In vielen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit, z.B. in Sozialpsychiatrischen Diensten und Suchtberatungsstellen, wird der Fokus immer mehr auf das Familiensystem gelenkt, wenn die Betreuung eines Betroffenen übernommen wird. Es hat sich als sinnvoll und hilfreich erwiesen, das Umfeld in die Arbeit mit dem Betroffenen einzubeziehen, denn dadurch können Rückfälle und Krisensituationen vermindert werden. Deshalb ist es nötig, dass Sozialarbeiter und Sozialpädagogen nicht nur Fachwissen über die psychische Erkrankung und das Erleben des Betroffenen haben, sondern auch die Beziehungsmechanismen und besonderen Belastungen der Angehörigen kennen.
Es kommt aber auch vor, dass Angehörige so sehr unter diesen Belastungen leiden, dass sie für sich selbst Hilfe in Anspruch nehmen. Vor allem mit Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen sowie mit psychologischen Beratungsstellen werden sie sich in Verbindung setzen, wenn sie nicht mehr weiter wissen und mit der Situation überfordert sind. Kenntnisse über eine mögliche Borderline-Störung und die Prozessabläufe in Borderline-Familien helfen dann, Angehörigen mehr Verständnis entgegen zu bringen und mit ihnen wirksame Lösungssstrategien zu erarbeiten.
Ich möchte den Alltagsabläufen mit all ihren Interaktionen und Reaktionen an dieser Stelle Raum geben, um zu verdeutlichen, in welcher Realität die Angehörigen mit den Betroffenen leben. Dadurch hoffe ich, eine Verständnisgrundlage in der Sozialen Arbeit zu schaffen, damit Angehörige nicht zurückgewiesen oder wegen ihrer unglaublich anmutenden Erzählungen belächelt werden, sondern angemessene Hilfe erhalten.
Aus der Angehörigenarbeit in der Suchtkrankenhilfe stammt die Theorie der Co-Abhängigkeit. Unzählige Bücher und Texte gibt es zu diesem Thema, und in letzter Zeit gerät es unter Fachleuten immer mehr in die Diskussion, dass Angehörige von psychisch Kranken ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie Angehörige von Suchtkranken.
Die Theorie der Co-Abhängigkeit zielt auf Personen ab, die dem Betroffenen emotional am nächsten sind und wird von Fachleuten auch als Beziehungssucht des jeweiligen Angehörigen definiert. Meist handelt es sich dabei um den Partner des Betroffenen. Anhand meiner Kenntnisse aus der Literatur zur Co- Abhängigkeit und der Kenntnisse über die Partner von Borderlinern möchte ich die Parallelen aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in das Thema "Borderline und Soziale Arbeit"
- Erklärung der Begriffe
- Historischer Überblick
- Kontakt zu Borderlinern in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit
- Die Auswirkungen des Borderline-Syndroms auf das Umfeld der Betroffenen
- Die Notwendigkeit der Angehörigenarbeit
- Informationen über Betroffene und Angehörige finden, aber wie?
- Die Auswirkungen der Borderline-Störung auf die Partnerschaft
- Co-Problematik bei Partnern von Borderlinern
- Interview mit einer Partnerin
- Weglaufen gilt nicht! Die Bedeutung der Borderline-Störung für die Familienangehörigen
- Böse Eltern oder leidende Eltern?
- Interview mit einer Mutter
- Von Helden und Sündenböcken- Die Kinder aus Borderline-Familien
- "Borderliner spalten das Team!" Auswirkungen auf die professionelle Beziehung
- Sieben Fragen an einen Mitarbeiter eines Sozialpsychiatrischen Dienstes
- Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Borderline-Syndroms auf Angehörige von Betroffenen und den Aufgaben der Sozialen Arbeit in diesem Kontext. Sie analysiert die Herausforderungen, denen Angehörige von Menschen mit Borderline-Störung gegenüberstehen, und beleuchtet die Rolle der Sozialen Arbeit bei der Unterstützung und Begleitung dieser Familien.
- Definition und Abgrenzung des Borderline-Syndroms
- Die Auswirkungen des Borderline-Syndroms auf die Partnerschaft, die Familie und das soziale Umfeld
- Die Bedeutung der Angehörigenarbeit in der Sozialen Arbeit
- Herausforderungen und Möglichkeiten der Sozialen Arbeit im Umgang mit Borderline-Klienten und ihren Angehörigen
- Die Bedeutung von Information und Aufklärung über das Borderline-Syndrom
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema "Borderline und Soziale Arbeit" ein. Es werden die Begriffe Borderline-Syndrom, Borderline-Zustände und Borderline-typisches Verhalten definiert und abgegrenzt. Außerdem wird ein historischer Überblick über die Entwicklung des Borderline-Konzepts gegeben. Abschließend wird die Bedeutung des Themas für die Soziale Arbeit hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen des Borderline-Syndroms auf das Umfeld der Betroffenen. Es wird die Notwendigkeit der Angehörigenarbeit betont und die Auswirkungen der Störung auf die Partnerschaft, die Familie und das soziale Umfeld beleuchtet. Interviews mit einer Partnerin und einer Mutter geben Einblicke in die persönlichen Erfahrungen von Angehörigen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Frage, wie Mitarbeiter eines Sozialpsychiatrischen Dienstes mit Borderline-Klienten und ihren Angehörigen umgehen können. Es werden sieben Fragen an einen Mitarbeiter gestellt, die auf die besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten der Sozialen Arbeit in diesem Bereich hinweisen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Borderline-Syndrom, die Auswirkungen auf Angehörige, die Aufgaben der Sozialen Arbeit, Angehörigenarbeit, Partnerschaft, Familie, soziales Umfeld, Information und Aufklärung, Herausforderungen und Möglichkeiten der Sozialen Arbeit.
- Arbeit zitieren
- Daniela Heider (Autor:in), 2003, Auswirkungen des Borderline-Syndroms auf Angehörige von Betroffenen. Aufgaben der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284356