Die Förderung empathischer Fähigkeiten des Beraters mit dem klientenzentrierten Ansatz nach C. Rogers. Auswirkungen auf die Klient-Beraterbeziehung


Hausarbeit, 2014

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Begriffserklärung
2.1 Sozialpsychologische Definition von Empathie
2.2 C. Rogers Definition von Empathie

3 Fördermöglichkeiten von empathischen Fähigkeiten

4 Auswirkungen auf die Klient-Beraterbeziehung

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Beratung ist zunächst eine Interaktion zwischen mindestens zwei Beteiligten, bei der die beratende(n) Person(en) die Ratsuchende(n)- mit Einsatz von kommunikativen Mitteln- dabei unterstützen soll, in Bezug auf eine Frage oder auf ein Problem mehr Wissen, Orientierung oder Lösungskompetenz zu gewinnen“ (Sickendieck 2008, S.13). Der Berater fokussiert sich vor allem auf die emotionale, kognitive und praktische Problemlösung von Klienten beziehungsweise Systemen, wie z. B. Gruppen, Familien, Einzelperson etc. (vgl. Sickendieck 2008). Auf der einen Seite ist Beratung für Jedermann als eine Kommunikationsform bekannt, wie zum Beispiel in der Beziehung zu seinem Partner, Freund oder Familie (Tür- und Angelgespräche). In der sozialen Arbeit handelt es sich mittlerweile um eine professionelle Intervention in unterschiedlichen Bezügen. Professionelle Berater sollten über Fachwissen verfügen, welches in den unterschiedlichen Bereichen der sozialen Arbeit (Drogenberatung, Erziehungsberatung, Familienberatung) angewendet werden kann, das sogenannte handlungsspezifische Wissen. Die (Sozial)psychologie liefert zur besseren Systematisierung von Beratungssituationen und deren Zielsetzungen verschiedene Konzepte. Ein viel betrachtetes Konzept, welches auch dieser Arbeit zugrunde liegen soll, ist der klientenzentrierte Ansatz von C. Rogers (1902). Rogers rückt hier die Beziehung zwischen Berater und dessen Klienten in den Fokus, wobei er ein besonderes Augenmerk auf diejenigen Eigenschaften des Beraters legt, die eine erfolgreiche Beratung maßgeblich beeinflussen. Zu diesen Eigenschaften zählt vor allem die Fähigkeit des Beraters, Empathie für sein Gegenüber zu empfinden. Der klientenzentrierte Ansatz wird meistens mit einer Therapie verbunden, jedoch wendet sich C. Rogers mit dem Konzept nicht nur an Psychologen, sondern an alle Fachleute, die einen Wandel der Einstellungen bei ihren Klienten bewirken wollen, wie z.B.: in der Schul- oder Eheberatung etc., also auch an Sozialarbeiter/innen (vgl. Weinberger 2008, S. 33).

In der praktischen Umsetzung des klientenzentrierten Ansatzes stellt sich nun die Frage, inwieweit empathisches Verhalten überhaupt trainierbar ist und wie es sich konkret auf die Beziehung zwischen Berater und Klienten auswirkt. Ziel dieser Hausarbeit ist es daher, die Möglichkeiten des Erlernens empathischer Züge zu diskutieren und so wertvolle Handlungsempfehlungen für die alltägliche Beratung in der sozialen Arbeit abzuleiten.

Demzufolge lautet das Hausarbeitsthema: -Professionelle Beratung- Die Förderung von empathischen Fähigkeiten des Beraters im Hinblick auf den klientenzentrierten Ansatz nach C. Rogers und derer Auswirkungen auf die Klient-Beraterbeziehung in der Beratungssituation.

Dazu werden im Folgenden zunächst die definitorischen Grundlagen gelegt (Punkt 2). Anschließend erfolgt ein Überblick über die Fördermöglichkeiten von empathischen Fähigkeiten (Punkt 3). Daran angeknüpft werden die Auswirkungen, entstehend aus den empathischen Fähigkeiten des Beraters, auf die Klienten beziehungsweise die Beraterbeziehung dargestellt (Punkt 4). Unter Punkt fünf werden die Ereignisse sowie daran anschließende, noch offene Fragestellungen zusammenfassend dargestellt.

