Das "gute" Kinderbuch. Eine empirische Untersuchung und Darstellung der Qualitätskriterien für Kinder- und Jugendliteratur


Bachelorarbeit, 2009

81 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Theoretische Einführung
2.1 Definition Kinder- und Jugendliteratur
2.2 Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur

3 Empirische Untersuchung
3.1 Sammlung der Qualitätskriterien
3.1.1 Methodisches Vorgehen zur Sammlung der Daten
3.1.2 Vorstellung der Akteure
3.1.3 Fazit/ Diskussion
3.2 Kategorisierung der Qualitätskriterien
3.2.1 Methodisches Vorgehen zur Analyse der Daten
3.2.2 Erläuterung der Darstellung der Kriterien in ihren Kategorien
3.2.2.1. Vorstellung Schema
3.2.2.2. Subkategorien zur Lesemotivation
3.2.2.3. Subkategorien zur pädagogischen Intention
3.2.2.4. Sonstiges
3.2.3 Fazit/ Diskussion

5 Literaturverzeichnis
5.1 Quellenangaben
5.2 Weiterführende Literatur

6 Abbildungsverzeichnis

7 Abkürzungsverzeichnis

8 Anhang

9 Materialsammlung zu Qualitätskriterien für Kinder- und Jugendliteratur

1 Einleitung

In einem Punkt ist sich die Mehrheit der europäischen Bevölkerung einig: Lesen ist wich- tig für Kinder! Das war nicht immer so. Im 18. Jahrhundert zum Beispiel war man der Meinung, Lesen halte vom Alltag ab, entfremde von der Realität und Kinder, die viel lesen, würden sich zu wenig bewegen. (Kaminski, 1998, S.132f.) Heute ist man der Mei- nung, dass Lesen eine Kernkompetenz ist, die jedes Kind spätestens in der Grundschule lernen sollte, denn es ist Grundlage für alle anderen Aufgaben. Es fördert die sprachliche, emotionale, soziale und ästhetische Kompetenz. Wer es im Berufsleben zu etwas bringen möchte, muss ein gutes Textverständnis und Lesekompetenzen haben. Aber viel wichti- ger, vor allem für die Kinder: Lesen bietet die Möglichkeit für eine Auszeit. Sie können sich mit den HeldInnen der Geschichten identifizieren, entdecken Neues und können die- se Welten nach Belieben betreten und wieder verlassen. (Gaschke, 2002, S.7ff.)

Die Arten und Formen von Kinder- und Jugendliteratur sind dabei vielfältig: Neben der allgemeinen Einteilung der Bücher in Altersstufen gibt es außerdem Bilderbücher, Mär- chenbücher, Tierbücher, Mädchenliteratur, Krimis und Sciencefiction, religiöse Kinder- und Jugendliteratur, Adoleszenzromane, Sachbücher und vieles mehr. (Lange, 2005, S.VIIff.) Ein Besuch in der Kinderbibliothek oder der Jugendabteilung in einer Buch- handlung zeigt schnell, dass die Auswahl riesig ist. Die Entscheidung zu fällen, welches Buch für das jeweilige Kind passend ist, ist oft nicht leicht. Manche Bücher wurden mit Preisen ausgezeichnet, andere stehen auf Bestsellerlisten oder wurden von Bekannten empfohlen. Es gibt Organisationen und Vereine, Elternratgeber, Internetseiten, Buchtipps vom Verlag und jeder von ihnen hat eine eigene Intention und Vorstellung davon, warum er dieses oder jenes Buch empfiehlt oder kritisiert. Auch Kinder und Jugendliche haben an einigen Stellen die Möglichkeit ihre Meinung zu ihren Büchern kund zu tun, wie z.B. die Jugendjury des deutschen Literaturpreises. Letztlich hängt es von jedem / jeder selbst ab, auf welche Empfehlungen er oder sie sich verlässt, welche Interessen vorliegen und worauf bei der Suche nach Büchern geachtet wird.

Da also jeder, der sich mit Kinder und Jugendliteratur beschäftigt, eine andere Auffassung davon hat, was sich zu lesen lohnt und was nicht, soll sich die folgende Arbeit genau mit dieser Frage beschäftigen: Was ist das „gute“ Kinderbuch? Welche Meinungen dazu gibt es? Worin unterscheiden sie sich, worin ähneln sie sich?

Hierzu wird zunächst der Begriff der Kinder- und Jugendliteratur definiert und ein kurzer geschichtlicher Abriss gegeben. Den Hauptteil der Arbeit wird eine empirische Untersu- chung zum Thema Qualitätskriterien für Kinder- und Jugendliteratur ausmachen. Anlie- gen dieser Arbeit ist es, mit den verschiedenen Organisationen, Vereinen, Verlagen und Internetseiten in Kontakt zu treten, um sie nach ihren Bewertungsmaßstäben und Krite- rienlisten für Kinderliteratur zu fragen, die Kriterien zu sammeln und anschließend in Anlehnung an die Grounded Theory Methodologie zu kategorisieren und analysieren. Dabei soll keine „perfekte“ neue Kriterienliste erarbeitet werden. In dieser Arbeit soll nicht die eine objektive Wahrheit herausgefunden, sondern dargestellt werden, wer was für richtig hält.

Am Ende dieser Studie sollen die allgemein vorherrschenden momentanen Vorstellun- gen, Meinungen und Auffassungen über gute Kinder- und Jugendliteratur dargestellt sein. Diese Sicht zeigt jedoch nicht nur die Position der Kinder und Jugendliteratur in der Ge- sellschaft, sondern auch auf die Kinder, die diese Literatur lesen und lesen sollen. So ist diese Arbeit auch kindheitswissenschaftlich relevant, da hier gleichzeitig der gesellschaft- liche Blick auf einen speziellen Teil von Kindheit, Kindesentwicklung und Lernen darge- legt wird

2 Theoretische Einführung

2.1 Definition Kinder und Jugendliteratur

Die Definitionen von Kinder- und Jugendliteratur (KJL) sind vielschichtig und in jeder Quelle anders zu finden. Gerade in älteren Schriften wird sich jedoch häufig auf Doderer (1977) bezogen. Hier werden als KJL alle Schriften und Werke bezeichnet, die für Kin- der gemacht wurden, so genannte spezifische KJL. In den meisten Werken wird außer- dem eine Trennung zur Kinderlektüre gezogen, denn dies ist ein Oberbegriff und meint alle Werke, die aufgrund von Inhalt und Form dem Verständnis von Kindern zugänglich sind (Grosse Sowjet - Enzyklopädie, 1954, S.3; Karminski, 1998, S.65). Die Kinderlek- türe schließt Schriften, die zwar nicht direkt für Kinder gemacht wurden aber trotzdem von ihnen gelesen werden, mit ein, wie z.B. Tageszeitungen. Karminski geht weiterhin davon aus, dass KJL aus drei verschiedenen Quellen entsteht: aus Literatur, die extra nur für Kinder gemacht wurde, aus Erwachsenenliteratur, die für Kinder abgewandelt und verändert wurde und aus Volksliteratur. (Karminski, 1998, S.65f.)

All diese Definitionen betrachten KJL jedoch noch etwas zu oberflächlich und aus die- sem Grund soll nun eine wesentliche ausführlichere Sammlung vorgestellt werden. Hans Heino Ewers (2005) geht davon aus, dass es keine allgemeingültige Definition gibt, denn je länger man sich mit dem Thema KJL beschäftigt, umso mehr merkt man, dass eine vorher gelesene, plausibel klingende Definition auf einmal nicht mehr passt. Er bezeich- net KJL als ein „kulturelles Phänomen“ (Ewers, 2005, S.2), welches viele verschiedene Aspekte beinhaltet. Aus diesem Grund stellt er nicht weniger als zehn unterschiedliche, teils aufeinander aufbauende, Definitionen dar, die im folgenden Text kurz erläutert wer- den sollen, da sie sehr gut die Weite des Begriffes darstellen. Einige davon greifen auch schon Genanntes der vorherigen Autoren wieder auf. (Ewers, 2005, S.2ff.)

(1) Kinderlektüre meint die gesamte Literatur, die von Kindern konsumiert wird

(2) Intentionale Kinderliteratur ist die Bezeichnung für alles, was Kinder und Jungendliche an Literatur konsumieren sollen. Erwachsene bestimmen also, ob eine bestimmte Art von Buch oder ein bestimmter Text für Kinder geeignet ist. So kann schon die Empfehlung als gutes Kinderbuch ein Werk zur Kinder- und Jugendliteratur werden lassen, egal ob es gerne gelesen wird oder nicht.

(3) Intendierte und nicht- intendierte KJL sind Begriffe, die aus einer Unterteilung der Kinderlektüre (Definition1) entstehen. Da besonders Jugendliche oft Werke lesen, die eigentlich nicht für sie bestimmt sind, aber auf der anderen Seite ein sehr großer Teil der empfohlenen (intentionalen) KJL von Kindern und Jugendlichen auch tatsächlich gelesen wird, kann man Kinderlektüre also in intentionale (intendierte) und nicht-intentionale (nicht- intendierte) Kinder- und Jugendlektüre aufspalten. Nicht-intendierte Kinder- und Jugendlektüre bleibt dabei entweder unbemerkt und gilt als heimliche Lektüre der Kinder oder sie wird geduldet und toleriert oder aber auch bekämpft und aktiv unterbunden (verbotene Lektüre). Wird nicht-intendierte Lektüre jedoch entdeckt und nachträglich als gut befunden, kann sie zur intendierten KJL gemacht werden.

(4) Sanktionierte und negativ sanktionierte (kommerzielle) KJL meint eine Aufspaltung der intentionalen KJL (Definition 2). Sanktioniert bedeutet, dass bestimmte Literatur den Erwartungen von Pädagogen, literarischen Erziehern oder (besonders früher) Geistlichen entspricht. Kommerzielle Literatur hält sich dabei nicht an anerkannte Bewertungsmaß- stäbe und wird aus reinem Eigennutz von Druckern und Verlegern auf den Markt ge- bracht. Dies bedeutet, dass auch intentionale KJL unter Beschimpfungen von z.B. Litera- turpädagogen stehen kann, da diese nicht unter deren Kontrolle steht und nicht ihren Vor- stellungen entspricht. Kommerzielle KJL ist immer abwertend gemeint, da sie „nur“ von den Verlegern zur KJL erklärt.

(5) Spezifische KJL wurde schon zu Beginn, als Schriften und Werke, die nur für Kinder gemacht wurden, definiert. Ewers grenzt diese Definition noch weiter ein, indem er Werke ausschließt, die aus der Erwachsenenliteratur übernommen und an Kinder angepasst wurden. Zur spezifischen KJL gehören ausschließlich Schriften, die original für Kinder hergestellt wurden. In der Vergangenheit war KJL oft umgeschriebene und bearbeitete Erwachsenenliteratur. Heute besteht der Großteil aus spezifischer KJL.

Keine dieser bisher genannten Definitionen darf außer Acht gelassen werden, da sonst Lektüre, die ebenfalls für Kinder und Jugendliche wichtig ist, nicht erfasst werden kann. Jedoch fehlen noch immer einige Definitionen, um KJL in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Ewers unterscheidet dabei in Definitionen, die aus einer Handlung heraus entstanden sind, (Definition 1-6) und Definitionen, die Werke nach identischen Eigenschaften eintei- len, also nach Textsorten. Mit Handlungen meint Ewers die Absicht des Autors, Verle- gers oder Literaturpädagogen, das heißt die Definition wird nicht durch den Text des Werkes an sich bestimmt, sondern durch die Handlungsintention bestimmter Personen gruppen die Lektüre einordnen zu wollen. Dabei ist es egal, ob der Text wirklich für Kinder geeignet ist oder nicht. Mit den folgenden Begriffsbestimmungen will Ewers nun auch Definitionen aufzeigen, die auf Strukturmerkmalen der KJL basieren.

(6) Erziehungs- und Sozialisationsliteratur ist eine der frühesten Definitionen, in der die Inhalte der KJL von Bedeutung sind. Aus diesen Werken sollen Kinder lernen, sie sollen Wissen übermitteln und Normen, Werte und Verhaltensregeln einer Gesellschaft oder Schicht weitergeben. Aus dieser Definition fallen somit alle Texte heraus, in denen frag- würdige Inhalte vermittelt werden oder in denen keinerlei erzieherische Absichten er- kennbar sind.

(7) Literatur, die Kinder und/ oder Jugendliche als Adressaten hat, stellt nicht den Inhalt des Buches ins Zentrum sondern die Bezogenheit auf den Leser oder die Leserin. Ge- meint ist eine Literatur, die an Jugendliche und Kinder adressiert ist, z.B. in Form von Leseransprachen

(8) Kind- oder jugendgemäße Literatur meint ebenfalls die Bezogenheit auf den Leser oder die Leserin. Sie setzt den Fokus jedoch auf die Eignung für Kinder oder Jugendliche eines bestimmten Alters. Besonders in den letzten Jahrzehnten ist dies immer wichtiger geworden. Es wurden entwicklungspsychologische Alterstufentheorien entwickelt, wie eine adäquate Literatur für Kinder bestimmter Altersgruppen auszusehen hat. So kommt es vor, dass in der KJL ganze Textgattungen mit bestimmten Textmerkmalen allein durch diese Altersunterscheidung entstehen. Die Lektüre kann dabei auf unterschiedliche Wei- sen an die LeserInnen angepasst sein. Zum einen an die Sprache (d.h. stilistisch und for- mal) und die intellektuelle Fassungskraft des Kindes und zum anderen an die inhaltli- chen Interessen, indem sie die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder aufgreift.

(9) Anfänger- und Einstiegsliteratur ist noch eine sehr neue Definition. Der Grund für diese neue Einteilung war der Wunsch nach Literatur, mit der Kinder die Regeln zum Arbeiten mit Literatur erlernen. Hierfür müssen die Texte bestimmte Vorraussetzungen erfüllen wie Einfachheit, Regelhaftigkeit usw. Anfänger- und Einstiegsliteratur wird auch als „einfache“ Literatur bezeichnet.

(10) Eine letzte Definition, die verwendet werden kann, und die die Besonderheit dieser Literaturform betont, spricht die künstlerischen Aspekte von KJL an. In diesem Fall müs- sen besondere künstlerische Aspekte beachtet werden. Dazu gehören zum Beispiel litera- rische Normen oder poetische Gesetzmäßigkeiten. Sie machen KJL zu einem eigenen literarischen System. Wolgast war ein großer Verfechter dieser Definition, denn er forderte, dass Kinderliteratur Kunst sein müsse, und schuf aus diesem Grund literarästhetische Maßstäbe dafür.

Anhand dieser sehr ausführlichen Definitionssammlung wird klar, wie vielseitig Kinder- und Jugendliteratur wirklich ist. Diesen Punkt greifen auch Thiele & Steitz- Kallenbach (2003) in ihrem Vorwort auf. Hier wird KJL als eine interdisziplinäre Kultur gesehen aus einem Zusammenwirken von Sprache, Text und Bildern. Sie ist eingebunden in die ver- schiedensten medialen Zusammenhänge und Lebenssituationen von Kindern. KJL bedeu- tet also nicht nur das Buch, welches das Kind in die Hand nimmt, sondern auch die Lese- situation. Wird zum Beispiel vorgelesen oder hört das Kind die Geschichte auf einer Hörkassette? Kennt das Kind die Buchcharaktere eventuell schon aus Film und Fernse- hen? Kinderliteratur findet man somit nicht nur in Büchern sondern auch auf Dingen wie Kleidungsaufdrucken, Aufklebern, Werbeplakaten, Fernsehen und vielem mehr (Tiele & Steitz-Kallenbach, 2003, S.9ff.).

2.2 Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur

Die Geschichte der KJL beginnt Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie begann sich von der Erwachsenenliteratur zu separieren und als eigenständige Literaturform zu bestehen. Zuvor beschränkten sich Werke für Kinder auf erzieherische Schriften und zur Unterhaltung wurde das gelesen, was allgemein zur Verfügung stand. (Brunken, 2005, S. 17)

Während der Aufklärung wird in die vorphilanthropische und die philanthropische KJL unterschieden. Im Vorphilantropismus wird das Kind als Vernunftwesen gesehen, wel- ches im Grunde schon ein fertiges Bild von der Welt innehat und in dem Sinne nichts mehr lernen müsste. Dieses Bild ist jedoch noch verworren und muss geordnet werden. Aus diesem Grund sind in dieser Zeit große Enzyklopädien und Elementarwerke für Kin- der entstanden. Im Philantropismus war man der Meinung, dass sich die Kinderliteratur auf die Ebene des Kindes herunterlassen, sich auf dessen Wesensart einstellen muss. Lite- ratur für Kinder wurde vereinfacht und Bildung in den Büchern zurückgestellt. Hier wur- den Mädchen auch erstmals als extra Adressatengruppe erkannt, für die vor allem mora- lisch belehrende Literatur geschrieben wurde. (Kaminski, 1998, S.17f.)

Mit der Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich KJL schließlich zu ei- nem eigenständigen Literatursystem mit eigenen Gattungen und Funktionen, die auch bis heute großteils noch so bestehen. Es kommt zur Spaltung von Kinderliteratur und Jugendliteratur und etwa 50 Jahre später auch zur Separierung der Kleinkindliteratur. (Brunken, 2005, S.37) Reime, Lieder, Märchen und Sagen sind beliebte Literaturformen und es beginnt die Zeit in der nicht mehr hauptsächlich Theologen und Pädagogen KJL verfassen sondern vor allem Schriftsteller und Dichter. Die Pädagogisierung der KJL war jedoch trotzdem nicht aufzuhalten. (Kaminski, 1998, S.20)

Ende des 19. Jahrhunderts erfährt die KJL einen großen Aufschwung durch technische Fortschritte. So können Bücher schneller und billiger produziert, Hefte massenweise her- gestellt werden. Der Großbuchhandel entwickelt sich und Bücher werden erschwingli- cher. Aber auch die Grenzen zwischen Erwachsenen- und Kinderliteratur verschwimmen wieder mehr durch die massenweise Produktion von Unterhaltungsliteratur, die kaum spezifische Adressierungen aufweisen. Es wird kaum noch intentionale KJL verfasst. Als Gegenbewegung muss jedoch das Herausbilden von spezifischer Mädchen- und Jungenli- teratur genannt werden. (Brunken, 2005, S. 46) In der Backfischliteratur? soll Mädchen richtiges Benehmen gelehrt werden, während für Jungen kriegsverherrlichende und patri- otische Literatur, voller Anerkennung für den soldatischen Helden, entstand. Gleichzeitig fing man an die künstlerischen Aspekte der KJL herauszuheben und ästhetische Erzie- hung zu entwickeln. Heinrich Wolgast war einer der Vorreiter mit seiner Forderung nach Literatur als Kunst. (Kaminski, 1998, S.21ff.)

Nach Ende des Ersten Weltkrieges knüpfte die KJL übergangslos an die Literatur aus der vorherigen Kaiserzeit an und Backfisch- und Abenteuerliteratur werden weiterhin ver- fasst. Dabei zeichnen sich drei Richtungen ab. Zu Beginn der 20er Jahre ist freundliche, warme und herzliche Literatur in Mode. Dazu zählen zum Beispiel Erzählprosa, Tierge- schichten und Märchen. Ab 1925 entwickelt sich eine realistischere Literatur. Sehr be- liebte Themen sind die Gegensätze des Großstadtlebens voller Gefahren und Möglichkei- ten und dem idyllischen und heilen Landleben. (Kaminski, 1998, S.26) Aber auch der politische Einfluss auf die Literatur nimmt mit Annäherung an den Zweiten Weltkrieg zu. Literatur wurde als Propagandamittel für den Krieg genutzt. (Brunken, 2005, S.68)

Im Zweiten Weltkrieg galt KJL als wichtige Erziehungsmaßnahme. Sie hatte durchweg politische Bestandteile und pädagogische Inhalte waren die Erziehung zum Soldaten. Bücher, die nicht den nationalsozialistischen Ideologien entsprachen, wurden verbrannt, auf Schwarze Listen gesetzt und Autoren bekamen Schreibverbot. KJL wurde auf ihre funktionalen Eigenschaften beschränkt und künstlerische Aspekte beinahe vollständig aus ihr entfernt. Das Ziel war das Vermitteln von Gehorsam und Disziplin und der Krieg wurde bagatellisiert und beschönigt. (Kaminski, 1998, S.29ff.)

Trotz allem war die Literatur dieser Zeit vielfältiger als man annehmen könnte. Schriften, vor allem aus der Kaiserzeit und der Weimarer Zeit, wurden oft als ideologisch nicht be- denklich angesehen und weiterhin gelesen, teilweise aber an die neuen politischen Denk- weisen angepasst. Viel Literatur wurde auch vernichtet, wenn sie als inhaltlich nicht mehr zeitgemäß galt und wenn die Autoren jüdisch waren oder, nach Meinung des herrschen- den Systems, falsche Ideologien hatten. Deutsche und ‚rassenverwandte’ Autoren schrie- ben vor allem realistische Literatur, mit rassistischen Elementen zur Erziehung zu den geltenden Überzeugungen. Als dritte Tendenz entstand massenweise Unterhaltungslitera- tur für Kinder- und Jugendliche. Diese schien, für Vermarktungszwecke, zwar nach au- ßen ideologisches Gedankengut zu verbreiten, hatte jedoch inhaltlich damit nicht mehr viel zu tun. Um dieser ‚sinnlosen’ Literatur entgegenzusteuern, gründetet sich zum Bei- spiel der Verlag „Junge Generation“ in Berlin. Dieser wurde zum wichtigsten Verlag für die Herausgabe nationalsozialistischer Literatur (Brunken, 2005, S.81f.)

Nach 1945 stand die BRD dann vor der Frage, wie es mit der KJL weitergehen sollte. Kurzerhand wurde erst einmal alles abgeschafft, was nationalsozialistisch schien. Als Ausweg für neue, möglichst nicht angreifbare, Normen und Vorstellungen griff man auf religiöses Material zurück. (Kaminski, 1998, S.36) Außerdem waren Armut und Arbeits- losigkeit bis in die 50ger Jahre ein großes Problem in der BRD, so dass Verlage auch ein paar Jahre brauchten, um ihre Produktion wieder aufnehmen zu können, und sich eine neue eigenständige westdeutsche Literatur entwickeln konnte. (Steinz & Weinmann, 2005, S.97)

In neuer Literatur wurde die reale Situation der der Nachkriegszeit fast gar nicht beachtet. Neue Geschichten basierten auf Happy End, man besann sich aufs Familienleben und Klassiker vor 1933 wurden wieder gelesen. Inhaltlich Neues kam schließlich von Auto- rInnen wie Astrid Lindgren mit „Pippi Langstrumpf“, in der erwachsene Autorität ange- griffen wurde, oder Enid Blyton, deren Heldinnen in ihren heilen Welten Abenteuer er- lebten und sich zum bewundern und nacheifern anboten. Besonders letzteres stellt eine sorglose Kindheit dar, in der Erwachsene nur dann eine Rolle spielen, wenn ihre Autori- tät in Frage gestellt wird. Die Welt, in der die Protagonisten leben, ist zwar fantastisch, übertreibt aber nicht und die Kinder selbst sind in den Geschichten so selbstständig, dass sie schon fast erwachsen sind. Die Inhalte der Bücher zeigen das Harmoniebedürfnis dieser Zeit. (Kaminski, 1998, S.37)

In den 60er Jahren wurde diese wirklichkeitsfremde Literatur, mit ihrer starken Eintei- lung in gut und böse, schwarz und weiß, immer mehr kritisiert. Das Schweigen über die Geschehnisse im Dritten Reich wurde gebrochen und in der KJL wurde zum Nachdenken aufgefordert. Um 1968, mit der Studentenbewegung, kommt dann ein entscheidender Schritt in der Geschichte der KJL. Neue Verlage gründen sich und neue Erziehungskon- zepte und liberale Ideen werden auch in der KJL verwirklicht. Gleichzeitig entstand eine Unsicherheit zwischen realistischer Literatur und aus antiautoritären Entwürfen entstan- dener phantastischer Literatur. Einerseits wurde das Antiautoritäre in KJL mehr und mehr gefordert, gleichzeitig war aber auch bewusst, dass sie völlig realitätsfremd von der Welt der Kinder war. Mit dem Erscheinen der „Unendlichen Geschichte“ 1979 von Michael Ende setzte sich schließlich die phantastische Erzählweise weitestgehend durch. (ebd., S.38ff.)

Aber auch ein inhaltliches Umdenken war nun deutlich zu spüren. Mädchenbücher ver- änderten sich grundlegend, pädagogische Vorstellungen waren kaum und nur versteckt zu finden, in Indianerbüchern ging man nicht mehr davon aus, dass sich die gesamte Neue Welt den deutschen Gastarbeitern anpassen musste und in Geschichten über die Dritte Welt ging es nicht mehr nur um Entwicklungshilfe. Die anhaltende Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Probleme werden in zwei Perspektiven in der KJL deutlich, zum einen eine Weltuntergangsstimmung, in der die Menschen sich selbst zerstören und zum ande- ren die moralische Aufforderung etwas zu verändern und dabei mit sich selbst zu begin- nen. Beiden Seiten war klar, dass sich etwas ändern musste. (ebd., S.41)

Auch in der DDR ist nach 1945 viel neue Kinderliteratur entstanden. Diese konnte sich nach der Wende jedoch nur schwer auf dem neuen Markt durchsetzen. In der KJL der DDR ist außerdem ein großer pädagogischer Zeigefinger ein typisches Merkmal. (ebd., S.41) Auf der einen Seite gab es sowjetische KJL mit eindeutig sozialistischen Orientie- rungen, auf der anderen Seite die deutsche Literatur. In den fünfziger Jahren der DDR entstanden mehr und mehr Literatur und Erzählungen zur Gegenwart. Sie sollten helfen eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen und dem Leser oder der Leserin seinen oder ihren Platz in der Gemeinschaft zeigen. Kindheit wird in der Literatur dabei direkt mit gesellschaftlichen Prozessen in Verbindung gebracht. Nicht nur die Familie bildet den gesellschaftlichen Rahmen, sondern auch das größere Umfeld des Dorfes oder Ortes.

