Schloss Prugg in Bruck an der Leitha, Niederösterreich, wurde um etwa 1240 im damaligen Grenzgebiet zu Ungarn errichtet. Die Anlage befand sich über Jahrhunderte hinweg in landesfürstlichem Besitz und hatte im Zusammenhang mit ihrer Situierung lange Zeit offensichtlich eine nicht unwesentliche strategische Funktion. Diese beschränkte sich keineswegs auf reale Wehraufgaben, sondern bestand auch in der demonstrativen Darstellung von Herrschaftsmacht. Für eine einstmals besondere Bedeutung der Burg spricht unter anderem, dass sie ursprünglich offenbar als Kastellburg mit vier Türmen konzipiert wurde, von denen nach einer Planänderung allerdings nur zwei zur Ausführung kamen. Der Kastelltypus war auch für eine Reihe weiterer Grenzburgen vorgesehen, mit denen Schloss Prugg allem Anschein nach eine „Wehrkette“ bilden sollte.
Im Lauf der Zeit wurden an der mittelalterlichen Anlage von Schloss Prugg - das sich seit 1625 im Eigentum der Familie Harrach befindet - immer wieder bauliche Erneuerungen und Veränderungen vorgenommen. Diese zum Teil mit beträchtlichen Kosten verbundenen Arbeiten waren mit unterschiedlichen Absichten verbunden: Neben reinen Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten waren geänderte Anforderungen an das Gebäude ausschlaggebend, sei es in praktischer, militärischer oder ästhetischer Hinsicht. Die massivsten Eingriffe in die Bausubstanz der Burg erfolgten zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als sie durch Johann Lucas von Hildebrandt zu einem Barockschloss umgestaltet wurde. Kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Anlage schließlich im Sinne des Historismus adaptiert, wovon jedoch hauptsächlich die Fassaden betroffen waren. Fast gänzlich verschont von den verschiedenen Umbauten blieb über die Jahrhunderte hinweg nur der sogenannte „Heidenturm“ – er ist somit der einzige, bis heute annähernd unveränderte Teil der originären Architektur des Schlosses.
In der vorliegenden Dissertation werden die bauliche Entwicklung von Schloss Prugg sowie die Funktionen, welche die Burg im Lauf der Zeit hatte, vor dem Hintergrund der historischen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Detail untersucht und aufgezeigt, wobei nicht nur der allmähliche Wandel der Baugestalt sondern auch die dafür relevanten Voraussetzungen, Motive, Vorbilder und Querverbindungen dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Thematik und Zielsetzung
- Quellenlage, Forschungsstand und bisherige Publikationen
- Das topographische Umfeld von Schloss Prugg
- Die historischen Anfänge der Stadt Bruck an der Leitha
- Der aktuelle Baubestand von Schloss Prugg
- Die Architektur von Schloss Prugg im Wandel der Zeit
- Die mittelalterliche Burganlage
- Baubeschreibung
- Die Gesamtanlage
- Der „Heidenturm“
- Der „Kapellenturm“
- Der Palas
- Zur Datierung des Baubeginns von Schloss Prugg
- Die Burg im Kontext der Stadtanlage von Bruck an der Leitha
- Der (ursprünglich geplante) Kastelltypus
- Architekturdetails der mittelalterlichen Anlage von Schloss Prugg im Vergleich mit anderen Bauwerken aus der Ära der letzten Babenberger
- Die Errichtung von Schloss Prugg im Lichte der landesfürstlichen Politik
- Conclusio zur Frage der Datierung von Schloss Prugg
- Baubeschreibung
- Die äußere Gestalt, Renovierungen und bauliche Veränderungen des Schlosses vor seiner Barockisierung
- Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen im 16. Jahrhundert
- Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen in der Zeit von 1625 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
- Resümee: Hinweise zur äußeren Gestalt von Schloss Prugg im 16. und 17. Jahrhundert in historischen Dokumenten über Bau- und Handwerkerarbeiten
- Historische Bildquellen zum Schloss Prugg vor seiner Barockisierung
- Das barocke Schloss Prugg
- Hochbarocke Repräsentationsarchitektur in Österreich
- Der Umbau von Schloss Prugg zur barocken Anlage zu Beginn des 18. Jahrhunderts
- Historische Dokumentation von Bau- und Handwerkerarbeiten
- Informationen aus den Baualterplänen von A. Klaar
- Historische Bildquellen zum „Barockschloss Prugg“
- Das historistische Schloss Prugg
- Zur historistischen Gestaltung von Schlössern in Österreich
- Die historistische Umgestaltung von Schloss Prugg nach der Mitte des 19. Jahrhunderts
- Zusammenfassende Übersicht der am Schloss Prugg durchgeführten baulichen Maßnahmen und Veränderungen von seiner Errichtung im Mittelalter bis zur historistischen Umgestaltung im 19. Jahrhundert
