Ein Blick auf die Geschichte der Seefahrt offenbart, dass Schiffsunfälle, -kollisionen und -havarien, wie jene der Costa Concordia, durch die vergangenen Jahrzehnte hindurch keine Seltenheit darstellten und sich ein Unfallrückgang trotz Fortschritten in der Technik und postulierten Ausweitungen von Sicherheitsmaßnahmen in der Schifffahrt nur marginal abzuzeichnen scheint.
Betrachtet man die nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia in den Medien kursierenden Erklärungsmuster, so fällt auf, dass jene oftmals auf ursächliche Aufarbeitungen des Unfalls zurückgreifen und im Sinne einer linear-kausalen Herangehensweise an den Unfall allen voran den Menschen - sei es dem Kapitän oder aber dem Bedienungspersonal - Fehler anlasten, welche zur Havarie geführt haben sollen.
Die hiesige Arbeit nimmt es sich in Anknüpfung daran schwerpunktmäßig zum Ziel, die in den Medien kursierenden Erklärungsmuster der Havarie der Costa Concordia aufzuarbeiten und die Schwachpunkte einer linear-kausalen Argumentationsweise gegenüber einer systemisch-prozessualen Betrachtungsweise unter Herausarbeitung der wirksamen Dynamiken des Systems Kreuzschifffahrt aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Untergang der Costa Concordia: Fakten und mediale Erklärungsmuster
- 3. Der Systembegriff gemäß Perrow & Spezifika einer systemischen Betrachtungsweise
- 4. Unfälle und Störfälle
- 5. Das System Kreuzschifffahrt
- 5.1. Ökonomischer Druck und der Boom in der Kreuzfahrtindustrie
- 5.2. AkteurInnen; Reedereien, Klassifikationsgesellschaften und die IMO
- 5.3. Technische Neuerungen
- 6. Das System Kreuzfahrtschiff
- 6.1. AkteurInnen an Bord
- 6.2. Sicherheitsausstattung an Bord
- 7. Das fehlerinduzierende System gemäß Perrow
- 8. Unfälle in fehlerinduzierenden Systemen
- 9. Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die medialen Erklärungsmuster zum Untergang der Costa Concordia und hinterfragt die Grenzen linear-kausalen Denkens. Sie untersucht die komplexen Systemdynamiken der Kreuzschifffahrt, um die Unfallursachen umfassender zu verstehen. Die Arbeit berücksichtigt dabei den Einfluss ökonomischer Faktoren, die Rolle verschiedener Akteure und die Bedeutung von Sicherheitsaspekten.
- Analyse der medialen Darstellung des Costa Concordia Unglücks
- Bewertung linear-kausalen vs. systemisch-prozessualen Betrachtungsweisen
- Untersuchung der Systemdynamiken in der Kreuzschifffahrt
- Einfluss ökonomischer Faktoren auf Sicherheitsprozesse
- Rolle verschiedener Akteure (Kapitän, Reederei, Besatzung, etc.)
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas durch die Häufung von Schiffsunglücken trotz technischer Fortschritte heraus. Sie kritisiert die vorherrschende linear-kausale Erklärungsweise in den Medien, die menschliches Versagen in den Vordergrund stellt, und kündigt eine systemische Betrachtungsweise an, die die komplexen Wechselwirkungen im System Kreuzschifffahrt berücksichtigt.
2. Der Untergang der Costa Concordia: Fakten & mediale Erklärungsmuster: Dieses Kapitel beschreibt den Ablauf des Unglücks und präsentiert drei in den Medien verbreitete Erklärungsmuster: das Fehlverhalten des Kapitäns, die Schuld der Besatzung (insbesondere des Steuermanns), und Versäumnisse der Reederei bezüglich Sicherheitsstandards. Es zeigt, wie diese vereinfachenden Erklärungen die komplexen Zusammenhänge des Systems ignorieren.