Dieses ist mit den kindlichen Problemen verwickelt, die fast immer mit der erwachsenen Arbeitswelt in Verbindung stehen. Dies steht im starken Kontrast zur zeitgleichen Literatur der BRD, denn hier ist die Kinderwelt beinahe vollständig von der Welt der Erwachsenen abgesondert. (Richter, 2005, S.138f)

In den 60er Jahren bemerkte man dann, dass der Umgang mit der Gegenwart in der KJL zu einseitig ist und die Entwicklung der Kinder nicht ausreichend fördert. In Konferenzen und Versammlungen wird beschlossen Autoren zu helfen ihren Begriff vom Realismus im Buch zu erweitern. Man begann sich von der Gemeinschaft abzuwenden und das Indi- viduum stärker zu betrachten. Die Kinder bekommen in den Büchern verstärkt Zeit zum Spielen, eigene Freunde und eigene Interessen zugeschrieben, die nicht gleich politisch motiviert sind. (ebd., S.143ff.)

Die 70er und 80er Jahre brachte schließlich eine Wandlung der KJL mit sich, in der dem Kind eine völlig neue Rolle zugesprochen wird. Man begreift, dass die Gesellschaft sich ändern muss, damit Kinder auch ein glückliches und kindgerechtes Leben führen können, und beginnt nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene in neuer KJL zu adressieren. Kinder sollen ermutigt werden, ihre Wünsche zu äußern und gegen Widersprüche durchzusetzen und Erwachsene sollen lernen das soziale Umfeld von Kindern so zu gestalten, dass ein glückliches Kindsein erreichbar ist. Durch den Anspruch an KJL in gesellschaftliche Zustände eingreifen zu müssen und Veränderungen zu bewirken, wird das Kind als einen Hoffnungsträger idealisiert. (ebd., S.146ff.)

Nach der Wende, in den 90er Jahren, wird offener mit KJL umgegangen. Es findet eine Auflösung der kinderliterarischen Richtlinien statt und sowohl innovative als auch nos- talgische Literaturstile werden verwendet. Die heutige KJL besteht aus vielen Mischfor- men alter und neuer Erzähl- und Schreibweisen. (Steinz & Weinmann, 2005, S.129ff)

3 Empirische Untersuchung

Die empirische Untersuchung soll nun einen Einblick in die allgemeine Meinung zu „gu- ter“ Kinder- und Jugendliteratur (KJL) geben. Wie schon erwähnt, erscheinen in Deutschland jährlich große Mengen an neuer Literatur, die qualitativ sehr unterschiedlich ist. Auf manchen Büchern findet man kleine Logos, die besagen, dass das Werk von die- sem oder jenem als besonders gut, als besonders lesenswert, gekennzeichnet wurde. Zei- tungen veröffentlichen Kritiken zu Neuauflagen und in Buchhandlungen und Bibliothe- ken finden sich Aushänge mit den besten Kinder- und Jugendbüchern. Es scheint also eine große Zahl an Akteuren zu geben, die literarische Werke genauer untersuchen und einschätzen und somit die Meinung, wie ein Kinder- oder Jugendbuch sein sollte, sehr stark mitbestimmen, wenn nicht sogar gänzlich definieren. In der folgenden Untersu- chung soll nun ganz speziell nach der Meinung dieser Akteure gesucht, deren Kriterien herausgefiltert, geordnet und analysiert werden.

3.1 Sammlung der Qualitätskriterien

3.1.1 Methodisches Vorgehen zur Sammlung der Daten

Um herauszufinden, welche Anforderungen eigentlich an gute KJL gestellt werden, war es zunächst wichtig zu klären: Wer sind eigentlich die Akteure? Wer vergibt Preise und erstellt Lesetipps? Wer bewertet KJL? Anschließend können erst die von ihnen verwen- deten Qualitätskriterien erfahren werden. Hierfür wurden MitarbeiterInnen in Bibliothe- ken und Buchhandlungen in Greifswald, Stendal und Magdeburg nach bewertenden Ak- teuren gefragt. Außerdem wurde nach dem Schneeballprinzip mit den Internetsuchma- schinen www.google.de, www.fireball.de und www.altavista.de nach Akteuren in diesem Bereich gesucht. Die Suchbegriffe und Wortgruppen waren: „Qualitätskriterien Kinderli- teratur“, „Qualitätskriterien Jugendliteratur“, „Buchtipps für Kinder“ und „Lesetipps für Kinder“. Diese Begriffe führen sowohl direkt zu den Akteuren und ihren Buchbewertun- gen und Lesetipps, als auch zu weiterführenden Internetseiten mit bereits bestehenden Auflistungen von einigen Akteuren (siehe Anhang A - Linkliste zu Akteuren), die auch für diese Arbeit genutzt wurden.

Als Ergebnis der Suche kann eine Liste von insgesamt 55 Akteuren (siehe Anhang B - Liste der Akteure) präsentiert werden. Meist handelt es sich um Kinder- und Jugend- buchpreise und Projekte von Organisationen, Radiosendern, Zeitungen oder auch Privatpersonen. Bei der Internetsuche wurde sich auf deutsche Seiten beschränkt. Da besonders auf den bereits bestehenden Listen (siehe Anhang A - Liste der Akteure) jedoch auch Akteure aus dem deutschsprachigem Raum Österreich auftauchen, sie somit Einfluss auf Deutschland haben, wurden sie ebenfalls in die Untersuchung aufgenommen.

Die Liste kann nicht als eine vollständige Aufzählung aller Akteure gesehen werden. Während der Suche fiel auf, dass viele Bibliotheken und Buchhandlungen eigene Listen mit Leseempfehlungen erstellen. Da diese Arbeit jedoch nur einen bestimmten zeitlichen Rahmen hat, konnten diese Akteure in die Untersuchung nicht mit aufgenommen werden, denn nahezu jede deutsche Stadt hat ein oder mehrere Bibliotheken und Buchhandlungen. Ebenfalls nicht in dieser Untersuchung berücksichtigt werden Leseempfehlungen, die von Verlagen herausgegeben werden, da Zweifel bestehen, ob diese aufgrund qualitativer Besonderheiten des Buches entstehen oder aus rein wirtschaftlichen Intentionen. Außer- dem haben viele Organisationen, die sich zum Beispiel für Belange der Umwelt einset- zen, für misshandelte Kinder oder die sich mit sexueller Aufklärung beschäftigen, oft ganz spezifisch inhaltlich ausgesuchte Lesetipps. Auch diese tauchen in der Untersu- chung nur beispielhaft auf, nämlich dann, wenn ihre Buchempfehlungen durch die be- schriebene Internetsuche zu finden sind. Trotz dieser Einschränkungen hat diese Studie allgemein eine große Aussagekraft, denn die Gruppe der Bewertenden, die den größten Einfluss in diesem Bereich zu haben scheint, sind erfasst und befragt und können so ein typisches Meinungsbild wiedergeben.

Nach Fertigstellung der Listen wurden alle Akteure kontaktiert, meist telefonisch oder per Email. Die Antworten der Expertenbefragung sind im Materialverzeichnis zu finden. Insgesamt haben 19 Akteure Angaben zu Qualitätskriterien gegeben, welche in dieser Arbeit analysiert werden.

Die Informationssammlung für die Vorstellung der Akteure erfolgte ebenfalls durch Internetrecherchen mit Hilfe der genannten Suchmaschinen, wobei die Suchworte aus den Namensworten der Akteure stammen, und durch Kontaktieren der Akteure selbst. Um möglichst die gleichen Informationen von allen zu erhalten wurde ein leitfadengestützter Fragebogen erstellt (siehe Anhang C - Leitfragen für die Akteure).

3.1.2 Vorstellung der Akteure

In diesem Abschnitt sollen nun die verschiedenen Akteure kurz vorgestellt werden. Hier- zu wird der eigens erstellte Fragenkatalog (siehe Anhang B) als Leitfaden genutzt. Mit dieser Vorstellung soll ein Überblick gegeben und gezeigt werden, wie unterschiedlich die einzelnen bewertenden Akteure arbeiten und welch unterschiedliche Intentionen hin- ter der Bewertung der Bücher stecken kann. Die Kriterien der Akteure, die in dieser Ar- beit untersucht werden, werden an dieser Stelle nicht aufgezeigt. Sie sind dem Anhang C zu entnehmen. Die Reihenfolge der Vorstellung erfolgt nach alphabetischer Ordnung.

AJuM - Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW - Lesepeter des Monats und Heinrich Wolgast Preis Die AJuM wurde vor etwa 150 Jahre gegründet und ist Teil der GEW (Bildungs-) Ge- werkschaft Erziehung und Wissenschaft)). (Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Me- dien der GEW (1), [09.06.09]) Ziel ist die Leseförderung in den Bildungseinrichtungen Deutschlands. Die AJuM setzt sich dabei für die Ausbildung im Bereich Kinder- und Jugendliteratur von ErzieherInnen und LehrerInnen ein, für gut ausgestattete Bücher- ecken in Kindergärten und Schulen, Schulbibliotheken und für die Vernetzung von Schu- len mit Bibliotheken. (Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (2), [09.06.09])

Die AJuM bietet Seminare und Fortbildungen zum Thema Jugendmedien und Leseerzie- hung, unterhält das Online-Journal Julim, welches Informationen und Diskussionsraum zum Thema bietet, die Schriftenreihe „GEW Materialien Jugendliteratur und Medien“ und die Zeitschrift „kjl&m - forschung.schule.bibliothek“. Außerdem vergibt die AJuM monatlich den „Lesepeter“ an ein besonderes Bilder-, Kinder-, Jugend- oder Sachbuch sowie alle drei Jahre den mit 4000 Euro dotierten Heinrich-Wolgast-Preis. Letzterer wird an Autoren vergeben, die in ihrer Literatur das Thema „Arbeitswelt“ aufgreifen. Ein be- sonderes Projekt der AJuM ist die 20.000 Rezensionen umfassende Datenbank, die seit 2003 im Internet verfügbar ist. Hier prüfen etwa 500 PädagogInnen Kinder- und Jugend- literatur bzw. Kinder- und Jugendmedien auf ihre pädagogische Verwendbarkeit. (Ar- beitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (2), [09.06.09])

Die Bewertungen der Kinder- und Jugendbücher erfolgt dabei nach keiner festgelegten Kriterienliste. Ulrich Baselau, Jurymitglied des Lesepeters, meint dazu, dass zwar von Zeit zu Zeit immer wieder versucht werden würde einen Kriterienkatalog aufzustellen, dieser sich jedoch als Fehlversuch erwiese. Der Grund dafür sei, dass man so versuchen würde Kreativität messbar zu machen und damit zerstören wurde. (Material 1.2) Auf die Frage, wie ein Buch denn nicht sein dürfe, nannte Ulrich Baselau drei Argumente, die eventuell in Betracht gezogen werden könnten: Zum einen politische Korrektheit, die jedoch nicht zu streng gefasst werden sollte, der Inhalt eines Buches, denn es soll eine Geschichte transportiert werden sowie die Problematik von Themen wie Gewalt, Sexismus, Unterdrückung und Nationalismus. (Material 1.4)

Aktion Lesen

Aktion Lesen ist eine Internetseite, die 2004 durch die Eigeninitiative von Jochen Korte, Rektor einer Förderschule, ins Leben gerufen wurde. Aus einer Vielzahl von Schulpro- jekten zur Leseförderung entstand unter anderem diese Internetseite. Sie wurde von zwei Schülern erstellt und wird von Jochen Korte weitergeführt. Das Ziel dieser Seite ist Eltern und junge Menschen über die Vorteile des Lesens zu informieren und zum Lesen anzu- stiften. Sie gibt Informationen zum Lesen allgemein sowie Buchtipps. ( Material 2.2)..

Die Buchtipps werden von anderen interessierten Lehrkräften der Schule gelesen und bewertet. Dabei wird jedoch nicht nach besonderen Kriterien vorgegangen. Die Erfahrungen und Einstellungen der Personen ist hier die Grundlage für alle Rezensionen. Das jeweilige Buch sollte vor allem Lust aufs Lesen machen und somit die Ziele der Aktion Lesen verfolgen. (Material 2.2)

Antolin

Antolin ist ein Internetportal des Schroedel Verlags, welches seit 2003 besteht und für LehrerInnen, Schulen und Schulträger, sowie für Bibliotheken und Personen mit pädago- gischen Aufgaben gedacht ist. Ziel von Antolin ist die Leseförderung von Schülern und Schülerinnen von der ersten bis zur fünften Klasse. Diese sollen motiviert werden sich mit den Inhalten der Bücher detailliert auseinanderzusetzen, um Leseidentität und Lese- fertigkeit der Kinder zu fördern. (Bildungshaus Schulbuchverlage, [01.07.09])

Pädagogen und andere Erwachsene können, gegen den Erwerb einer Lizenz, das Portal gemeinsam mit SchülerInnen nutzen. Antolin stellt eine Auswahl an Büchern in Form von Listen im Internet zur Verfügung. Die Lektüre kann von den Schulen oder Lehrern bestellt und anschließend von den Kindern gelesen werden. Zusätzlich stellt Antolin ebenfalls inhaltliche Fragen zu den Büchern zur Verfügung, die von den SchülerInnen direkt im Internetportal beantwortet werden können. Die Fragenkataloge sind je nach Altersstufe unterschiedlich schwer und richtige Antworten werden mit Punkten belohnt. Pädagogen können dann anhand der Antworten ihrer SchülerInnen die Leseentwicklung und Stärken und Defizite erkennen und Lesen so individuell fördern. (Bildungshaus Schulbuchverlage, [01.07.09])

Antolin bietet SchülerInnen die Möglichkeit die von ihnen gelesenen Bücher im An- schluss zu bewerten. Sie können auf einer Skala von eins bis zehn angeben wie gut ihnen das Buch gefallen hat. Auch Lehrer und die Autoren von Antolin können Bücher als Ein- zel- oder Klassenlektüre empfehlen, entweder weil ihnen das Buch aus persönlichen Gründen sehr gut gefallen hat, oder weil die Lektüre sich besonders gut für den Einsatz im Unterricht eignet. Bei Antolin gibt es also keine festgelegten Kriterienkataloge. Die Bewertungen erfolgen nach persönlichen Kriterien der Autoren und Autorinnen und der Schüler und Schülerinnen. Die Lesetipps sollen hier als persönliche Weiterempfehlungen verstanden werden. (Material 3.2)

Deutscher Jugendliteraturpreis

Seit 1956 wird der Deutsche Jugendliteraturpreis jedes Jahr vom Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. vergeben und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt. Der Preis wird an Bücher vergeben, die aus der Masse der KJL herausragen. (Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V., [01.07.09])

Um die Bücher zu bewerten gibt es zwei verschiedene Jurys: zum einen die Kritikerjury, bestehend aus neun erwachsenen Juroren, und zum anderen einer davon unabhängigen Jugendjury, die sich aus sechs deutschlandweiten Leseclubs zusammensetzt. Die beiden Jurys untersuchen die Neuerscheinungen des Vorjahres und nominieren in den Sparten Kinder-, Jugend-, Bilder- und Sachbuch jeweils sechs Werke. Diese Nominierungen sind als Buchempfehlungen veröffentlicht. Anschließend werden fünf mit 8000 Euro dotierte Preise vergeben. Die Kritikerjury vergibt pro Sparte einen Preis und die Jugendjury ver- gibt den „Preis der Jugendjury“. Neben dem Preisgeld wird den Autoren außerdem eine Skulptur in der Form von Michael Endes ‚Momo’ übereicht. (Arbeitskreis für Jugendlite- ratur e. V., [01.07.09])

Zur Bewertung der Kinder- und Jugendbücher nutzt die Kritikerjury des Deutschen Ju- gendliteraturpreises verschiedene Qualitätskriterien jeweils passend zu den Sparten. In dieser Arbeit werden die Qualitätskriterien in den Sparten Sach- und Bilderbuch ausge- wertet, da die Kriterien der anderen beiden nicht zur Verfügung gestellt wurden. (Materi- al 4.2)

Eule des Monats

Die Eule des Monats wird seid 40 Jahren vom Bulletin Jugend & Literatur herausgege- ben. Diese Zeitschrift erscheint monatlich. Sie wurde aus der 68er-Bewegung heraus gegründet, als man sich die Frage stellte, wie gute Kinderliteratur sein sollte. Die Eule ist dabei eher als eine Empfehlung zu sehen und nicht als Preis, auch wenn an die Autoren eine Urkunde vergeben wird. Alle Mitarbeiter des Bulletin haben die Möglichkeit Bücher vorzuschlagen. Diese werden dann von einer ständig wechselnden Jury bewertet. Die Jury wird von Frau Brigitte Briese, tippX - Redaktionsbüro, berufen. Die Jurymitglieder müssen zuvor bereits einige Jahre für das Bulletin gearbeitet haben und sehr viel Leseer- fahrung, sowohl im Bereich Kinderliteratur als auch im Bereich Erwachsenenliteratur, mitbringen. Die Mitglieder der Jury unterteilen sich zudem in so genannte Allrounder und in Spezialisten zum Beispiel für Sachbücher oder Bilderbücher. Wird ein Bilder- oder Sachbuch diskutiert, zählen die Meinungen der Spezialisten in dem Fall mehr. Über jedes Buch diskutieren die Jurymitglieder und entscheiden gemeinsam. (Material 5.4)

Die Entscheidung für ein Buch hängt neben verschiedenen Kriterien dabei sehr von sub- jektiven Faktoren ab. Der persönliche Geschmack spielt eine sehr große Rolle, genauso wie eigene Leseerfahrungen. Durch jahrelange Erfahrung in der Arbeit mit Kinderlitera- tur können die Jurymitglieder bereits Gelesenes und Rezensiertes vergleichen, wodurch somit dennoch eine Art objektive Messlatte zur Bewertung der Bücher entsteht. (Material 5.2)

Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur

Der Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur wird seit 1947 alle zwei Jahre von der Stadt Braunschweig an ein Buch in deutscher Sprache vergeben. Der oder die SchriftstellerIn muss aus dem deutschsprachigen Raum Europas kommen und das Werk in den zwei Jahren zwischen den Preisverleihungen erschienen sein. Der Preis ist mit 6500 Euro dotiert. (Goethe-Institut Hongkong, [02.07.09])

Alle zwei Jahre wird auch die Jury neu berufen. Dies ist Aufgabe der Stadt Braun- schweig. Aus diesem Grund befindet sich auch ein/e VertreterIn des Kulturinstituts der Stadt in der Jury, sowie ein/e VertreterIn der Friedrich-Gerstäcker- Gesellschaft und sie- ben wechselnde Personen. Die zu untersuchenden Bücher stammen aus Ausschreibungen der Verlage aber auch aus Vorschlägen der einzelnen Jurymitglieder. Die Wahl für ein Preisbuch fällt durch eine Stimmenmehrheit unter den Jurymitgliedern. (Stadt Braun- schweig, [02.07.09])

Ziel des Preises ist die Förderung von Büchern für Jugendliche, die, in Bezug auf Traditi- onen, Religionen, Rassen und Wertvorstellungen, Toleranz und Weltoffenheit vermitteln.

Das Werk soll Jugendliche in der Auseinandersetzung mit Fremdem und Unbekanntem helfen. Wichtig dabei sind ein fantasievoller Umgang mit dem Thema und eine sprachlich anspruchsvolle Form. (Stadt Braunschweig, [02.07.09])

Gustav-Heinemann-Friedenspreis

Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis wird seit 1983 vergeben und von der Landeszent- rale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen gefördert. Es werden Bücher ausge- zeichnet, die Kinder und Jugendliche ermutigen sollen sich für Zivilcourage, Toleranz, Menschenrechte und gewaltfreie Konfliktlösung einzusetzen. (Springenberg-Eich, [09.06.09])

Der Preis wird jährlich vergeben und mit 7.500 Euro dotiert. Eine unabhängige Jury, zum Zeitpunkt der Recherchen aus sieben Mitgliedern bestehend, bewertet jeweils ein Buch in den Sparten Kinderbuch, Jugendbuch, Kindersachbuch, Jugendsachbuch und Bilderbuch (Springenberg-Eich, [09.06.09]). Die Bücher werden von den Verlagen eingereicht und die Jurymitglieder sind verpflichtet jedes dieser Bücher zur Kenntnis zu nehmen. Meist handelt es sich dabei um 80 bis 120 Bücher jährlich. Jedes Jurymitglied liest nun alle eingereichten Bücher, sucht sich zwei daraus aus, die ihr oder ihm am besten gefallen und schreibt eine Begründung der Auswahl. Einmal jährlich treffen sich alle Jurymitglieder und besprechen und diskutieren die zwei bis 14 ausgewählten Werke. Dabei gewinnt nicht das Werk, welches von den meisten Jurymitgliedern vorgeschlagen wurde, sondern das Buch, welches am Ende einheitlich als Sieger ausdiskutiert wurde. Dabei ist es auch schon vorgekommen, dass in einem Jahr kein Preis vergeben wurde, da kein Buch den Anforderungskriterien den Jurymitglieder entsprach. (Material 6.3)

Im Telefoninterview mit dem Juryvorsitzenden Reinhard Griebner wurden drei Anforderungskriterien genannt: die inhaltliche Anbindung an die Themen Frieden, Zivilcourage, Toleranz und Gewaltfreiheit, die literarische Qualität und die Ansprache der Zielgruppe. Ob es sich bei der zu bewertenden Literatur um Prosa, Belletristik oder anderes handelt ist nicht von Bedeutung. (Material 6.3)

Hans-Jörg- Martin Preis

Der Hans-Jörg-Martin Preis wird seit 2000 jährlich von SYNDIKAT an den besten Kin- der- und Jugendbuchkrimi verliehen. SYNDIKAT ist eine seit 1987 bestehende Zusam- menarbeit von inzwischen über 500 Krimiautorinnen und -autoren, die das Ziel verfolgen die deutschsprachige Krimiliteratur zu fördern und eine Möglichkeit zum Austausch zwischen den AutorInnen zu schaffen. Hans-Jörg Martin war ebenfalls Teil dieser Gemeinschaft und schrieb neben Erwachsenenromanen auch viele Kinder- und Jugendbücher. Sein Tod 1999 wurde als Anlass gesehen, den Preis ins Leben zu rufen. Er ist mit 2500 Euro dotiert und wird aus einer vorher erstellten Nominierungsliste von fünf Titeln von einer aus Autoren und Kindern und Jugendlichen bestehenden Jury gewählt. (Förderverein für deutschsprachige Kriminalliteratur, [02.07.09])

Die Jury arbeitet dabei mit Kriterien, nach denen die Bücher bearbeitet werden. Nach Aussage von Frau Wendelkern wurden diese Kriterien als Hilfestellung für die Jugendjury formuliert. (Material 7.2)

Internationaler Buchpreis CORINE

Der internationale Buchpreis CORINE wird seit 2001 in Zusammenarbeit von dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Bayern, dem Kultursender 3sat, der Bayerischen Staatskanzlei, dem Zeit-Verlag, dem Magazin »Focus«, der Waldemar Bonsels Stiftung und der Porzellan-Manufaktur Nymphenburg an AutorInnen verliehen, deren schriftstellerische Leistungen herausragend sind und die bereits vom Publikum anerkannt sind. (Börsenverein des Deutschen Buchhandels, [02.07.09])

Die Vergabe des Preises erfolgt in höchstens neun Kategorien, die hauptsächlich Erwachsenenliteratur beachten. Die einzige Ausnahme bildet die Kategorie Jugendbuchpreis der Waldemar-Bonsels-Stiftung. (Börsenverein des Deutschen Buchhandels, [02.07.09]) Eine unabhängige Jury, in der auch Veranstalter und Sponsoren vertreten sind, trifft die Entscheidung für die Vergabe des Preises. (Material 8.2)

Ziel des Buchpreises ist die populäre Leseförderung und Branchenmarketing. Aus diesem Grund sind die Kriterien für die Verleihung nicht nur aktuelle thematische Relevanz und inhaltlicht Qualität, sondern auch zeitnahes Erscheinen sowie Einschaltquoten und Verkaufserfolge für die preistragenden Titel. Da die Preise im Rahmen einer 3sat-Fernseh- Gala in München verliehen werden ist ein weiteres Kriterium für die Vergabe des Preises die Verfügbarkeit des Preisträgers zur Veranstaltung. Der Preis selbst ist die Porzellanfigur Corine. (Börsenverein des Deutschen Buchhandels, [02.07.09])

Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis

1977 wurde die damals noch katholischer Kinderbuchpreis genannte Auszeichnung von Fachstellen für kirchliche Bücherarbeit und den katholischen Bücherverbänden ins Leben gerufen und 1979 zu ersten Mal verliehen. Zunächst erfolgte die Verleihung in unregelmäßigen Abständen. Seit 1995 wurde dann ein jährlicher Verleihmodus festgelegt, der Preis wurde mit 5000 Euro dotiert und trägt seitdem den jetzigen Namen. Das ursprüngliche Ziel war die Förderung herausragender Bücher in der religiösen Kinderliteratur. 1999 wurde dieses Ziel erweitert. Neben der Vermittlung von religiösen Inhalten und Glaubenswissen sollen nun auch Themen wie Umgang zwischen verschiedenen Religionen, Kulturen und Gemeinschaften aufgegriffen werden, um das Zusammenleben zu fördern. (Kirche und Gesellschaft, [03.07.09])

Eine neunköpfige Jury erstellt eine Empfehlungsliste an preiswürdiger Kinder- und Jugendliteratur. Aus dieser bestimmt der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz den Preisträger. (Kirche und Gesellschaft, [03.07.09])

Kidsweb

Kidsweb.de ist eine Internetseite von und für Kinder, die durch die Initiative von Claudia Buchczik entstanden ist. Ziel dieser Seite ist die Förderung der Internetnutzung von Kin- dern. Hierzu arbeiten drei Mitarbeiterinnen in Zusammenarbeit mit Kindern, Eltern und Pädagogen zusammen. Die Seite bietet Basteltipps, Schultipps, Kochtipps, kleine Ge- schichten und vieles mehr. Unter anderem gibt es hier aber auch eine Verlinkung zu Buch- und Lesetipps zu verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Abenteuer, Krimi und Pferden. (Buchczik, [03.07.09]) Die Bücher werden nach einem ausführlichem Kriterien- katalog bewertet, wobei die Meinung herrscht, dass es kein allgemeingültig gutes Kin- derbuch geben kann, da die Interessen und Geschmäcker der LeserInnen dafür viel zu unterschiedlich sind. (Material 9)

