Die Zusammenhänge von Bildungsmöglichkeiten und kindlicher Entwicklung

Schichtspezifische Benachteiligung im deutschen Bildungssystem


Akademische Arbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Das deutsche Schichtsystem in der Gesellschaft

3. Die Lebenslage der Kinder

4. Bildungsmöglichkeiten

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit der Schichtspezifischen Benachteiligung im Bildungssystem. Mit der Zuordnung zu einer Gruppierung sind bestimmte Entstehungsgründe, erfahrbare Lebensbedingungen und/oder alltägliche Folgeerscheinungen sozialer Ungleichheit verbunden.

Schichtspezifische Merkmale wie Macht, Prestige, Bildung, Wohlstand, aber auch Wohn- und Freizeitbedingungen werden oft als hohe Ziele in unserer Gesellschaft angesehen. Materieller Wohlstand führt oft zu Selbstvertrauen, Optimismus, gesündere und zufriedenstellendere Lebensbedingungen.

In Armut lebende Kinder scheinen oft schlecht sozial integriert zu sein, häufig resultiert ein geringeres Wohlbefinden, weniger Selbstvertrauen und Hilflosigkeit so wie ein Gefühl der Einsamkeit.

Ferner leiden sie erheblich häufiger an gesundheitlichen Beeinträchtigungen und psychosomatischen Beschwerden.

In der heutigen Gesellschaft gewinnt die Bildung immer mehr an Bedeutung. Sie ist eine wichtige Grundlage für den materiellen Wohlstand, da der Bildungsstand eng verknüpft ist, mit den Möglichkeiten der Berufswahl. Des Weiteren scheint Bildung die einzige Chance zum Klassensprung zu sein.

Die Bildungschancen an die ich mein Hauptmerkmal meiner Arbeit gerichtet habe sind jedoch nicht für alle gleich.

2. Das deutsche Schichtsystem in der Gesellschaft

Eine Schicht besteht aus einer Vielzahl an Individuen, die irgendein erkennbares gemeinsames Merkmal haben. ( Reimann 2006 S.55) Dies ist eine gesellschaftlich legitimierte, da allgemein anerkannte Großgruppe in der Gesellschaft, die durch gemeinsame soziale Merkmale, wie Beruf, Einkommen, Status, Verhaltensnormen, Lebensstil und teilweise auch durch ein Zugehörigkeitsgefühl gekennzeichnet ist.

In Deutschland wurde das traditionelle Schichtsystem der Ständegesellschaft von Adel, Klerus, Bauern und später auch Bürgern aufgelöst und von der so genannten Schichtgesellschaft, bestehend aus Ober-, Mittel- und Unterschicht, die sich jeweils noch feiner in einen oberen und unteren Teil der jeweiligen Schicht unterteilen lassen, ersetzt. Angefangen mit dem Wirtschaftswunder in den 60er Jahren ging man im Rahmen der Nivellierungsthese davon aus, dass sich die Schichten immer weiter auflösen und es zu einer Angleichung der sozialen Unterschiede kommen würde, so dass eine große Mittelschichtgesellschaft entstände. Diese These zeigt sich in letzter Zeit jedoch immer weniger bestätigt, da immer mehr Menschen aus der Mittelschicht in die Armut, also in die Unterschicht abrutschen.

(Vgl. Reimann 2006 S.32 ff.)

Die Gefahr der vertikalen sozialen Mobilität, in diesem Fall des

sozialen Abstiegs, wird mit der Zunahme der Armutsfaktoren, wie zum Beispiel Langzeitarbeitslosigkeit oder Ein-Eltern-Haushalte, immer größer. Auf diese Weise entsteht eine ganz neue Unterschicht aus den Reihen der Mittelschicht, die der Nivellierung unserer Gesellschaft entgegensteht.

Die deutsche Unterschicht lässt sich also keineswegs mit der Arbeiterklasse, deren Mitglieder immer mehr zur Mittelschicht zählen, gleichsetzen, sondern besteht aus all jenen die in Armut leben oder von dieser bedroht sind. Von Armut spricht man, „wenn die Bedürfnisbefriedigung einzelner Menschen oder Gruppen weit unter dem allgemeinen Lebensniveau (soziales Existenzminimum) bleibt“.

(DTV Lexikon 1999, S. 179)

Unter dem Begriff Unterschicht werde ich also im Folgenden Sozialhilfeempfänger oder Sozialhilfeberechtigte, aber auch alle, die aufgrund ihrer finanziellen und sozialen Lage aus der Durchschnittsgesellschaft ausgeschlossen werden, zusammenfassen.

3. Die Lebenslage der Kinder

Die Entwicklung eines Kindes ist ganz entscheidend von der Lebenslage der primären Sozialisationsinstanz abhängig, welche im Normalfall die Eltern sind. Die vorhandenen ökonomischen, sozialen und kulturellen Ressourcen, welche natürlich schichtabhängig sind, bestimmen die Entwicklungschancen eines Kindes. Mit Hilfe dieses Ressourcenansatzes lässt sich die soziale Position von Familien in der Gesellschaft darstellen.

