Kretische Tongefäße mit Meeresdekor


Seminararbeit, 2002

20 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


INHALT

1. EINLEITUNG

2. CHRONOLOGIE ZUR MINOISCHEN GESCHICHTE:

3. DIE ENTWICKLUNG DER MINOISCHEN KULTUR
3.1. DIE VORPALASTZEIT
3.2. ALTPALASTZEIT:
3.3. NEUPALASTZEIT
3.4. NACHPALASTZEIT

4. KRETISCHE TONGEFÄßE MIT MEERESDEKOR
4.1. MEERESLANDSCHAFTSMOTIVE
4.1.1. Korallenfelder mit Schuppenstruktur
4.1.2. Korallenfeld mit Linienstruktur
4.1.3. Astkoralle
4.1.4. Feder
4.2. MEERESTIERMOTIVE
4.2.1. Seeigel
4.2.2. Delphin
4.2.3. Muschel
4.2.4. Tritonschnecke
4.2.5. Argonaut
4.2.6. Krake

5. ZUSAMMENFASSEND

6. LITERATURLISTE

1. Einleitung

Abb. 1 W. Müller, S. 304

Die kretische Kunst entstand in der maritimen Landschaft des östlichen Mittelmeers. Sie ist vor allem für ihre Paläste bekannt. Während der Blütezeit herrschten Priesterkönige, deren bekanntester der legendäre König Minos war. Die Paläste, um genauer zu sein, Palast-Städte, waren riesige Anlagen mit Treppen Höfen und Lagerräumen, hier lagerten materielle Güter, handwerkliche Erzeugnisse, die von den Untergebenen an ihre Herrscher abgeliefert wurden. In den Werkstätten der Handwerker wurden bereits die Töpferscheibe benutzt. Sie modellierten elegant geformte Vasen und Gefäße für den heimischen Bedarf, aber auch für den Export. Die Kreter waren Insulaner und damit auch tüchtige Seefahrer und Händler.

Diese enge Beziehung zum Meer spiegelt sich besonders in den Dekorationen ihrer Keramikgegenstände wider. Darstellungen er Meeresfauna (Korallenmotive, Seeigel, Delfine, Muscheln, Schnecken, Argonauten, Kraken,...) zieren ihre Vasen und tauchen als immer wiederkehrendes Motiv in den Wandmalereien der Palästen auf. Auch die wundervollen Blüten die Kreta jedes Frühjahr in ein Farbenmeer tauchen, sind in ihrer formvollendeten Eleganz und ihren leuchtenden Farben ein beliebtes Motiv für Wandmalereien. Die alten Kreter sahen in den Kräften der Natur eine göttliche, schöpferische Macht.

In der kretischen Religion war der König der Hohepriester, verehrt wurde eine Muttergöttin, als weibliches Prinzip der Fruchtbarkeit, das Nahrung spendet, Kinder hervorbringt, für die Fortpflanzung der Tiere sorgt und die Feldfrüchte wachsen und reifen lässt (Magna Mater). Der Stier, als Sinnbild der körperlichen Stärke und männlichen Fruchtbarkeit, erscheint in der kretischen Kunst sehr Kretische Tongefäße mit Meeresdekor SeminarKunstgeschichte Altertum WS2001/02 häufig als Motiv. Das bei den Kretern heilige Tier diente als Opfergabe und spielte eine wichtige Rolle bei den rituellen, akrobatischen Spielen, die wahrscheinlich in den Palasthöfen stattfanden. Es handelte sich um eine Art athletischen Wettkampf von dessen religiösen und sozialem Stellenwert zahlreiche Bilddokumente zeugen.

2. Chronologie zur minoischen Geschichte:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: A. Braune, Menes - Moses - Minos . Die Altpalastzeit auf Kreta und ihre geschichtlichen Ursprünge, Essen 1988, S. 147

3. Die Entwicklung der minoischen Kultur

Kreta scheint erstmalig in der neolithischen Zeit bewohnt gewesen zu sein (ab 6000 v.Chr.). Die Siedler kamen aus Kleinasien und entwickelten durch Landbearbeitung sowie durch Tierhaltung und -zähmung eine produktionsfähige Kultur. Sie bewohnten in der Regel Höhlen oder selbstgebaute Steinhäuser. Metalle waren für sie unbekannt, zur Herstellung von Werkzeug und Waffen verwendeten sie verschiedene Arten von Steinen.