Kinderbuchberatung

Auf der Internetseite kinderbuch-beratung.com veröffentlicht Diana Krocker mit Unter- stützung des lies+spiel Verlags Tipps zu Kinderliteratur. Ziel dieser Internetseite ist das Wecken des Interesses von Eltern für ein persönliches zu-Hause-Beratungsgespräch zum Thema Kinderliteratur. Sie möchte so den Eltern Tipps geben, wie sie zu Hause mit Kin- derliteratur umgehen können. Außerdem gibt Diana Krocker auf ihrer Internetseite auch einige allgemeine Informationen zur Leseentwicklung von Kindern, warum Kinder lesen sollten und zeigt auch einige ausgewählte Bücher. Im Unterschied zu allen bisher ge- nannten Akteuren gibt es hier auch eine Verlinkung zu Kriterien, an denen man gute Kinderliteratur erkennen kann. Neben „Lesepartnerinnen“ ist sie die Einzige, bei der die- se Kriterien gefunden wurden. Allerdings scheint es dabei eine Verbindung zu „Lesepartnerinnen“ zu geben, denn die hier gezeigten Kriterien stimmen zu großen Teilen wort- wörtlich überein. Ebenfalls ein Unterschied zu allen bisher vorgestellten Akteuren besteht in der Zielgruppenorientierung für die Kriterien. Die Kriterien sind nicht für eine bewer- tende Jury verschriftlicht, sondern für Eltern, die selbst anhand von bestimmten Kriterien beurteilen möchten, welches Buch für ihr Kind gut ist und welches nicht. (Krocker, [03.07.09])

Kröte des Monats der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur (STUBE)

Die STUBE besteht seit 1948 als Arbeitskreis der Katholischen Jungschar. Nach 1955 war sie eigenständig tätig als Dienststelle in katholisch kirchlicher Trägerschaft. Heute ist die STUBE ein Bereich der Erwachsenenbildung der Erzdiözese Wien und arbeitet mit dem österreichischen Bibliothekswerk zusammen. Die STUBE beschäftigt sich mit der Förderung von Lesekompetenz von Kindern. Diese ist ihrer Meinung nach wichtig, um das heutige multimediale Informationsangebot sinnvoll nutzen zu können und komplexe Zusammenhänge verstehen zu können. Die Förderung erfolgt hauptsächlich in Form von Erwachsenenbildung. Dabei widmet sie sich verschiedenen Aufgaben wie viersemestri- gen Fernkursen, Beratung für die Literatursuche bei Hausarbeiten und Veranstaltungen wie Vorstellungen von empfehlenswerten Büchern, Referaten zu verschiedenen Themen- bereichen und auch Veröffentlichungen von Publikationen zum Thema KJL. (Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur, [03.07.09])

Die Kröte des Monats ist ebenfalls eine der Aufgaben. Hier werden Kinderbücher für verschiedene Alterstufen und in verschiedenen Themenbereichen gekürt. Die STUBE richtet ihre Aufmerksamkeit dabei besonders auf Bücher, die ihrer Meinung nach sonst nicht genügend beachtet würden. (Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendli- teratur, [03.07.09]) Da sich die Arbeit des STUBE an Menschen richtet, die ein Interesse an Vermittlung von Kinder- und Jugendliteratur haben, sollen die Buchempfehlungen eine Arbeitserleichterung darstellen. (Material 10.4) Nicht jeder hat die Zeit ständig über alle Neuerscheinungen informiert zu sein und so soll schon ein gefilterter Überblick zur Verfügung stehen. Bekannt gemacht werden die Empfehlungen anschließend durch die allgemeine Auflistung auf der Internetseite des STUBE, durch die Broschüre „Seitenwei- se Kinderliteratur“, die jährlich erscheint, durch eine Broschüre für Fortbildungsveran- staltungen und durch Fortbildungsveranstaltungen in Kindergärten, Schulen und Biblio- theken. (Material 10.4)

Die Jury, die diese Bücher bewertet, besteht aus den MitarbeiterInnen des STUBEKernteams. Das Team arbeitet jedoch nicht nach einem Kriterienkatalog, der vorher festgelegt wurde. Die Bewertung eines Buches geschieht eher aus Erfahrung und gesundem Menschenverstand heraus. Die Aspekte, die ein Kinderbuch empfehlenswert machen, werden „automatisch“ beim Lesen des Buches beachtet. Beispielhafte Kriterien, die auf Anfrage für diese Arbeit von einem der Mitarbeiter per Email zugesandt wurden sind, können deshalb nur beispielhaft gesehen werden. (Material 10.2)

LesepartnerInnen

LesepartnerInnen ist eine österreichische Aktion von Buchklub und dem Bundesministe- rium für Unterricht und Kultur, die sich zum Ziel gesetzt hat Lesekompetenz durch eine Steigerung der Lesebereitschaft und Lesegeläufigkeit zu fördern. Die Einbeziehung der Eltern spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie die wichtigsten LesepartnerInnen für Kin- der sind. Die international bewährten Projekte von LeserpartnerInnen versuchen die reine Lesezeit von Kindern zu erhöhen, sei es durch Lesebuddys in Schulen, durch „Verträge“ mit Eltern, die sich damit verpflichten 15 Minuten am Tag mit ihren Kindern zu lesen, oder durch LesetutorInnen. Die Projekte wurden im Jahr 2007/2008 zusammen mit 40 österreichischen Schulen sowie etwa 20 Partnerschulen und -kindergärten getestet und evaluiert. Da die Projekte sehr erfolgreich sind, wird nun versucht Schulen einzuladen und zum Mitwirken an diesen Projekten zu bewegen. (Unterricht, Kunst und Kultur, [03.07.09])

Zusätzlich stellt die Internetseite von LesepartnerInnen.at eine große Menge an Informationsmaterial zum Thema Lesen als Downloads zur Verfügung, unter anderem auch eine sehr ausführliche Liste zu Qualitätskriterien für Kinderbücher. Diese Liste ähnelt in großen Teilen der Liste von Kinderbuch-beratung.com und ist ebenfalls als Hilfsmaterial für Eltern gedacht, die wissen wollen, welche Bücher für ihre Kinder geeignet sind. Bundesministerium für (Unterricht, Kunst und Kultur, [03.07.09])

Lilipuz

LILIPUZ ist eine Radiosendung des WDR-5-Kinderradios. Sie besteht seit 1997 und sen- det jeden Tag. Das Programm ist für Kinder ab 4 Jahren. Zusätzlich zur Radiosendung gibt es eine Internetseite für Kinder, auf der die Themen der Sendungen verarbeitet wer- den. Das Team von LILIPUZ stellt außerdem in seiner Sendung jeden Monat vier Bücher für Kinder vor. Die Jury besteht aus vier Frauen des LILIPUZ-Teams. Das Ziel ist es, Bücher durch Hören näherzubringen und dabei Werke auszuwählen, die vor allem den Kindern gefallen. Es geht dabei nicht darum pädagogisch besonders wertvolle Bücher zu finden, sondern um die Motivierung von Kindern zum Lesen. Um die Buchvorlieben von Kindern zu verstehen, besucht die Jury regelmäßig Schulklassen und Stadtbüchereien und arbeitet dort mit den Kindern zusammen. Die Vorstellung der Bücher im Radio erfolgt ebenfalls in Zusammenarbeit mit Kindern. (Frederking, 05/2009)

Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis

1955 wurde der Österreichische Kinder- und Jugendbuchpreis das erste Mal vergeben. Er wurde vom Bundesministerium für Unterricht und Kultur ins Leben gerufen zur Förde- rung von KJL und zur Leseförderung im Allgemeinen. (Material 12.3) Der Preis wird jährlich in den Kategorien Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch verliehen und ist mit 6000 Euro dotiert. Die Aufteilung des Geldes unter AutorInnen, IllustratorIn- nen und ÜbersetzerInnen wird von der Jury je nach Leistungsanteil bestimmt. Außerdem gibt es eine so genannte ‚Kollektion’, bestehend aus zehn Büchern, die zwar keinen Preis erhalten haben, aber ebenfalls empfohlen werden. (Brandenburgischer Literaturverein, [16.07.09])

Die Jury des Kinder- und Jugendbuchpreises besteht aus vier Mitgliedern, die alle drei Jahre wechseln. Die Jurymitglieder bekommen alle eingereichten Bücher zugesandt (im Jahr 2008 waren dies 68 Bücher aus 24 Verlagen) und beschäftigen sich vorab damit. Anschließend kommen sie zu einer Sitzung zusammen, diskutieren und wählen die Preisträger aus. (Material 12.3)

Silberne Feder - Kinder und Jugendbuchpreis des deutschen Ärztinnenbundes e.V.

Die Silberne Feder wird seit 1976 alle zwei Jahre vom deutschen Ärztinnenbund e.V. verliehen und zeichnet Bücher aus, die das Interesse von Kindern für ihre eigene Ge- sundheit sowie die Sensibilisierung gegenüber anderen Menschen und deren Behinderun- gen und Leiden wecken soll. Die Themen Sterben, Trauer und Krankheitsbewältigung sollen hervorgehoben werden und gleichzeitig soll es sich um literarisch und künstlerisch gute Bücher handeln. (Deutscher Ärztinnenbund e.V., [06.07.09]) Aus diesem Grund setzt sich die Jury aus Medizinerinnen des Deutschen Ärztinnenverbundes, aus Litera- turwissenschaftlerinnen und SchülerInnen des Internates Neubeuern zusammen. Der Preis ist meist nicht mit einem Geldbetrag verbunden. (Von Korf Schmising, [06.07.09])

Stiftung Lesen

Die Stiftung Lesen wurde 1988 gegründet, hat ihren Sitz in Mainz und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Ihr Ziel ist es Bücher, Zeitschriften und Zeitun- gen zu fördern und eine zeitgemäße Lese- und Sprachkultur zu erhalten. Dies soll durch eine Verbesserung des Zugangs zum Lesen, durch Lesemultiplikatoren, durch eine Ver- besserung von Infrastruktur und Netzwerken der Leseförderung und durch eine Verknüp- fung von Leseforschung und Leseförderung geschaffen werden. (Stiftung Lesen (2), [06.07.09])

Die Stiftung Lesen führt sehr viele Projekte durch, um ihre Ziele zu erreichen, und spricht mit diesen Projekten sehr unterschiedliche Zielgruppen an: Elternhaus, Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen und unterschiedliche Medien. So gibt es von der Stiftung Lesen Vorlesebibliotheken in Kindergärten, es wird nach ehrenamtlichen Vorle- sepaten gesucht, es gibt einen bundesweiten Vorlesetag und einen Vorlesewettbewerb, sowie Lesescouts, Lese- und Medienclubs, einen Kindersoftwarepreis und zum Welttag des Buches verschenkte die Stiftung Lesen 1,2 Millionen Bücher für Kinder. Dies ist nur eine handvoll der Aktionen und Projekte der Stiftung. (Stiftung Lesen (1), [06.07.09])

Unter Anderem beschäftigt sich die Stiftung Lesen auch mit Leseempfehlungen. Es gibt den Kinderbuchtipp der Woche, thematisch sortierte Buchtipps, die Broschüre „Für Sie getestet“, die zweimal jährlich erscheint und Neuerscheinungen unterschiedlicher Kategorien sichtet, „Sicherer durch den Internetdschungel“, eine Initiative gemeinsam mit dem ZDF, in der Lesetipps für Kinder, Eltern und Pädagogen gegeben werden zum sicheren Umgang mit dem Internet, sowie „das Tor des Drachen - Chinas langer Aufbruch“, ebenfalls eine Zusammenstellung von Lesetipps in Zusammenarbeit mit ZDF über China. Die Leseempfehlungen sind für Erwachsene gemacht und sollen ihnen helfen, Bücher für Kinder auszusuchen. (Stiftung Lesen (1), [06.07.09])

Zur Bewertung der Bücher werden Kinderbuchkataloge gesichtet, interessante Neuerscheinungen bestellt und vom Team der Stiftung Lesen gelesen. Aber auch Tipps von Kindern werden durch die Vorlesepaten übermittelt. Auch kleine und neue Verlage werden bei der Auswahl der Bücher berücksichtigt. Insgesamt versucht die Stiftung Lesen ein möglichst breites Spektrum an Literatur vorzustellen. (Material 13.4)

Bei der Bewertung beachtet das Team der Stiftung Lesen bestimmte Kriterien der Bü- cher, hat aber keinen Kriterienkatalog in dem Sinne, da dieser keinen Sinn machen wür- de. Jeder Leser und jede Leserin hätte eine eigene subjektive Meinung zum Gelesenen, die wichtig ist. Außerdem unterscheiden die Kriterien sich je nachdem für welche Zielgruppe das Buch bestimmt ist. Die in dieser Arbeit untersuchten Kriterien sind daher nur als Beispiel zu sehen und geben nicht die kompletten Bewertungsfaktoren wieder. (Mate- rial 13.2)

SWR2 Spielraum - das Kinderradio

Das Kinderradio vom SWR2 Spielraum ist im Mai 2005 aus dem schon zuvor bestehen- den Projekt „Dschungel für Kinder“, 1998 gegründet, entstanden. (Material 14.3) Das Kinderradio sendet jeden Samstag eine knappe Stunde lang Musik und Geschichten, macht Sprachspiele oder Weltreisen in die Fantasie. Die Internetseite des Programms, www.http://www.kindernetz.de/spielraum/, ist für Kinder gestaltet und bietet die Mög- lichkeit Sendungen erneut zu hören. Außerdem gibt es kleine Hörspiele für die Kinder und auch eine Verlinkung zu Büchertipps. (Südwestrundfunk, [09.07.09])

Die Buchtipps der Seite sind Teil der „Wörterwerkstatt“ und werden meist auch in den Sendungen vorgestellt. Sie sollen als Anregungen verstanden werden, Anregungen besonders für Eltern, da diese meist für die Bücher, die Kinder zu lesen bekommen, verantwortlich sind. (Material 14.3)

Die Buchtipps werden nach keinem bestimmten Schema gemacht. Die Redaktion nimmt sich die Pressetexte zu den Büchern vor. Anhand der Pressetexte wird entschieden, welche Bücher dann bestellt, gelesen und genauer untersucht werden. Die Bewertung der Bücher erfolgt nach Erfahrung. Irgendwann „weiß man einfach“ welche Verlage lesenswerte Bücher herausgeben, welche eher nicht und man entwickelt ein Gefühl für die Bücher. Allerdings funktioniert das Bücherlesen eher nebenbei und ist nicht die eigentliche Aufgabe der Redaktion. (Material 14.1)

3.1.3 Fazit/ Diskussion

Während der Sammlung der Kriterien, der Suche nach Akteuren und der genaueren Beschäftigung mit diesen wurden einige Fragen aufgeworfen und sind einige Auffälligkeiten aufgetreten, die nun erwähnt werden sollen.

Zu Beginn der Untersuchung bestand die Vorstellung, dass es ein Leichtes wäre, die Qua- litätskriterien zu KJL von verschiedenen Akteuren zu erfahren. Dabei wurde davon aus- gegangen, dass die Kriterien von den meisten bereits offengelegt und in Broschüren, Faltblättern, auf Internetseiten oder Ähnlichem zu finden sind. Durch die Internetrecherchen wurde jedoch schnell deutlich, dass dies eine Fehleinschätzung war. Bis auf die zwei Akteure „Lesepartnerinnen“ und „Kinderbuchberatung“ (Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, [03.07.09]; Krocker, [03.07.09]) veröffentlichte keiner sei- ne Kriterien. Dies ließ zum ersten Mal den Zweifel aufkommen, ob überhaupt Prüfsteine zur Bewertung genutzt wurden. Auch aus den Listen von empfehlenswerter Kinderlitera- tur ließen sich kaum Schlüsse ziehen. Oft bestehen diese Listen nur aus einer Aufzählung mit einer kurzen Inhaltsangabe des Werkes. In wenigen Fällen stehen einige Sätze zu den Gründen der positiven Bewertung und ausführlich formulierte Rezensionen bilden die Ausnahme. Die Antworten der Akteure konnten die Zweifel über die Existenz von festen Kriterien auch nur teilweise entkräften. Ursprünglich wurden einfache Emailantworten mit angehängten Dokumenten der Kriterien erwartet. In vielen Fällen nahmen sich die Akteure jedoch die Zeit und schrieben die gesamte Antwort mit den Kriterien neu nieder, oftmals in einer Form, die vermuten ließ, dass der Inhalt aus dem Gedächtnis erinnert und nicht aus einem anderen Dokument ‚abgeschrieben’ wurde. Sehr beispielhaft sind dafür die Aussagen des ‚SWR2 - Spielraum’ (siehe Material 14.3) oder die Angaben in einem Telefoninterview mit einem Vertreter des ‚Gustav-Heinemann-Friedenspreises für Kin- der- und Jugendbücher (siehe Material 6.3). Ein anderes Beispiel, das den Zweifel an feststehenden Kriterienlisten bestärkt, stammt vom Deutschen Jugendliteraturpreis. Auf Anfrage wurden sofort die Qualitätskriterien in den Kategorien Sach- und Bilderbuch zugesandt, mit der Begründung, dass bereits kurz zuvor eine andere Studentin nach die- sen Kriterien gefragt hat und diese somit sogleich zur Hand waren. Die Frage nach den Kriterien in den anderen Sparten musste erst weitergeleitet werden (siehe Material 4.2). Leider erfolgte auch nach mehrmaligem Nachfragen bis zur Beendigung dieser Studie keine Antwort. Der Gedanke daran, dass für diesen Akteur keine festgeschriebenen Krite- rienkataloge zu existieren scheinen, liegt nahe. Stattdessen wirkt sein Wissen eher wie verinnerlichtes, ausschließlich erinnerbares Gedankengut, welches jedoch nicht im Sinne einer Niederschrift erhältlich ist.

Eine weitere Frage, die während des Rechercheprozesses auftauchte, entwickelte sich beim näheren Betrachten der Akteure. Oftmals differenzieren diese das Feld der KJL in Kategorien wie Sachbuch, Bilderbuch, Kinder- und Jugendbuch (Deutscher Jugendlitera- turpreis, Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis) oder ein Akteur untersuchte spe- ziell Bücher für LeseanfängerInnen (Lesepartnerinnen) und ein anderer nur Jugendlitera- tur (Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur). Zu Beginn der Untersuchung war noch nicht entschieden, ob die Kriterien der verschiedenen KJL-Formen getrennt vonein ander oder gesammelt untersucht werden sollten. Relativ schnell fiel jedoch auf, dass sich die gesendeten Kriterien in dieser Hinsicht kaum unterschieden. Zwar gab es spezifische Kriterien für zum Beispiel Bilderbücher, diese konnten sich während der Analyse jedoch ohne Probleme zum Rest der Kriterien zuordnen lassen. Es fließen demnach alle Antworten ohne Differenzierung in die nachfolgende Analyse ein.

3.2 Kategorisierung der Qualitätskriterien

3.2.1 Methodisches Vorgehen zur Analyse der Daten

Nachdem das empirische Material erhoben und die Qualitätskriterien der einzelnen Ak- teure gesammelt wurden, sollen diese nun in ihren Zusammenhängen dargestellt werden. Die Methode, nach der dies erfolgen sollte, war zu Beginn des Forschungsprozesses noch nicht festgelegt, da noch nicht abzusehen war, in welcher Form die Daten vorliegen wür- den. Die Methode der Auswertung sollte von der Materialart abhängig gemacht werden und nicht anders herum. Hierfür bieten sich Verfahrensteile der Grounded-Theory- Methodologie (GTM) an, da sie Offenheit und Kreativität ermöglicht und jede Methode der Datenerhebung sowie jede Datenart für die Untersuchung zulässt (Mey & Mruck, 2009, S. 147f.). Außerdem ist dies eine Strategie, die besonders gut geeignet ist, um die Sichtweise der Probanden zu erforschen (ebd., S. 100), was auch das Ziel dieser Arbeit ist. Dagegen soll aber nicht, wie in der GTM üblich, eine Theorie gebildet werden, son- dern die Kriterien sollen lediglich möglichst datennah in Kategorien und Subkategorien geordnet und in ihren Zusammenhängen dargestellt werden. Darum kann in dieser empi- rischen Untersuchung auch nicht von einer GTM gesprochen werden, da sie nur einzelne Aspekte der GTM nutzt. Für die Offenlegung dieser Aspekte soll nun erläutert werden was GTM ist und wie sie funktioniert

Grounded-Theory-Methodologie

Barney Glaser und Anselm Strauss, zwei Soziologen, entwickelten diese Strategie vor gut 40 Jahren aus den Erfahrungen eigener Forschungen heraus. Ursprünglich stammt sie aus dem sozialogischen Bereich, ist aber auch in der psychologischen Forschung immer ver- breiteter. Im Laufe der Zeit wurde sie immer wieder modifiziert und verändert, auch von den beiden Soziologen selbst, und ist heute ein sehr detaillierter Forschungsansatz, der besonders hilfreich ist, wenn eine gestellte Forschungsfrage nach dem heutigen Wissensstand noch nicht beantwortet werden kann und/oder um Sichtweisen von Beforschten zu ergründen. (ebd., S.100f.)

GTM gibt Forschenden die Möglichkeit eine Theorie zum Untersuchungsfeld zu entwi- ckeln und dabei offen mit den Daten und der Analyse vorzugehen. Gleichzeitig gibt GTM nicht nur Vorschläge und Vorgaben zur Analyse der Daten selbst, sondern auch den Rahmen für den gesamten Prozess einer Forschung. Sie lässt alle Datensorten zur Unter- suchung zu und schränkt auch die Form der Erhebung nicht ein, um genügend Raum für Offenheit sowie Kreativität und neue Erkenntnisse zu lassen. (ebd.; S. 147ff.) Ziel soll das Bilden von Theorien sein, die eine gute Verbindung zwischen bloßen deskriptiven Beschreibungen und abstrakten, praxisfremden Theorien herstellen (ebd., S. 104). GTM bietet sich sowohl für Fragen nach Handlungsmöglichkeiten, Erfahrungen und Sichtwei- sen von Subjekten, dem Zusammenhang ihres Handelns und der Umgebung an, sowie der Frage danach, warum Subjekte wie handeln, wie sie ihre Umwelt deuten und verändern (ebd., S. 103).

Ein wichtiger Punkt, der bei der GTM beachtet werden muss, ist das Vorwissen und die berufsbezogenen Erfahrungen, die die Forschenden in die Studie hineinbringen. Ein Grundgedanke besteht darin, durch GTM Neues entdecken zu können. Dies funktioniert aber nur, wenn man sich nicht durch sein Vorwissen ablenken lässt und Bestätigungen für schon vorher festgelegte Theorien sucht. Stattdessen sollen Theorien aus dem Material selbst entstehen. Um den Einfluss des Vorwissens der Forschenden auf die Theoriebil- dung nachvollziehen zu können, sind Offenlegen des Vorwissens und ständige Selbstreflektion wichtige Punkte in der GTM. Allerdings sollte das Vorwissen auch nicht ignoriert werden, denn es kann auch helfen Gegenstände besser zu verstehen (ebd., S. 105ff).

Mey & Mruck gehen in ihrer Arbeit auf drei Hauptbestandteile der GTM ein: Konzept- bildung statt Beschreibung, Theoretical Sampling und Theoretical Saturation und Schreiben von Memos. Ersteres soll das Datenmaterial von seinem beschreibenden Cha- rakter wegholen, es soll aufgezeigt werden, was hinter dieser Beschreibung steckt. Dabei wird nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden der verschiedenen Daten gefragt, das heißt sie werden ständig miteinander verglichen. Hier ist die Selbstreflektion des For- schenden besonders wichtig, denn er muss ständig Wahlen treffen, wo etwas wie einzuordnen ist, was von seinem subjektiven Wissen und Erfahrungen stark beeinflusst wird. (ebd., S. 109f.)

Im Theoretical Sampling geht es um die Art und Weise, wie man seine Stichproben, sein Material, auswählt. In der GTM wird nicht das gesamte Material mit einem Mal erhoben und anschließend analysiert, sondern es ist ein rollender Forschungsprozess (ebd., S.111). Da zu Beginn einer Studie nur wenig Wissen über den Forschungsgegenstand vorhanden ist, muss erst einmal Material dazu ausgewählt und analysiert werden. Aus der Analyse ergeben sich dann neues Wissen und auch Fragen, für die neues Material erhoben und analysiert wird. So wechseln sich Erhebungs- und Analysephasen ständig ab, bis die Theoretical Saturation erreicht ist. Auch wenn neues Material erhoben wird, kommt es zu keinen neuen Erkenntnisgewinnen mehr. (ebd., S. 110ff.)

Das Schreiben von Memos ist eine Aufgabe, die den gesamten Forschungsprozess durch- zieht. Durch Memos wird das Vergeben von Kodes und Kategorien in der Konzeptbil- dung erklärt. Da zur Bildung der Kodes und Kategorien viel interpretiert wird, müssen die Gedankenschritte erkenntlich gemacht werden. Außerdem helfen Memos den For- schenden den Überblick über die Studie zu behalten und offene Fragen und Lücken zu entdecken und festzuhalten. Ein schlechtes Memoing führt oft auch zu einer schlechten Qualität der GTM. (ebd., S. 113f.)

Für eine Auswertung im Rahmen der GTM sind folgende Begriffe von Bedeutung: Kode meint den Begriff, der an einzelne empirische Daten vergeben wird. Wenn dabei Worte aus dem empirischen Material übernommen wurden, spricht man von in-vivo-Kodes. Werden die Begriffe aus dem eigenen Vorwissen genommen, werden sie als geborgte Kodes bezeichnet. Eine inhaltliche Zusammenfassung von Kodes nennt man Kategorie. (ebd. S 115)

Um eine Theorie bilden zu können, müssen die Daten aus ihrer beschreibenden Form in diese Kodes und Kategorien umgeschrieben werden. Dabei wird sich zunächst strikt ans Material gehalten, kleine und große Segmente des Materials werden miteinander vergli- chen und in Verbindung gesetzt. Hat man die Daten abgearbeitet, formuliert man eine auf die Daten gegründete Theorie. Die genaue Vorgehensweise muss jeweils passend zur Studie entschieden werden. Wichtig ist, dass der Vorgang dokumentiert und reflektiert wird. (ebd. S. 116f.)