(Vgl. LAUTERBACH/ LANGE 2002, S. 69f.)

Obwohl die Deutschen im internationalen Vergleich reich sind, sind die monetären Komponenten - Einkommen und Vermögen - innerhalb der Gesellschaft sehr unterschiedlich verteilt. So galten 2003 nach dem „Zweiten Armuts- und Reichtumsbericht“ der Bunderregierung 13,5% der Bevölkerung als arm. Hiervon sind mehr als ein Drittel Alleinerziehende und ihre Kinder und 19 % Paare mit mehr als drei Kindern. Der Anteil der unter der Armutsgrenze lebenden Kinder unter 15 Jahren lag hier bei 15%, was in reellen Zahlen 1,08 Millionen Kinder entspricht, die in der BRD von Sozialhilfe leben. Als arm wird hier jeder bezeichnet, der weniger als 60% des Durchschnitteinkommens zur Verfügung hat, was 2002 einer Armutsgrenze von 730,20 Euro pro Monat in Westdeutschland bedeutete.

(Vgl. Lauterbach/Lange 2002, S.67)

Hier wird ersichtlich, dass Kinder in der Tat ein ernstzunehmendes Armutsrisiko darstellen und dass diese überproportional häufig im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung von relativer Armut betroffen sind.

Als wichtige soziale Ressource bei der Betrachtung der Lebenslagen von Kindern in der Bundesrepublik muss man die Kindschaftsverhältnisse, also die Familienkonstellation, wie zum Beispiel Zwei-Eltern-Familien, Alleinerziehende und Patchworkfamilien, prüfen. Die Stabilität der Sozialisationsinstanz Familie und das Aufwachsen bei den leiblichen Eltern oder in einer Pflegefamilie haben große Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes. So führt die sich immer weiter individualisierende Gesellschaft zu vielfältigen Lebensformen, wie beispielsweise die „Homoehe“, die sich nicht immer positiv auf die Entwicklungschancen von Kindern auswirken. Die folgenden Zahlen sollen das Ausmaß der instabilen Kindschaftsverhältnisse deutlichen machen: Kinder, die zwischen 1974 und 1980 in den westlichen Bundesländern geborenen wurden, erlebten bis zu ihrem 18. Lebensjahr zu 24,5% eine oder mehrere Veränderungen ihrer Lebensverhältnisse. In den neuen Bundesländern mussten schon 44,1% mit mindestens einem Wechsel ihrer Familienverhältnisse zurechtkommen und sich mit einer neuen Familiekonstellation abfinden. In den letzten Jahren sind diese Zahlen noch gestiegen und die Prognosen weisen auf immer instabilere Kindschaftsverhältnisse hin.

(Vgl. LAUTERBACH/ LANGE 2002, S. 68)

Die Begriffe Unterklasse oder auch Unterschicht gewinnen in der momentanen wirtschaftlichen Situation der BRD mit der voraussichtlich geringen Zuwachsrate des Bruttoinlandproduktes von 0,7% für 2005 wieder an Bedeutung, da immer mehr Menschen aus der sogenannten Mittelschichtgesellschaft durch beispielsweise Arbeitslosigkeit in die Armut abrutschen oder sich von dieser bedroht fühlen. Die Arbeitslosenzahl überschritt im Januar 2005 erstmals in der Geschichte der BRD die fünf Millionen Grenze. ( SPIEGEL ONLINE 2005 )

Dies heißt für den Menschen, dass er den Zugang zu den Wohlstandspositionen verliert, an denen die große Mehrheit der Bevölkerung teilhat, was den Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben und die Beschränkung auf das Umfeld der Minderbemittelten zur Folge hat. Die Auswirkungen dieser unterschiedlichen finanziellen aber auch sozialen Ressourcen auf die Lebenschancen von Kindern aus verschiedenen sozialen Schichten, werde ich in den folgenden Kapiteln darstellen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Zusammenhänge von Bildungsmöglichkeiten und kindlicher Entwicklung
Untertitel
Schichtspezifische Benachteiligung im deutschen Bildungssystem
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Soziologie / Psychologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V283009
ISBN (eBook)
9783656825463
ISBN (Buch)
9783656838753
Dateigröße
385 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bildung, Benachteiligung, Elternhaus und Bildung, Migrationshintergründe, Schichtspezifikationen, Bildungsschichten, Bildungssysthem, Benachteiligung im Systhem, Schichtsysthem in Deutschland, Kinder und Bildung, Bildungschancen, Entwicklung der Kinder, kindliche Entwicklung
Arbeit zitieren
M.A. Tim Stahlhut (Autor:in), 2012, Die Zusammenhänge von Bildungsmöglichkeiten und kindlicher Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283009

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