Merlin, Magie und fauler Zauber? Analyse altenglischer Zaubersprüche in der Serie "Merlin"


Seminararbeit, 2012

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhalt

Abkürzungsverzeichnis

1. Rezeption der Artussage in der Serie Merlin

2. Vorgehensweise bei der Analyse der Zaubersprüche

3. Analyse der Zaubersprüche
3. 1 Kurze Zaubersprüche
3.1.1 Infinitive
3.1.2 Imperative
3.1.3 Performationen
3.2 Lange Zaubersprüche
3.2.1 Frei erfundene Zaubersprüche
3.2.2 An 'The Dream of the Rood' angelehnte Zaubersprüche
3.3 Merkmale altenglischer Zaubersprüche in Merlin

4. Ergebnisse der Analyse

Bibliografie

Primärquellen

Sekundärquellen

Abbildungsverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Rezeption der Artussage in der Serie Merlin

Seit der ersten Erwähnung von Arthur in Nennius Historia Brittonum aus dem Jahre 830 faszinieren die Geschichten, die sich um den sagenumwobenen König ranken. Mit Le Morte D'Arthur schuf Sir Thomas Malory die Legenden, die wir auch heute noch mit Arthur, der Tafelrunde und dem Zauberer Merlin verbinden. 2008 bereitete der britische Fernsehsender BBC diesen alten Mythos neu auf und rief die mittlerweile erfolgreiche Serie Merlin ins Leben. Es gibt viel, was die moderne Adaption von der ursprünglichen Legende unterscheidet – eines hat sie aber teilweise gemeinsam: die Sprache.

Man entschied sich dazu, die Zaubersprüche der Serie ins Altenglische zu übersetzen. Der ausführende Produzent Johnny Capps erklärt in The Making of Merlin, dass man sehr realistische Sprüche beabsichtigte, die eine direkte Übersetzung dessen sein sollten, was die zaubernde Person damit erreichen wollte (0:08:52).

Es ist das Ziel dieser Arbeit herauszufinden, ob die Sprüche den selbst auferlegten Kriterien entsprechen. Um dies zu klären, werden die Sätze auf ihre grammatikalische Korrektheit untersucht und es wird geprüft, ob sie ihre pragmatische Funktion erfüllen können. Hierfür wird eine Auswahl von Zaubersprüchen exemplarisch analysiert.

Im nächsten Abschnitt wird die Vorgehensweise der Analyse erläutert und definiert, wann mit einem Zauber das Beabsichtigte erreicht werden kann. Im 3. Kapitel werden zunächst die kurzen Zaubersprüche, die aus einem Wort bis einem Satz bestehen, betrachtet und anschließend die langen Zaubersprüche, die mindestens zwei Sätze aufweisen. Nachfolgend wird noch knapp auf die Merkmale tatsächlicher altenglischer Zaubersprüche eingegangen. So soll die Frage beantwortet werden, in wie weit die in Merlin vorzufindenden Sprüche realistisch sind. Die Ergebnisse werden in Kapitel 4 zusammengefasst und ausgewertet.

2. Vorgehensweise bei der Analyse der Zaubersprüche

Die Zaubersprüche für diese Arbeit wurden alle der zweiten Staffel von Merlin mit Hilfe der Untertitel entnommen. Von den etwa 58 unterschiedlichen Sprüchen wurden 14 untersucht.

Um die Sätze auf ihre grammatikalische Richtigkeit zu überprüfen, wurde wie folgt vorgegangen:

1. korrekte Transkription der Worte
2. Analyse der Worte nach den Dimensionen ihrer Wortart
3. Überprüfung, ob die richtigen Kategorien verwendet wurden
4. Analyse der Satzbaupläne
5. Überprüfung der Satzbaupläne mit Hilfe von Bakers Introduction to Old English (2012) und anhand von Primärtexten

Wenn die Sätze fehlerhaft waren, wurden sie verbessert. Für die Übersetzungen diente Tollers An Anglo-Saxon Dictionary: Based on the Manuscript Collections of the Late Joseph Bosworth (1921) als Hilfe. Zur Analyse und Ermittlung der Pronomina wurde auf Obst/Schleburg 2004: 40 zurückgegriffen.