Mit der Bronzezeit ( 2.800/2.700-1.100 v.Chr.) kam jedoch das Kupfer aus dem Orient und brachte die Entwicklung der Schifffahrt und des Handels, sowie eine schrittweise Veränderung der sozialen Struktur mit sich. Es entwickelten sich drei größere europäische Kulturen in diesem Raum: zum einen die Kykladenkultur, die kretische oder minoische Kultur und die mykenische Kultur. Die minoische Kultur bildete eine Gruppe von Bewohnern, welche sich aus den verschiedensten Rassenelementen zusammensetzte und Kulturströmungen aus Asien, Afrika und Europa in sich aufnahm. Die Bewohner entwickelten außer ihren Kenntnissen der Verarbeitung von Metall noch andere neue Lebensgewohnheiten, welche wesentlich anspruchsvoller und aufwendiger waren, als die der jungsteinzeitlichen Bewohner Kretas. Die Sprache dieser neuen Bevölkerung ist nicht bekannt, sie wird jedoch einer gesonderten Kategorie der Mittelmeersprachen zugeordnet. Teilt man die gesamte minoische Epoche anhand ihrer großen Katastrophen und der Lebensdauer ihrer Paläste ein, so erhält man die folgende Einteilung in vierEpochen.

3.1. Die Vorpalastzeit

Die erste Epoche war die Vor- Palastzeit (3000-2157) Zum ersten Mal wurde Kupfer für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen verwendet. Über die Siedlungen dieser Zeit ist nur bekannt, dass es fest gebaute Häuser aus Steinen und Ziegeln gab, mit vielen Zimmern, steinbelegten Höfen und meist rot verputzten Wänden. Die Gräber dieser Epoche, die in Felsen gemauert sind oder aus großen Kuppelgebäuden bestehen, zeigen uns viel der damaligen Kunst und Entwicklung. Die vielfarbigen, geäderten Steinvasen, die man in frühminoischen Gräbern gefunden hat, sowie die reich verzierte Vassilik-Keramik und die Metallarbeiten und Goldarbeiten geben Auskunft über die Geschicklichkeit und die Vorstellungskraft der damaligen Menschen und beweisen, dass die Minoer bereits sehr früh Luxus und Bequemlichkeit suchten. Diese Funde geben auch Auskunft über die damalige Gesellschaft, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit in Klassen organisiert gewesen ist. Die Landwirtschaft, die Tierzucht, das Seewesen und der Handel waren entwickelt und systematisiert. Die Religion hatte bereits Hauptsymbole der Verehrung ausgeprägt, charakteristisch sind die Idole der Gottmutter.

3.2. Altpalastzeit

Die zweite Epoche, war die Altpalastzeit (2175 -1700 v.Chr.) Sie ist charakterisiert durch das Entstehen der ersten großen Palastzentren. Bis jetzt sind vier Zentren bekannt: Knossos, Phästos, Malia und Zakros. Sie alle trugen Merkmale der entwickelten minoischen Bauplanung mit der typischen Anordnung rund um einen Zentralhof. Dies spiegelt die Notwendigkeit wider, eine mächtige zentrale Autorität einzusetzen, die in der Lage ist, Gefahren von außen wirkungsvoll zu begegnen. Ob diese Autorität jedoch ein König, eine Königin, ein Priesterkönig oder eine Priesterkönigin war ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Fest steht jedoch, dass diese Palastkomplexe zwei Funktionen erfüllten, eine wirtschaftliche und eine religiöse, dies lässt auf ein Feudal- und theokratisches Gesellschaftssystem schließen, in dem das Geschäftsleben und die Verwaltung in den Händen der Priesterschaft lag. Die jeweiligen Priesterschaften oder Könige der verschiedenen Palastzentren ordneten sich wahrscheinlich dem Oberhaupt des Palastes zu Knossos unter wodurch eine stabile hierarchische Ordnung entstand, welche für dauerhaften Frieden sorgte den PAX MINOICA. Die Handelsbeziehungen zu den Völkern des Ostens intensivierten sich zu dieser Zeit und die Kamares-Keramik1, mit ihren polychromen dynamischen Themen, häufig basierend auf Rosetten, Spiralen und Netzmustern, war auf ausländischen Märkten sehr begehrt. Es wurde z.B. Kamares-Keramik in Ägypten und in Kleinasien ausgegraben. Außer dieser Keramik entstanden in den Palastwerkstätten viele weitere technisch hochentwickelte Gebrauchs und Kultobjekte, wie z.B. Gegenstände aus Fayence, Siegel aus Edelsteinen mit hieroglyphischen oder naturalistischen Darstellungen u.s.w. Die Tonplastiken der Älteren-Palastzeit werden als Votivgaben für die Bergheiligtümer gebraucht. Hier wird hauptsächlich das Element der mütterlichen Gottheit und das Symbol der heiligen Hörner und der Doppelschneidigenaxt gebraucht. Doppelschneidige Äxte spielten eine große Rolle in der minoischen Kultur, sie waren ein Symbol von Macht. Im Palast von Knossos hat man z.B. eine Wandmalerei gefunden, auf der eine reich geschmückte Frau abgebildet ist, die in jeder Hand eine Doppelaxt hält.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 Wissen digital, Doppelaxt