5. Das System Kreuzschifffahrt: Dieser Abschnitt untersucht das System Kreuzschifffahrt als komplexes Gebilde aus wirtschaftlichen Zwängen, verschiedenen Akteuren (Reedereien, Klassifikationsgesellschaften, IMO) und technischen Innovationen. Der ökonomische Druck der Branche, der auf Profitmaximierung ausgerichtet ist, wird als möglicher Einflussfaktor auf Sicherheitsmaßnahmen beleuchtet. Die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Interessen der Akteure werden ebenso analysiert.
6. Das System Kreuzfahrtschiff: Das Kapitel analysiert das Kreuzfahrtschiff als abgeschlossenes System mit seinen Akteuren an Bord und der Sicherheitsausstattung. Es werden die Interaktionen und Kommunikationsstrukturen innerhalb dieses Systems untersucht und die Grenzen und Möglichkeiten der Sicherheitsmaßnahmen beleuchtet. Die Kapitel beschreibt das Zusammenspiel der Akteure und deren Einfluss auf die Sicherheit an Bord.
Schlüsselwörter
Costa Concordia, Kreuzschifffahrt, Systemdynamik, Normal Accident Theory, Perrow, ökonomischer Druck, Sicherheitsmanagement, mediale Darstellung, menschliches Versagen, Systemkomponenten, Risikopotential.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Untergangs der Costa Concordia
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Untergang der Costa Concordia und hinterfragt die medialen Erklärungsmuster. Sie untersucht die komplexen Systemdynamiken der Kreuzschifffahrt, um die Unfallursachen umfassender zu verstehen und geht dabei über vereinfachende, linear-kausale Erklärungen hinaus.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die mediale Darstellung des Unglücks, vergleicht linear-kausale und systemisch-prozessuale Betrachtungsweisen, untersucht die Systemdynamiken in der Kreuzschifffahrt, den Einfluss ökonomischer Faktoren auf Sicherheitsprozesse und die Rolle verschiedener Akteure (Kapitän, Reederei, Besatzung etc.).
Wie wird der Untergang der Costa Concordia dargestellt?
Das Unglück wird detailliert beschrieben, und gängige mediale Erklärungsmuster (z.B. Kapitänfehler, Versagen der Besatzung, Mängel der Reederei) werden präsentiert und kritisch hinterfragt. Die Arbeit zeigt, wie diese vereinfachten Erklärungen die komplexen Zusammenhänge des Systems ignorieren.
Welche systemischen Aspekte werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert das System "Kreuzschifffahrt" als komplexes Gebilde aus wirtschaftlichen Zwängen, verschiedenen Akteuren (Reedereien, Klassifikationsgesellschaften, IMO) und technischen Innovationen. Es wird auch das System "Kreuzfahrtschiff" als abgeschlossenes System mit seinen Akteuren an Bord und der Sicherheitsausstattung untersucht.
Welche Rolle spielt der ökonomische Druck?
Der ökonomische Druck der Kreuzfahrtindustrie, der auf Profitmaximierung ausgerichtet ist, wird als möglicher Einflussfaktor auf Sicherheitsmaßnahmen beleuchtet. Die Arbeit untersucht, wie dieser Druck die Sicherheitsaspekte beeinflussen kann.
Welche Akteure werden berücksichtigt?
Die Arbeit berücksichtigt verschiedene Akteure, darunter den Kapitän, die Reederei, die Besatzung, Klassifikationsgesellschaften und die IMO (International Maritime Organization). Die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Interessen dieser Akteure werden analysiert.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit wendet eine systemische Betrachtungsweise an, im Gegensatz zu einer rein linear-kausalen Analyse. Sie berücksichtigt die komplexen Wechselwirkungen innerhalb des Systems Kreuzschifffahrt.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
(Die Zusammenfassung des letzten Kapitels ("Conclusio") fehlt im gegebenen Auszug, daher kann diese Frage nicht beantwortet werden.)
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Costa Concordia, Kreuzschifffahrt, Systemdynamik, Normal Accident Theory, Perrow, ökonomischer Druck, Sicherheitsmanagement, mediale Darstellung, menschliches Versagen, Systemkomponenten, Risikopotential.
- Quote paper
- Birgit Winkler (Author), 2013, Der Untergang der Costa Concordia. Systemdynamiken in der Kreuzschifffahrt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282995