Die Ergebnisse der grammatikalischen Analyse und der Kontext des Spruches flossen bei der Beantwortung der Frage, ob die Zaubersprüche ihre gewollte Wirkung hervorrufen können, mit ein.

Die pragmatische Funktion soll erfüllt sein, wenn die Kommunikation erfolgreich ist, d. h. wenn der Hörer die Intention des Sprechers erfassen kann (Kortmann 2005: 231). Für den Fall, dass der Satz grammatikalisch falsch, die Absicht des Sprechers aber dennoch verständlich ist, soll der Spruch ebenfalls sein Ziel erreichen.

3. Analyse der Zaubersprüche

3. 1 Kurze Zaubersprüche

Zuerst wird auf die kurzen Zaubersprüche eingegangen, die man in die Unterkategorien 'Infinitive', 'Imperative' und 'Performationen' aufteilen kann.

3.1.1 Infinitive

Bei dem ersten betrachteten Spruch handelt es sich um einen einzelnen Infinitiv, der direkt an den gemeinten Gegenstand gerichtet ist.

Merlin möchte sich nachts aus einem Raum schleichen, stößt jedoch gegen mehrere Gegenstände. Sie drohen auf den Boden zu fallen und die im Zimmer schlafende Person zu wecken. Merlin belegt jeden Gegenstand mit dem Wort "Gestillan!" (Merlin: The Nightmare Begins. 0:20:12), was zur Folge hat, dass die Dinge in der Luft schweben bleiben.

Der Infinitiv gestillan bedeutet unter anderem '(eine Handlung) stoppen', was in diesem Kontext gut zur Auswirkung passt. Für einen Zauberspruch würde man eher den Imperativ gestil (Toller 1921: 446) erwarten. Trotzdem kann der Spruch seine pragmatische Funktion erfüllen, da deutlich ist welcher Gegenstand gemeint ist und was er tun soll.

Anders sieht es bei dem nächsten Zauberspruch aus. Nachdem es Merlin in der obigen Szene gelungen ist, unbemerkt aus dem Raum zu gelangen, muss er an zwei Wachsoldaten vorbei, die in einem von Fackeln (aus Metall, wohl mit Brennflüssigkeit gefüllt) erhellten Gang stehen. Zur Ablenkung lässt er mit dem Zauberspruch "Foerbearnan firgenholt!" (Merlin: The Nightmare Begins. 0:21:00) die Flamme der Fackel, die den beiden am nächsten ist, zu einer riesigen Stichflamme werden.

Die korrekte Transkription des Spruchs lautet Forbærnan firgenholt. Forbærnan bedeutet übersetzt 'verbrennen', das Wort firgenholt 'Bergholz'. Man erhält also 'Verbrennen Bergholz' als wörtliche Übersetzung. Auch hier würde der Imperativ forbærn (Toller 1921: 302) wesentlich besser passen. Zudem ist nicht sicher, worauf genau sich 'Bergholz' bezieht, da die Fackeln nicht mit Holz gefüllt sind.

Das einzelne Wort forbærnan wird in einer späteren Szene (die exemplarisch für weitere Szenen mit ähnlichem Gebrauch des Wortes stehen kann) zum Anzünden eines Lagerfeuers – diesmal ohne Stichflamme – benutzt (0:26:14). Das legt den Verdacht nahe, dass mit firgenholt Bezug auf die Art und Weise des Verbrennens genommen werden sollte, was die Frage aufwirft, weshalb man dies mit einem Nomen und nicht mit einem Adverb tat.

Wer die Absicht hat mit forbærnan firgenholt eine Stichflamme zu erzeugen, dürfte folglich enttäuscht werden. Wahrscheinlich ginge eher noch ein Gegenstand aus Holz in Flammen auf.

3.1.2 Imperative

Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Zaubersprüchen sind die folgenden bereits im Imperativ geschrieben oder zumindest als Imperative gedacht.

Imperativsätze folgen im Altenglischen dem Satzbauplan V + (S) + ((Oi) + Od) (Millward 1971: 35). In Nominalphrasen, die Verben des Wünschens oder Befehlens folgen, wird normalerweise der Subjunktiv gebraucht (Baker 2012: '7.10').

