Einleitung
Die Beziehung zwischen Jacques und seinem Maître ist beeinflußt von vielen literarischen Vorbildern, so zum Beispiel von CERVANTES’ Don Quijote und Sancho Pansa, aber auch von RABELAIS’ Pantagruel und Panurge und STERNES Tristram Shandy. Diese Einflüsse sollen hier aber nicht näher besprochen werden, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Dennoch wird alleine schon durch die Vielfalt an intertextuellen Einflüssen deutlich, daß das Verhältnis zwischen Jacques und seinem Maître ein sehr vielschichtiges und komplexes ist. Es ist von zentraler Bedeutung für ein Verständnis des Gesamtwerks. Aus diesem Grund befaßt sich auch die vorliegende Arbeit mit diesem Thema. Ziel ist es, das Verhältnis der beiden Protagonisten aufzuschlüsseln, um auf diese Weise ein tieferes Verständnis des Werkes zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wird das Verhältnis zwischen Jacques und dem Maître zunächst aus drei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Diese Einteilung kann allerdings zunächst nur zur groben Orientierung dienen.
Zunächst muß der soziale Aspekt ihres Verhältnisses betrachtet werden, das heißt also das Herren-Knecht Verhältnis im engeren Sinne. In diesem Rahmen wird auch immer wieder ein Kontext zu der französischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts hergestellt werden. In diesem Teil wird der offene Konflikt, der zwischen Jacques und dem Maître im Grand- Cerf ausbricht, zunächst so weit wie möglich ausgeklammert werden, da er zum Schluß einzeln betrachtet werden wird. Dies geschieht aufgrund der zentralen Bedeutung dieser Episode für den sozialen Aspekt ihrer Beziehung. Der zweite Blickwinkel auf die Beziehung von Jacques und seinem Maître ist der auf den persönlichen Aspekt ihrer Beziehung. Dieser Teil wird den kürzesten Abschnitt dieser Arbeit darstellen, da die Grenze dieses Aspektes zu den anderen beiden oft fließend ist und eine Wiederholung vermieden werden soll. Schließlich soll der philosophische Aspekt ihrer Beziehung genauer beleuchtet werden. Die Darstellung dieses Aspektes kann im Rahmen dieser Arbeit naturgemäß nicht vollständig sein, auch bedingt dadurch, daß der Bezug zu literarischen Vorbildern ausgeklammert werden soll. Um in diesem Teil der Arbeit die Darstellung zu vereinfachen, werden einige Einzelaspekte der Beziehung zwischen Jacques und dem Maître mittels einer vom Autor dieser Arbeit entworfenen Hilfskonstruktion besprochen, die der Einfachheit halber „Kontinuum“ genannt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die soziale Beziehung zwischen den Protagonisten
- Die soziale Rolle von Jacques und Maître im Ancien Régime
- Die reale Basis dieser sozialen Rollen
- Jacques' Umgang mit diesen Gegensätzen
- Offener Ausbruch des sozialen Konfliktes
- Die Lösung des Konflikts
- Die persönliche Beziehung der beiden Protagonisten
- Die emotionale Ebene
- Die Überlegenheit Jacques
- Die Handlungsebene
- Die Interaktion in den Dialogen
- Die philosophische Beziehung zwischen den beiden Protagonisten
- Aktivität versus Passivität
- Determinierung versus freier Wille
- Das Kontinuum von Gegensatzpaaren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist die Analyse der komplexen Beziehung zwischen Jacques und seinem Maître in Denis Diderots "Jacques le Fataliste et son maître". Durch die Untersuchung des Verhältnisses aus sozialer, persönlicher und philosophischer Perspektive soll ein tieferes Verständnis des Gesamtwerks ermöglicht werden.
- Die soziale Rollenverteilung im Ancien Régime und ihre Auswirkungen auf das Herren-Knecht-Verhältnis
- Die realen Machtverhältnisse und die Grenzen des sozialen Konfliktes zwischen Jacques und seinem Maître
- Die emotionale und intellektuelle Dynamik der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten
- Die philosophischen Diskurse über Determinismus, freien Willen und das Kontinuum von Gegensatzpaaren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema und die Zielsetzung der Arbeit vor und beleuchtet die vielfältigen intertextuellen Einflüsse auf Diderots Werk. Kapitel 2 analysiert die soziale Beziehung zwischen Jacques und seinem Maître, untersucht ihre Rollen im Ancien Régime und hinterfragt die realen Machtverhältnisse, die diese Beziehung prägen. Kapitel 3 widmet sich dem persönlichen Aspekt der Beziehung, wobei die emotionale Ebene und Jacques' Überlegenheit in der Handlung und im Dialog beleuchtet werden. Schließlich untersucht Kapitel 4 die philosophischen Aspekte der Beziehung, insbesondere die Themen Determinismus, freier Wille und das Kontinuum von Gegensatzpaaren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Jacques le Fataliste, Denis Diderot, Ancien Régime, Herren-Knecht-Verhältnis, soziale Rollen, Machtverhältnisse, emotionale Beziehung, philosophischer Diskurs, Determinismus, freier Wille, Kontinuum von Gegensatzpaaren.
- Arbeit zitieren
- Ulrich Jacobs (Autor:in), 1998, Die Beziehung zwischen Jacques und seinem Maître in DENIS DIDEROTS "Jacques le Fataliste et son maître", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28454