2 Begriffserklärung

2.1 Sozialpsychologische Definition von Empathie

In die Sozialpsychologie werden die Teilgebiete der Psychologie und der Soziologie einbezogen. Dabei bezieht sich die Sozialpsychologie im Großen und Ganzen auf das Individuum und sein soziales Umfeld bzw. Leben. Der Hauptunterschied und die Abgrenzung zur Soziologie ist, dass letztere eine Art Makroblick auf die Gesellschaft wirft und nicht auf die Psychologie des einzelnen Menschen. Piontkowski versteht unter der Sozialpsychologie, […] [ein; C.S.] Konzept [einer; C.S.] wechselseitiger Beziehungen, in der beide Interaktionspartner Einfluss aufeinander nehmen können“ (Piontkowski 2011, S.1). Von besonderem Interesse für die sozialpsychologische Forschung sind die geistigen Vorgänge eines Individuums, wenn unterschiedliche Einflüsse miteinander in Konflikt geraten. Ein Beispiel dafür wäre, dass junge Studenten zwischen den zu Hause erlernten Werten und Normen und denen von ihren Kommilitonen und Dozenten vorgelebten hin- und hergerissen sind (vgl. Aronson 2004, S.6). Die sozialpsychologische Forschung stellt sich u.a. auch die Frage wie unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten von unserem sozialen Umfeld geformt werden (vgl. Aronson 2004 S. 409). Durch die Gesellschaft beziehungsweise das nahe Umfeld kann ein Individuum in der Interaktion empathische Fähigkeiten entwickeln. Laut Aronson, die sich an C. Daniel Batson orientiert, wird unter Empathie „die Fähigkeit, uns selbst in die Lage eines anderen Menschen zu versetzen und die Ereignisse und Emotionen so zu fühlen, wie der andere sie erlebt“ (Aronson 2004 S. 409) verstanden. Dabei lässt sich eine Empathie-Altruismus-Hypothese aufstellen. „Wenn wir Empathie fühlen für einen anderen Menschen, werden wir versuchen, dieser Person aus rein altruistischen Gründen zu helfen, ohne Rücksicht darauf, ob wir etwas dabei gewinnen“ (Aronson 2004, S. 409). Das heißt, dass Altruismus die Ausganglage für ein Individuum ist, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können. Unter Altruismus wird das „einzige[s] Ziel [verstanden], einem anderen Menschen zu helfen, auch wenn dies mit Kosten bzw. Nachteilen für den Helfer selbst verbunden ist“ (Aronson 2004, S. 409). „Reiner Altruismus kommt vor allem dann zum Tragen […], wenn wir Empathie für den in Not Geratenen verspüren, die Fähigkeit also, uns selbst in die Lage eines anderen Menschen zu versetzen und die Ereignisse und Emotionen zu fühlen, wie der andere sie erlebt“ (Aronson 2004, S. 409). Ein Beispiel dafür ist, wenn in einem Supermarkt einem älteren Mann die Einkaufstüte mit seinen Lebensmitteln hinfällt. Die anderen Supermarktbesucher werden dem älteren Mann erst dann helfen, wenn sie seine Not nachempfinden können. Das Ziel ihres Eingreifens ist dann, die Not des Mannes zu lindern, ohne dass daraus eigene Vorteile entstehen. Dieses beinhaltet die wesentlichsten Ideen der Empathie-Altruismus-Hypothese (vgl. Aronson 2004, S. 409). Wird eine Person dem Mann allerdings nicht helfen, sieht sie für sich keine eigenen Vorteile. Auf eine Beratersituation übertragen könnte das bedeuten, dass der Klient durch Empathie des Beraters positive Erfahrungen sammelt und diese in sein Selbstkonzept integriert. Aber auf der anderen Seite kann er sich durch fehlende Empathie nicht verstanden und angegriffen fühlen und somit keine positiven Erfahrungen sammeln.