Auch bei den Imperativen lassen sich Zaubersprüche finden, die dem Objekt, auf das Einfluss genommen werden soll, etwas befehlen. Ein einzelner, als Imperativ gebrauchter Spruch ist das immer wiederkehrende "Tospringe!" (Merlin: The Curse of Cornelius Sigan. 0:28:30), mit dem Türen geöffnet werden.

Tospringan bedeutet 'aufbersten/zerspringen'. Grammatikalisch betrachtet wurde der Imperativ hier falsch gebildet. Über Wright (1914: 257 & 243[1] ) lässt sich herleiten, dass sich das verwendete tospringe auf die 1. Pers. Sg. Ind. Präs. bezieht und der Imperativ tospring ist.

Sieht man von dem Grammatikfehler ab, kann der Spruch das beabsichtigte Ergebnis hervorrufen. Verwunderlich ist jedoch die Tatsache, dass der Zauberspruch unterschiedliche Auswirkungen hat. In Merlin: The Curse of Cornelius Siga n (0:28:30) wird eine Kerkertür mit einer Explosion aus den Angeln gerissen, was der Bedeutung des Wortes tospringan gerecht wird. Der gleiche Spruch bewirkt in Merlin: The Witch's Quickening (0:04:34) hingegen, dass eine Tür beinahe lautlos aufschwingt.

Dieses Ergebnis macht bei dem Befehl 'Berste auf!' keinen Sinn und würde folglich auch nicht eintreten. Die pragmatische Funktion kann somit nicht erfüllt werden.

Ein Zauberspruch, der sowohl korrekt gebildet wurde als auch die beabsichtigte Wirkung hervorrufen kann, ist der folgende Satz, mit dem Merlin eine Wanne Badewasser erhitzt, die vor ihm steht (Merlin: The Lady of the Lake. 0:06:47).

Tabelle 1 – Analyse 'Onhæt þa wæter'

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mittels Wright (1914: 273 & 270) kann der Imperativ hæt für das Verb hætan abgeleitet werden, wie er auch in dem Satz "hæt þat wyn" (URL 1) zu finden ist. Der Imperativ von onhætan 'erhitzen' ist also richtig gebildet worden.

Der Vergleichssatz zeigt auch, dass das Objekt im Akkusativ stehen muss, was auch im Zauberspruch vorliegt. Obwohl es einen Text gibt, in dem wæter – wie im obigen Spruch – feminin gebraucht wird, taucht es wesentlich häufiger als Neutrum auf (vgl. Toller 1921: 1160). Würde man dies berücksichtigen, müsste der Artikel in þæt abgeändert werden.

Das Nomen wæter wurde richtig dekliniert (vgl. Wright 1914: 171). Damit ist der Satz grammatikalisch korrekt und als Übersetzung ergibt sich 'Erhitze das Wasser'. Hier wird deutlich, dass diesmal eine dritte Instanz angesprochen wird, die den Befehl ausführen soll.

Der Kontext des Spruches ist eindeutig, sodass die Intention des Sprechers verstanden werden kann.

Das nächste Beispiel ist wiederum ein Zauberspruch, der sich direkt an den Gegenstand richtet, um eine Veränderung zu bewirken. Mit ihm lässt Merlin einen Spiegel mit der Bewegung seines Armes aus einem Fenster schweben, um damit in das darunter liegende Zimmer sehen zu können (Merlin: Beauty and the Beast – Part 1. 0:17:51 ).

[...]


[1] Bei Wright wird oft ersichtlich, dass zwei Verben gleich konjugiert werden, von denen es für eines eine Konjugationstabelle gibt. Die erste Seitenzahl der Quellenangabe verweist auf den Vermerk, die zweite Seitenzahl auf die Tabelle. Bei der Überprüfung von Verben mit Präfix wurde dieses vernachlässigt.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Merlin, Magie und fauler Zauber? Analyse altenglischer Zaubersprüche in der Serie "Merlin"
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
29
Katalognummer
V282946
ISBN (eBook)
9783656821793
ISBN (Buch)
9783656821786
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
merlin, magie, zauber, analyse, zaubersprüche, Serie, Die neuen Abenteuer, altenglisch
Arbeit zitieren
Bettina Breitenberger (Autor:in), 2012, Merlin, Magie und fauler Zauber? Analyse altenglischer Zaubersprüche in der Serie "Merlin", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282946

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