Das Kategorisieren wird in drei Vorgänge unterteilt, das offene Kodieren, axiales Kodieren und selektives Kodieren. Meist beginnt die Analyse mit offenem Kodieren und endet mit selektivem Kodieren. Die verschiedenen Formen gehen jedoch übergangslos ineinander über, laufen teilweise parallel und/oder wechseln sich ab. (ebd., S.118)

Beim offenen Kodieren werden besonders ergiebige Teststellen/ Daten herausgesucht, neue Kodes entwickelt und auf die Materialelemente angewandt. W-Fragen helfen die Daten genauer zu analysieren und die richtigen Kodes zu vergeben (ebd., S. 119ff.) Das können dann in-vivo-Kodes und geborgte Kodes sein. Wichtig ist, sich in diesem Schritt dicht an dem gegebenen Material zu orientieren und offen für Neues zu sein. Resultat des offenen Kodierens ist eine Liste von Kodes, die mit Materialsegmenten verknüpft sind, sowie Hinweise, Gedanken und Memos zum Inhalt und zur Entstehung der Kodes. (ebd., S.129)

Mit dem axialen Kodieren können vorläufige Kategorien zu den Kodes erstellt und die Kodes verfeinert werden. So werden Aussagen und Zusammenhänge zur Theorie formuliert und Hypothesen abgeleitet. Hier werden die Kategorien analysiert, Subkategorien gefunden und ihre Relationen zueinander herausgesucht (ebd., S. 129ff.).

Das Selektive Kodieren läuft damit Hand in Hand, denn hier werden systematisch Kategorien und ihre Unterkategorien ausgearbeitet und die einzelnen Elemente zugeordnet. Am Ende soll die entwickelte Theorie durch ein Netzwerk aus Kategorien, ihren Unterkategorien und den Relationen zueinander dargestellt sein (ebd., S.134 ff.).

Damit ist der Prozess (zumindest vorerst) abgeschlossen. Die Kategorien und Subkategorien sind in ihren Zusammenhängen visuell dargestellt und in einem Bericht aufgearbeitet. Dabei gilt GTM aber als ein Forschungsprozess, der niemals ganz abgeschlossen ist, sondern immer neue Untersuchungen zulässt und sogar fordert. (ebd., S.136f)

Die GTM bietet also eine Vorgehensweise zur Erstellung von Zusammenhängen durch Kodieren und Kategorisieren an, welche für die Analyse der für diese Arbeit gesammel- ten Daten genutzt wurde. Der GTM-Bestandteil Konzeptbildung statt Beschreibung wur- de für diese Arbeit in seinen Grundzügen verwendet. Die Hauptziele des offenen, axialen und selektiven Kodierens wurden verfolgt, so dass ein Netzwerk, beginnend mit einer Schlüsselkategorie, von Kategorien und Subkategorien mit seinen Zusammenhängen entwickelt und dargestellt ist.

Der nächste Punkt dieser Arbeit wird nun die Vorstellung des Schemas und den Bericht zu den Kategorien beinhalten.

3.2.2 Erläuterung der Darstellung der Kriterien in ihren Kategorien

3.2.2.1. Vorstellung Schema

Die schematische Darstellung der Kriterien in ihren Kategorien ist in einem Baumdia- gramm in vier Ebenen dargestellt. So können die Beziehungen der einzelnen Begriffe zueinander gezeigt werden. Allen voran steht die Oberkategorie der Zielgruppenorientie- rung, unter der sich alle weiteren Kategorien wie Äste verzweigen. Die Kriterien, in den kleinsten Subkategorien, sind somit auch in die jeweils vernetzten Kategorien in den da- rüberliegenden Ebenen einzuordnen. Die Kategorien und ihre Zusammenhänge und Ver- wandtschaften werden nun von oben nach unten einzeln genauer dargestellt und mit Bei- spielen belegt. In „Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien“, kann die voll- ständige Einteilung eingesehen werden. Die dabei zitierten Kriterien sind in „Anhang D - Sammlung der Kriterien“ unter den jeweils angegebenen Akteuren zu finden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Schematische Darstellung der Kriterienkategorien

Schlüssel- und Oberkategorien

Schlüsselkategorie Zielgruppenorientierung (Alterseignung/ -adressierung für Kinder und Jugendliche)

Die Orientierung an der Zielgruppe der Kinder bildet die Schlüsselkategorie, die sich aus dem Kodieren und Kategorisieren der Kriterien herausgebildet hat. Egal welches Kriteri- um ein Kinder- und Jugendbuch erfüllen muss, jedes davon ist gleichzeitig auf die Ziel- gruppe ausgerichtet. Die Logik dieser Feststellung liegt auf der Hand, denn schließlich handelt es sich hier um KJL. Der Großteil aller Kriterien wurde in entsprechende Unter- kategorien eingeordnet. Die hier aufgeführten sieben Punkte von insgesamt fünf Akteu- ren sind jedoch sehr allgemein formuliert, sodass sie nur in diese Oberkategorie aufge- nommen werden konnten. Das Kriterium „Alterseignung“ zum Beispiel lässt sich in alle Subkategorien einordnen. Ob ein Buch glaubwürdig ist, hängt vom Alter der Zielgruppe ab, ob die Sprache zu viele Fremdworte benutzt, hängt ebenfalls vom Alter ab. Aus die- sem Grund werden dieses Kriterium und sechs weitere in der Schlüsselkategorie belassen und keiner weiteren Subkategorie zugeordnet. Weitere Beispiele sind „ist die Sprache dem Zielalter angemessen“ (Hans-Jörg-Martin-Preis) oder auch „Adressatenorientierung“ (Deutscher Jugendliteraturpreis) und „deutliche Ansprache an die Zielgruppe“ (Gustav- Heinemann-Friedenspreis).

Nutzen für Erwachsene

Neben der Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen taucht bei der Kodierung der Krite- rien noch eine zweite Zielgruppe auf, die Erwachsenen. Obwohl an dieser Stelle auch die Kriterien der Orientierung an der Zielgruppe Kinder- und Jugendliche gelten, muss das Buch außerdem einen Nutzen und Handlungsmöglichkeiten für Erwachsene bieten. Mit Handlungsmöglichkeiten sind Aspekte wie „lässt es sich ggf. gut vorlesen?“ (Stiftung Lesen) oder „Welche Aktionen bieten sich an: etwa malen, basteln […]“ und „Welche Szenen eignen sich zum Nachspielen“ (LesepartnerInnen) gemeint. Zwei Akteure nennen hierzu Kriterien wobei ‚LesepartnerInnen’ mit vier Aspekten sehr ausführlich auf diesen Punkt eingeht. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich in den Zielen von ‚LesepartnerIn- nen’. Statt nur lesenswerte KJL zu empfehlen, sollen Eltern hier befähigt werden selbst die passenden Bücher für ihre Kinder zu finden. ‚LesepartnerInnen’ beachtet demnach nicht nur die Rolle der Eltern beim Auswählen der Bücher, sondern geht auch auf den Wunsch der Eltern, die sich mit der Qualität von KJL beschäftigen, ein gemeinsames Leseerlebnis mit ihren Kindern zu bekommen, ein. Eltern können und wollen teilweise auch beim Lesen der Bücher eine Rolle spielen.

Der Nutzen für Erwachsene drückt sich in dieser Kategorie aber auch in ökonomischen Argumenten aus. Zwei Akteure geben hierzu Kriterien vor. ‚Kidsweb’ verlangt ein gutes „Preis-Leistungs-Verhältnis“ und fragt: „Ist das Buch überall gut erhältlich?“. Dabei geht es nicht mehr um die eigentliche Frage nach der Qualität des Buches, beachtet aber für die Zielgruppe durchaus relevante Aspekte. Die Kriterien des ‚Internationalen Buchprei- ses Corine’ sind dagegen rein geschäftliche und dienen dem Ansehen des Preises: „Ver- kaufserfolg beim Publikum“ und „Verfügbarkeit der Preisträger bei der Vergabe“, da der Preis während einer vom Fernsehen übertragenen Galaveranstaltung vergeben wird.

Die Zielgruppenorientierung als Schlüsselkategorie unterteilt sich in zwei Oberkategorien. Auf der einen Seite soll die Zielgruppe durch das Buch zum Lesen motiviert werden, das heißt es muss das Interesse der Kinder wecken und ihnen gefallen. Auf der anderen Seite sollen die Kinder und Jugendlichen aus dem Lesestoff lernen.

Lesemotivation (Interesse/ Gefallen der Kinder)

Die Kategorie der Lesemotivation verzweigt sich ebenfalls in die Subkategorien Form/ Aufbau, Stimmigkeit, Glaubwürdigkeit, Identifizierung und Besonderheit, in die die meisten der Kriterien eingeordnet wurden. Einige sehr allgemein formulierte Aussagen von insgesamt drei Akteuren sind jedoch direkt in diesem Überpunkt einsortiert, da auch sie in alle weiteren Subkategorien aufgenommen werden könnten. Dazu gehören zum Beispiel „die Aufmerksamkeit der Kinder beim Vorlesen“ (Lilipuz) oder „Es ist auch nicht falsch, wenn es der Zielgruppe gefällt“ (Eule des Monats). Gerade das letzte Bei- spiel zeigt außerdem noch einmal besonders gut die Verbindung zur Zielgruppenorientie- rung.

Pädagogische Intention/ Botschaft (Lerneffekt/ -aspekt)

Die Kategorie ‚pädagogische Intention oder Botschaft’ verzweigt sich ebenfalls in weite- re Unterkategorien: kognitive Anregungen, korrekter Umgang mit gesellschaftlichen Themen und Wissen/ Bildung. Auch hier sind nur sehr allgemein formulierte Aussagen einsortiert, die aber auch sehr gut verdeutlichen, dass die Anpassung an die Zielgruppe auch für den Lernaspekt nicht vergessen werden sollte. Gleich vier von sechs Kriterien liefert der Deutsche Jugendliteraturpreis, z.B. mit „Passung von didaktischem Konzept und Thema“ und „Passung von didaktischem Konzept und Adressaten“. Das Buch soll also nicht nur einfach etwas vermitteln sondern auch noch kindgerecht vermitteln.

Zwei weitere Akteure grenzen diese Kategorie in eine andere Richtung ein. „Vermeidung aufdringlicher pädagogischer Botschaften“ (Stifung Lesen) und „Bücher ohne pädagogischen Zeigefinger“ (Lilipuz) sind hier die Kriterien. Statt also allein pädagogische Erfolge anzustreben, wird die Verbindung zur Lesemotivation deutlich, die dabei nicht vergessen werden darf. Denn auch wenn ein Buch lehrreich ist, hat es keinen Nutzen, wenn Kinder sich beim Lesen belehrt fühlen und das Buch zur Seite legen.

3.2.2.2. Subkategorien zur Lesemotivation

Glaubwürdigkeit

Die Subkategorie Glaubwürdigkeit hängt direkt mit der Leseförderung zusammen, denn ein unglaubwürdiges Buch motiviert nicht zum Weiterlesen. Außerdem steht dieser Beg- riff nicht nur für sich sondern in engem Zusammenhang mit den Unterkategorien Stim- migkeit und Identifizierung. Aspekte wie inhaltliche Fehler, Logikfehler in der Handlung, eine Schreibweise aus offensichtlicher Erwachsenensicht oder ein Nichtzusammenpassen von Sprache und Inhalt lassen an der Glaubwürdigkeit eines Buches zweifeln. Die in die- ser Kategorie aufgeführten Kriterien lassen sich jedoch nicht eindeutig in eine der beiden genannten Unterkategorien unterteilen und werden deshalb direkt hier aufgeführt.

Insgesamt handelt es sich um sechs Bewertungsmerkmale von vier Akteuren. Dazu zählen z.B. „Glaubwürdigkeit und stimmige Zeichnung der Figuren“ (Stiftung Lesen), „Und sind die Geschehnisse in der Geschichte stark genug, damit ich an die Wandlung [der Protagonisten] glauben kann?“ (Hans-Jörg-Martin-Preis) oder „Nachvollziehbarkeit der Handlung“ (Kröte des Monats). Ein Punkt, der den Zusammenhang zwischen Glaubwürdigkeit und Zielgruppenorientierung besonders deutlich zum Ausdruck bringt, stammt von der ‚Stiftung Lesen’: „Vermeidung von Anbiederung an die Zielgruppe (z.B. durch gewollte Jugendsprache)“. Denn auch wenn sich ein Werk sehr stark an der Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen orientiert, muss die Zielgruppe es nicht mögen. Und das kann an einer Unglaubwürdigkeit durch Einschmeicheln liegen.

Stimmigkeit

Die Kategorie Stimmigkeit lässt sich in die Unterkategorien Fehler, Verständlichkeit, Gattungsmerkmale und Interdependenzen unterteilen.

Fehler

Ein in sich stimmiges literarisches Werk, sollte frei von Fehlern sein. Diese Aussage re- sultiert aus sechs eindeutigen Kriterien von fünf verschiedenen Akteuren. Gleich zweimal taucht hier die Aufforderung nach einem sorgfältigen Lektorat und einer sorgfältigen Übersetzung auf. Die Bemerkung des ‚SWR2 - Spielraum’ „das ist leider ein punkt, der von vielen verlagen (aus kostengründen!!!) missachtet wird“ und auch das sehr detaillier- te Eingehen auf Fehlerarten („Druckfehler, Autorenfehler, Übersetzungsfehler […]“) des ‚Gustav-Heinemann-Friedenspreises’ macht den Anschein, als wäre dies ein verhältnis- mäßig großes Problem, wodurch in sonstiger Hinsicht qualitativ gute Bücher abgelehnt werden müssen. Aber auch „sachliche Korrektheit und Sorgfalt“ (Deutscher Jugendlitera- turpreis) und die Frage „Hat die Geschichte logische Mängel oder Brüche“ (Hans-Jörg- Martin-Preis) spielen hier eine Rolle.

Ein Buch kann natürlich auch Fehler in Bezug auf zum Beispiel Disharmonie im Text- Bild-Bezug oder Genrefehler aufweisen. Da solche Fehler jedoch auch zu Unstimmigkei- ten im Buch führen, werden sie in weiteren Unterkategorien zu Stimmigkeit behandelt.

Interdependenzen

Diese Subkategorie erfasst alle Kriterien, in denen es um ein Zusammenpassen und Har- monieren verschiedener Merkmale geht. Insgesamt acht Akteure nennen 20 unterschied- liche Kriterien, oft in mehrfacher und detaillierter Ausführung. Allein aus der Menge lässt sich eine besondere Wichtigkeit dieses Arguments schließen. Hierzu zählen Aussa- gen wie „guter Text-Bild-Bezug“ (Stiftung Lesen), „Übereinstimmung vom Anspruch der gestalterischen Aufmachung und dem Anspruch des Textes“ (Kröte des Monats) oder „Unterstützt die Sprache den Inhalt?“ (Hans-Jörg-Martin-Preis). Im Prinzip können alle genannten Kriterien unter dem Punkt passen Inhalt, Sprache, Bild und Gestaltung des Buches zusammen, bilden sie eine Einheit zusammengefasst werden. Besonders das Har- monieren der Bilder scheint eine große Rolle zu spielen, denn 14 der 20 Kriterien beach- ten die Stimmigkeit der Bilder zum Rest des Buches. Sehr ausführlich und detailliert formulieren hierzu ‚LesepartnerInnen’ und ‚Kinderbuchberatung’ (die Kriterien der bei- den gleichen sich zu großen Teilen wortwörtlich), wobei ‚LesepartnerInnen’ noch we- sentlich weiter ins Detail geht. Diese Anforderungen teilen sich zudem in kleinere Ele- mente auf, z.B.: „Wird der Charakter der Figuren passend umgesetzt?“, „Sind Sie [die Illustrationen] gleichberechtigt zum Text oder nur zur Untermalung da?“ oder „Wird das Angesprochene auch adäquat abgebildet“.

Gattungsmerkmale

Die Kategorie, die die Kriterien zur Stimmigkeit der Gattungsmerkmale beinhaltet, wird nur von zwei Akteuren erwähnt. Der ‚Deutsche Jugendliteraturpreis’ fordert zum Beispiel „Bildästhetik beim Bilderbuch oder Sachangemessenheit […] beim Sachbuch“ und der ‚Hans-Jörg-Martin-Preis’ „ist der Roman wirklich ein Kriminalroman?“. Zum Letzteren ist wichtig zu wissen, dass sich dieser Literaturpreis der Aufgabe stellt Kriminalliteratur für Kinder zu fördern und aus diesem Grund besonders auf die Erfüllung des Genres ach- tet.

Verständlichkeit

Die in diese Subkategorie eingeordneten Kriterien stehen in engem Zusammenhang mit den Kriterien der bereits beschriebenen Kategorie Glaubwürdigkeit. Wie soll an die Handlung einer Geschichte geglaubt werden, wenn sie nicht verstanden wird? Dazu zäh- len zum Beispiel die Bewertungspunkte „Nachvollziehbarkeit der Handlung“ (Kröte des Monats), „Sind die Konflikte nachvollziehbar dargestellt?“ (Hans-Jörg-Martin-Preis) oder „die Erklärungen in einem Sachtext selbst […]“ (Kidsweb). Insgesamt sechs Akteu- re bringen hier acht Kriterien an. ‚LesepartnerInnen’ geht dabei noch genauer auf die Verständlichkeit insbesondere der Sprache ein: „Ist die Sprache verständlich und kindge- recht“ oder „Werden viele Fremdwörter, schwierige Begriffe und Wendungen benutzt?“

Identifizierung

Diese Kategorie splittet sich in die Unterkategorien Emotionalität, Aktualität und Kindersicht/Kinderwelt. Hier werden Kriterien erfasst, die vom Buch erwarten, dass Kinder sich in den Büchern, in den Geschichten wieder finden und dem Leser oder der Leserin die Möglichkeit gegeben wird in das Geschehen einzutauchen.

Kinderwelt/ Kindersicht

Alle Kriterien, die den Anspruch an Bücher haben, sich bestmöglich auf die Denkweise und Lebensweise von Kindern einzulassen und das Besondere daran, das, was sie von der Welt der Erwachsenen unterscheidet, zu beachten, werden in dieser Kategorie zusam- mengefasst. Obwohl man annehmen könnte, dass dieser Punkt in der KJL als besonders wichtig erachtet wird, da hier die Abgrenzung zur Erwachsenenliteratur besonders deut- lich wird, gibt es dazu kaum Kriterien. Acht Kriterien von nur drei Akteuren können die- ser Subkategorie zugeordnet werden. Dabei machen die Nennungen von ‚LesepartnerIn- nen’ einen Großteil des Inhaltes aus. Dazu gehören „Berücksichtigt das Buch die Erfah-

rungswelt und Interessen des Kindes?“, „Orientiert sich der Sprachstil an Kinder- und Jugendsprache“ oder auch „Welche Kenntnisse und Erfahrungen setzt das Buch bei den Kindern voraus?“. Die Kriterien von ‚Kinderbuchberatung’ sind wieder sehr ähnlich. Der einzige Punkt, den die ‚Stiftung Lesen’ formuliert, fasst dabei das Gesagte der vorherigen Akteure gut zusammen: „Wird das Lebensgefühl der Altersgruppe transportiert oder aus „Erwachsenensicht“ geschrieben?“

Emotionalität

Mit der Subkategorie Kinderwelt hängt die Emotionalität eng zusammen, denn auch hier geht es um das Hineinversetzen können in die Geschichte und in die Protagonisten. Die hier eingeordneten Kriterien wurden erst zum Ende der Kategorisierung aus der zuvor beschriebenen Kategorie herausgelöst. So soll deutlich werden, dass es hier speziell auch um Gefühle und Empathie gehen soll, relativ unabhängig davon, ob das Buch aus ‚Kin- dersicht’ geschrieben ist oder nicht. Elf Kriterien von vier verschiedenen Akteuren haben diese Kategorie entstehen lassen. Dazu gehören zum Beispiel die Aussage der ‚Stiftung Lesen’: „Spricht mich das Buch auch emotional an (und warum?)…“ aber auch die des ‚Hans-Jörg-Martin-Preises’: „Interessieren mich die Figuren und ihre Probleme? Leide ich mit den Protagonisten? […] Hat mich die Geschichte berührt […]?“. ‚LesepartnerIn- nen’ hat hierzu wieder sehr ausführliche Punkte formuliert, die die schon genannten Kri- terien noch feiner darstellen, wie zum Beispiel „Welche Gefühle werden bei den Kindern ausgelöst?“ oder „Was könnte ein […] Bilderbuch (unter Berücksichtigung von Entwick- lungsstand und sozialer Situation) auslösen?“. Mit diesen Kriterien werden zwei Seiten, auf die geachtet wird, deutlich. Zum einen besteht der Wunsch, dass Kinder durch Bücher Gefühle erfahren können, zum anderen soll aber auch eine emotionale Überbelastung vermieden werden.

Aktualität

Unter diesen Punkt fallen Kriterien wie: „Ist die Sprache zeitgemäß?“ (Kinderbuchbera- tung) und „Orientiert sich der Sprachstil an der modernen Umgangssprache, Kinder- und Jugendsprache“ (LesepartnerInnen). Beide Kriterien beschränken sich auf die Aktualität der Sprache. Die beiden Kriterien, welche sich auch mit der Aktualität des Inhaltes befas- sen, stammen vom ‚Internationalen Buchpreis Corine’: „aktuelle thematische Relevanz“ und der ‚Eule des Monats’: „Anbindung an die reale Situation moderner Kindheit“. Letz- teres Kriterium ließe sich auch der Kategorie pädagogische Intention zuordnen, da hier scheinbar erreicht werden soll, dass Kinder sich mit gegenwärtigen Inhalten auseinandersetzen. Außerdem hängen diese genannten Kriterien auch sehr eng mit den anderen bei- den Kategorien zur Identifizierung zusammen, denn emotionales Hineinversetzen ist ein- facher, wenn die Handlung in einer Zeit spielt, die einem bekannt ist, in der man selbst lebt und auch eine Schreibweise aus ‚Kindersicht’ meint die aktuelle Welt des Kindes.

Insgesamt scheint das Thema Aktualität jedoch von keiner besonderen Bedeutung zu sein, da dazu nur diese drei Kriterien genannt wurden.

Besonderheit

Die Merkmale, die ein Buch zu etwas Besonderem machen, es vom Rest der KJL abhe- ben lassen, sei es durch eine animierende Erzählweise oder durch einen originellen und witzigen Sprachgebrauch, werden hier beschrieben. Auch lässt sich die Kategorie wieder in verschiedenen Unterkategorien verzweigen, in Originalität, animieren/ mitreißen und Qualität. Letzteres beinhaltet mehr oder weniger alle Kriterien, die das Wort Qualität innehaben.

Originalität

In diese Kategorie wurden alle Aussagen eingeordnet, die von Büchern Einfallsreichtum und Innovation fordern. Die empfohlenen Bücher müssen etwas Neues zu bieten haben. Die elf Forderungen von insgesamt sieben Akteuren sind teilweise sehr allgemein formu- liert, wie zum Beispiel „originell muss es sein“ (Gustav-Heinemann-Friedenspreis), ge- hen zum Teil aber auch spezifisch auf die Originalität im Bild ein: „ggf. innovativer […] Illustrationsstil“ (Stiftung Lesen), Sprache: „sprachliche Originalität“ (Deutscher Jugend- literaturpreis) und Inhalt: „ist die Geschichte originell? Wird sie aus einer ungewöhnli- chen Perspektive erzählt?“ (Hans-Jörg-Martin-Preis). Die Originalität des Inhalts scheint dabei von besonderer Bedeutung zu sein, denn diese wird sechs Mal genannt.

Animierend/ mitreißend

Die Verbindung zur Lesemotivation und zur Zielgruppenorientierung wird in dieser Sub- kategorie verdeutlicht, denn geht es um die Aspekte, die Kinder ermutigen ein Buch bis zum Ende zu lesen, es nicht nach der Hälfte wegzulegen und danach möglicherweise noch ein weiteres Buch zu lesen. Der Faktor Spaß steht hier an oberster Stelle. Da die Hälfte aller Akteure Kriterien nennen, die in diese Kategorie einzuordnen sind, scheint Animation ein wichtiges Thema für die Qualität eines Kinder- und Jugendbuches zu sein. Die eindeutigsten Kriterien lauten „Reißt die Geschichte mit?“ (Hans-Jörg-Martin-Preis) oder „Autoren müssen so schreiben, dass es einen anspringt“ (Gustav-Heinemann-

Friedenspreis). Aber auch eine „besondere Erzählweise“ (Lilipuz), eine „lebendige Sprache“ (Kinderbuchberatung) und „Witz, Schwung und einen gelungenen Spannungsbogen“ (Stiftung Lesen) sind drei der 14 Anforderungen, die die zehn Akteure stellen. Einige formulieren ihre Kriterien dabei in einer objektiven und messbaren Weise und fragen nach einem „Spannungsbogen“, nach „Lautmalerei, Vergleiche, Metaphern, […]“ (LesepartnerInnen) oder „Wie ist die Geschichte aufgebaut? Steuert sie […] auf einen Höhepunkt hin?“ (Hans-Jörg-Martin-Preis). Andere wiederum scheinen dieses Kriterium eher aus einem Bauchgefühl heraus zu bestimmen: „Es sollten halt gute Bücher sein, um den Appetit zu wecken“ (Aktion Lesen) oder „Gelingt es dem Autor eine Atmosphäre zu schaffen, die mich interessiert?“ (Hans-Jörg-Martin-Preis).

Qualität

Die Entstehung dieser Subkategorie erfolgt durch die Wortwahl der Akteure. Alle ge- nannten Kriterien, die das Wort Qualität und dazu sinnverwandte Formulierungen bein- halten, wurden hier zusammengefasst. Darin inbegriffen sind allgemeine Aussagen zum Beispiel vom Gustav-Heinemann-Friedenspreis und vom SWR2 - Spielraum: „literari- sche Qualität“. Alle weiteren Kriterien lassen sich, wie schon in der Kategorie Originali- tät, in Bild: „überzeugende Figurenzeichnung“ (Österreichischer Kinder- und Jugend- buchpreis), Sprache und Gestaltung: „Sprachlich und gestalterisch aus dem Markt heraus- ragen“ (Eule des Monats) und Inhalt: „inhaltliche Qualität“ (Internationaler Buchpreis Corine) unterteilen. Insgesamt 14 Kriterien von acht verschiedenen Akteuren werden unter diesem Begriff zusammengefasst.

Die Universalität der genannten Aussagen lässt jedoch nicht im Umkehrschluss auf einen genauso ungenauen Umgang mit der Bewertung der Bücher schließen. Im Anschluss an die Kriterien formulieren die meisten Akteure eine detaillierte Erklärung, was sie damit meinen. Ein Beispiel hierfür wäre „Sprachliche Qualität“ (z. B. sprachliche Genauigkeit und Originalität, sprachliche Bilder, Wortschatz, Stilebenen) des ‚Deutschen Jugendlite- raturpreises’. Die in den Klammern stehenden Beispiele wurden in verschiedene Unterka- tegorien eingeordnet, so dass die „Sprachliche Qualität“ unverwendet blieb und dieser Rubrik zugeordnet wurde.