2.2 C. Rogers Definition von Empathie

Carl Rogers (1902-1987) gilt heute als Hauptvertreter der humanistischen Psychologie. Ab 1942 entwickelte er das Konzept der klientenzentrierten Therapie. Carl Rogers zeichnet in seinen Konzepten ein überwiegend positives Menschenbild, welches sich unter anderem aus der Selbstaktualisierungstendenz des Menschen ergibt (vgl. Eckert 2006, S.27 f.). Der Mensch hat demnach die Fähigkeit und die Tendenz, sich fortlaufend weiterzuentwickeln. Um eine Entwicklung bei einem Menschen im Rahmen der Beratung gewährleisten zu können, befasst sich C. Rogers mit den sogenannten Berater- oder Therapeutenvariablen, Empathie, Wertschätzung und Echtheit (vgl. Weinberger 2008, S. 28). Diese Variablen sollte ein Berater als Grundhaltung gegenüber dem Klienten in sich tragen, so dass eine gute Berater-Klient-Beziehung zustande kommen kann. In diesem Kontext bedeutet Empathie beziehungsweise das einfühlende Verstehen laut Rogers: „[…] den inneren Bezugsrahmen des anderen möglichst exakt wahrzunehmen, mit all seinen emotionalen Komponenten und Bedeutungen, gerade so, als ob man die andere Person wäre, jedoch ohne jemals die ‚Als-ob‘-Position aufzugeben“ (Rogers 1959, S. 37 zit. n. Weinberger 2008, S. 38). Empathie beschreibt demnach das Verständnis für die Gefühle des Klienten. Der Berater versetzt sich in die Lage beziehungsweise in die Welt des Klienten und sieht dessen Sichtweise und Gefühle aus seiner Perspektive. Er beachtet Sprechpausen, Tonfall, Gestik und Mimik sowie die Körperhaltung. Empathie bedeutet dabei nicht die Wertung einer Aussage des Klienten durch den Berater, wie zum Beispiel die Aussage „Ja, das kann ich gut nachvollziehen.“, sondern beinhaltet vielmehr die Wiederholung der Empfindungen des Klienten, woraufhin der Klient sich dann aus einer gewissen Distanz wahrnehmen kann. Ein Beispiel dafür wäre das Schreiben eines Tagebuches (vgl. Weinberger 2008, S. 38). Ein empathisches Verhalten stellt nach dem klientenzentrierten Ansatz eine wichtige Eigenschaft eines guten Beraters dar. Im nächsten Abschnitt soll deshalb diskutiert werden, inwieweit diese Fähigkeiten für erfolgreiche Beratungsgespräche erlernbar sind.

3 Fördermöglichkeiten von empathischen Fähigkeiten

Es stellt sich nun die Frage, inwieweit die empathischen Fähigkeiten des Beraters in Beratungssituationen angeboren und förderbar oder sogar erlernbar sind. Nach Friedlmeier stecken in einem Individuum bereits seit der Geburt empathische Fähigkeiten. „Bereits 2 bis 4 Tage alte Babys reagieren mit reaktivem Weinen, wenn sie das Schreien oder Weinen eines 5 Tage alten Babys hören […]. Diese Reaktion läßt [sic] sich als Gefühlsansteckung, als eine rudimentäre empathische Unwohlseinsreaktion interpretieren, die von Geburt an ausgebildet ist“ (Friedlmeier 1992, S. 138). Diese Reaktion stellt eine Urform der Empathie dar. Darüberhinaus berichtet Sander (2006), dass

„[…]das Merkmal ‚Empathisches Verhalten‘ weniger von Sensibilisierungsprozessen, Übungen und Aufmerksamkeitstraining abhängig [ist; C.S], sondern von der Summe aller Einstellungen, die ein Berater/Therapeut von anderen erfahren hat und die er gegenüber sich selbst hegt. Wenn jemand selbst diese Qualitäten nie von anderen Personen kennen gelernt hat, wird er nur schwer in der Lage zu sein, diese vorbehaltlose Einstellung in seinen Beratungsgesprächen aufzubringen. Wenn jemand selber mit sich selbst hadert, hadert er auch mit seiner Umgebung und ihrer scheinbaren Unzulänglichkeit“ (Sander 2006, S. 30 f.).

