Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Friedemann Schulz von Thun - Kurzbiographie
2. Das Kommunikationsquadrat
2.1 Die vier Seiten einer Nachricht
2.1.1 Der Sachinhalt
2.1.2 Die Selbstoffenbarung
2.1.3 Der Beziehungshinweis
2.1.4 Der Appell
2.2 Mit vier Ohren empfangen
2.2.1 Das „Sach-Ohr"
2.2.2 Das „Selbstoffenbarungs-Ohr“
2.2.3 Das „Beziehungs-Ohr“
2.2.4 Das „Appell-Ohr“
2.3 Beispiel
3. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Die Kommunikation ist zweifelsohne eine der komplexesten und wichtigsten Fähigkeiten des Menschen. Leider ist eine gelungene zwischenmenschliche Kommunikation oft nicht die Regel. Um zu verstehen warum es häufig zu Stö- rungen, und in deren Folge auch zu Konflikten, kommt muss man verstehen was genau passiert, wenn man kommuniziert. Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun hat zu dieser Erklärung das Kommunikationsmodell „Quadrat einer Nachricht“ aufgestellt. In dieser Arbeit will ich dieses Modell erläutern und auf- zeigen was genau geschieht, wenn man miteinander kommuniziert.
1. Friedemann Schulz von Thun - Eine Kurzbiographie
Prof. Dr. phil. habil. Friedemann Schulz von Thun wurde 1944 in Soltau (Niedersachsen) geboren und wuchs überwiegend in Hamburg auf. Er machte 1965 sein Abitur an der Gelehrtenschule des Johanneums. Nach seinem Wehrdienst stu-dierte er Psychologie, Pädagogik und Philosophie in Hamburg und machte 1971 seinen Abschluss als Diplom-Psychologe. Zwei Jahre später promo-vierte er bei Prof. Reinhard Tausch und Prof. Inghard Langer über die Trainierbarkeit verständli-cher Wissensvermittlung, woraus 1974 das „Hamburger Verständlichkeitskon-zept“ entstand. (vgl. schulz-von-thun.de o.J.c). Weitere zwei Jahre später, 1975, habilitierte er und wurde zum Professor für Schulpsychologie an der Universität Hamburg berufen. (vgl. schulz-von-thun.de o.J.d).
Seit Ende der sechziger Jahre bietet er Kommunikationstrainings, unter ande-rem für Führungskräfte und Lehrer, an. 2007 gründete er das „Schulz von Thun - Institut für Kommunikation“, indem zahlreiche Weiterbildungen, Coachings, Therapien, Workshops und vieles mehr angeboten werden. (vgl. schulz-von-thun.de o.J.a)
Friedemann Schulz von Thun war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe, mit Hannelore Heidenreich, ging von 1972 bis 1977 und blieb kinderlos. Doch seine zweite Ehe, mit Ingrid Schmidt, hält bereits seit 1986. Die beiden bekamen 1987 ihren Sohn Felix Semander und 1994 ihre Tochter Maxie Marlen. (vgl. schulz-von-thun.de o.J.c).
Bekannt geworden ist Schulz von Thun mit seiner, im Rowohlt-Verlag erschie- nenen, Trilogie „Miteinander reden“. Als Autor des ersten Bandes „Miteinander reden - Störungen und Klärungen“ gelang ihm 1981 der Durchbruch. Dieses Buch ist heute ein Klassiker und gehört selbst in Schulen zur Standardliteratur. (vgl. schulz-von-thun.de o.J.c). In diesem Werk erklärt er ausführlich das Kommunikationsquadrat, welches ich in dieser Arbeit vorstellen möchte. Das Kommunikationsquadrat entstand etwa 1974 bei den Kursen bei der Britisch Petrol Deutschland, mit denen er arbeitete, und wurde erstmals 1977 veröf- fentlicht.
