„Wärst Du ein Mann gewesen - o Gott, wie innig habe ich dies gewünscht! Wärst Du ein Mann gewesen - denn eine Frau konnte meine Vertraute nicht werden […]“, so schrieb Heinrich von Kleist am 14. August 1800 an seine Halbschwester Ulrike. Doch waren die engsten Vertrauten, die Kleists kurzen Lebensweg begleiteten, denen er sein Herz ausschüttete und die ihn unterstützten, Frauen. Auch waren seine bekanntesten und faszinierendsten literarischen Figuren weiblich.
In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit den Frauenfiguren in Kleists Leben und seinen literarischen Werken befassen. Zu Beginn soll das Frauenbild um 1800 kurz umrissen werden, um einzuordnen inwieweit Heinrich von Kleist in seinen Vorstellungen und Idealen dem Zeitgeist folgte. Im Folgenden werde ich drei wichtige Frauenfiguren in seinem Leben anhand ihres Briefwechsels näher betrachten, um herauszuarbeiten, inwiefern sich Kleists persönliches Verhältnis zu Frauen auf sein Werk und seine Vorstellungen auswirkten. Anschließend sollen zwei Werke Heinrich von Kleists exemplarisch auf ihre wichtigsten Frauenfiguren untersucht werden. Hierbei habe ich mich zunächst für „Das Erdbeben in Chili“ entschieden, ein Werk welches bislang zumeist im Hinblick auf seine politischen und theologischen Inhalte hin untersucht wurde. Mir scheint es aber auch für dieses Thema geeignet zu sein, da ich zeigen möchte, dass die Figur der Josephe Asteron eine von Kleists interessantesten Frauenfiguren ist und im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus als selbstbestimmte und unabhängige Frau gesehen werden kann. Im Gegensatz dazu werde ich dann Käthchen im „Käthchen von Heilbronn“ untersuchen, die in der reichhaltigen Forschung und auch von Kleist selber meist in Gegensatz zur Penthesilea gesetzt wurde. Unabhängig davon, möchte ich zeigen, inwieweit Käthchen dem Idealbild Kleists und seiner Zeit entsprach und im Gegensatz zur These der meist älteren und männlichen Forschung von Käthchen als „entschlussfreudige[r] Frauenfigur[..] , darlegen, dass ihr Handeln eher reagierend und fremdbestimmt, als agierend und selbstbestimmt ist.
Abschließend werde ich meine Ergebnisse in einem kurzen Fazit zusammenfassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Frauenbild um 1800
- Heinrich von Kleist und die Frauen
- Kindheit, Jugend und Wilhelmine von Zenge
- Ulrike von Kleist
- Tod mit Henriette Vogel
- Frauenfiguren in Heinrich von Kleists Werken
- Josephe Asteron in „Das Erdbeben in Chili“
- Käthchen in „Das Käthchen von Heilbronn“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Frauenfiguren im Leben und Werk Heinrich von Kleists. Sie untersucht, inwieweit Kleists persönliches Verhältnis zu Frauen sein Werk und seine Vorstellungen beeinflussten. Zudem beleuchtet die Arbeit das Frauenbild um 1800 und analysiert zwei ausgewählte Werke Kleists auf ihre wichtigsten Frauenfiguren.
- Frauenbild im 18. Jahrhundert und Kleists Bezugspunkt zum Zeitgeist
- Bedeutung von Frauen im Leben Heinrich von Kleists, insbesondere Wilhelmine von Zenge, Ulrike von Kleist und Henriette Vogel
- Analyse der Figur der Josephe Asteron in „Das Erdbeben in Chili“
- Untersuchung der Figur des Käthchens in „Das Käthchen von Heilbronn“
- Kleists Vorstellung von der Rolle und Bedeutung von Frauen in der Gesellschaft und seinen Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Einblick in Kleists persönliches Leben und seine Beziehung zu Frauen. Sie stellt die Frage, inwiefern Frauen Kleists Leben und Werk beeinflusst haben.
Das zweite Kapitel beleuchtet das Frauenbild um 1800. Es zeigt, wie die Gesellschaft zu dieser Zeit Frauen sah und welche Debatten über die Rolle der Frau geführt wurden.
Das dritte Kapitel analysiert die Beziehung Heinrich von Kleists zu drei wichtigen Frauen in seinem Leben: Wilhelmine von Zenge, Ulrike von Kleist und Henriette Vogel. Es untersucht Kleists Briefwechsel mit diesen Frauen und zeigt, wie er sich ihnen gegenüber verhielt.
Das vierte Kapitel untersucht zwei wichtige Frauenfiguren in Kleists Werken: Josephe Asteron in „Das Erdbeben in Chili“ und Käthchen in „Das Käthchen von Heilbronn“. Es analysiert die Bedeutung dieser Figuren innerhalb der jeweiligen Werke.
Schlüsselwörter
Heinrich von Kleist, Frauenbild, Frauenfiguren, Wilhelmine von Zenge, Ulrike von Kleist, Henriette Vogel, „Das Erdbeben in Chili“, Josephe Asteron, „Das Käthchen von Heilbronn“, Käthchen, Briefwechsel, Literaturanalyse, Zeitgeist, Frauenrolle.
- Arbeit zitieren
- Lena Kaiser (Autor:in), 2011, Frauenfiguren im Leben und Werk Heinrich von Kleists, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284671