Es ist empirisch erwiesen, dass die Nutzung des Internet in den vergangenen Jahren lediglich eine geringe Abnahme der Fernsehnutzung verursachte. (van Eimeren / Gerhard / Frees 2002: 358) Zudem steht fest, "daß die überwiegende Mehrheit selbst der größten Computerfans und begeistertsten Internetsurfer immer noch Zeitung liest und weder den Fernseher noch das Radio aus der Wohnung geworfen hat": (Stipp 1998: a.a.O.)
Beide Thesen treffen also weder auf das Medium Computer mit seinen Anwendungsmöglichkeiten des Internet noch auf den Fernseher zu.
Wohl aber verändern neue Medien jeweils Formen und Funktionen älterer Medien. Insofern ist nicht von Verdrängung, sondern von Konvergenz die Rede.
Es soll deshalb im Laufe der vorliegenden Arbeit versucht werden, einen dritten Weg einzuschlagen und geprüft werden, ob und inwiefern, angesichts einer Koexistenz beider Medien im alltäglichen privaten Nutzungsgefüge, inhaltliche, ästhetische und strukturelle Aspekte ausgetauscht und / oder aufeinander bezogen werden können.
Die Frage soll nicht lauten, wie sich die Konkurrenz von Internet und Computer auf die Durchsetzung der Medien selbst auswirkt.
Die Frage lautet vielmehr: Wie wirkt sich Konvergenz auf die Inhalte, Rezeptions- und Darstellungsformen beider Medien aus? Hickethier weist 1994 darauf hin, dass das Fernsehen "einem breiten Publikum zum ersten Mal die Teilhabe an einem weltweit interessierenden Ereignis" ermöglichte. (Hickethier 1994: 258) Die Gleichzeitigkeit der Übertragung sowie das subjektive Gefühl des Zuschauers, er sei unmittelbar beim Geschehen dabei, machten das Fernsehen zu einem medialen Erlebnis. (Hickethier 1994: 258) Mit der Streaming-Technik hielt das bewegte, live gesendete Bild Einzug in das Internet.
Andererseits hat das Internet mit verschiedenen Diensten, wie z.B. E-Mail und World Wide Web, Einzug in die Braunsche Röhre des TV-Bildschirms gefunden.
Es steht fest, dass einzelne Anwendungen aus dem Medium Fernsehen integrierbar sind in das Medium Internet – so z.B. die Übertragung von bewegtem Bild in Echtzeit, das Streaming. Auf technischer Ebene scheint Konvergenz keine technisch unlösbaren Probleme aufzuwerfen – auch wenn sie, wie in Kapitel 2 ersichtlich werden wird, in vielerlei Hinsicht noch Entwicklungsbedarf hat...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Struktur, Problemstellung und Vorgehensweise
- Technische Bedingungen von Streaming im WWW
- Die Entstehung des Internet und seiner Dienste
- Die Verknüpfung von World Wide Web und Multimedia
- Kommunikation und Interaktivität im Chat
- Entwicklungspotential des Internet
- Verarbeitung von Bewegtbild an Computer- und TV-Bildschirmen
- Digitale Aufbereitung von Video
- Technische Grundlagen des Streaming
- Die Erstellung eines Video-Streams
- Datenkompression
- Übertragungsarten: Multicasting und Unicasting
- Streaming Media Anwendungen und Dateiformate
- Mögliche Zugangsbarrieren für Streaming
- Talkshows - Entwicklung eines Fernseh-Genres
- Technische Entwicklung des Massenmediums Fernsehen
- Programmstrukturen des Fernsehens und deren Rezeption
- Die Talkshow als Fernsehgenre
- Talkshows im Internet
- AOL Live! Centerstage
- Beschreibung der Website
- Ablauf der Sendung
- Technische Voraussetzungen
- Einbettung der Sendung in das Unternehmen
- Tomorrow TV live
- Beschreibung der Website
- Aufbau und Ablauf der Sendung
- Technische Umsetzung
- Einbettung der Sendung in das Unternehmen
- Weiterverwendung der Show
- Formaler Vergleich beider InternetTalkshows
- Fernsehrezeption vs. Internetnutzung
- Rückkanal: Wie wirkt das Fernsehen auf das Internet?
- Studio und Kamera
- Moderation und Gesprächsführung
- Vom Zuschauer zum User
- Rückkanal II: Wie wirkt das Internet auf das Fernsehen?
- Interaktivität und Individualisierbarkeit
- Mit dem Internet verknüpfte Fernseh-Konzepte
- Stilisierung / Parallelisierung / Fragmentierung
- Zukunftsentwürfe: Telematik, Mediamatik, Konvergenz
- Szenario 2010: Digital TV ermöglicht interaktives TV
- Fazit
- Von "one-to-one" zu "one-to-many" : von "one-to-many" zu "one-to-one"?
- Hat Streaming Media in Internet-Talkshows eine Zukunft?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung und den Potenzialen von Video-Streaming in Internet-Talkshows. Die Arbeit untersucht die technischen Bedingungen von Streaming im World Wide Web, die Entwicklung des Fernseh-Genres der Talkshow und die Integration von Talkshows im Internet. Ziel ist es, den Stellenwert und die zukünftige Rolle von Streaming Media in Internet-Talkshows zu analysieren.
- Technische Grundlagen und Entwicklung von Streaming im WWW
- Entwicklung und Merkmale des Fernseh-Genres der Talkshow
- Integration von Talkshows in das Internet
- Rezeption von Talkshows im Internet im Vergleich zur traditionellen Fernsehrezeption
- Mögliche Auswirkungen von Streaming Media auf das Fernsehen und das Internet
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit bietet eine Einleitung und stellt die Struktur, Problemstellung und Vorgehensweise der Untersuchung dar. Kapitel 2 beleuchtet die technischen Bedingungen von Streaming im World Wide Web. Dabei werden die Entstehung des Internets und seiner Dienste, das Entwicklungspotenzial des Internets, die Verarbeitung von Bewegtbild, digitale Aufbereitung von Video sowie die technischen Grundlagen des Streaming im Detail behandelt.
Kapitel 3 beleuchtet die Entwicklung des Fernseh-Genres der Talkshow, beginnend mit der technischen Entwicklung des Fernsehens und der Analyse von Programmstrukturen und Rezeption. Kapitel 4 untersucht die Integration von Talkshows im Internet anhand von zwei Beispielen: AOL Live! Centerstage und Tomorrow TV live. Dabei werden die Websites, der Ablauf der Sendungen, die technischen Voraussetzungen sowie die Einbettung der Sendungen in das Unternehmen analysiert.
Im fünften Kapitel wird der Rückkanal, also die Einflussnahme des Fernsehens auf das Internet, untersucht. Die Analyse konzentriert sich dabei auf Studio und Kamera, Moderation und Gesprächsführung sowie die Transformation vom Zuschauer zum User. Kapitel 6 befasst sich mit dem Einfluss des Internets auf das Fernsehen. Hier werden Themen wie Interaktivität und Individualisierbarkeit, mit dem Internet verknüpfte Fernseh-Konzepte sowie Stilisierung, Parallelisierung und Fragmentierung behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Streaming Media, Internet-Talkshows, Fernseh-Genre Talkshow, Interaktivität, Rezeption, technische Bedingungen, Entwicklungspotenzial, Zugangsbarrieren, Digital TV, Telematik, Mediamatik, Konvergenz und Medienwandel.
- Arbeit zitieren
- Bianca Ulrich (Autor:in), 2003, Video-Streaming in Internet-Talkshows, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28293