In der Forschung wird Heinrich von Kleist, dem Sohn einer preußischen Junker- und Offiziersfamilie, der als Dichter heraustrat aus der Familientradition und sich damit selbst in einem fortwährenden Selbstfindungsprozess befand („Ach, es ist meine angeborne Unart […] immer an einem Ort zu leben, an welchem ich nicht bin, und in einer Zeit, die vorbei, oder noch nicht da ist.“ ), ein systematisches Interesse am Problem der Identität zugesprochen. Die ihm in diesem Zusammenhang weiter attestierte innere Zerrissenheit wird gar als sein schriftstellerisches ‚Markenzeichen‘ identifiziert. Kleist scheint damit seine persönliche Krise in das Zentrum seines Werkes gerückt zu haben und so zieht sich das Motiv der Identität wie ein roter Faden in mannigfaltiger Weise durch die verschiedenen Stücke.
Angesichts dieses gehäuften In-Erscheinung-Tretens der Thematik bieten sich vielerlei Anknüpfungspunkte, um sich der grundlegenden Frage zu widmen, auf welche Weise sich Identität im Werke Kleists letztlich manifestiert. Welche verschiedenen Stadien und Prozesse durchläuft der Mensch bei Kleist auf seiner Suche nach Identität? Inwiefern spielen Herkunft und Abstammung für deren Konstruktion eine Rolle? Erfährt der Mensch sich lediglich indirekt und ist stets Opfer von Fremdbestimmung und externer Rollenzuweisung? Oder ist er auch in der Lage, selbstständig zur Erkenntnis seiner selbst zu gelangen?
Die Arbeit beinhaltet eine Betrachtung des Werkes Heinrich von Kleists hinsichtlich dieser Aspekte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Identitätsproblematik im Werke Heinrich von Kleists
- Identität in der Erzählung Die Verlobung von St. Domingo
- Die „Mesitze Toni“
- Narrative Identitätskonstruktion Tonis durch Gustav
- „Ich bin eine Weiße“ – Tonis entschiedenes Bekenntnis
- Identität in der Erzählung Der Findling
- Nicolo als „Gottes Sohn“
- Externe Rollenzuweisung – Nicolo als Substitut
- Identitätsfindung Nicolos in Colino?
- Zusammenfassende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Konstruktion und Krise von Identität im Werk Heinrich von Kleists, indem sie ein zentrales Motiv in ausgewählten Erzählungen beleuchtet.
- Identität als Ergebnis von inneren und äußeren Einflüssen
- Identität als Ergebnis von Rückschau auf den Lebensweg
- Identität durch Fremdwahrnehmung und Rollenzuweisung
- Identität durch bewusste Selbstbestimmung
- Die Rolle von Herkunft und Abstammung in der Identitätskonstruktion
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Bedeutung von Identität im Werk Heinrich von Kleists und stellt die wichtigsten Aspekte der Thematik vor. Die folgenden Kapitel analysieren die Erzählungen „Die Verlobung von St. Domingo“ und „Der Findling“ im Hinblick auf die Konstruktion von Identität. Dabei wird die Rolle von externen Einflüssen und der Selbstfindung der Protagonisten untersucht. Abschließend bietet die Arbeit in Kapitel 5 eine zusammenfassende Betrachtung der gewonnenen Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie Identitätskonstruktion, Identität in der Literatur, Heinrich von Kleist, „Die Verlobung von St. Domingo“, „Der Findling“, Selbstfindungsprozess, Fremdbestimmung, externe Rollenzuweisung.
- Arbeit zitieren
- Jannike Riesch (Autor:in), 2014, Identitätskonstruktion und -krise. Betrachtung eines Hauptmotivs in Heinrich von Kleists Werk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284235