Form/ Aufbau

Diese letzte Subkategorie der Lesemotivation fasst Kriterien bezüglich des Aufbaus und der Form des Buches, die an Kinder angepasst sein sollten, zusammen. Dazu gehören Aussagen wie „Hierbei sind Aspekte wie Wortwahl, Satzaufbau, Satzlänge, Schrifttyp, Schriftgröße, etc. […] von Bedeutung“ (Kidsweb) oder „Erschließung der Informationen (Inhaltsverzeichnis, Glossar, Anhänge, Überblicke)“ (Deutscher Jugendliteraturpreis). Besonders detailliert, und spezifisch auf die Gruppe von LeseanfängerInnen abgestimmt, setzt sich ‚LesepartnerInnen’ mit diesem Gesichtspunkt auseinander. Den größten Teil ihres Kriterienkatalogs nehmen Textgestaltung und Textaufbau für ErstleserInnen ein. Welche Schriftart ist geeignet, welche Schriftgröße, welche Zeilenabstände und wie lang dürfen die Wörter sein, sind Fragen, die an dieser Stelle beantwortet werden.

Einen anderen Blickwinkel nimmt der Akteur ‚Kidsweb’ ein, indem er die Schutzbedürf- tigkeit des Kindes anspricht. Hier soll das Kind vor einer „Reizüberflutung und damit einer Überforderung“ durch „viele kleine Bilder, eine zu kontrastreiche Farbgestaltung […] oder zu viel Text auf einer Seite“ bewahrt werden. Außerdem eröffnet ‚Kidsweb’ als einziger Akteur die Frage nach dem Material des Buches. Wie ist die „Seitenstärke, Papier wie fühlt sich das Buch an?“

Insgesamt scheint der Aufbau und die Form eines Buches jedoch keine außerordentlich wichtige Rolle zu spielen, da nur drei Akteure Kriterien angegeben haben, die in diese Kategorie eingeordnet werden können. Durch die detaillierte Auflistung von Kriterien für ErstleserInnen von ‚LesepartnerInnen’ ist die Kategorie Aufbau/ Form zugleich aber auch die wortreichste von allen.

3.2.2.3. Subkategorien zur pädagogischen Intention Bildung/Wissen

Das Kriterium, welches beim Gedanken an die pädagogische Intention eines Kinder- und Jugendbuches wahrscheinlich sofort in den Sinn kommt, ist die Vermittlung von Wissen, von Fakten, die Frage nach dem, was Kinder inhaltlich aus einem Buch lernen sollen, die „Wissensvermittlung“ (Stiftung Lesen).

Während der Sammlung und Zuordnung der Kriterien sind auch drei Akteure aufge- taucht, die spezielles Wissen zu einer bestimmten Thematik vermitteln wollen: „religiöse Erfahrungen“, „christliche Lebenshaltungen“ und „Glaubenswissen“ vom ‚Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis’, „Frieden, Zivilcourage, Gewaltfreiheit“ vom ‚Gustav- Heinemann-Friedenspreis’ und „Gesundheit und Krankheit“ von der ‚Silbernen Feder’. Diese drei Akteure können allenfalls exemplarisch gesehen werden, denn viele Organisa- tionen und andere Akteure empfehlen passend zu ihren Aufgaben Bücher und auch KJL.

So gibt es zum Beispiel Buchempfehlungen zu Büchern, die sich mit Umweltbelangen befassen, mit der Thematik Sexualaufklärung oder Ähnlichem.

Einen weiteren wichtigen Punkt, der durch die Kriterien angesprochen wird, stellt die Verbesserung der Sprache und des Wortschatzes der Kinder durch das Lesen dar. Hierzu zählen Kriterien wie „Dient die Sprache der Wortschatzerweiterung“ (Lesepartnerinnen) oder „sprachlich anspruchvolle Form“ (Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur). Einen ganz neuen Bereich eröffnet das Kriterium „Bebilderte Bücher tragen zur Schulung des ästhetischen Empfindens bei, daher sollten sie [die Kinder] mit möglichst vielen unterschiedlichen Kunststilen Bekanntschaft machen“ (Kinderbuchberatung). Die künstlerische Bildung steht hier im Vordergrund, unabhängig von der Frage, ob der jeweilige künstlerische Stil den Kindern gefällt oder nicht.

Insgesamt nennen sieben Akteure zehn verschieden Kriterien, die dieser Kategorie zugeordnet werden können.

Korrekter Umgang mit gesellschaftlichen Themen

Diese Kategorie fasst vor allem Kriterien bezüglich des Umgangs mit Klischees und poli- tischer Korrektheit zusammen. Dazu gehören zum Beispiel „sensibler Umgang mit bzw. Vermeidung von Klischees“ (Stiftung Lesen), „sind keine diskriminierenden oder verlet- zenden Elemente enthalten“ (Kinderbuchberatung) oder „Bücher, in denen unnötige Ge- waltszenen vorkommen oder in denen Gewalt ausführlich, möglicherweise sogar verherr- lichend beschrieben wird, können wir nicht nominieren“ (Hans-Jörg-Martin-Preis).

Von dem insgesamt 13 Kriterien acht verschiedener Akteure stehen einige indessen in einem besonders starken Zusammenhang zur Vermittlung von Wissen. Statt gesellschaft- lich relevante Themen, Normen und Werte nur ‚richtig’ anzusprechen und zu verarbeiten, sollen sie auch vermittelt werden. Dazu zählt zum Beispiel die Frage „Welche Werte und gesellschaftlichen Vorstellungen werden vermittelt?“ (LesepartnerInnen) oder die Aussa- ge „Begegnung mit fremden Welten“ (Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur).

Kognitive Anregungen

Da für die Akteure anscheinend nicht nur Faktenwissen und korrekter Umgang mit ge- sellschaftlichen Themen für das, was Kinder lernen sollen, von Bedeutung sind, sondern auch die Fähigkeit des Buches das Gehirn zum Mitdenken anzuregen, entstand zur päda- gogischen Intention diese dritte Subkategorie. Die beiden Hauptakteure in dieser Katego- rie sind ‚LesepartnerInnen’ und ‚Kinderbuchberatung’ mit ihren zum Großteil gleichen und sehr ausführlichen Kriterien wie „Wecken die Bilder Neugier, lösen sie Fragen aus?“, „Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an?“ oder „Lässt das Buch Freiraum zur persönlichen Weiterentwicklung der Kinder?“. Das Buch soll Kinder demnach er- muntern sich eigenen Gedanken zum Buch und darüber hinaus zu machen. Es soll ihnen Denkanstöße und Wegweiser für ihr Umfeld geben. Dies verdeutlichen die beiden Krite- rien „[die Inhalte] sollen die Leser zur eigenen Positionsbestimmung anregen“ (Friedrich- Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur) und „die erhebliche Meinungsbildung durch z.B. ein Sachbuch“, die beachtet werden soll (Kidsweb). Der letzte Punkt gibt wieder einen Hin- weis auf die Schutzbedürftigkeit des Kindes, die hier angenommen wird. Die bewertende Person muss auf die Auffassungen, die das Buch vermittelt, achten und darauf, dass die Kinder diese entweder verstehen oder dass diese nicht ‚falsch’ sind?

Insgesamt gibt es hier zwölf Kriterien von jedoch nur vier verschiedenen Akteuren. Den wenigen Akteuren scheint dieser Punkt also besonders wichtig zu sein, so dass gleich mehrere Kriterien genannt werden.

3.2.2.4. Sonstiges

Faktor der subjektiven Meinung und Erfahrung

Sieben der 19 Akteure machen in den Aussagen zu ihren Kriterien darauf aufmerksam, dass es einen Faktor gibt, der die qualitative Einschätzung eines Buches stark beeinflusst, nämlich die subjektiven Meinungen und (Lese-) Erfahrungen der bewertenden Personen. Die dieser Kategorie zugeordneten Angaben sind folglich keine Kriterien in dem Sinne, sondern eine Einflussgröße, von der die Bewertung eines Buches abhängt. Sie bewirkt, in wieweit bestimmte Kriterien beachtet werden, ob die bewertende Person das Buch zum Beispiel für Kinder verständlich findet oder nicht. ‚SWR2 Spielraum’ fasst dieses Argument gut zusammen: „es hängt ganz sicher auch immer davon ab, was menschen, die kinderbücher auswählen, beurteilen, empfehlen, selber lesen. jemand, der vor allem goethe schätzt wird mit fantasy nicht viel anfangen können“.

Mit den insgesamt 14 Aussagen wird auf drei verschiedene Aspekte eingegangen. Zum einen nehmen manche Akteure die subjektive Meinung auch direkt als Kriterium. Als Beispiel kann hier die Aussagen von ‚Lilipuz’ gesehen werden: „Stoffe, die sie selbst als Kinder gern gelesen hätten“. Hier wird von dem, was der bewertenden Person gefällt, direkt auf den Geschmack der Leserin oder des Lesers geschlossen. Im Gegensatz dazu machen andere Akteure einfach nur darauf aufmerksam, dass die eigenen Vorlieben die Einschätzung eines Kinder- und Jugendbuches stark beeinflussen und dass man sich des- sen bewusst sein sollte. Dazu gehört zum Beispiel die Aussage von ‚LesepartnerInnen’: „Welche Einflüsse der eigenen Leseerfahrung könnten die Beurteilung eines Kinderbu- ches mitbestimmen?“ Der dritte Aspekt erfasst die Meinung, dass die Abhängigkeit der Bewertung von subjektiven Meinungen gut und wichtig ist, denn schließlich sind die Ge- schmäcker der Leser und Leserinnen genauso unterschiedlich. Der ‚Gustav-Heinemann- Friedenspreis’ formuliert dazu: „Zur Erzählstruktur und Erzählhaltung gibt es sehr viele verschiedene Meinungen, über die man sich streiten kann, das kommt dann auf die Mei- nung des Jurymitglieds an, aber [das] ist gut so, denn Lesermeinungen sind schließlich auch unterschiedlich“.

Bei den Akteuren, die zu diesem Faktor keine Angaben machen ist nicht klar bestimm- bar, ob sie den Einfluss der subjektiven Erfahrungen ebenfalls erkennen und ihn beachten oder ob sie die Vorstellung haben, durch ihre Kriterien objektiv bewerten zu können.

Keine Kriterien

Nicht jeder der befragten Akteure hat als Antwort eine Liste von Kriterien geschickt. Die beiden Akteure ‚Arbeitsgemeinschaft Jugend und Medien’ und eine Jurorin der ‚Eule des Monats’ und der ‚Silbernen Feder’ begründen sehr ausführlich, warum das Nutzen von Kriterienlisten unvernünftig wäre: „Wenn es denn ein VORAB gäbe, wäre es ja leicht, diesen Vorgaben entsprechend zu schreiben“, „wenn man Kreativität abtestbar machen könnte, müsste man sie vernichten“ (AJuM) und „dazu ist der vorgang der meinungsbil- dung ein zu persönlicher, was ja auch die geschichte der fehleinschätzung später sehr berühmter und geschätzter Bücher beweist.“ (Eule des Monats) Diese beiden Aussagen bilden gewissermaßen ein ‚Anti - Kriterium’ zur gesamten übrigen Kategorisierung.

Die ‚Stiftung Lesen’ wiederum sagt: „die Auswertung erfolgt zwar nach bestimmten Kri- terien - diese werden aber nicht in Fragebogenform abgefragt. […] Eine Kriterienliste „abzuarbeiten“ macht nicht viel Sinn - die Bewertung unterscheidet sich auch jedes Mal von Leser zu Leser. Und das ist auch gut so…“. So wird zwar das Nichtvorhandensein von Kriterienkatalogen und -listen begründet, trotzdem werden jedoch Untersuchungs- merkmale bei der Bewertung beachtet. Ähnlich antwortet auch der ‚Österreichische Kin- der- und Jugendbuchpreis: „hier kommt ein ganzes Bündel möglicher Kriterien zusam- men, die man für die Bewertung von Kinder- und Jugendbüchern anwenden könnte. Ei- nen allgemein gültigen Kriterienkatalog gibt es jedoch nicht. Angesichts der Auslegbar- keit solcher Kriterien sowie der Vielfalt der eingereichten Titel würde dieser auch nur wenig Sinn machen“. Beide Akteure haben gemeinsam mit dieser Antwort auch exemplarisch Kriterien angegeben, die sie beachten. Sie sprechen sich also nicht gegen das Vorhandensein von Kriterien an sich aus, aber gegen das strikte Halten an solche Vorgaben und damit den Verlust von Individualität.

Diese Kategorie bildet daher ähnlich der Kategorie der subjektiven Meinung und Erfah- rung kein Kriterium zur Bewertung von KJL, sondern erfasst lediglich eine Sichtweise zur Bewertung. Sie steht in engem Zusammenhang zum subjektiven Einfluss auf die Be- wertung, aber auch zur Zielgruppenorientierung, denn das Nicht-Nutzen von Kriterienka- talogen soll die Qualität des Buches für Kinder erhalten oder überhaupt erkennbar ma- chen.

3.2.3 Fazit/ Diskussion

Der Prozess der Kategorisierung wirft einige Fragen und Diskussionspunkte auf, die im Folgenden aufgezeigt und besprochen werden.

Zum Kriterium der Nutzbarkeit für Erwachsene stellt sich die Frage, warum nur zwei Akteure den Punkt der Handlungsmöglichkeiten für Erwachsene für wichtig erachten. Gerade in der Altersspanne Kleinkind- und Vorschulalter wählen vermutlich vorwiegend die Erwachsenen (Eltern, Verwandte, Pädagogen) Bücher für Kinder und teilweise auch Jugendliche aus und möchten im Anschluss eventuell am Leseerlebnis teilhaben, Zeit mit den Kindern verbringen und sehen, was sie daraus lernen. Dass dieses Kriterium so selten genannt wurde, lässt zwei Schlussfolgerungen zu. Eventuell wird die Rolle der Erwach- senen für Kinder und das Lesen schlichtweg vergessen oder aber die Orientierung allein an der Zielgruppe der Kinder erfolgt absichtlich, da letztlich Kinder die Adressaten von KJL sind und das Hauptaugenmerk auch auf ihnen liegen sollte.

Diskussionswürdig ist auch das Fehlen von Kriterien, die nach Alter der Zielgruppe diffe- renziert sind. Zwar wird immer wieder von „altersgerechter“ KJL geredet, welche Anfor- derungen aber speziell für bestimmte Altersgruppen erfüllt sein sollten, geht aus den ge- nannten Kriterien kaum hervor. ‚LesepartnerInnen’ nennt als einziger Akteur Bewer- tungsmerkmale spezifisch für LeseanfängerInnen zum Aufbau und zur Gestaltung eines Buches. Zum Aufbau eines Buches für Kleinkinder, ältere Schulkinder oder auch Jugend- liche wird nichts gesagt. Die Formulierung aller Kriterien sind zu allgemein, um bestim- men zu können, für welche Altersgruppe ein Buch geeignet ist. An welchen Kriterien und wie wird nun aber die Alterseinstufung festgelegt? Da viele, wenn nicht sogar alle Kinder- und Jugendbücher, eine Altersempfehlung haben, die bewertenden Akteure aber keine Kriterien zu deren Festlegung haben, scheint es andere Verantwortliche dafür zu geben. Wer sind diese Akteure?

Eine weitere Frage existiert zur Kategorie ‚Kindersicht/ Kinderwelt’. Es wird davon ge- redet, dass ein Buch die Welt der Kinder beachten sollte. Aber woher wissen die bewer- tenden Personen, was die Sicht der Erwachsenen ist und was die Sicht der Kinder? Genau genommen ist es für Erwachsene nicht möglich aus der Perspektive von Kindern zu schreiben. Wenn überhaupt, dann handelt es sich dabei um eine „erwachsene Kinder- sicht“, ein Hineinversetzen in kindliche Welten. Genauso wenig, wie man als Erwachse- ner erwartet, dass Kinder die Welt der Erwachsenen gänzlich verstehen, sollten Erwach- sene auch nicht davon ausgehen, dass sie die Welt der Kinder verstehen und sogar imitie- ren können. Ähnlich argumentiert auch Honig (1999), der in seinen „Konzeptionen von Perspektivität“ darauf hinweist, dass eine von Erwachsenen durchgeführte Forschung „Erfahrungen, Bedürfnisse und Interessen von Kindern allenfalls stellvertretend artiku- lieren kann“ (Honig, 1999, S. 34).

Eng mit der Diskussion zu Kinder- und Erwachsenensicht eines Buches hängen auch die Kriterien zum Schutz des Kindes vor Gefährdungen durch das Buch zusammen. Als Ge- fahren werden z.B. das Auslösen von Ängsten (LesepartnerInnen), das Überfordern des Kindes durch zu grelle Farben (Kidsweb) oder Bücher mit „suggestivem Charakter“, die die Meinungsbildung des Kindes negativ beeinflussen können (Kidsweb) genannt. Er- wachsene scheinen laut solcher Kriterien demnach nicht nur zu wissen, wie die Welt der Kinder aussieht, sondern auch wovor sie sie geschützt werden müssen. Woher aber kommt das Wissen darüber, was Kindern schadet und was nicht? Wurden wissenschaftli- che Studien gemacht, wurden Kinder befragt? Um diese Fragen beantworten zu können, wäre es interessant eine weiterführende Studie durchzuführen und Kinder als Experten zu befragen. Dafür bieten sich zum Beispiel Akteure mit Kinderjurys an. Die Kinder könn- ten befragt werden nach welchen Kriterien sie Bücher bewerten um herauszufinden ob es Unterschiede zwischen den Anforderungen von Erwachsenen an Bücher und denen von Kindern gibt und worin diese bestehen. Zum Forschungsdesign wäre darauf zu achten, ob die Kinder- und Jugendjurys überhaupt alles an zu bewertender Literatur zu lesen be- kommen, oder eine Vorauswahl von „geeigneten“ Büchern an die Kinder und Jugendli- chen herangetragen wird.

Der Einfluss der subjektiven Meinungen und Erfahrungen wirft eine weitere Diskussion auf. Obwohl er anscheinend eine wichtige Rolle bei der Bewertung von KJL spielt, gehen nur sieben der 19 Akteure auf diesen Faktor ein. Ist den anderen der Einfluss persönlicher Überzeugungen auf die Bewertung von KJL nur nicht bewusst oder erscheint dieses Wis- sen so selbstverständlich, dass es nicht erwähnt werden muss? Es ließe sich schlussfol- gern, dass einige der Akteure der Meinung sind, sie könnten durch das Verwenden von Kriterien objektiv bewerten. Diese Einstellung ist jedoch äußerst problematisch, beson- ders nachdem man zum einem anhand der Kategorisierung der vorliegenden Arbeit sehen kann, dass es keine einheitlichen Kriterien zu geben scheint, und zum anderen anhand der Kriterien selbst sehen kann, dass ihre Auslegung stark von der bewertenden Person ab- hängt. Die vorliegenden Kriterien weisen zwar zum Beispiel auf die Forderung nach ei- ner kindgerechten Sprache hin (SWR2 - Spielraum; Hans-Jörg-Martin-Preis), sind jedoch nicht standardisiert. Wie eine kindgerechte Sprache genau auszusehen hat wird nicht deutlich gemacht, sondern hängt von subjektiven Einflüssen ab.

Laut einiger Akteure wäre die objektive Bewertung eines Buches für dieses sogar ganz und gar nachteilig. Wenn es festgelegte Standards gäbe, ginge die Kreativität der Werke verloren und sie wären letztlich alle gleich, da sie sich an den vorgegeben Kriterien orien- tieren, um ‚erfolgreich’ zu sein. Überdies seien die Meinungen der Leser und Leserinnen zu unterschiedlich, um eine objektiv richtige Bewertung erarbeiten zu können (Arbeits- gemeinschaft Jugend und Medien). Vermutlich würden diese objektiven Bewertungs- maßstäbe entweder nur einem Teil der LeserInneninteressen entsprechen oder aber die Kriterien wären so unspezifisch formuliert, dass sie praktisch keine Aussage mehr hätten.

Ein letzter Punkt, der während der Kategorisierung auffiel, bezieht sich auf die Unter- schiedlichkeit der Aussagen der Akteure. Während einige in beinahe jeder Kategorie ein oder mehrere Aussagen formulieren, können die Aussagen mancher Akteure nur in ein oder zwei Kategorien eingeordnet werden. Die ‚Stiftung Lesen’ zum Beispiel nennt meist ein, höchstens zwei sehr allgemeine Formulierungen, die in elf von 20 Kategorien einge- ordnet werden konnten. ‚LesepartnerInnen’ taucht sogar in 14 Kategorien auf und mit oftmals vielen, sehr detaillierten Kriterien. Die Kategorisierung stellt zwar ein allgemein vorherrschendes Meinungsbild dar, eine Untersuchung einzelner Beispielakteure wäre jedoch interessant, um auch ergründen zu können, worin sich die verschiedenen Auffas- sungen unterscheiden.

Insgesamt stellte sich während des Kategorisierungsprozesses die Vielzahl an Kriterien als umfangreicherer heraus als zuvor gedacht. Die Art der Kriterien und deren Verschriftlichung unterscheiden sich stark zwischen den verschiedenen Akteuren. Während ‚LesepartnerInnen’ und ‚Kinderbuchberatung’ ausführliche Kriterienkataloge formulieren und veröffentlichen, antwortet die Mitarbeiterin des ‚SWR2 Spielraum’ auf die Frage nach Qualitätskriterien von KJL mit einer intuitiv formulierten Email. Wieder andere Akteure, wie die ‚Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien’ oder der ‚Österreichische Kinder- und Jugendbuchpreis’ lehnen bewusst die Nutzung standardisierter Bewertungsmaßstäbe ab und begründen dies nachvollziehbar.

Aber auch die Kriterien unterscheiden sich abhängig vom Akteur stark. ‚LesepartnerIn- nen’ formuliert beispielsweise durchgehend sehr detaillierte Kriterien, während der Gus- tav-Heinemann-Friedenspreis seine Bewertungspunkte verhältnismäßig kurz in drei Kri- terien zusammenfasst. Die Vielzahl der Kriterien besteht auf der einen Seite aus solchen, die fassbar und scheinbar objektiv gut bestimmbar sind, und auf der anderen Seite aber auch aus Kriterien, die eine gefühlsmäßige Bewertung aus dem Bauch heraus verlangen. Die Anforderung zum Aufbau und zur Form eines Buches verlangen zum Beispiel ganz klar „Quellennachweise“ in Sachbüchern oder „eine übersichtliche Struktur [von] Zeich- nungen, Grafiken, Fotos und Text“ (Kidsweb), fragen aber auch nach dem ersten Ein- druck eines Buches beim in die Hand nehmen (Kidsweb). Beide Kriterientypen stammen in diesem Beispiel vom gleichen Akteur und ihr Zusammenspiel scheint somit wichtig für eine umfassende Bewertung von Kinder- und Jugendbüchern zu sein.

Die Vielfalt der Kriterien, die aus den unterschiedlichen Intentionen und Herangehensweisen der Akteure, den unterschiedlichen Ansichten, aber auch den unterschiedlichen Bedingung unter denen die Bücher geschrieben, bewertet und gelesen werden, entsteht, wird durch die Kategorisierung deutlich.

4 Schlussworte

Aber wie kann die Frage zu den allgemein vorherrschenden momentanen Vorstellungen, Meinungen und Auffassungen zum „guten“ Kinder- und Jugendbuch mit Hilfe der ge- sammelten Daten denn nun beantwortet werden? Anhand der in dieser Arbeit durchge- führten Kategorisierung und deren anschließender Darstellung wird die Vielfältigkeit der Kriterien für solch eine Bewertung erkennbar. Es gibt diejenigen, die sich gegen die Fest- legung von Kriterien aussprechen, aber auch Akteure, die solche sehr detailliert formulie- ren. Die Kriterien konnten in insgesamt 22 verschieden Kategorien, 22 verschiedene As- pekte, auf die bei der Bewertung von KJL geachtet wird, eingeordnet werden. Dies zeigt, dass das Spektrum der verschiedenen Auffassungen und deren praktischer Anwendung weit gefächert zu sein scheint.

Betrachtet man diese unterschiedlichen Kriterien dagegen unabhängig von den Akteuren und ausschließlich basierend auf der Kategorisierung, so scheint eine allgemeine Vorstel- lung vom „guten“ Kinderbuch vorzuherrschen. Die herausgebildete Schlüsselkategorie verdeutlicht, dass alle Kriterien an der Zielgruppe orientiert sind, jedes Bewertungs- merkmal richtet sich darauf aus. Im Prozess der Kategorisierung sind Lesemotivation und pädagogische Intention als weitere wichtige Oberkriterien erkannt worden. Da diese bei- den Aspekte die Zielgruppenorientierung ausmachen, scheint deren Zusammenspiel von großer Bedeutung zu sein. Ein gutes Kinderbuch soll demnach sowohl erzieherisch wirk- sam sein, als auch das Interesse von Kindern und Jugendlichen am Lesen wecken. Ein Buch, das einfach nur gefällt, ist nicht gut genug für Kinder, da keine Inhalte vermittelt werden, aber ein Buch, das allein auf das Vermitteln von Lernstoff aus ist, genügt den Ansprüchen ebenfalls nicht, da es dann wahrscheinlich nicht, oder nur ungern, gelesen wird. Bildung von Kindern durch Bücher gelingt also dann, wenn man ihnen das Lesen möglichst attraktiv macht. So werden scheinbar gleich zwei Wünsche erfüllt. Zum einen können Erwachsene ihr pädagogisches Interesse verfolgen, denn Kinder sollen lernen, Kinder sollen sich entwickeln, und zum anderen haben ihrer Meinung nach die Kinder sogar Spaß daran. Diese Erkenntnis fordert dazu heraus, von einer Pädagogisierung des Kindes zu sprechen, denn Kinder scheinen durch das Hilfsmittel Buch belehrt, erzogen und erwachsenen Zielvorstellungen unterworfen zu werden. Zeiher (1996) zum Beispiel, spricht in diesem Zusammenhang vom „Schutz- und Vorbereitungsraum mit Institutio- nen, Professionen, Programmen und Orten für Kinder“ (Zeiher, 1996, S.9) in dem Erwachsene, nach eigenen Interessen, Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen. KJL kann dabei als eine der, von Zeiher angesprochenen, Maßnahmen zum Schutz und zu Vorbereitung von Kindern gesehen werden.

