Einleitung
Mit dem Vordringen der deutschen Könige über die Alpen im 10. Jahrhundert in das alte langobardische, später karolingische Regnum Italiae trafen sie in den Lagunen am Nordufer der Adria auf ein Herrschaftsgebiet, das in Europa einzigartig war. Durch die Ereignisse der Völkerwanderungszeit hatten sich die Untertanen Ostroms in die Reichweite des Schutzes der byzantinischen Flotte auf die Inseln und lidi der Lagune geflüchtet, um vor den landgebundenen Truppen eindringender germanischer Herrscher in Sicherheit zu sein. Nach dem Fall Ravennas verblieben diese Lagunengebiete als die letzten Herrschaftsbereiche der italischen Halbinsel, die zumindest nominell noch unter dem Regiment Konstantinopels standen. Das Archipel Rialto hatte sich im Laufe des 9. Jahrhunderts zum Hauptort eines Gemeinwesens entwickelt, das in jeder Hinsicht doppelgesichtig war: in seiner Lage, dem Meer und dem Überseehandel zugewandt aber gleichermaßen auf stabile Verhältnisse auf dem umgebenden Festland angewiesen; in der politischen Verfassung, die ihm einen dux bescherte, der kein Herzog im westlich-feudalen Sinne und kein hypatos im byzantinischen Sinne war, da Byzanz seine Wahl nur noch zu bestätigen hatte; in seiner kirchlichen Organisation, nicht mehr der Orthodoxie zugeneigt, aber ebenso wenig bereit, sich dem römischem Patriarchen zu beugen.
Diese Scharnierfunktion hatte Verträge mit den Herrschern des Festlandes zur Folge, die die Rechtssicherheit und den Modus des Handels gewährleisten sollten. Garant dieser Abkommen wurde im Jahre 840 unter dem Eindruck der schwindenden Macht Konstantinopels der Kaiser des Abendlandes und Herrscher über das Regnum Italiae. Mit dem so genannten Pactum Lotharii wurde eine ganze Reihe ähnlicher Pakta eröffnet, die in ihren Bestimmungen grundlegend für das Verhältnis zwischen Herrscher und Dogat wurden. Ziel dieser Arbeit soll es sein, die Rolle zu beleuchten, die Venedig in der Politik der Ottonen spielte, die als erste transalpine Herrscher nach dem Niedergang der karolingischen Dynastie wieder politische Ziele in Italien verfolgten. Wie nutzten sie die besonderen Gegebenheiten, die der Dogat, am Rande der europäischen Feudalwelt gelegen, zu bieten hatte?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Vorgeschichte: Das Paktum Kaiser Lothars von 840
- Die ottonische Politik
- Otto I.
- Otto II.
- Otto III.
- Heinrich II.
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle Venedigs in der Politik der ottonischen Kaiser. Dabei wird insbesondere auf die besonderen Gegebenheiten des Dogats eingegangen, das sich am Rande der europäischen Feudalwelt befand. Die Arbeit beleuchtet, wie die Ottonen die strategische Lage Venedigs für ihre politischen Ziele in Italien nutzten.
- Die Vorgeschichte des Verhältnisses zwischen Venedig und den deutschen Königen
- Die Beziehungen zwischen Venedig und den ottonischen Kaisern Otto I., Otto II., Otto III. und Heinrich II.
- Die Bedeutung des Pactum Lotharii von 840 für das Verhältnis zwischen Venedig und den Herrschern des Festlandes
- Die Herausforderungen und Chancen, die sich für die Ottonen aus der besonderen Lage Venedigs ergaben
- Die Rolle Venedigs als strategischer Partner in der ottonischen Politik in Italien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einleitung und stellt die historische Situation Venedigs im 10. Jahrhundert dar. Das zweite Kapitel beleuchtet das Paktum Kaiser Lothars von 840, das als wichtiges Vertragswerk für das Verhältnis zwischen Venedig und den Herrschern des Festlandes gilt. Der dritte Teil der Arbeit analysiert die ottonische Politik gegenüber Venedig im Detail und beleuchtet die Beziehungen zu den Kaisern Otto I., Otto II., Otto III. und Heinrich II.
Schlüsselwörter
Ottonen, Venedig, Paktum Lotharii, Dogat, Italien, Feudalismus, Byzanz, strategische Lage, politische Beziehungen, Handelsbeziehungen.
- Arbeit zitieren
- Christoph Osterholt (Autor:in), 2002, Die ottonische Politik gegenüber Venedig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28377