Als Herder 1774 sein Werk "Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit" veröffentlichte, machte schon der polemische Titel klar, dass er sich mit seiner Geschichtsphilosophie von bestehenden Meinungen zeitgenössischer Philosophen abzugrenzen versuchte. Dem - ihm verhassten - Verallgemeinerungsstreben
der Aufklärungsphilosophen wollte er einen eigenen Ansatz gegenüberstellen.
In den "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" von 1783 stellte er die fertig ausgearbeitete Theorie seiner Geschichtsphilosophie der Öffentlichkeit vor - diese Schrift wird heute als sein wichtigstes Werk auf diesem Gebiet gewertet. Herders Lebenswerk fußt, wie Marga explizit herausstellte, auf umfangreichen „geschichtlichen Beobachtungen und kulturellen sowie pädagogischen Anleitungen“, welche für ihn ein solches Gewicht hatten, dass er 1776 bereits forderte: „Alle Philosophie, die des Volkes sein soll, muss das Volk zu seinem Mittelpunkt machen, […] welch neue fruchtbare Entwicklungen müssen sich hier nicht zeigen, wenn unsere ganze Philosophie Anthropologie wird“. So sei es gerade nicht eine reine Geschichtsphilosophie, die Herder in "Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit" zum Ausdruck bringe, sondern vor allem eine „Anthropologie […], die wir heute eher in die Nähe der kulturellen Anthropologie stellen können“. Gerhart Schmidt geht sogar so weit, zu behauten „das eine und einzige Grundthema Herders ist der Mensch“.
Diese Arbeit hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die anthropologischen Ansätze Herders in "Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit" herauszuarbeiten und so nachzuweisen, was Marga behauptete, nämlich dass die Auffassungen in den "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" bereits in Herdes Werk von 1774 gefunden werden können. Zu diesem Zeitpunkt seien sie aber nur als Intuition vorhanden gewesen, sie müssen also aus der Schrift erst erschlossen werden, was die vorliegende Arbeit leisten möchte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II. 1 Der Mensch als Teil eines Organismus
- II.2. Der Mensch zwischen Anlagen und Umwelteinflüssen
- II.3. Herder zwischen holistischer und individualistischer Anthropologie
- II.4 Der Mensch und der Sinn der Geschichte
- III. Schluss
- IV. Quellen- und Literaturverzeichnis
- IV.1. Quellenverzeichnis
- IV.2. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den anthropologischen Grundlagen von Johann Gottfried Herders Geschichtsphilosophie, die in seinem Werk „Auch eine Philosophie zur Bildung der Geschichte der Menschheit“ (1774) zum Ausdruck kommen. Ziel ist es, die anthropologischen Ansätze Herders herauszuarbeiten und zu zeigen, dass seine Ideen bereits in diesem frühen Werk angelegt sind, auch wenn sie erst in den „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (1783) vollständig entwickelt wurden. Die Arbeit untersucht, wie Herder den Menschen in das größere Ganze der Menschheit einordnet und welche Rolle die Umwelt und die Geschichte für die Entwicklung des Menschen spielen.
- Der Mensch als Teil eines Organismus: Herder sieht den Menschen als Teil eines großen, organischen Ganzen, das sich über die Zeit hinweg entwickelt.
- Die Bedeutung der Umwelt: Herder betont die Bedeutung der Umwelt für die Entwicklung des Menschen und die Entstehung von Kulturen.
- Die Rolle der Geschichte: Herder betrachtet die Geschichte als einen Prozess der ständigen Entwicklung und Veränderung, der durch die Interaktion von Mensch und Umwelt geprägt ist.
- Der Mensch und der Sinn der Geschichte: Herder sucht nach dem Sinn der Geschichte und versucht, die Entwicklung der Menschheit als einen Prozess der Bildung und Vervollkommnung zu verstehen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Herders Werk „Auch eine Philosophie zur Bildung der Geschichte der Menschheit“ in den Kontext seiner Zeit und zeigt auf, dass Herder sich mit seiner Geschichtsphilosophie von den bestehenden Meinungen der Aufklärungsphilosophen abgrenzte. Sie führt außerdem die anthropologischen Ansätze Herders ein und erläutert die Bedeutung der Anthropologie für die Geschichtsphilosophie.
Der Hauptteil der Arbeit befasst sich mit den anthropologischen Ansätzen Herders. Kapitel II.1 untersucht die Einordnung des Individuums in das größere Ganze der Menschheit. Herder sieht den Menschen als Teil eines Organismus, der sich über die Zeit hinweg entwickelt. Kapitel II.2 beleuchtet die Bedeutung der Umwelt für die Entwicklung des Menschen. Herder betont, dass die Umwelt den Menschen prägt und die Entstehung von Kulturen beeinflusst. Kapitel II.3 untersucht die Spannungen zwischen holistischer und individualistischer Anthropologie bei Herder. Kapitel II.4 befasst sich mit der Frage nach dem Sinn der Geschichte und zeigt, wie Herder die Entwicklung der Menschheit als einen Prozess der Bildung und Vervollkommnung versteht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Anthropologie, die Geschichtsphilosophie, Johann Gottfried Herder, „Auch eine Philosophie zur Bildung der Geschichte der Menschheit“, „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“, Organismustheorie, Umwelt, Geschichte, Bildung, Vervollkommnung, Menschheitsentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Florian Stenke (Autor:in), 2014, Anthropologische Grundlagen zu Herders Geschichtsphilosophie in "Auch eine Philosophie zur Bildung der Geschichte der Menschheit", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284342