- Die mittelalterliche Burganlage
- Funktionen und Bedeutung von Schloss Prugg sowie deren Veränderung vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert
- Im Dienst von Macht- und Herrschaftsstrategien
- „Burgenpolitik“ im Allgemeinen
- Der militärische Aspekt
- Der symbolische Aspekt
- Der materielle Aspekt
- Aufgaben und Nutzen von Schloss Prugg im Rahmen der Politik seiner landesfürstlichen Eigentümer
- Schloss Prugg als (herrschaftlicher) Symbolträger
- Schloss Prugg als Wehranlage
- Schloss Prugg als Teil eines strategischen Wehrgürtels im Mittelalter
- Aspekte der Wehrfunktion von Schloss Prugg
- Schloss Prugg als Wert- und Pfandobjekt
- Die Burg als Verwaltungszentrum
- Aufgaben und Kompetenzen von Burg und Stadt im Rahmen der Gerichtsbarkeit
- Schloss Prugg als Wirtschaftsbetrieb
- Nutzung als Wohnsitz und für repräsentative Zwecke
- Zusammenfassung der Funktionen und Bedeutung von Schloss Prugg
- Im Dienst von Macht- und Herrschaftsstrategien
- Resümee
- Anhang I: Die Situation an der Ostgrenze Österreichs vom 11. Jahrhundert bis zum Ende der Kuruzzenaufstände im Jahr 1711
- Anhang II: Die Eigentümer von Schloss Prugg, 1625-1884
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Baugeschichte von Schloss Prugg vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert und beleuchtet die Funktionen der Burg im Wandel der Zeit. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der detaillierten Analyse der architektonischen Entwicklung und deren Zusammenhang mit den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen.
- Die Datierung der mittelalterlichen Burganlage und die Frage nach dem Bauherrn
- Die Rolle der Burg als Teil eines strategischen Wehrgürtels an der ungarischen Grenze
- Die Analyse der Architektur im Vergleich zu zeitgenössischen Bauten
- Der Wandel der Funktionen von Schloss Prugg über die Jahrhunderte
- Die Bedeutung von Symbolik und Repräsentation in der Baugeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung des Interesses der Verfasserin an Schloss Prugg und bedankt sich bei den Personen, die bei der Erstellung der Dissertation geholfen haben.
Thematik und Zielsetzung: Niederösterreichs Burgenlandschaft wird kurz skizziert, bevor die Baugeschichte von Schloss Prugg als Forschungsgegenstand vorgestellt wird. Die Dissertation zielt darauf ab, die bauliche Entwicklung und die Funktionen des Schlosses im historischen Kontext zu analysieren.
Quellenlage, Forschungsstand und bisherige Publikationen: Dieses Kapitel beschreibt die verfügbaren Quellen (schriftliche und bildliche) und den bisherigen Forschungsstand zu Schloss Prugg. Es wird auf die begrenzte Anzahl an Publikationen hingewiesen und die Bedeutung der Baualterpläne von A. Klaar und der Studien von P. Schicht hervorgehoben.
Das topographische Umfeld von Schloss Prugg: Die geographische Lage von Schloss Prugg in Bruck an der Leitha, an der Leitha und an wichtigen historischen Handelswegen wird beschrieben und in Zusammenhang mit der Entwicklung der Stadt gebracht.
Die historischen Anfänge der Stadt Bruck an der Leitha: Die Geschichte der Stadt Bruck an der Leitha von den Anfängen bis zur befestigten Stadt wird kurz dargestellt. Es werden die wichtigsten historischen Daten und die Entwicklung des Stadtgefüges beleuchtet.
Der aktuelle Baubestand von Schloss Prugg: Der aktuelle Zustand des Schlosses, einschließlich der drei Flügel, der Türme, der Nebengebäude und des Parks wird beschrieben. Die architektonischen Details der Fassaden und der Innenräume werden ausführlich erläutert.
Die Architektur von Schloss Prugg im Wandel der Zeit: Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen Bauphasen von Schloss Prugg. Beginnend mit der mittelalterlichen Burganlage werden die Veränderungen und Umbauten bis zum Historismus detailliert dargestellt. Es werden die einzelnen Bauteile, ihre Funktionen und ihre Entwicklung im Kontext der jeweiligen Epoche behandelt.
Funktionen und Bedeutung von Schloss Prugg sowie deren Veränderung vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert: Das Kapitel analysiert die verschiedenen Funktionen von Schloss Prugg, wie seine Rolle in der Burgenpolitik, seine militärische Bedeutung, seine symbolische Funktion als Machtsymbol, seine wirtschaftliche Nutzung und seine Funktion als Wohnsitz und für repräsentative Zwecke. Der Wandel dieser Funktionen über die Jahrhunderte hinweg wird detailliert untersucht.
