darauf ab, den Begriff muğūn zu definieren, seine literarischen und sozio-kulturellen Bezüge im arabischen Mittelalter zu erforschen und die Rezeption und Intention dieses Genres zu beleuchten.
- Definition des Begriffs muğūn und seine vielschichtigen Bedeutungen
- Der Einfluss von muğūn auf die arabische Literatur und das gesellschaftliche Leben im Mittelalter
- Die Intention der Autoren von muğūn-Texten und ihre Rezeption durch die Gesellschaft
- Die Bedeutung von muğūn für das Verständnis der arabischen Kulturgeschichte
- Die Relevanz von muğūn für die heutige Zeit und die Frage nach seiner Integration in den literarischen Kanon der arabischen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Der Prolog der Arbeit führt in das Thema muğūn ein und stellt die Relevanz des Themas für die Erforschung der arabischen Literatur und Kulturgeschichte heraus. Das erste Kapitel widmet sich der Definition des Begriffs muğūn und untersucht seine verschiedenen Bedeutungen, Klassifikationen und Charakteristika. Das zweite Kapitel beleuchtet den Einfluss von muğūn auf die arabische Literatur und das gesellschaftliche Leben im Mittelalter. Es werden die sozio-kulturellen Rahmenbedingungen des Genres sowie seine Rezeption und Intention betrachtet. Das dritte Kapitel stellt zwei prominente Vertreter des muğūn, Baššār b. Burd und Ibn al-Ḥağğāğ, vor und analysiert ihre Werke. Der Epilog fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung von muğūn für die heutige Zeit.
Schlüsselwörter
Muğūn, arabische Literatur, mittelalterliche arabische Kultur, Schamgrenze, Erotik, Sozio-kultureller Kontext, Rezeption, Intention, Baššār b. Burd, Ibn al-Ḥağğāğ.
- Arbeit zitieren
- Karoline Köster (Autor:in), 2013, Mudjun: Frivole Literatur des arabischen Mittelalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282914