Um mehr über die Anforderungen und Erwartungen der Erwachsenengeneration an Kin- der zu erfahren oder die aufgestellte Vermutung zum Bild des Kindes zu widerlegen, böte sich eine weiterführende Studie zu Auffassungen zum „guten“ Kinderbuch an. In diese Untersuchung sollten Kinder einbezogen, nicht nur um herauszufinden, welche Ansichten sie bezüglich der Kriterien zu KJL haben und diese mit denen der Erwachsenen zu ver- gleichen, sondern um im Anschluss daran vielleicht erfahren zu können, ob die Ziele und Intentionen der erwachsenen Bewertenden mit Hilfe von KJL tatsächlich erreicht werden.

5 Literaturverzeichnis

5.1 Quellenangaben

Bücher

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Doderer, Klaus (Hrsg.).(1977). Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur. (S. 162-165). Bd. 2. Weinheim und Basel: Beltz Verlag

Ewers, Hans-Heino(2005). Was ist Kinder- und Jugendliteratur? Ein Betrag zu ihrer De- finition und zur Terminologie ihrer wissenschaftlichen Beschreibung. In Lange, Gün- ter (Hrsg.). Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur. Band 1 Grundlagen - Gat- tungen. (4.Aufl.).(S.2-16). Baltmannsweiler: Schneider- Verlag Hohengehren

Gaschke, Susanne (2002). Hexen, Hobbits und Piraten. Die besten Bücher für Kinder. Stuttgart und München: Deutsche Verlags- Anstalt

Grosse Sowjet - Enzyklopädie, Reihe Pädagogik - Sport 2 (1954) Kinderliteratur. Ber- lin: Volk und Wissen Volkseigener Verlag

Honig, Michael-Sebastian (1999). Forschung „vom Kinde aus“? Perspektivität in der Kindheitsforschung. In Honig, Michael-Sebastian & Lange, Andreas & Leu, Hans Rudolf (Hrsg.). Aus der Perspektive von Kindern? Zu Methodologie der Kindheits- forschung. (S.33-50). Weinheim und München: Juventa

Kaminski, Winfred (1998). Einführung in die Kinder- und Jugendliteratur. Literarische Phantasie und gesellschaftliche Wirklichkeit. (4.Aufl.). Weinheim und München: Ju- venta Verlag

Lange, Günter (Hrsg.)(2005). Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur. Band 1:

Grundlagen - Gattungen. (4. Aufl.). Baltmannweilder: Schneider-Verlag Hohengehren GmbH

Mey, Günter & Mruck, Katja (2009). Methodologie und Methodik der Grounded Theory. In: Kämpf, Wilhelm & Kiefer, Markus (Hrsg.). Forschungsmethoden der Psycholo- gie. Zwischen naturwissenschaftlichem Experiment und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Band 3: Natur und Kultur (S.100-152). Berlin: Regener

Richter, Karin (2005). Kinder- und Jugendliteratur in der DDR. In Lange, Günter (Hrsg.). Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur. Band 1: Grundlagen - Gat- tungen. (4. Aufl.). (S.137-156). Baltmannweilder: Schneider-Verlag Hohengehren GmbH

Steinz, Jörg & Weinmann, Andrea (2005). Kinder- und Jugendliteratur in der Bundesre- publik nach 1945. In Lange, Günter (Hrsg.). Taschenbuch der Kinder- und Jugendli- teratur. Band 1: Grundlagen - Gattungen. (4. Aufl.). (S.97-136). Baltmannweilder: Schneider-Verlag Hohengehren GmbH

Thiele, Jens & Steitz-Kallenbach, Jörg (Hrsg.).(2003). Handbuch Kinderliteratur. Grundwissen für Ausbildung und Praxis. (2.Aufl.). Freiburg im Breisgau: Herder Verlag

Zeiher, Helga (1996). Von Natur aus Außenseiter oder gesellschaftlich marginalisiert? Zur Einführung. In Zeiher, Helga & Büchner, Peter & Zinnecker, Jürgen (Hrsg.).

Kinder als Außenseiter? Umbrüche in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Kindern und Kindheit. (S.7-27). Weinheim und München: Juventa

Zeitschriften

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Internetquellen

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Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V. Deutscher Jugendliteraturpreis 2009. Verfügbar unter: http://www.djlp.jugendliteratur.org/ [01.07.09]

Bildungshaus Schulbuchverlage. Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH. Antolin. Mit lesen punkten!. Verfügbar unter: www.antolin.de [01.07.09]

Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern e.V. Corine - Inter- nationaler Buchpreis 2009. Verfügbar unter: http://www.corine.de/start.php [02.07.09]

Brandenburgischer Literaturverein & Literarisches Colloquium Berlin e.V. Literatur Port. Preise/ Stipendien. Verfügbar unter: http://www.literaturport.de/index.php?id=34&s_id=444&cHash=5b7d1e2585 [16.07.09]

Buchczik, Claudia. kidsweb.de. Verfügbar unter: http://www.kidsweb.de/ [03.07.09]

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (1). LesePartnerInnen. Verfügbar unter: http://www.lesepartnerinnen.at/index.html [03.07.09]

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (2). LesePartnerInnen. Verfügbar unter:

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Deutscher Ärztinnenbund e.V. Deutscher Ärztinnenbund. Silberne Feder - der Kinder- und Jugendbuchpreis des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. Verfügbar unter: http://www.aerztinnenbund.de/Buchpreis-Silberne-Feder.0.115.1.html [06.07.09]

Förderverein für deutschsprachige Kriminalliteratur - Das SYNDIKAT. SYNDIKAT. Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Verfügbar unter: http://das- syndikat.com/ [02.07.09]

Goethe-Institut Hongkong. Ausgezeichnete Kinder- und Jugendbücher. Friedrich- Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur. Verfügbar unter:

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Kirche und Gesellschaft im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Katholischer Kinder- und Jugendbuch Preis. Verfügbar unter: http://www.dbk.de/initiativen/Kinder_und_Jugendbuchpreis/home/index.html [03.07.09]

Korte, Jochen. Aktion Lesen. …für Leselust statt Lesefrust!. Verfügbar unter: http://www.aktionlesen.de/ [01.07.09]

Krocker, Diana. Diana Krocker - Kinderbuchberatung. Verfügbar unter: http://kinderbuch-beratung.com/index.html [03.07.09]

Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen im Ministerium für Generati- onen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Gustav- Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher. Prämierte und empfohlene Bücher bis 2008 [Broschüre]. Verfügbar unter: http://www.politische- bildung.nrw.de/imperia/md/content/heinemann-preis/2008/2.pdf [02.07.09]

Mercier, Cathryn M. (2001, May 01). Professional Reading 2000-2001. The Horn Book Magazine Vol.13, No.4. Verfügbar unter: http://www.accessmylibrary.com/coms2/summary_0286-10753446_ITM [14.04.09]

Springenberg-Eich, Maria. Landeszentrale für politische Bildung. Gustav-Heinemann- Friedenspreis für Kinder- und Jugendliteratur. Verfügbar unter: http://www.politische-bildung.nrw.de/print/heinemannpreis/index.html [09.06.09]

Stadt Braunschweig. Der Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur. Verfügbar un- ter: http://www2.braunschweig.de/friedrich-gerstaecker-preis/pre_02.html [02.07.09]

Stiftung Lesen (1) . Lesevolution - 18. Tätigkeitsbericht 2009 der Stiftung Lesen. Ver- fügbar unter: http://www.stiftunglesen.de/default.aspx?pg=3464b72e-a551-40d5- 8c52-3a0c47b28068#5b9e9b48-3639-45d1-90be-4c883aed28d2 [06.07.09]

Stiftung Lesen (2). Stiftung Lesen. Verfügbar unter: http://www.stiftunglesen.de/ [06.07.09]

Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur. STUBE. Studien- und Bera- tungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur. Verfügbar unter: http://www.stube.at/ [03.07.09]

Südwestrundfunk. SWR2. Spielraum. Das Kinderradio. Verfügbar unter: http://www.kindernetz.de/spielraum/ [09.07.09]

Von Korf Schmising, Barbara. Die Silberne Feder. Kinder und Jugendbuchpreis des Deutschen Ärztinnenverbundes e.V. Verfügbar unter: http://www.silberne- feder.de/index.html [06.07.09]

5.2 Weiterführende Literatur

Hering, Jochen (Hrsg.) & Borm, Anika & Koj, Saskia & Massmann, Franziska & Stodte, Daniela (2008). Lesen bis der Arzt kommt. Eine Studie zu Kinderliteratur im Warte- zimmer Bremer Kinderärzte. Universität Bremen. Verfügbar unter: http://www.deutschdidaktik-primar.uni-

bremen.de/Studie_kurz__Lesen_bis_der_Arzt_kommt.pdf [12.04.09]

Hurrelmann, Bettina (Hrsg.).(1980). Kinderliteratur und Rezeption. Beiträge der Kinder- literaturforschung zur literaturwissenschaftlichen Pragmatik. Baltmannsweiler: Burgbücherei Schneider

Hurrelmann, Bettina (1982). Kinderliteratur im sozialen Kontext. Eine Rezeptionsanalyse am Beispiel schulischer Literaturverarbeitung. Weinheim und Basel: Beltz Verlag

Maier, Karl Ernst (1993). Jugendliteratur. Formen, Inhalte, pädagogische Bedeutung. (10.Aufl.). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt

Mercier, Cathryn M. (2001, May 01). Professional Reading 2000-2001. The Horn Book Magazine Vol.13, No.4. Verfügbar unter: http://www.accessmylibrary.com/coms2/summary_0286-10753446_ITM [14.04.09]

Plath, Monika & Richter, Karin (2005). Lesemotivation in der Grundschule. Empirische Befunde und Modelle für den Unterricht. Weinheim und München: Juventa Verlag

Stenzel, Gudrun & AJuM der GEW (Hrsg.).(2005). Kinder lesen - Kinder leben. Kind- heiten in der Kinderliteratur. [Beiträge Jugendliteratur und Medien. 57.Jg., 16. Bei- heft]. Weinheim: Juventa Verlag

Stephens, Kathy E. (2008, March). A Quick Guide to Selecting Great Informational

Books for Young Children. The Reading Teacher Vol. 61, No. 6 (pp. 488- 490). Ver- fügbar unter: http://www.readingrockets.org/article/26050 [14.04.09]

Wilkending, Gisela (Hrsg.).(1988). Kinder- und Jugendbuch. [Themen - Texte - Inter- pretationen, Bd. 10]. Bamberg: c.c.buchner Verlag

6 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schematische Darstellung der Kriterienkategorien

7 Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

8 Anhang

Anhang A - Linkliste zu Akteuren

- www.tour-literatur.de/Links/links_Kinderjugendlit.htm
- www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=2446
- http://dbs.schule.de/zeigen.html?seite=5459
- http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=5321
- http://www.deutschland-liest-vor.de/buecher/index.html#empfehlung2
- http://www.lesen-in-deutschland.de/html/overview.php?object=journal&lid=15
- http://www.schule- bw.de/unterricht/paedagogik/lesefoerderung/lesetipps/empfehlungen
- http://www.goethe.de/Ins/cn/hon/prj/kij/pre/deindex.htm
- http://www.seiteneinsteiger-hamburg.de/lehrer-hamburg-webtipps.php
- http://www.moritzverlag.de/index.php?article_id=314

Anhang B - Liste der Akteure

Buchpreise

- Astrid Lindgren Preis (von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien von der GEW)
- Buch des Monats und Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Ju gendliteratur e.V.
- Buxtehuder Bulle (www.stadt.buxtehude.de/default.cfm?mid=24350)
- Deutscher Jugendliteraturpreis
- Die Besten 7 - Bücher für junge Leser vom Deutschlandfunk
- Eule des Monats der Zeitschrift Bulletin Jugend- und Literatur
- Evangelischer Buchpreis des Deutschen Verbandes evangelischer Büchereien
- Friedrich Gerstäcker Preis
- Großer Preis Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur
- Gustav Heinemann Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher
- Hans im Glück Preis der Kreisstadt Limburg
- Hansjörg Martin Preis, Kinder- und Jugendkrimipreis des SYNDIKATES
- Heinrich Wolgast Preis (von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien von der GEW)
- Internationaler Buchpreis Corine (Sparte Jugendliteratur)
- Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis
- Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
- Kröte des Monats von der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendli-
- Lesepeter des Monats (von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien von der GEW)
- Luchs Kinderbuchempfehlungen von Radio Bremen und die Zeit
- Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis
- Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis
- Peter Härtling Preis für Kinder- und Jugendliteratur der Stadt Weinheim
- Rattenfänger Literaturpreis der Stadt Hameln
- Der Schnabelsteherpreis vom Arbeitskreis norddeutscher Kinderbuchläden
- Silberne Feder (Kinder- und Jugendbuchpreis des Deutschen Ärztinnenbundes e.V.)

Sonstiges

- Aktion Lesen (Internetseite der Mathias Claudius Schule)
- Antolin (Internetportal für Schulen und Pädagogen vom Schrödel Verlag)
- Buchbasar (Internetseite: www.learn-line.nrw.de/angebot/buchbasar/index.jsp)
- Bücherwurm: Vorlesebuch-Liste des Verbands der Verlage und Buchhandlungen.
(www.buecherwurm.nrw.de)
- Buchtipps des Kika (kika.de/spielspass/mitmachen/buchtipps)
- Chrismon (Kinderbuchtipps mit religiösem Hintergrund)
- Jolinchen (internetseite für Kinder: www.jolinchen.de)
- Kibabu (Internetseite für Eltern: www.kibabu.de)
- Kidsweb (www.kidsweb.de)
- Kinderbuchberatung (Internetseite für Erwachsene: www.kinderbuch- beratung.de)
- Kinderbuchcouch (Internetseite für Erwachsene (www.kinderbuch-couch.de))
- Kinderstadt Büchertipps
- Kinder- und Jugendbuchportal des Goethe Instituts
(http://www.goethe.de/kue/lit/prj/kju/deindex.htm)
- Kinderuniversitas (www.kinderuniversitas.de)
- Lesebar der Uni Köln (www.lesebar.uni-koeln.de)
- Lesekatzen (Private Internetseite für Erwachsene: lesekatzen.de
- Leselust des nordrhein-westfälischen Landesbildungsservers learn:line (Internet- seite für junge Menschen)
- Lesepartnerinnen (Internetseite für Eltern: www.lesepartnerinnen.at)
- Lesomanie (Private Internetseite für erw. und kinder: lesomanie.de)
- Lilipuz (Internetseite für Kinder: www.lilipuz.de
- Literaturwerkstatt (Internetseite für Kinder: literaturwerkstatt.at)
- Quergelesen vom RBB-Online (rbb-online.de/quergelesen)
- Roter Elephant - Empfehlungsliste von lesart (www.lesart.org)
- Sprachhexen (Internetseite für Erwachsene: www.sprachhexen.com)
- SR2 Kulturradio für jungen Ohren - "Kinder- und Jugendbuchliste"
- Stiftung Lesen
- SWR2 Spielraum - Radio für Kinder mit Internetseite für Kinder
- Vorlesewettbewerb (Internetseite für Kinder: www.vorlesewettbewerb.de)
- Wolfgangs Kinderbuchtipps (Private Internetseite für Kinder: www.wolfgangkinderbuchtipps.de)
- ZDFtivi - Büchertipps (Internetseite für Kinder:

www.tivi.de/infosundtipps/buecher__pcspiele/start/index.html)

Anhang C - Leitfragen an die Akteure

Intention des Projektes:

1. Gründung. (wann, von wem, warum?) Welche Idee, welches Ziel steckte hinter der Gründung?)

2. von wem wird das Projekt unterstützt

3. was sind die groben Ziele des Projektes?

Aufgaben des Projektes

4. was wird genau gemacht?

5. welche Rolle spielen dabei die Empfehlungslisten?

Zu den Empfehlungslisten und Buchtipps

6. warum werden diese Listen gemacht, warum werden sie als wichtig empfunden? Was soll mit ihnen erreicht werden?

7. wie werden die Bücher ausgewählt? Wer entscheidet nach welchen Kriterien was bestellt und untersucht werden soll?

8. wer bewertet die Bücher?

a. Gibt es eine Jury?

b. Bewerten erwachsene, Pädagogen, Kinder, Privatpersonen?

c. Sind sie ehrenamtlich tätig? Welchen Wissenshintergrund bringen sie mit?

9. Wieviele Bücher werden eigentlich bewertet?

10. was passiert mit den bewerteten Büchern? Preisverleihung? Empfehlungsliste?

11. nach welchen Kriterien werden die Bücher bewertet?

a. Gibt es Kriterienlisten?

b. Wird auf ein Thema ganz besonders geachtet? (z.B. Diskriminierung, scheidung, etc.)

Anhang D - Sammlung der Kriterien

1 AJuM - Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (AJuM) Lesepeter des Monats und Heinrich Wolgast Preis
2 Aktion Lesen
3 Antolin
4 Deutscher Jungendliteraturpreis
5 Eule des Monats
6 Eule des Monats und silberne Feder
7 Friedrich Gerstäcker Preis für Jugendliteratur
8 Gustav Heinemann Friedenspreis
9 Hans-Jörg- Martin Preis
10 Internationaler Buchpreis Corine
11 Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis
12 Kidsweb
13 Kinderbuchberatung
14 Kröte des Monats (STUBE)
15 LesepartnerInnen
16 Lilipuz
17 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis
18 Stiftung Lesen
19 SWR2 Spielraum

1 AJuM - Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (AJuM) - Lesepeter des Monats und Heinrich Wolgast Preis

Auch bei uns wird immer (mal) wieder versucht, Kriterienkataloge aufzustellen. Sie erweisen sich selbstverständlich als Irrversuch, denn - hier sind wir bibelkonform - wenn man Kreativität abtestbar machen könnte, müsste man sie vernichten. Sich-Bilder- machen heißt Bilder überflüssig machen.

(Material 1.2)

P.C. könnte ein Argument sein - aber auch: Wie weit darf dies Argument gelten? Keine Geschichte zu transportieren könnte ein anderes Argument sein. Das gilt zum Beispiel für hervorragend gemalte / gezeichnete Bilderbücher, die jedoch fast ohne Inhalt daherkom- men. Wer nichts zu erzählen hat, muss auch nichts mitteilen. Über Gewalt, Sexismus, Verknüpfung der beiden, Unterdrückung, Nationalismus usw. muss ich wohl nichts wei- ter sagen, auch wenn die Grenzen manchmal sehr eng sein können. […] das, was ein Buch in den Augen eines Rezensenten zu einem "besonderen" Buch macht, sollte durch seine Rezension klar und deutlich werden. Wenn es denn ein VORAB gäbe, wäre es ja leicht, diesen Vorgaben entsprechend zu schreiben, zu dichten, zu komponieren. Welter- folge allenthalben. Wie viele Welterfolge verträgt die Welt in welcher Zeit? (Material 1.4)

2 Aktion Lesen

Besondere Kriterien gab es nicht. Es sollten halt gute Bücher sein, um den Appetit zu wecken.

(Material 2.2)

3 Antolin

Die Kriterien für die Bewertungen sind also ausschließlich persönliche Kriterien der

SchülerInnen oder AutorInnen. Sie sind nicht in einer Liste erfassbar. Es geht hier eher um persönliche Weiterempfehlungen.

(Material 3.2)

4 Deutscher Jungendliteraturpreis

Beim Sachbuch geht es darüber hinaus um folgende Aspekte:

- Thema (im Vergleich zu thematisch ähnlichen Sachbüchern; Innovation und Ori-

ginalität des Themas)

- Adressatenorientierung

- Didaktisches Konzept; lerntheoretische fundierte und lerntypenorientierte Vielfalt

der Darstellung

- Gestaltung und Layout (Illustration, Verhältnis von Bild und Text, unterschiedli-

- Darstellungsformen für Inhalte wie Karten, Graphiken;

- Erschließung der Informationen (Inhaltsverzeichnis, Glossar, Anhänge, Überbli- cke)

- Passung von didaktischem Konzept und Thema

- Passung von didaktischem Konzept und Adressaten

- Sachliche Korrektheit und Sorgfalt

Beim Bilderbuch:

- „erzählerische Qualität“,

- „Konstruktion und Zeichnung der literarischen Figuren“ und

- „Originalität, Stimmigkeit und Güte von Handlung/Story/Inhalt“

- Sprachliche Qualität (z. B. sprachliche Genauigkeit und Originalität, sprachliche Bilder, Wortschatz, Stilebenen)

- Erzählerische Qualität

- Konstruktion und Zeichnung der literarischen Figuren.

- Originalität, Stimmigkeit und Güte von Handlung/Story/Inhalt.

- Spezifische Gattungsmerkmale (z. B. Bildästethetik beim Bilderbuch oder Sachangemessenheit und Funktionalität beim Sachbuch.

- Adressatenorientierung (Anpassung an Adressaten, Funktion für die literarische Sozialisation, das „Leserwerden“)

- literarische Innovation und Potenzia, „die öffentliche Diskussion anzuregen“

Miteinander von Text und Bild. Oft klafft die Qualität hier auseinander und die Entscheidung fällt dann gegen das Buch: Ein Bilderbuch kann nur mal nur so gut sein, wie das schwächste seiner Bestandteile.

(Material 4.2)

5 Eule des Monats

Um »Eule des Monats« zu werden, muss ein Buch frei von Fehlern sein (oh, das ist weiß Gott nicht selbstverständlich) und dazu sprachlich wie gestalterisch aus dem Markt her- ausragen. Es ist auch nicht falsch, wenn es der Zielgruppe gefällt und also kein reines Kritikerbuch ist!

(Material 5.1)

6 Eule des Monats und silberne Feder

der Preis würdigt herausragende Darstellungen in der Kinder- und Jugendliteratur zu den Themen, die sich im weitesten Sinne mit Gesundheit und Krankheit befassen.

Frage des Innovativen. Hat es dieses Thema schon einmal in einem Kinderbuch gegeben? Oder wird ein altes Thema aus einer neuen Perspektive beschrieben. Kommt der Autor/Autorin zu einem neuen, originellen Schluss? Ein Buch, das eine Auszeichnung verdient hat, sollte also nicht epigonal in sattsam bekannten Fahrwassern schwimmen. (Übrigens meist ein gutes Verkaufskriterium)

Kinderbücher werden aber auch, wie die Erwachsenenliteratur, sprachlich und formal beurteilt, sowie auf ihre Strukturierung, Spannung und Anbindung an die reale Situation moderner Kindheit. Gerade, wenn es um sprachliche und formale Qualität geht, steht die subjektive Meinung des Beurteilenden im Vordergrund. Diese wiederum setzt sich aus seiner speziellen Lese- und Lebenserfahrung, aus seinem allgemeinen Bildungsniveau, manchmal Alter und Geschlecht zusammen.

kriterienlisten gibt es für uns nämlich nicht. dazu ist der vorgang der meinungsbildung ein zu persönlicher, was ja auch die geschichte der fehleinschätzung später sehr berühmter und geschätzter bücher beweist.

(pipi langstrumpf wurde erst von mehreren verlagen abgelehnt. und auch nach dem erscheinen des buches gab es koryphäen, die das buch als geschmacklos und die hauptfigur als geisteskrank bezeichneten.)

(Material 5.2)

7 Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur

Das preisgekrönte Buch soll jungen Erwachsenen in sprachlich anspruchsvoller Form das Abenteuer der Begegnung mit fremden Welten fantasievoll vor Augen führen und dabei die Gedanken der Toleranz und Weltoffenheit in der Auseinandersetzung mit anderen Traditionen, Religionen, Rassen und Wertvorstellungen näherbringen. Die Vermittlung eines Problembewusstseins im Umgang mit Unbekanntem und die Thematisierung ge- sellschaftlicher Tabus sollen die Leser zur eigenen Positionsbestimmung anregen. (Stadt Braunschweig, [02.07.09])

8 Gustav-Heinemann-Friedenspreis

1. Kriterium: die inhaltliche Anbindung, die Bücher müssen sich mit dem Thema Frieden, Zivilcourage, Gewaltfreiheit beschäftigen, Frieden bedeutet dabei nicht nur Frieden im politischem Sinne, sonder in der Familie, im Klassenzimmer usw.

Ob es sich bei den literarischen Werken um Prosa, Belletristik, usw handelt ist dabei egal

2. Kriterium: literarische Qualität, der Inhalt eines Buches genügt nicht, Autoren müssen so schreiben, dass es einen anspringt, originell muss es sein

Wichtig ist dabei der korrekte Umgang mit der deutschen Sprache, es gibt Druckfehler, Lektoratsfehler, Übersetzungsfehler, Autorenfehler, manchmal ändert sich der Name des Protagonisten an einer Stelle mitten im Werk

Zur Erzählstruktur und Erzählhaltung gibt es sehr viele verschiedene Meinungen, über die man sich streiten kann, das kommt dann auf die Meinung des Jurymitglieds an, aber ist gut so, denn Lesermeinungen sind schließlich auch unterschiedlich

3. Kriterium: deutliche Ansprache an die Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen

(Material 6.3)

9 Hans-Jörg- Martin Preis

Sprache:

Unterstützt die Sprache den Inhalt? Trägt sie dazu bei, den Kern einer Geschichte besser, deutlicher darzustellen? Ist sie dem Alter der Zielleser angemessen? Findet der Autor originelle, eigenständige Formulierungen, einen besonderen Erzählton? Gelingt es dem Autor, eine Atmosphäre zu schaffen, die mich interessiert? Sehe ich das Geschriebene vor mir oder handelt es sich um ein lebloses Konstrukt? Originalität:

Ist die Geschichte originell? Wird sie aus ungewöhnlicher Perspektive erzählt? Liegt ihr eine amüsante oder ungewöhnliche Idee zu Grunde? Ein Buch, das sich wie eine Neuauflage von „Harry Potter“ liest, ist nicht originell.

Dramaturgie

Wie ist die Geschichte aufgebaut? Hat sie logische Mängel oder Brüche? Steuert sie spürbar auf einen Höhepunkt hin? Reißt sie mit? Oder hat sie Längen? Ist sie glaub- würdig? Kinder, die russische Profikiller austricksen oder problemlos die Hochsi cherheitsvorkehrungen einer Industrieanlage knacken oder wegen einer Nichtigkeit von Mafiakillern verfolgt werden, gehören ins Reich der Märchen. Und Bücher, in denen unnötige Gewaltszenen vorkommen oder in denen Gewalt ausführlich, möglicherweise sogar verherrlichend beschrieben wird, können wir nicht nominieren. Figurenzeichnungen/Emotionalität:

Interessieren mich die Figuren und ihre Probleme? Sind die Konflikte nachvollzieh- bar dargestellt? Leide ich mit den Protagonisten? Berührt mich ihr Schicksal? Han- deln sie logisch und damit für mich nachvollziehbar? Und benehmen sie sich altersentsprechend? Ge- hen sie einen Weg? Durchlaufen sie eine Wandlung? Und sind die Geschehnisse in der Geschichte stark genug, damit ich an die Wandlung glauben kann? Relevanz:

Hallt die Geschichte in mir nach? Weiß ich auch noch nach ein paar Tagen, was darin erzählt wurde? Denke ich immer wieder darüber nach? Hat sie mich berührt oder mir einen ungewöhnlichen Standpunkt erklärt?