Schlüsselwörter
Schloss Prugg, Baugeschichte, Mittelalter, Babenberger, Kastellburg, Hochbarock, Johann Lucas von Hildebrandt, Historismus, Burgenpolitik, Grenzsicherung, Symbolik, Repräsentation, Wirtschaftsbetrieb, Gerichtsbarkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu der Arbeit über Schloss Prugg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Baugeschichte von Schloss Prugg in Niederösterreich vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Sie analysiert detailliert die architektonische Entwicklung des Schlosses und beleuchtet dessen Funktionen im Wandel der Zeit, in Beziehung zu den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Datierung der mittelalterlichen Burganlage und die Frage nach dem Bauherrn, die Rolle der Burg als Teil eines strategischen Wehrgürtels an der ungarischen Grenze, die Architektur im Vergleich zu zeitgenössischen Bauten, den Wandel der Funktionen von Schloss Prugg über die Jahrhunderte und die Bedeutung von Symbolik und Repräsentation in der Baugeschichte.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf schriftliche und bildliche Quellen. Besondere Bedeutung haben die Baualterpläne von A. Klaar und die Studien von P. Schicht. Es wird auf die begrenzte Anzahl an bisherigen Publikationen zu Schloss Prugg hingewiesen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel, die sich mit dem Vorwort, der Thematik und Zielsetzung, der Quellenlage, dem topographischen Umfeld, den historischen Anfängen von Bruck an der Leitha, dem aktuellen Baubestand von Schloss Prugg, der Architektur im Wandel der Zeit (mittelalterliche Burganlage, Veränderungen vor der Barockisierung, barocke und historistische Phase), den Funktionen und Bedeutung des Schlosses, einem Resümee und zwei Anhängen (zur Situation an der Ostgrenze Österreichs und zu den Eigentümern von Schloss Prugg) befassen.
Welche Bauphasen von Schloss Prugg werden untersucht?
Die Arbeit behandelt die mittelalterliche Burganlage, die Veränderungen und Umbauten des Schlosses im 16. und 17. Jahrhundert vor seiner Barockisierung, den barocken Umbau zu Beginn des 18. Jahrhunderts und die historistische Umgestaltung nach der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Welche Funktionen hatte Schloss Prugg im Laufe der Zeit?
Schloss Prugg diente im Laufe seiner Geschichte verschiedenen Zwecken: als Teil eines strategischen Wehrgürtels, als Machtsymbol (Burgenpolitik), als Verwaltungszentrum, für Gerichtsbarkeit, als Wirtschaftsbetrieb, als Wohnsitz und für repräsentative Zwecke. Die Arbeit analysiert den Wandel dieser Funktionen über die Jahrhunderte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Schloss Prugg, Baugeschichte, Mittelalter, Babenberger, Kastellburg, Hochbarock, Johann Lucas von Hildebrandt, Historismus, Burgenpolitik, Grenzsicherung, Symbolik, Repräsentation, Wirtschaftsbetrieb, Gerichtsbarkeit.
Welche Informationen bietet das Kapitel "Die Architektur von Schloss Prugg im Wandel der Zeit"?
Dieses Kapitel beschreibt detailliert die verschiedenen Bauphasen von Schloss Prugg, von der mittelalterlichen Burganlage mit ihren einzelnen Bauteilen (Heidenturm, Kapellenturm, Palas) bis zur historistischen Umgestaltung im 19. Jahrhundert. Es werden die Funktionen der einzelnen Bauteile und deren Entwicklung im Kontext der jeweiligen Epoche behandelt.
Welche Bedeutung hatte Schloss Prugg im Kontext der Burgenpolitik?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Schloss Prugg innerhalb der Burgenpolitik, seine militärische Bedeutung als Teil eines strategischen Wehrgürtels an der ungarischen Grenze und seine symbolische Funktion als Ausdruck von Macht und Herrschaft.
Welche Quellen werden im Kapitel zur Quellenlage genannt?
Das Kapitel zur Quellenlage nennt die verfügbaren schriftlichen und bildlichen Quellen, hebt die begrenzte Anzahl an bisherigen Publikationen hervor und betont die Bedeutung der Baualterpläne von A. Klaar und der Studien von P. Schicht.
- Arbeit zitieren
- Christa Harlander (Autor:in), 2013, Schloss Prugg: Von der (Kastell-)Burg zum Wohnschloss. Die Baugeschichte des Schlosses vom 13.- 19. Jahrhundert., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284969