Das 20. Jahrhundert steht wohl, angesichts von Globalisierung und Migration, wie kein anderes vor ihm im Zeichen der Begegnung der Religionen. Gerade der Buddhismus, der seit dem 19. Jahrhundert besonders in gelehrten Kreisen als echte Alternative zum Christentum angesehen wurde, stellte dieses vor große Herausforderungen. Denn mit der zunehmenden westlichen Säkularisierung und dem damit „korrespondierende[n] Interesse an einer erneuerten Spiritualität“ sowie der wachsenden Bekanntschaft mit nicht-christlichen Meditationsmethoden wuchs im 20. Jahrhundert das Interesse an östlicher Meditation immens. Hierbei spielte der Zen-Buddhismus eine wichtige Rolle, kam es im Westen doch insbesondere in den 1970er Jahren zu einem regelrechten „Zen-Boom“, sodass Zen seither „eine unübersehbare Größe in der modernen Spiritualität des Westens“ darstellt.
Ob die folgende Einschätzung des britischen Geschichtsphilosophen und Kulturhistorikers Arnold Toynbee (1889-1975) überzogen ist, sei dahingestellt – jedenfalls zeigt sie, welche Bedeutung der Begegnung von Christentum und Buddhismus beigemessen werden kann:
Sollte in tausend Jahren ein Historiker die Geschichte unserer Tage schreiben, wird er sich weniger mit dem Vietnamkrieg, dem Kampf zwischen Kapitalismus und Kommunismus oder dem Rassismus befassen als vielmehr mit dem, was sich ereignete, als Christentum und Buddhismus einander tief zu beeinflussen begannen.
Dieser Einfluss wird besonders daran deutlich, dass sich eine Vielzahl von Christen dem Zen-Buddhismus zuwandten und seine Meditationsmethoden übernahmen, dabei ihre christliche Identität jedoch nicht in Frage stellten. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff „christliches Zen“ geprägt, den wohl erstmals der irische Jesuit William Johnston (geb. 1925) in seinem 1970 erschienenen Buch „Christian Zen – A Way of Meditation“ (dt. „Zen – ein Weg für Christen“) verwendete. Seither wurden zahlreiche Bücher publiziert, die sich mit dem Nutzen und der Vereinbarkeit des Zen (-Buddhismus) mit dem Christentum befassen; zudem wurde Zen als Meditationsmethode in katholische Klöster integriert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorbemerkungen
- Zum Synkretismus-Begriff
- Anmerkungen zum Zen
- Kurzer Abriss der Geschichte des Zen-Buddhismus
- Inhaltliche Aspekte
- Christliche Anlagen
- Aspekte christlicher Mystik
- Christliche Meditation
- ,,Christliches Zen"
- Buddhistische Wegbereiter
- Suzuki Daisetsu Teitaro
- Zum Zen-Verständnis Suzukis allgemein
- Zen und christliche Mystik
- Yamada Kōun Rōshi
- Sanbōkyōdan
- Zen und Christentum
- Suzuki Daisetsu Teitaro
- Pionierleistungen
- Heinrich Dumoulin SJ
- Rechtfertigung der Zen-Meditation für Christen
- Inhaltliche Angleichungen
- Thomas Merton OCSO
- Kontemplation und Mystik
- Zen und Christentum
- Hugo Makibi Enomiya-Lassalle SJ
- Zen als Notwendigkeit
- Zen-Meditation für Christen
- Zen und christliche Mystik
- Heinrich Dumoulin SJ
- Weitere Aspekte christlicher Zen-Rezeption
- Christliche Sanbōkyōdan-Meister
- Johannes Kopp SAC
- Willigis Jäger OSB
- AMA Samy SJ
- Christliche kōan
- Zen-christliche Befreiungstheologie
- Christliche Sanbōkyōdan-Meister
- Fazit
- Buddhistische Wegbereiter
- Reaktionen, Bewertungen und Folgen der christlichen Zen-Rezeption
- Amtskirchliche Stellungnahmen
- Christlich-theologische Bewertungen
- Buddhistische Reaktionen
- Interreligiöser Dialog
- Zen-Meditation in katholischen Klöstern
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der christlichen Zen-Rezeption im 20. Jahrhundert. Ziel ist es, die Gründe, Methoden und Auswirkungen dieser Rezeption zu untersuchen. Dabei werden die Voraussetzungen für die Rezeption beleuchtet, sowie die Fragen beantwortet, wer, wann, wie und warum Zen im christlichen Kontext rezipiert wurde und welche Folgen diese Rezeption hatte.
- Synkretismus und die Abgrenzung von Zen und Buddhismus
- Inhaltliche Gemeinsamkeiten zwischen Zen und christlicher Mystik/Meditation
- Die Rolle wichtiger Vertreter der christlichen Zen-Rezeption
- Reaktionen und Bewertungen der christlichen Zen-Rezeption aus christlicher und buddhistischer Perspektive
- Die Integration von Zen-Meditation in katholische Klöster
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der christlichen Zen-Rezeption im 20. Jahrhundert dar und beleuchtet die wachsende Bedeutung des Zen-Buddhismus im Westen. Sie führt den Begriff „christliches Zen“ ein und skizziert die Fragestellungen der Arbeit.
Das Kapitel „Vorbemerkungen“ beschäftigt sich mit dem Synkretismus-Begriff und der Abgrenzung von Zen und Buddhismus. Es werden die Geschichte des Zen-Buddhismus sowie inhaltliche Aspekte des Zen, der christlichen Mystik und Meditation dargestellt, um die Voraussetzungen für die Rezeption von Zen durch Christen zu beleuchten.
Das Kapitel „,,Christliches Zen"“ stellt wichtige Vertreter der christlichen Zen-Rezeption vor, darunter Suzuki Daisetsu Teitaro, Yamada Kōun Rōshi, Heinrich Dumoulin SJ, Thomas Merton OCSO und Hugo Makibi Enomiya-Lassalle SJ. Es werden deren Thesen und Ansätze zur Integration von Zen in den christlichen Kontext beleuchtet.
Das Kapitel „Reaktionen, Bewertungen und Folgen der christlichen Zen-Rezeption“ analysiert die Reaktionen auf die Rezeption von Zen durch Christen aus verschiedenen Perspektiven: Amtskirche, christliche Theologie, Buddhismus und interreligiöser Dialog. Es wird auch die Integration von Zen-Meditation in katholische Klöster betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die christliche Zen-Rezeption, Synkretismus, Zen-Buddhismus, christliche Mystik, Meditation, interreligiöser Dialog und die Integration von Zen-Meditation in den christlichen Kontext. Die Arbeit beleuchtet die Gründe, Methoden und Auswirkungen der Rezeption von Zen durch Christen im 20. Jahrhundert und analysiert die verschiedenen Perspektiven auf dieses Phänomen.
- Arbeit zitieren
- Alexander David Wolf (Autor:in), 2014, Begründung, Methodik und Wirkung der christlichen Zen-Rezeption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284811