Genre:

Ist der Roman wirklich ein Kriminalroman? Wird also das Genre „bedient“ oder handelt es sich im Grunde um eine Fantasiegeschichte, die mit Krimi-Elementen spielt? Bei Romanen, die bewusst einen Genremix wollen, sollte ganz deutlich der Krimi im Vordergrund stehen. Bitte keine zaubernden Täter oder Ermittler.

(Material 7.2)

10 Internationaler Buchpreis Corine

Kriterien für die Vergabe sind vor allem „aktuelle thematische Relevanz, inhaltliche Qua- lität und Verkaufserfolg beim Publikum“ sein. Verfügbarkeit der Preisträger im Rahmen der Vergabe (Börsenverein des Deutschen Buchhandels, [02.07.09])

11 Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis

religiöse Erfahrungen müssen durch Bücher vermittelt werden, Glaubenswissen soll durch sie erschlossen werden, christliche Lebenshaltungen sollen verdeutlicht werden (Kirche und Gesellschaft, [03.07.09])

12 Kidsweb

- Ist das Thema des Buches altersentsprechend aufgearbeitet? Hierbei sind Aspekte wie Wortwahl, Satzaufbau, Satzlänge, Schrifttyp, Schriftgröße etc. ebenso von Bedeutung wie die Erklärungen in einem Sachtext selbst oder die Schlüssigkeit einer Handlung in einer Geschichte bzw. in einem Roman -> vgl. Schulbücher (z. B. für das Fach Geschichte) ab Sek. I, die leider nach wie vor ein Sachthema so umständlich und trocken erklären, dass Schüler bereits nach zwei Sätzen abschal- ten.

- Ist die Illustration altersentsprechend? Zeichnungen, Grafiken, Fotos und Text sollen sich durch eine übersichtliche Struktur auszeichnen. Eine Reizüberflutung und damit eine Überforderung des jungen Lesers darf durch die Gestaltung des Buches nicht ausgelöst werden. Viele kleine Bilder, eine zu kontrastreiche Farbgestaltung (grelle oder zu dunkle Farben) oder zu viel Text auf einer Seite überan- strengen oder ermüden. Im schlimmsten Fall führt das erste Bucherlebnis zur An- ti-Lesehaltung. -> vgl. Was-ist-was-Bücher, an die sich aufgrund der hohen Text dichte nur sehr geübte und sehr interessierte junge Leser heranwagen. Lange Tex- te mit kleiner Schriftgröße, engem Zeichenabstand und wenigen Absätzen wirken schon beim ersten Hinsehen im wahrsten Sinne des Wortes langweilig. Je jünger der Leser und je weniger Leseerfahrung vorhanden, desto schneller wird er sich von einem solchen Text abwenden. Das bezieht sich im Übrigen auch auf eine unübersichtliche Illustration/Textgestaltung im Kinderbuchbereich.

- Ein weiterer Punkt, den wir be- und für sehr wichtig erachten, ist die erhebliche Meinungsbildung durch z. B. ein Sachbuch. Bücher, die den Anschein erwecken, nicht objektiv zu sein oder einen suggestiven Charakter haben, werden von uns ebenso wenig weiterempfohlen wie jugendgefährdende Texte. Da kann es durchaus passieren, dass ich das Jugendbuch (für die Altersgruppe 10 bis 11 Jahre lt. Verlag) einer bekannten deutschen Schriftstellerin als zu "realitätsnah" und nicht altersentsprechend empfinde und deshalb nicht vorstelle.

Gibt es dafür festgelegte Kriterienlisten?

- Die Reihenfolge stellt keine Wertung dar!
- Der erste Eindruck, wenn ich das Buch in die Hand nehme und einen "Schnelldurchblick" starte.
- Größe, Form, Farben
- Seitenstärke, Papier
- Wie fühlt sich das Buch an? Wie wirkt es auf mich?
- Kriterien zum Inhalt und der Gestaltung s. Antworten zu den Fragen 1 und 2.
- Quellennachweise (wichtig beim Sachbuch), Erscheinungsdatum, Neuauflage

oder "altes Wissensbuch" in lediglich neuer Aufmachung? Was "steckt" im Buch drin und wie wird der Inhalt vermittelt?

- Preis-Leistungs-Verhältnis, Stehen Form und Inhalt im richtigen Verhältnis zum

verlangten Preis? Kinderbücher müssen einiges aushalten! ;-)

- Ist das Buch überall gut erhältlich? -> Kleine Verlage haben es da manchmal

schwer, dann muss ich auch eine Bezugsadresse angeben. Ist der Bezug zu umständlich oder teurer als über den Buchhandel, fällt das Buch leider raus.

(Material 9)

13 Kinderbuchberatung

Qualitätskriterien für Kinderbücher

Woran erkenne ich ein gutes Kinderbuch? Das ist eine Frage, die sich nicht immer

schnell und einfach beantworten lässt. Es gibt jedoch einige Qualitätskriterien, die gute und vor allem kindgerechte Kinderbücher erfüllen sollten. Darüber hinaus spielt der eigene Geschmack eine wichtige Rolle.

Wichtig ist, dass Inhalt, Sprache und Illustration eine Einheit bilden und zueinander passen. Die Erzählweise sollte spannend sein, so dass die VorleserInnen oder kleinen ZuhörerInnen gespannt sind, wie die Geschichte weiter- bzw. ausgeht.

Inhaltliche Aspekte:

Können sich die Kinder mit einer oder mehreren Figuren in der Geschichte identifizie- ren? Wird an ihre Interessen, Erfahrungen, Probleme angeknüpft? Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an? Wird die Fantasie der Kinder angeregt und Spielraum für Wünsche und Träume geboten? Sind keine diskriminierenden oder verletzenden Elemen- te enthalten?

Bildliche Aspekte:

Kinder sind in ihrem Kunstgeschmack noch nicht festgelegt. Bebilderte Bücher tragen zur Schulung des ästhetischen Empfindens bei, daher sollten sie mit möglichst vielen unterschiedlichen Kunststilen Bekanntschaft machen. Wichtig ist die Aussagekraft der Bilder. Es müssen nicht immer leuchtende, plakative Farben sein, die Kinder ansprechen. Auch zartfarbige oder schwarz-weiße Illustrationen regen die Fantasie der Kinder an.

Wecken die Bilder Neugier, lösen sie Fragen aus? Fordern die Bilder zum genauen Hinsehen auf? Sind die Bilder ansprechend? Dies ist zum größten Teil Geschmackssache, sie sollten jedoch nicht angsteinflößend oder abstoßend sein. Wird der Charakter der Figuren passend umgesetzt? Werden Gefühle und Stimmungen in der Mimik wiedergegeben? (Kinder achten mehr auf Mimik und Körpersprache!)

Sprachliche Aspekte:

Steht die Sprache im Einklang mit den Bildern? Wird das Angesprochene auch abgebildet, möglichst auf der gleichen Seite? Ist die Sprache zeitgemäß? Ist die Sprache verständlich und kindgerecht? Dient die Sprache der Wortschatzerweiterung? Werden differenzierte Verben, Adjektive, Nomen verwendet? Wird eine lebendige Sprache geboten (Lautmalerei, Vergleiche, Metaphern, wörtliche Rede)?

(Krocker, [03.07.09])

14 Kröte des Monats (STUBE)

- Erzählweise,
- Bild-Text-Interdependenz,
- Nachvollziehbarkeit der Handlung,
- Übereinstimmung vom Anspruch der gestalterischen Aufmachung und dem Anspruch des Textes

und ein Kriterienkatalog im Sinne einer abhakbaren Liste von Qualitätsmerkmalen exis- tiert nicht. Die Beurteilung, was für prämierungswürdig erachtet wird und was wir auch ansonsten für Buchempfehlungen aussprechen, funktioniert mehr über eine internalisierte Mischung von Aspekten, auf die man automatisch beim Lesen bzw. Betrachten eines Buches achtet

(Material 10.2)

15 LesepartnerInnen

Folgende Fragen können bei der Beurteilung von Kinderbüchern hilfreich sein: Inhaltliche Aspekte

- Berücksichtigt das Buch die Erfahrungswelt und Interessen des Kindes? Wird an

seine Erfahrungen, Probleme angeknüpft?

- Ist die Darstellung spannend, lustig, interessant? Gibt es einen Spannungsbogen?

Wollen die lesenden Kinder unbedingt wissen, wie es weitergeht?

- Wie werden die Hauptpersonen dargestellt? Entwickeln sich die Hauptpersonen

im Lauf der Handlung? Bieten sie die Möglichkeit, sich emotional mit ihnen auseinanderzusetzenzu identifizieren oder auch zu distanzieren?

- Welche Aussage hat das Buch? Welche Werte und gesellschaftlichen Vorstellungen werden vermittelt?

- Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an? Wird die Fantasie der Kinder angeregt und Spielraum für Wünsche und Träume geboten?

- Sind keine diskriminierenden oder verletzenden Elemente (rassistischer, sexueller, politischer oder sozialer Art) enthalten?

Bildliche Aspekte

- Wecken die Bilder Neugier, lösen sie Fragen aus?

- Fordern die Bilder zum genauen Hinsehen auf?

- Sind die Bilder ansprechend? Dies ist zum großen Teil eine Frage des persönlichen Geschmacks, sie sollten jedoch nicht Angst einflößend, abstoßend oder diskriminierend sein.

- Wird das Angesprochene auch adäquat abgebildet?

- Wird der Charakter der Figuren passend umgesetzt? Werden die Gefühle und

Stimmungen in ihrer Mimik wiedergegeben? (Kinder achten gern auf Mimik und Körpersprache.)

- Entspricht die Illustration dem dazugehörigen Text oder widerspricht sie ihm

(Stilmittel des Widerspruchs)?

- Treten die Illustrationen in den Vordergrund? Sind sie gleichberechtigt zum Text oder nur zur Untermalung da?

Sprachliche Aspekte

- In welchem Erzählstil ist das Buch geschrieben? Handelt es sich um eine fantastische oder realistische Erzählweise - oder eine Mischung aus beidem?

- Ist die Sprache verständlich und kindgerecht?

- Welchen Sprachstil hat das Buch? Kurze oder lange Sätze, gereimt oder nicht?

Einfache

- Hauptsätze oder Sätze mit Untergliederungen, Fragen usw.?

- Werden viele Fremdwörter, schwierige Begriffe und Wendungen, benutzt? Gibt

es einen Fachwortschatz - aus welchem Themenbereich?

- Orientiert sich der Sprachstil an der modernen Umgangssprache, Kinder- und Jugendsprache, sind Elemente aus anderen Sprachen enthalten? Ist die Sprache altertümlich?

- Steht die Sprache im Einklang mit den Bildern?

- Dient die Sprache der Wortschatzerweiterung? Werden differenzierte Verben, Adjektive, Nomen verwendet?

- Wird eine lebendige Sprache geboten (z. B. durch Lautmalerei, Vergleiche, Metaphern, wörtliche Rede)?

Einschätzung der Wirkung des Buches auf die Kinder

- Sind die Kinder mit dem Thema des Buches bereits vertraut oder ist es für sie

neu?

- Bietet das Buch den Kindern Möglichkeiten, ihre eigenen Erfahrungen, Vorstellungen, Ideen zu äußern?

- Lässt das Buch Freiraum zur persönlichen Weiterentwicklung der Kinder?

- Hat das Buch einen Bezug zur Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder?

- Welche Kenntnisse und Erfahrungen setzt das Buch bei den Kindern voraus? Sind die handelnden Personen oder der Schauplatz bereits aus vorhergehenden Büchern bekannt?

- Welche Gefühle werden bei den Kindern ausgelöst (Freude, Angst, Spannung, Ärger, Unsicherheit usw.)?

- Was könnte ein solches Bilderbuch (unter Berücksichtigung von Entwicklungs-

- und sozialer Situation) auslösen?

- Welche Mittel kann der/die Erziehende einsetzen, um dem Kind zu helfen, das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten?

Wie stehen Sie selbst als VorleserIn oder VermittlerIn zu dem Buch?

- Gefällt Ihnen das Buch? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

- Würden Sie das Buch trotzdem lesen, auch wenn es Ihnen nicht gefällt?

- Welche Einflüsse der eigenen Leseerfahrung könnten die Beurteilung eines Kinderbuches mitbestimmen?

Welche weiterführenden Handlungsmöglichkeiten bietet das Buch?

- Wie lässt sich das Buch am besten einsetzen (Vorlesen, Bildbetrachtung, Erzählen

des Inhalts)?

- Wie lässt sich das Buch in ein Gesamtthema einbetten? Welche Aktionen bieten

sich an: etwa malen, basteln, Spaziergänge zu Orten, die in Bezug zur Handlung stehen, Theaterspiele etc.?

- Kann die Handlung des Buches Anlass für Gespräche mit den Kindern sein (über Konflikte oder schwierige Situationen)?

- Welche Szenen eignen sich zum Nachspielen? Einige Kriterien für ErstleserInnen-Bücher: Textgestaltung

- Für LeseanfängerInnen, die noch Wort für Wort lesen (lautieren), empfehlen sich einfache Groteskschriften, am besten solche, die den Druckbuchstaben der Kinderschrift ähnlich sind. a statt a..

- Wenn die Kinder schon zusammenhängend lesen können, hilft ihnen eine Antiquaschrift, wie sie in den meisten Büchern vorkommt. Die kleinen Leisten an Kopf und Fuß (sogenannte „Serifen“) betonen die Leserichtung und geben dadurch Orientierung in der Zeile.

- Bücher in Schreibschrift sind eher nicht zu empfehlen, da sie das Lesen erschweren und im späteren Lesealltag auch nicht vorkommen.

- LeseanfängerInnen brauchen große, möglichst einfache Schriften.

- Wichtig ist auch ein großer Zeilenabstand. Der Zeilenabstand sollte größer sein als der Wortabstand, damit die Kinder beim Zeilensprung die nächste Zeile sicher „treffen“ können.

- Leseanfänger brauchen kurze, nach Sinnschritten gegliederte Zeilen im sogenann-

- Flattersatz: Blocksatz und Worttrennungen sind für Kinder nicht geeignet.

- Fünf bis sechs Wörter pro Zeile reichen völlig.

- „Peter und Michael sitzen auf einer Parkbank.“

- Die Seiten sollten großzügig gestaltet sein, der Satzspiegel viel Platz an den Seitenrändern lassen. Der Anteil der Bilder sollte bei Leseanfängern größer sein

- als der Textanteil.

Textverständlichkeit

- Ob ein Text schwer oder leicht verständlich ist, hängt natürlich in hohem Maß

vom Vorwissen des Lesers/der Leserin ab, von der individuellen Lesekompetenz, dem Wortschatz und der Vertrautheit mit dem Thema.

Für LeseanfängerInnen gilt:

- Kurze Wörter sind einfacher zu erlesen als lange, Wortzusammensetzungen sind

besonders schwer: Der Kapitän auf einem Donauschiff..ist lesefreundlicher als der Donaudampfschifffahrtsgesellschaftsskapitän..

- Die Sätze sollten kurz und einfach sein. Ein Satz sollte höchstens fünf bis sechs Wörter haben. Gliedsätze oder Einschübe erschweren das Leseverständnis: Karin kann besonders weit spucken und auch sehr schnell laufen. ist schwieriger zu lesen als Karin kann weit spucken. Sie läuft auch sehr schnell.

- Fremdwörter oder Fachausdrücke, vor allem aus Bereichen, die den Kindern nicht vertraut sind, unbekannte oder abstrakte Wörter erschweren natürlich einen Text.

- Bilder helfen beim Lesen, wenn sie das Geschriebene auch tatsächlich illustrieren.

- Bei Bild-Wörterbüchern werden manche Wörter durch Bilder ersetzt. Das ist dann

sinnvoll, wenn die schwierig zu lesenden Wörter durch Bild-Vignetten ersetzt werden (und nicht nur die, die sich hübsch zeichnen lassen).

(Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (2), [03.07.09])

16 Lilipuz

- Die Aufmerksamkeit der Kinder beim (Vor-)lesen des Buches
- Die Verständlichkeit des Buches
- Interessiert das Thema?
- Wie kommen Sprache, Layout und Bilder an?
- Die Bücher sollen vor allem Kindern gefallen
- Bücher ohne pädagogischen Zeigefinger
- Stoffe, die sie selbst als Kinder gern gelesen hätten
- Punkte oder Noten werden nicht vergeben
- Es wird auf Qualität der Geschichte, Fantasie, die (originelle) Sprache, Humor,

Witz und besondere Erzählweise geachtet (gemiensam mit Kindern)

- Tipps sind möglichst breit durch die Altersgruppe der sechs- bis 12 Jährigen ver-

teilt und möglichst viele Themen und Genres vertreten

(Material 11.2)

17 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis

Mögliche Kriterien für die Auszeichnung als Preisbuch sind

- eine hohe sprachliche Qualität,
- stilistische Virtuosität,
- eine überzeugende Figurenzeichnung,
- ein innovativer Themenzugang,
- bei Bilderbüchern oder illustrierten Büchern ein stimmiges Bild-Text-Verhältnis,

kreative/hochwertige/originelle Illustrationen, die Position des Titels innerhalb des Gesamtwerkes und so weiter und so fort

hier kommt ein ganzes Bündel möglicher Kriterien zusammen, die man für die Bewer- tung von Kinder- und Jugendbüchern anwenden könnte. Einen allgemein gültigen Krite- rienkatalog gibt es jedoch nicht. Angesichts der Auslegbarkeit solcher Kriterien sowie der Vielfalt der eingereichten Titel würde dieser auch nur wenig Sinn machen. Ihre grundlegende Frage, was ein "gutes" oder im wahrsten Sinne des Wortes ausge- zeichnetes Kinderbuch ist, ist demnach allgemein kaum zu beantworten, sondern muss immer auch am konkreten Buchtitel gesondert untersucht und bewertet werden.

(Material 12.1)

18 Stiftung Lesen

Leider kann ich Ihnen keine derartigen Listen zusenden. Bei uns läuft das folgenderma- ßen ab: Die Kinderbuchkataloge werden gesichtet, alle interessanten Neuheiten werden zur Ansicht bestellt und von unserem Team gelesen. Die Favoriten werden dann in einer Redaktionssitzung vorgestellt und gemeinsam ausgewählt. Die Auswertung erfolgt zwar nach bestimmten Kriterien - diese werden aber nicht in Fragebogenform abgefragt. Dazu gehören z.B.

- die Alterseignung (ist Thema und Darstellungsart sowie der Textumfang für die angesprochene Zielgruppe gut gewählt?)
- Stimmigkeit der Geschichte und ggf. der dargestellten Problemlösungsstrategie
- Glaubwürdigkeit bzw. stimmige Zeichnung der Figuren
- sensibler Umgang mit bzw. Vermeidung von Klischees
- Vermeidung aufdringlicher pädagogischer Botschaften
- Vermeidung von Anbiederung an Zielgruppe (z.B. durch gewollte "Jugendsprache")
- ggf. Wissensvermittlung (z.B. korrekte Darstellung historischer Hintergründe, gute Recherche)
- bei Bilderbüchern: guter Text-Bild-Bezug, Harmonie von Inhalt und bildlicher

Umsetzung, ggf. innovativer (oder gekonnt nostalgischer) Illustrationsstil, auch hier: passt das zur angesprochenen Altersgruppe?

- Wird das Lebensgefühl der Altersgruppe transportiert oder aus "Erwachsenensicht" geschrieben?

- Werden bestimmte Nationalitäten, Kulturen, Religionen, Personengruppen in irgendeiner Weise diskrimiert oder klischeehaft dargestellt?

- Hat das Buch Witz, Schwung und einen gelungenen Spannungsbogen?

- Lässt es sich ggf. gut vorlesen?

- Und vor allem: Spricht mich das Buch auch emotional an (und warum?)...

Sie sehen, es gibt eine Unmenge von Kriterien. Und das "gute Buch" gibt es definitiv nicht - es gibt nur jeweils das richtige Buch für eine ganz bestimmte Zielgruppe. Eine Kriterienliste "abzuarbeiten" macht nicht viel Sinn - die Bewertung unterscheidet sich auch jedes Mal von Leser zu Leser. Und das ist auch gut so...

(Material 13.2)

19 SWR2 Spielraum

- die literarische qualität

- übereinstimmung von sprache und thema (und ich will gar nicht damit beginnen, über "kindgerechte sprache" zu diskutieren!)

- themengerechte bearbeitung, so wichtig die "alltagsbewältigung" für kinder sein

kann - eine überfülle von büchern, in denen es um "randgruppen von randgrup- pen" geht, halte ich für falsch verstandene "pädagogik" (muss aber dazusagen, dass ich mit diesem wort sowieso ein wenig auf kriegsfuß stehe - siehe "ziel" und "erreichen"...)

- "gut gemeint" ist bekanntlich das gegenteil von gut.

- sorgfältiges lektorat!!! das ist leider ein punkt, der von vielen verlagen (aus kostengründen!!!) mißachtet wird (und nicht nur auf dem kinderbuchsektor).

- sorgfältige übersetzung!!! (siehe oben!)

- natürlich ist immer die subjektive einschätzung ein wesentlicher faktor in der bewertung!

- es hängt ganz sicher auch immer davon ab, was menschen, die kinderbücher auswählen, beurteilen, empfehlen selber lesen. jemand, der vor allem goethe schätzt, wird mit fantasy nicht viel anfangen können etc..

- wir lesen die Bücher einfach

- haben durch Erfahrung Gefühl für Sprache

- Was macht für Sie ein gutes Kinderbuch aus? gegenfrage: was macht ein gutes

BUCH aus? um das zu beurteilen, kann man doch keine anderen kriterien anwenden, als bei jedem anderen buch auch? sofern es - wie überall - überhaupt sowas wie "objektive" kriterien geben kann

(Material 14.3)

8 Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

Die einzelnen Zitate können anhand der in Klammern stehenden Nummern nach verfolgt werden. Die Ziffern entsprechen der Aufzählung der Akteure in „Anhang D - Sammlung der Kriterien“.