3.3. Neupalastzeit

Die dritte Epoche ist die Neupalastzeit (1700-1450), sie wird eingeleitet durch eine Erdbebenkatastrophe um 1700v.Chr., welche die alten Paläste und Siedlungen Kretas vernichtete. Dies unterbrach jedoch nicht die Entwicklung der Kultur auf Kreta. Die Paläste wurden sehr schnell wieder aufgebaut und noch einmal zum Mittelpunkt des administrativen, kulturellen und religiösen Lebens im Lande. Die minoische Kultur erreichte um diese Zeit ihre größte Blüte. Die Städte dehnten sich aus, neue Siedlungen wurden gegründet, die Infrastruktur wurde ausgebaut, die Häfen wurden organisiert und der Außenhandel florierte. Die neuen Paläste wurden weitaus komplexer und prunkvoller. Sie waren mehrstöckig und labyrinthartig und besaßen viele verschiedenen Räume für die verschiedensten Anlässe, außerdem unzählige Korridore, Vorratsräume, Werkstätte usw., sowie ein perfektes Bewässerungs- und Kanalisationssystem. Diese verwinkelten minoischen Paläste mit ihren unzähligen Etagen, Räumen und Korridoren schufen wahrscheinlich in der Phantasie der nicht Eingeweihten den Labyrinth-Mythos. Die Bezeichnung Labyrinth leitet sich höchstwahrscheinlich vom Wort labrys ab, was soviel wie Doppelaxt bedeutet. Die Paläste wurden Doppelaxthäuser genannt, also im weiteren Sinne Häuser der Macht. Besonders charakteristisch für die großen Paläste sind die aufwendigen Fresken an den Wänden. Auf den Fresken sind meistens naturalistische Landschaften oder Naturdarstellungen zu sehen, welche die Verbindung der Minoer mit der allmächtigen, ewigen und sich ständig erneuernden Natur darstellen. Außerdem sind häufig Szenen aus dem religiösen und sozialem Leben, aus dem Wettkampf zu ehren der Gottheit und aus Stierkämpfen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: M.C. Prette S. 219

[...]


1 Zu den bedeutendsten Leistungen der minoischen Kunst gehört die Keramik, die ihren Namen nach dem Fundort in einer Kulthöhle des Berges Ida erhielt: Kamares. Diese Gefäße sind aus hochelastischem Tonmaterial gefertigt und besitzen eine hauchdünne Wandung, so dass man sie auch als Eierschalenware charakterisiert hat.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kretische Tongefäße mit Meeresdekor
Hochschule
Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz - Kunstuniversität Linz  (Institut für Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Seminar für Kunstgeschichte Antike
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
20
Katalognummer
V28307
ISBN (eBook)
9783638301299
Dateigröße
1991 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kretische, Tongefäße, Meeresdekor, Seminar, Kunstgeschichte, Antike
Arbeit zitieren
Martina Traxler (Autor:in), 2002, Kretische Tongefäße mit Meeresdekor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28307

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