"Das war das Ende Wichmanns, und so endeten fast alle, die die Waffen erhoben hatten gegen den Kaiser [deinen Vater]“ In einem heroischen und tragischen Stil, beendet Widukind die Sachsengeschichte in der ersten Fassung mit dem Schicksal des jungen Wichmann. Doch was waren die Hintergründe dieses Untergangs? War es ein Einzelfall oder steckte Methode hinter dem Zugrundegehen dieser Königsopposition? Die Geschichte Deutschlands in der Mitte des 10. Jahrhunderts ist die Geschichte der Erhebungen gegen den König. Grund dafür war Ottos Herrschaftsverständnis: Er vertrat die Unteilbarkeit des Reiches anstatt andere wie sein Vater Heinrich I. an der Herrschaft zu beteiligen. So akkumulierte Otto die Macht in seiner Hand mittels rücksichtsloser Herrschaft. Diese Herrschaft durchbrach bestehende Konventionen der Zeit und schlug sich in Brüskierungen und Affronts nieder. Die Folge war die Empörung zwischen Brüdern, Vettern, Söhnen und Onkeln. Diese Empörungen entluden sich wiederum in Fehden, die je nach Fall unterschiedliche Formen annahmen, aber eine bestimmte Struktur aufwiesen.
Das Ziel dieser Untersuchung ist es deshalb herauszufinden, welche Auswirkungen die Er-nennung Hermann Billungs zum princeps militiae für die familieninterne Hierarchie der Bil-lunger hatte. Dies wird im Rahmen der Aufstände Wichmanns und seiner Söhne dargestellt und vor dem Hintergrund des historischen Kontextes diskutiert werden. Dabei wird insbe-sondere der Fragestellung nachgegangen, welche Form diese Auseinandersetzung annahm und welchen Möglichkeiten und Grenzen dabei die Fehdeführung der Wichmannschen Linie unterlag. Ferner, inwiefern die grenzenlose Selbstjustiz der Söhne Wichmanns der dignitas eines Adligen überhaupt noch Rechnung tragen konnte?
Aus diesem Grund wird zunächst die Struktur ottonischer Herrschaft dargestellt, um die Konventionen in Bezug auf Konfliktführung und -beilegung im 10. Jahrhundert deutlich zu machen. Danach werden die einzelnen Erhebungen sowohl Wichmanns als auch seiner Söh-ne chronologisch im Kontext der Zeit durch Quellenanalyse und -einbezug diskutiert werden.
Die wichtigste Literatur umfasst vor allem die Erkenntnisse von ALTHOFF und KAMP in Bezug auf die Konfliktführung und -beilegung im 10 Jahrhundert sowie die Forschungserkenntnisse von ALTHOFF, aber auch FREYTAG zum Geschlecht der Billunger. Darüber hinaus zur Organisation von Königsoppositionen von ALTHOFF und FICHTENAU sowie die Darstellungen der Aufstände Wichmanns durch B
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenkritik
- Struktur ottonischer Herrschaft
- Konfliktführung und -beilegung im 10. Jahrhundert
- Fehdekaskaden zwischen der Hermannschen und Wichmannschen Linie der Billunger
- Konfliktbeginn zwischen Hermann Billung und Wichmann I.
- Sächsisch-fränkische Adelserhebung (937/38)
- Konfliktfortsetzung zwischen Hermann Billung und Wichmanns Söhnen Wichmann II. und Egbert
- Liudolfingischer Aufstand (952/953)
- Aufstände Wichmanns II. (955-967)
- Fazit: Vom sächsischen Adel zum Rebell – vom Rebell zum slawischen Heerführer
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Untersuchung zielt darauf ab, die Auswirkungen der Ernennung Hermann Billungs zum princeps militiae auf die interne Hierarchie der Billunger zu erforschen. Dazu werden die Aufstände Wichmanns und seiner Söhne im Kontext der ottonischen Herrschaftspraxis analysiert. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit der Form und den Möglichkeiten und Grenzen der Fehdeführung der Wichmannschen Linie.
- Struktur ottonischer Herrschaft im 10. Jahrhundert
- Konfliktführung und -beilegung im 10. Jahrhundert
- Fehden der Billunger im 10. Jahrhundert
- Die Rolle der Rache im Kontext von Fehden
- Die Auswirkungen der Fehden auf die Dignitas des Adels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Quellenlage und die Struktur ottonischer Herrschaft, um die Konventionen der Konfliktführung und -beilegung im 10. Jahrhundert zu verdeutlichen. Das zweite Kapitel behandelt die Fehdekaskaden zwischen den beiden Linien der Billunger, beginnend mit dem Konflikt zwischen Hermann Billung und Wichmann I. und anschließend den Auseinandersetzungen zwischen Hermann Billung und Wichmanns Söhnen Wichmann II. und Egbert. Dabei werden die jeweiligen Aufstände im historischen Kontext der Zeit durch Quellenanalyse und -einbezug diskutiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe und Themen dieser Arbeit sind die ottonische Herrschaftspraxis, Fehdekaskaden, Konfliktführung, -beilegung und -strukturen, die Rolle der Rache, die Dignitas des Adels sowie die Billunger und ihre Aufstände im 10. Jahrhundert. Die Untersuchung greift auf Erkenntnisse aus der Literatur zu den Themen Konfliktführung und -beilegung im 10. Jahrhundert sowie zur Organisation von Königsoppositionen zurück.
- Arbeit zitieren
- Fatih Özbay (Autor:in), 2011, Fehdeführung als Mittel rechtlicher Selbsthilfe am Beispiel der Billunger im 10. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283835