1 Schlüssel- und Oberkategorien
1.1 Zielgruppenorientierung
1.2 Zielgruppe neben der Zielgruppe
1.3 Lesemotivation (Interesse der Kinder wecken)
1.4 Pädagogische Intention/ Botschaft (Lerneffekt)

2 Subkategorien Lesemotivation
2.1 Aufbau/ Form
2.2 Glaubwürdigkeit
2.3 Stimmigkeit
2.4 Identifizierung
2.5 Besonderheit

3 Subkategorien pädagogische Intention
3.1 Päd. Botschaft, Lerneffekt
3.2 Wissen Bildung
3.3 kognitive Anregungen

4 Subjektive Faktoren, die Bewertung beeinflussen

5 Keine Kriterienlisten

1 Schlüssel- und Oberkategorien

1.1 Zielgruppenorientierung

- die Alterseignung (ist Thema und Darstellungsart sowie der Textumfang für die angesprochene Zielgruppe gut gewählt?) (18)

- auch hier: passt das zur angesprochenen Altersgruppe? (18)

- Adressatenorientierung (4)

- Adressatenorientierung (Anpassung an Adressaten) (4)

- Ist die Sprache dem Alter der Zielleser angemessen? (9)

- Ist das Thema des Buches altersentsprechend aufgearbeitet? (12)

- deutliche Ansprache an die Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen (8)

1.2 Zielgruppe neben der Zielgruppe

- Lässt es sich ggf. gut vorlesen? (19)

- Welche weiterführenden Handlungsmöglichkeiten bietet das Buch? (15)

- Wie lässt sich das Buch am besten einsetzen (Vorlesen, Bildbetrachtung, Erzählen des Inhalts)? (15)

- Wie lässt sich das Buch in ein Gesamtthema einbetten? Welche Aktionen bieten sich an: etwa malen, basteln, Spaziergänge zu Orten, die in Bezug zur Handlung stehen, Theaterspiele etc.? (15)

- Kann die Handlung des Buches Anlass für Gespräche mit den Kindern sein (über Konflikte oder schwierige Situationen)? (15)

- Welche Szenen eignen sich zum Nachspielen? (15)

Ökonomisches Argument:

- Kriterien für die Vergabe sind vor allem Verkaufserfolg beim Publikum (10)

- Ist das Buch überall gut erhältlich? -> Kleine Verlage haben es da manchmal

schwer, dann muss ich auch eine Bezugsadresse angeben. Ist der Bezug zu um- ständlich oder teurer als über den Buchhandel, fällt das Buch leider raus. (12)

- 3. Preis-Leistungs-Verhältnis -> Stehen Form und Inhalt im richtigen Verhältnis zum verlangten Preis? Kinderbücher müssen einiges aushalten! (12)

- Verfügbarkeit der Preisträger im Rahmen der Vergabe. (10)

1.3 Lesemotivation (Interesse der Kinder wecken)

- Die Aufmerksamkeit der Kinder beim (Vor-)lesen des Buches (16)

- Die Bücher sollen vor allem Kindern gefallen (16)

- Interessiert das Thema? (16)

- Es ist auch nicht falsch, wenn es der Zielgruppe gefällt und also kein reines Kritikerbuch ist! (5)

- Wie kommen Sprache, Layout und Bilder an? (16)

- Sind die Bilder ansprechend? Dies ist zum großen Teil eine Frage des persönlichen Geschmacks, sie sollten jedoch nicht Angst einflößend, abstoßend sein. (15)

1.4 Pädagogische Intention/ Botschaft (Lerneffekt)

- Didaktisches Konzept; lerntheoretische fundierte und lerntypenorientierte Vielfalt der Darstellung (4)

- Vermeidung aufdringlicher pädagogischer Botschaften (19)

- Bücher ohne pädagogischen Zeigefinger (16)

- Funktion für die literarische Sozialisation, das „Leserwerden“) (4)

- Passung von didaktischem Konzept und Thema (4)

- Passung von didaktischem Konzept und Adressaten (4)

2 Subkategorien Lesemotivation

2.1 Aufbau/ Form

- Kurze oder lange Sätze, gereimt oder nicht? Einfache Hauptsätze oder Sätze mit Untergliederungen, Fragen usw.? (15)

- Gestaltung und Layout (Illustration, Verhältnis von Bild und Text, unterschiedliche Darstellungsformen für Inhalte wie Karten, Graphiken (4)

- Erschließung der Informationen (Inhaltsverzeichnis, Glossar, Anhänge, Überblicke) (4)

- Hierbei sind Aspekte wie Wortwahl, Satzaufbau, Satzlänge, Schrifttyp, Schriftgröße etc. ebenso von Bedeutung (12)

- Zeichnungen, Grafiken, Fotos und Text sollen sich durch eine übersichtliche

Struktur auszeichnen. Eine Reizüberflutung und damit eine Überforderung des

jungen Lesers darf durch die Gestaltung des Buches nicht ausgelöst werden. Viele kleine Bilder, eine zu kontrastreiche Farbgestaltung (grelle oder zu dunkle Far- ben) oder zu viel Text auf einer Seite überanstrengen oder ermüden. Im schlimmsten Fall führt das erste Bucherlebnis zur Anti-Lesehaltung. Das bezieht sich im Übrigen auch auf eine unübersichtliche Illustration/Textgestaltung im Kinderbuchbereich (12)

- Quellennachweise (wichtig beim Sachbuch), Erscheinungsdatum, Neuauflage oder "altes Wissensbuch" in lediglich neuer Aufmachung? (12)

Einige Kriterien für ErstleserInnen-Bücher: (15)

Textgestaltung

- Für LeseanfängerInnen, die noch Wort für Wort lesen (lautieren), empfehlen sich einfache Groteskschriften, am besten solche, die den Druckbuchstaben der Kinderschrift ähnlich sind. a statt a. (15)

- Wenn die Kinder schon zusammenhängend lesen können, hilft ihnen eine Antiquaschrift, wie sie in den meisten Büchern vorkommt. Die kleinen Leisten anKopf und Fuß (sogenannte „Serifen“) betonen die Leserichtung und geben dadurch Orientierung in der Zeile. (15)

- Bücher in Schreibschrift sind eher nicht zu empfehlen, da sie das Lesen erschweren und im späteren Lesealltag auch nicht vorkommen. (15)

- LeseanfängerInnen brauchen große, möglichst einfache Schriften. (15)

- Wichtig ist auch ein großer Zeilenabstand. Der Zeilenabstand sollte größer sein als der Wortabstand, damit die Kinder beim Zeilensprung die nächste Zeile sicher „treffen“ können. (15)

- Leseanfänger brauchen kurze, nach Sinnschritten gegliederte Zeilen im sogenann-

- Flattersatz: Blocksatz und Worttrennungen sind für Kinder nicht geeignet. (15)

- Fünf bis sechs Wörter pro Zeile reichen völlig. (15)

- „Peter und Michael sitzen auf einer Parkbank.“ (15)

- Die Seiten sollten großzügig gestaltet sein, der Satzspiegel viel Platz an den Seitenrändern lassen. Der Anteil der Bilder sollte bei Leseanfängern größer sein als der Textanteil. (15)

Textverständlichkeit

- Ob ein Text schwer oder leicht verständlich ist, hängt natürlich in hohem Maß

vom Vorwissen des Lesers/der Leserin ab, von der individuellen Lesekompetenz, dem Wortschatz und der Vertrautheit mit dem Thema. (15)

Für LeseanfängerInnen gilt:

- Kurze Wörter sind einfacher zu erlesen als lange, Wortzusammensetzungen sind

besonders schwer: Der Kapitän auf einem Donauschiff..ist lesefreundlicher als der Donaudampfschifffahrtsgesellschaftsskapitän. (15)

- Die Sätze sollten kurz und einfach sein. Ein Satz sollte höchstens fünf bis sechs

Wörter haben. Gliedsätze oder Einschübe erschweren das Leseverständnis: Karin kann besonders weit spucken und auch sehr schnell laufen. ist schwieriger zu lesen als Karin kann weit spucken. Sie läuft auch sehr schnell. (15)

- Fremdwörter oder Fachausdrücke, vor allem aus Bereichen, die den Kindern nicht

vertraut sind, unbekannte oder abstrakte Wörter erschweren natürlich einen Text. (15)

- Bilder helfen beim Lesen, wenn sie das Geschriebene auch tatsächlich illustrieren. (15)

- Bei Bild-Wörterbüchern werden manche Wörter durch Bilder ersetzt. Das ist dann

sinnvoll, wenn die schwierig zu lesenden Wörter durch Bild-Vignetten ersetzt werden (und nicht nur die, die sich hübsch zeichnen lassen). (15)

Material:

- 1. Der erste Eindruck, wenn ich das Buch in die Hand nehme und einen "Schnelldurchblick" starte. (12)

- Größe, Form, Farben

- Seitenstärke, Papier

- Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

- Wie fühlt sich das Buch an? Wie wirkt es auf mich? (12)

2.2 Glaubwürdigkeit

- Stimmigkeit der Geschichte und ggf. der dargestellten Problemlösungsstrategie (19)

- Glaubwürdigkeit bzw. stimmige Zeichnung der Figuren (19)

- Nachvollziehbarkeit der Handlung, (14)

- Ist die Geschichte glaubwürdig? Kinder, die russische Profikiller austricksen oder

problemlos die Hochsicherheitsvorkehrungen einer Industrieanlage knacken oder wegen einer Nichtigkeit von Mafiakillern verfolgt werden, gehören ins Reich der Märchen. (9)

- Und benehmen sie sich altersentsprechend? Gehen sie einen Weg? Durchlaufen

sie eine Wandlung? Und sind die Geschehnisse in der Geschichte stark genug, damit ich an die Wandlung glauben kann? (9)

- Keine Geschichte zu transportieren könnte ein anderes Argument sein. Das gilt zum Beispiel für hervorragend gemalte / gezeichnete Bilderbücher, die jedoch fast ohne Inhalt daherkommen. Wer nichts zu erzählen hat, muss auch nichts mit- teilen. (1)

- Vermeidung von Anbiederung an Zielgruppe (z.B. durch gewollte "Jugendspra- che") (19)

2.3 Stimmigkeit

Fehler

- sorgfältiges lektorat!!! das ist leider ein punkt, der von vielen verlagen (aus kostengründen!!!) mißachtet wird (und nicht nur auf dem kinderbuchsektor).

- sorgfältige übersetzung!!! (siehe oben!) (19)

- Sachliche Korrektheit und Sorgfalt (4)

- muss ein Buch frei von Fehlern sein (5)

- Wichtig ist dabei der korrekte Umgang mit der deutschen Sprache, es gibt Druck-

fehler, Lektoratsfehler, Übersetzungsfehler, Autorenfehler, manchmal ändert sich der Name des Protagonisten an einer Stelle mitten im Werk (16)

- Hat die Geschichte logische Mängel oder Brüche? (9)

Interdependenzen

- guter Text-Bild-Bezug (19)

- Harmonie von Inhalt und bildlicher Umsetzung (19)

- Bild-Text-Interdependenz, (14)

- Übereinstimmung vom Anspruch der gestalterischen Aufmachung und dem Anspruch des Textes (14)

- übereinstimmung von sprache und thema (und ich will gar nicht damit beginnen, über "kindgerechte sprache" zu diskutieren!) (19)

- Stimmigkeit von Handlung/ Story/ Inhalt (4)

- Miteinander von Text und Bild steht. Oft klafft die Qualität hier auseinander und die Entscheidung fällt dann gegen das Buch: Ein Bilderbuch kann nur mal nur so gut sein, wie das schwächste seiner Bestandteile. (4)

- Wird das Angesprochene auch adäquat abgebildet? (15)

- Wird der Charakter der Figuren im Bild passend umgesetzt? (15)

- Entspricht die Illustration dem dazugehörigen Text oder widerspricht sie ihm (Stilmittel des Widerspruchs)? (15)

8 Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

- Treten die Illustrationen in den Vordergrund? Sind sie gleichberechtigt zum Text oder nur zur Untermalung da? (15)

- Steht die Sprache im Einklang mit den Bildern? (15)

- Bilder helfen beim Lesen, wenn sie das Geschriebene auch tatsächlich illustrieren. (15)

- Bei Bild-Wörterbüchern werden manche Wörter durch Bilder ersetzt. Das ist dann sinnvoll, wenn die schwierig zu lesenden Wörter durch Bild-Vignetten ersetzt werden (und nicht nur die, die sich hübsch zeichnen lassen). (15)

- Wird der Charakter der Figuren passend umgesetzt? (13)

- Wichtig ist, dass Inhalt, Sprache und Illustration eine Einheit bilden und zueinan- der passen

- Steht die Sprache im Einklang mit den Bildern? Wird das Angesprochene auch abgebildet, möglichst auf der gleichen Seite? (13)

- bei Bilderbüchern oder illustrierten Büchern ein stimmiges Bild-Text-Verhältnis

- die Position des Titels innerhalb des Gesamtwerkes und so weiter und so fort (17)

- Unterstützt die Sprache den Inhalt? (9)

Gattungsmerkmale

- Spezifische Gattungsmerkmale (z. B. Bildästethetik beim Bilderbuch oder Sachangemessenheit und Funktionalität beim Sachbuch. (4)

- Ist der Roman wirklich ein Kriminalroman? Wird also das Genre „bedient“ oder handelt es sich im Grunde um eine Fantasiegeschichte, die mit Krimi-Elementen spielt? Bei Romanen, die bewusst einen Genremix wollen, sollte ganz deutlich der Krimi im Vordergrund stehen. Bitte keine zaubernden Täter oder Ermittler. (9)

Verständlichkeit

- Nachvollziehbarkeit der Handlung, (14)

- Die Verständlichkeit des Buches (16)

- Trägt die Sprache dazu bei, den Kern einer Geschichte besser, deutlicher darzu-

stellen?

- Sind die Konflikte nachvollziehbar dargestellt? Handeln die Protagonisten logisch und damit für mich nachvollziehbar? (9)

- Ist die Sprache verständlich und kindgerecht? (15)

- Ist die Sprache verständlich und kindgerecht? (13)

- Werden viele Fremdwörter, schwierige Begriffe und Wendungen, benutzt? (15)

- Fremdwörter oder Fachausdrücke, vor allem aus Bereichen, die den Kindern nicht vertraut sind, unbekannte oder abstrakte Wörter erschweren natürlich einen Text (15)

- die Erklärungen in einem Sachtext selbst oder die Schlüssigkeit einer Handlung in einer Geschichte bzw. in einem Roman (12)

Aktualität, Realität

- aktuelle thematische Relevanz (10)

- Ist die Sprache zeitgemäß? (13)

- Orientiert sich der Sprachstil an der modernen Umgangssprache, Kinder- und Ju-

gendsprache, sind Elemente aus anderen Sprachen enthalten? Ist die Sprache altertümlich? (15)

- Anbindung an die reale Situation moderner Kindheit (6)

8 Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

2.4 Identifizierung

Kindersicht, Kinderwelt

- Wird das Lebensgefühl der Altersgruppe transportiert oder aus "Erwachsenen-

sicht" geschrieben? (19)

- Berücksichtigt das Buch die Erfahrungswelt und Interessen des Kindes? Wird an

seine Erfahrungen, Probleme angeknüpft? (15)

- Hat das Buch einen Bezug zur Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder? (15)

- Können sich die Kinder mit einer oder mehreren Figuren in der Geschichte identifizieren? (13)

- Wird an ihre Interessen, Erfahrungen, Probleme angeknüpft? (13)

- Orientiert sich der Sprachstil an Kinder- und Jugendsprache (15)

- Welche Kenntnisse und Erfahrungen setzt das Buch bei den Kindern voraus? Sind die handelnden Personen oder der Schauplatz bereits aus vorhergehenden Büchern bekannt? (15)

- Sind die Kinder mit dem Thema des Buches bereits vertraut oder ist es für sie neu? (15)

Emotionalität

- Und vor allem: Spricht mich das Buch auch emotional an (und warum?)... (19)

- Interessieren mich die Figuren und ihre Probleme? Leide ich mit den Protagonisten? Berührt mich ihr Schicksal? (9)

- Wie werden die Hauptpersonen dargestellt? Entwickeln sich die Hauptpersonen

im Lauf der Handlung? Bieten sie die Möglichkeit, sich emotional mit ihnen auseinanderzusetzen, zu identifizieren oder auch zu distanzieren(15)

- Werden die Gefühle und Stimmungen in ihrer Mimik wiedergegeben? (Kinder achten gern auf Mimik und Körpersprache.) (15)

- Welche Gefühle werden bei den Kindern ausgelöst (Freude, Angst, Spannung, Ärger, Unsicherheit usw.)? (15)

- Sind die Bilder ansprechend? Dies ist zum größten Teil Geschmackssache, sie sollten jedoch nicht angsteinflößend oder abstoßend sein. (13)

- Werden Gefühle und Stimmungen in der Mimik wiedergegeben? (Kinder achten mehr auf Mimik und Körpersprache!) (13)

- • Was könnte ein solches Bilderbuch (unter Berücksichtigung von Entwicklungs stand

- und sozialer Situation) auslösen? (15)

- • Welche Mittel kann der/die Erziehende einsetzen, um dem Kind zu helfen, das

Gesehene und Gehörte zu verarbeiten? (15)

- Hat die Geschichte mich berührt oder mir einen ungewöhnlichen Standpunkt erklärt? (9)

2.5 Besonderheit

- Zur Erzählstruktur und Erzählhaltung

Originalität/ Innovativität

- ggf. innovativer (oder gekonnt nostalgischer) Illustrationsstil (19)

- Thema (im Vergleich zu thematisch ähnlichen Sachbüchern; Innovation und Originalität des Themas) (4)

- Originalität von von Handlung/Story/ Inhalt (4)

- sprachliche Originalität (4)

8 Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

- Findet der Autor originelle, eigenständige Formulierungen, einen besonderen Erzählton? (9)

- Ist die Geschichte originell? Wird sie aus ungewöhnlicher Perspektive erzählt?

Liegt ihr eine amüsante oder ungewöhnliche Idee zu Grunde? Ein Buch, das sich

wie eine Neuauflage von „Harry Potter“ liest, ist nicht originell. (9)

- originell muss es sein (8)

- ein innovativer Themenzugang, (17)

- originelle Illustrationen (17)

- Frage des Innovativen. Hat es dieses Thema schon einmal in einem Kinderbuch

gegeben? Oder wird ein altes Thema aus einer neuen Perspektive beschrieben.

Kommt der Autor/Autorin zu einem neuen, originellen Schluss? Ein Buch, das ei- ne Auszeichnung verdient hat, sollte also nicht epigonal in sattsam bekannten Fahrwassern schwimmen. (Übrigens meist ein gutes Verkaufskriterium) (6)

- literarische Innovation und Potenzia, „die öffentliche Diskussion anzuregen“ (4)

Animierend/ mitreißend

- Hat das Buch Witz, Schwung und einen gelungenen Spannungsbogen? (19)

- Erzählweise, (14)

- Es wird auf Qualität der Geschichte, Fantasie, die (originelle) Sprache, Humor,

Witz und besondere Erzählweise geachtet (16)

- Reißt die Geschichte mit? (9)

- Ist die Darstellung spannend, lustig, interessant? Gibt es einen Spannungsbogen?

Wollen die lesenden Kinder unbedingt wissen, wie es weitergeht? (15)

- Wird eine lebendige Sprache geboten (z. B. durch Lautmalerei, Vergleiche, Me-

taphern, wörtliche Rede)? (15)

- Wird eine lebendige Sprache geboten (Lautmalerei, Vergleiche, Metaphern, wört-

liche Rede)? (13)

- Autoren müssen so schreiben, dass es einen anspringt, (8)

- Es sollten halt gute Bücher sein, um den Appetit zu wecken. (2)

- fantasievoll (7)

- Die Erzählweise sollte spannend sein, so dass die VorleserInnen oder kleinen ZuhörerInnen gespannt sind, wie die Geschichte weiter- bzw. ausgeht. (13)

- Gelingt es dem Autor, eine Atmosphäre zu schaffen, die mich interessiert? Sehe ich das Geschriebene vor mir oder handelt es sich um ein lebloses Konstrukt? (9)

- Hallt die Geschichte in mir nach? Weiß ich auch noch nach ein paar Tagen, was darin erzählt wurde? Denke ich immer wieder darüber nach? (9)

- Wie ist die Geschichte aufgebaut? Steuert sie spürbar auf einen Höhepunkt hin?

Oder hat sie Längen? (9)

Qualitativ hochwertig/ was macht das Buch aus?

- die literarische qualität(19)

- „erzählerische Qualität“, (4)

- Sprachliche Qualität (sprachliche Bilder, Wortschatz, Stilebenen) (4)

- „Konstruktion und Zeichnung der literarischen Figuren“ (4)

- Güte von Handlung/Story/ Inhalt (4)

- In welchem Erzählstil ist das Buch geschrieben? Handelt es sich um eine fantastische oder realistische Erzählweise - oder eine Mischung aus beidem? (15)

- eine hohe sprachliche Qualität, (17)

- eine überzeugende Figurenzeichnung, (17)

- kreative/hochwertige/originelle Illustrationen (17)

8 Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

- Kinderbücher werden aber auch, wie die Erwachsenenliteratur, sprachlich und

formal beurteilt, sowie auf ihre Strukturierung, Spannung und (6)

- inhaltliche Qualität (10)

- sprachlich wie gestalterisch aus dem Markt herausragen (5)

- stilistische Virtuosität, (17)

- literarische Qualität, der Inhalt eines Buches genügt nicht (8)

3 Subkategorien pädagogische Intention

3.1 Korrekter Umgang mit gesellschaftlich relevanten Themen

- sensibler Umgang mit bzw. Vermeidung von Klischees (19)

- Werden bestimmte Nationalitäten, Kulturen, Religionen, Personengruppen in irgendeiner Weise diskrimiert oder klischeehaft dargestellt? (19)

- so wichtig die "alltagsbewältigung" für kinder sein kann - eine überfülle von büchern, in denen es um "randgruppen von randgruppen" geht, halte ich für falsch verstandene "pädagogik"(19)

- Über Gewalt, Sexismus, Verknüpfung der beiden, Unterdrückung, Nationalismus usw. muss ich wohl nichts weiter sagen, auch wenn die Grenzen manchmal sehr eng sein können. (1)

- Und Bücher, in denen unnötige Gewaltszenen vorkommen oder in denen Gewalt ausführlich, möglicherweise sogar verherrlichend beschrieben wird, können wir nicht nominieren. (9)

- Sind keine diskriminierenden oder verletzenden Elemente enthalten? (13)

- P.C. könnte ein Argument sein - aber auch: Wie weit darf dies Argument gelten?

(1)

- Sind keine diskriminierenden oder verletzenden Elemente (rassistischer, sexueller, politischer oder sozialer Art) enthalten? (15)

- Bücher, die den Anschein erwecken, nicht objektiv zu sein oder einen suggestiven Charakter haben, werden von uns ebenso wenig weiterempfohlen wie jugendgefährdende Texte (12)

- die Gedanken der Toleranz und Weltoffenheit in der Auseinandersetzung mit an- deren Traditionen, Religionen, Rassen und Wertvorstellungen näherbringen. (7)

- Welche Aussage hat das Buch? Welche Werte und gesellschaftlichen Vorstellun-

- werden vermittelt? (15)

- Begegnung mit fremden Welten (7)

3.2 Wissen Bildung

- ggf. Wissensvermittlung (z.B. korrekte Darstellung historischer Hintergründe, gu- te Recherche) (19)

- religiöse Erfahrungen müssen durch Bücher vermittelt werden (11)

- Glaubenswissen soll durch sie erschlossen werden (11)

- christliche Lebenshaltungen sollen verdeutlicht werden (11)

- Gibt es einen Fachwortschatz - aus welchem Themenbereich? (15)

- Dient die Sprache der Wortschatzerweiterung? Werden differenzierte Verben, Adjektive, Nomen verwendet? (15)

- Bebilderte Bücher tragen zur Schulung des ästhetischen Empfindens bei, daher sollten sie mit möglichst vielen unterschiedlichen Kunststilen Bekanntschaft ma- chen (13)

8 Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

- 1. Kriterium: die inhaltliche Anbindung, die Bücher müssen sich mit dem Thema

Frieden, Zivilcourage, Gewaltfreiheit beschäftigen, Frieden bedeutet dabei nicht nur Frieden im politischem Sinne, sonder in der Familie, im Klassenzimmer usw. (8)

- der Preis würdigt herausragende Darstellungen in der Kinder- und Jugendliteratur zu den Themen, die sich im weitesten Sinne mit Gesundheit und Krankheit befas- sen. (6)

- sprachlich anspruchsvoller Form (7)

- Dient die Sprache der Wortschatzerweiterung? Werden differenzierte Verben, Adjektive, Nomen verwendet? (13)

3.3 kognitive Anregungen

- Die Vermittlung eines Problembewusstseins im Umgang mit Unbekanntem und die Thematisierung gesellschaftlicher Tabus sollen die Leser zur eigenen Positionsbestimmung anregen. (7)

- Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an? (15)

- Wird die Fantasie der Kinder angeregt und Spielraum für Wünsche und Träume- geboten? (15)

- Wecken die Bilder Neugier, lösen sie Fragen aus? Fordern die Bilder zum genau- en Hinsehen auf? (15)

- Lässt das Buch Freiraum zur persönlichen Weiterentwicklung der Kinder? (15)

- Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an? (13)

- Wird die Fantasie der Kinder angeregt und Spielraum für Wünsche und Träume geboten? (13)

- Wecken die Bilder Neugier, lösen sie Fragen aus? (13)

- Fordern die Bilder zum genauen Hinsehen auf? (13)

- Ein weiterer Punkt, den wir be- und für sehr wichtig erachten, ist die erhebliche Meinungsbildung durch z. B. ein Sachbuch (12)

- Bietet das Buch den Kindern Möglichkeiten, ihre eigenen Erfahrungen, Vorstel- lungen, Ideen zu äußern? (15)

- Wichtig ist die Aussagekraft der Bilder. Es müssen nicht immer leuchtende, pla- kative Farben sein, die Kinder ansprechen. Auch zartfarbige oder schwarz-weiße Illustrationen regen die Fantasie der Kinder an (13)

4 Subjektive Faktoren, die Bewertung beeinflussen

- natürlich ist immer die subjektive einschätzung ein wesentlicher faktor in der be- wertung! (19)

- es hängt ganz sicher auch immer davon ab, was menschen, die kinderbücher auswählen, beurteilen, empfehlen selber lesen. jemand, der vor allem goethe schätzt, wird mit fantasy nicht viel anfangen können etc... (19)

- Stoffe, die sie selbst als Kinder gern gelesen hätten (16)

- Darüber hinaus spielt der eigene Geschmack eine wichtige Rolle. (13)

- Gerade, wenn es um sprachliche und formale Qualität geht, steht die subjektive

Meinung des Beurteilenden im Vordergrund. Diese wiederum setzt sich aus seiner speziellen Lese- und Lebenserfahrung, aus seinem allgemeinen Bildungsniveau, manchmal Alter und Geschlecht zusammen. (6)

- Die Kriterien für die Bewertungen sind also ausschließlich persönliche Kriterien der SchülerInnen oder AutorInnen. Sie sind nicht in einer Liste erfassbar. Es geht hier eher um persönliche Weiterempfehlungen. (3)

8 Anhang E - Zuordnung der Kriterien in Kategorien

- Zur Erzählstruktur und Erzählhaltung gibt es sehr viele verschiedene Meinungen, über die man sich streiten kann, das kommt dann auf die Meinung des Jurymit- glieds an, aber ist gut so, denn Lesermeinungen sind schließlich auch unterschied- lich (8)

- Wie stehen Sie selbst als VorleserIn oder VermittlerIn zu dem Buch? (15)

- Gefällt Ihnen das Buch? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? (15)

- Würden Sie das Buch trotzdem lesen, auch wenn es Ihnen nicht gefällt? (15)

- Welche Einflüsse der eigenen Leseerfahrung könnten die Beurteilung eines Kin- derbuches mitbestimmen? (15)

5 Keine Kriterienlisten

- kriterienlisten gibt es für uns nämlich nicht. dazu ist der vorgang der meinungs- bildung ein zu persönlicher, was ja auch die geschichte der fehleinschätzung später sehr berühmter und geschätzter bücher beweist. (6)

- hier kommt ein ganzes Bündel möglicher Kriterien zusammen, die man für die Bewertung von Kinder- und Jugendbüchern anwenden könnte. Einen allgemein gültigen Kriterienkatalog gibt es jedoch nicht. Angesichts der Auslegbarkeit solcher Kriterien sowie der Vielfalt der eingereichten Titel würde dieser auch nur wenig Sinn machen. (17)

- Auch bei uns wird immer (mal) wieder versucht, Kriterienkataloge aufzustellen.

Sie erweisen sich selbstverständlich als Irrversuch, denn - hier sind wir bibelkonform - wenn man Kreativität abtestbar machen könnte, müsste man sie vernichten. Sich-Bilder-machen heißt Bilder überflüssig machen. (1)

- das, was ein Buch in den Augen eines Rezensenten zu einem "besonderen" Buch macht, sollte durch seine Rezension klar und deutlich werden. Wenn es denn ein VORAB gäbe, wäre es ja leicht, diesen Vorgaben entsprechend zu schreiben, zu dichten, zu komponieren. Welterfolge allenthalben. Wie viele Welterfolge verträgt die Welt in welcher Zeit? (1)

- Besondere Kriterien gab es nicht. (2)

Ende der Leseprobe aus 81 Seiten

Details

Titel
Das "gute" Kinderbuch. Eine empirische Untersuchung und Darstellung der Qualitätskriterien für Kinder- und Jugendliteratur
Hochschule
Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Stendal
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
81
Katalognummer
V284194
ISBN (eBook)
9783656845652
ISBN (Buch)
9783656845669
Dateigröße
851 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kindheit, Literatur, Kinderliteratur, Jugendliteratur, Kinderbuch, Christin Deye, Deye, Kindheitswissenschaften, Qualitätskriterien, Bewertung, Literaturpreis, Kinderbuchpreis
Arbeit zitieren
Christin Deye (Autor:in), 2009, Das "gute" Kinderbuch. Eine empirische Untersuchung und Darstellung der Qualitätskriterien für Kinder- und Jugendliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284194

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