Empathie ist demnach ein Verhalten, das ein Berater nur schwer aus einem Lehrbuch, sondern vorrangig durch das Beobachten empathisch agierender Personen und eigene Erfahrungen erlernen kann.

Alterhoff (1994) untermauert diese Aussage, indem er mitteilt, dass die Beratung „[…] nur in Zusammenarbeit mit anderen, durch gegenseitige Rückmeldung über eigenes Handeln und mit Hilfe intensiver berufsbezogener Selbsterfahrung erlernt wird“ (Alterhoff 1994, S. 12). Des Weiteren sagt Alterhoff, dass „Empathie […] für Rogers nicht eine Technik [ist; C.S.], sondern ein Zustand einer Person, die das innere Bezugssystem eines anderen mit allen emotionalen Komponenten und Bedeutungen genau wahrnehmen kann […]“ (Rogers, 1959, S.210 zit. n. Alterhoff 1994, S. 84). Es lässt sich somit festhalten, dass die empathische Fähigkeit bereits in der frühen Kindheit vorhanden zu sein scheint, aber je nach Interaktion mit der Umwelt weniger oder mehr ausgebaut wird. Ein weiterer Aspekt im Hinblick auf die Förderbarkeit von empathischen Verhalten bei Beratern ist, dass Empathie eher gezeigt werden kann, wenn das Individuum mit sich im Einklang ist. Des Weiteren vermittelt Sander im Hinblick auf die Beratervariablen, dass es „[…] eigentlich nicht möglich [ist; C.S] ‚Echtheit‘, ‚Akzeptanz‘ und ‚Wertschätzung‘ einzuüben, [da; C.S.] derartige Grundhaltungen […] noch enger als z. B. die ‚Sensibilisierung für das Innere eines anderen Menschen‘ mit internalisierten Haltungen, Einstellungen, prosozialen Motiven und ‚Prägungen‘ zusammen [hängen; C.S.]“ (Sander 2006, S. 35). Er teilt mit, dass Übungen hauptsächlich zur generellen Förderung von Kommunikation und Beziehung dienen sollen (vgl. Sander 2006, S. 39). Auch Weinberger weist darauf hin, dass die klientenzentrierte Grundhaltung nicht als eingeübte und beliebig anwendbare Technik verstanden werden darf, die die helfende Person dazu benutzt, die Klientin zu einem bestimmten Ziel zu bringen (vgl. Weinberger 2008, S. 81). Der Berater sollte demzufolge eine intrinsische Veranlagung zu empathischem Verhalten haben anstatt dieses als Mittel zum Zweck zu sehen. Es kann festgehalten werden, dass ein Mensch normalerweise seit der Geburt empathische Züge aufweist, die er im Umgang mit seinen Mitmenschen verfeinern kann. Jedoch existieren Techniken und Trainingsmethoden, die es ermöglichen, verschiedene (Teil-) Fähigkeiten des empathischen Verhaltens aktiv zu fördern und so die Entfaltung einer bereits (latent) existierenden empathischen Kompetenz positiv zu beeinflussen (vgl. Liekam 2004, S, 186). Diese Techniken, welche als Anregungen zur Vertiefung empathischer Züge zu interpretieren sind, sollen im Folgenden näher erläutert werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Förderung empathischer Fähigkeiten des Beraters mit dem klientenzentrierten Ansatz nach C. Rogers. Auswirkungen auf die Klient-Beraterbeziehung
Hochschule
Universität Siegen
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V284677
ISBN (eBook)
9783656849674
ISBN (Buch)
9783656849681
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
förderung, fähigkeiten, beraters, ansatz, rogers, auswirkungen, klient-beraterbeziehung
Arbeit zitieren
Corinna Schneider (Autor:in), 2014, Die Förderung empathischer Fähigkeiten des Beraters mit dem klientenzentrierten Ansatz nach C. Rogers. Auswirkungen auf die Klient-Beraterbeziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284677

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