Der Gedanke des »allsehenden« Wächters findet sich in dem Kunstwort des Panopticon (latinisiert und eingedeutscht als Panoptikum) von Jeremy Bentham wieder, mit dem er seinen Gefängnisentwurf von einem perfekt-überwachten Gefängnis oder Anstalt beschreibt. Michel Foucault übernimmt 1975 in seinem Werk »Überwachen und Strafen« dieses Modell und weitet den Gedanken des »Alles-sehenden-Prinzips« in sein theoretisches Konzept des »Panoptismus« aus. Der Charakter des Panoptismus, wie er von Foucault geprägt wird, erhält immer wieder eine Renaissance, wenn es um den Gegenstand der Überwachung oder grenzenlose Beobachtung geht und damit ein Eingriff in jegliche Privatheit erfolgt. Nach dem Aufdecken der Tätigkeit des Stasi-Regimes und im Zuge der aktuellen Berichte von Edward Snowden und Wikileaks ist die Aktualität des Panoptismus progressiver denn je. Wir gehen davon aus, dass das Spielwerk des Panoptismus eine latente, aber einflussreiche Rolle in gesellschaftlichen Zuständen einnimmt. Dabei stellt sich die Frage, welche sozialen Bereiche neben dem Gefängnis und der Anstalt, die von Foucault beschrieben werden, ebenso von Formen des Panoptismus bestimmt werden.
Da die Arbeitswelt einen bedeutenden Faktor in unserer westlich-kapitalistischen und industriellen Welt einnimmt, soll in der vorliegenden Arbeit der Versuch der Übertragung der foucaultschen Theorie auf den Arbeitsraum des Büros unternommen werden. Kann die Dispositionierung der Arbeitenden im Raum als ein Regelwerk des Panoptismus gesehen werden? Die These lautet, dass das Büro unserer heutigen Zeit als ein post-panoptisches Dispositiv verstanden werden kann, welches ein Überträger des panoptischen Gedankenguts ist.
Inhaltsverzeichnis
- Die einhundert Augen des Argos Panoptes...
- Michel Foucaults Werk »Überwachen und Strafen«: Die Entstehung des >>Panoptismus«......
- Das Büro als Kulturwissenschaftlicher Raum.
- Ausprägungen des »Panoptismus«< in der Arbeitswelt...\n.
- Fazit: Räumlichkeit zum Zweck der Selbstdisziplinierung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Büro als einen modernen Ausdruck des Panoptismus, wie ihn Michel Foucault in seinem Werk „Überwachen und Strafen“ beschreibt. Dabei werden die historischen Ursprünge des Begriffs beleuchtet und seine Anwendung auf den Arbeitsraum untersucht. Ziel ist es, die Rolle des Büros als Instrument der Selbstdisziplinierung und Kontrolle aufzuzeigen und zu untersuchen, wie sich der Panoptismus in der heutigen Arbeitswelt manifestiert.
- Historische Entwicklung des Panoptismus
- Foucaults Theorie des Panoptismus
- Das Büro als post-panoptisches Dispositiv
- Ausprägungen des Panoptismus im Arbeitsraum
- Räumliche Anordnung und Selbstdisziplinierung im Büro
Zusammenfassung der Kapitel
- Die einhundert Augen des Argos Panoptes...: Dieses Kapitel führt in die griechische Mythologie des Argos Panoptes ein, der als Sinnbild des grenzenlosen Sehens gilt. Der Bezug zum modernen Panoptismus wird hergestellt und die Bedeutung des Begriffs im Kontext von Überwachung und Kontrolle erläutert.
- Michel Foucaults Werk »Überwachen und Strafen«: Die Entstehung des >>Panoptismus«: Dieses Kapitel beleuchtet Michel Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ und die Entstehung des Begriffs Panoptismus im Kontext der historischen Entwicklung des Strafsystems. Foucault analysiert die Entstehung des modernen Gefängnisses als Instrument der Disziplinierung und Kontrolle.
- Das Büro als Kulturwissenschaftlicher Raum.: In diesem Kapitel wird das Büro als ein kulturwissenschaftlicher Raum betrachtet, der durch die Anwendung des Panoptismus geprägt ist. Die räumliche Gestaltung des Büros und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsweise und das Selbstverständnis der Beschäftigten stehen im Mittelpunkt.
- Ausprägungen des »Panoptismus«< in der Arbeitswelt...: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Ausprägungen des Panoptismus in der Arbeitswelt. Es beleuchtet die Rolle von Überwachungstechnologien, Leistungsdruck und hierarchischen Strukturen im Kontext der Selbstdisziplinierung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des Panoptismus, der Überwachung und Kontrolle, sowie der Bedeutung von Raum und Architektur in der Arbeitswelt. Hierbei werden die Arbeiten von Michel Foucault und Zygmunt Bauman zum Thema der modernen Überwachungsgesellschaft herangezogen. Im Zentrum steht die Analyse des Büros als post-panoptisches Dispositiv und die Frage, wie sich die Prinzipien des Panoptismus in der heutigen Arbeitswelt manifestieren.
- Quote paper
- Noemi Haderlein (Author), 2014, Das Büro als "post-panoptisches" Dispositiv, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283037