2. Das Kommunikationsquadrat
Friedemann Schulz von Thun hat mehrere Kommunikationsmodelle entwickelt. Das Kommunikationsquadrat, auch „Vier-Ohren-Modell“ oder „Nachrichtenquadrat“ genannt, ist jedoch das bekannteste von ihm und mittlerweile international verbreitet. (vgl. schulz-von-thun.de o.J.b)
2.1 Die vier Seiten einer Nachricht
Nach Schulz von Thun gibt es bei einer zwischenmenschlichen Kommunikati- on immer einen Sender, der etwas mitteilen möchte. Dieser verschlüsselt sein Anliegen in eine Nachricht und der Empfänger muss sie dann wieder ent- schlüsseln. In der Regel funktioniert das auch sehr gut und es hat eine erfolg- reiche Verständigung stattgefunden. (vgl. Schulz von Thun 1981, S. 25) Häu- fig jedoch kommt es auch zu Störungen und Missverständnissen. Deshalb ist es wichtig, dass man sich genau anschaut was bei dieser Ver- und Entschlüs- selung der Nachricht geschieht. Schulz von Thun hat das getan und festge- stellt, dass eine Nachricht nicht einseitig ist, sondern stets viele Botschaften gleichzeitig enthält. Diese Botschaften hat er geordnet und dabei vier Prob- lemgruppen herausgebildet:
1. Sachinhalt
2. Selbstoffenbarung
3. Beziehung
4. Appell
Der Sender sendet immer gleichzeitig auf allen dieser vier Ebenen - bewusst, aber auch unbewusst.
Um sein Modell übersichtlicher darzustellen kam Schulz von Thun auf den Gedanken, die Nachricht als quadratisches Gebilde darzustellen. Daraus entwickelte sich nachstehende Grafik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Quadrat einer Nachricht
Bei der Entwicklung dieses Kommunikationsquadrates wurde er angeregt durch die Sprachwissenschaftler Karl Bühler und Paul Watzlawick. Bühler hat das Organon-Modell der „drei Aspekte der Sprache“ aufgestellt, bei dem er zwischen Darstellung (=Sachinhalt), Ausdruck (=Selbstoffenbarung) und Ap- pell unterscheidet. (vgl. Schulz von Thun 1981, S. 30) Watzlawick hingegen unterscheidet nur zwischen dem Inhalts- und dem Beziehungsaspekt von Nachrichten, wobei der Beziehungsaspekt bei ihm weiter definiert ist und im Grunde die Selbstoffenbarung, Beziehung und den Appell umfasst. (vgl. Watz- lawick 1996, S. 53 ff) Schulz von Thun wollte diese beiden Ansätze - und noch weitere von anderen Psychologen - so „unter einen Hut bringen“, dass sie bei der Lösung von Kommunikationsschwierigkeiten anhand einer über- sichtlichen Zusammenstellung hilfreich sein würden. (vgl. Schulz von Thun 1981, S. 13)
Bedeutsam bei dem Modell ist die Tatsache, dass bei einem Quadrat alle Sei- ten gleichlang sind. Das ist der bildliche Ausdruck dafür, dass auch alle As- pekte einer Nachricht als gleichrangig, gleichwertig anzusehen sind - auch wenn in manchen Situationen ein Aspekt mehr im Vordergrund steht. Nach Schulz von Thun findet eine gute Kommunikation auch nur dann statt, wenn auf allen Ebenen kommuniziert und kein Aspekt unterdrückt wird. Dies nennt er die „Quadratische Klarheit“ (vgl. Schulz von Thun 1981, S. 16; S.30)
2.1.1 Der Sachinhalt
- Worüber ich informiere -
Zuerst enthält jede Nachricht eine Sachinformation über die der Sender informieren möchte. Hierbei steht nur der Sachinhalt im Vordergrund. (vgl. Schulz von Thun 1981, S. 26)
2.1.2 Die Selbstoffenbarung
- Was ich von mir selbst kundgebe -
Sämtliche Nachrichten enthalten zudem auch eine Selbstoffenbarung, also eine Information über die Person des Senders (Ich-Botschaft). Darin enthalten ist sowohl die gewollte Selbstdarstellung, wie auch die unfreiwillige Selbstenthüllung. Eine Nachricht wird also immer zu einer kleinen Kostprobe der Persönlichkeit des Senders. (vgl. Schulz von Thun 1981, S. 26/27) Später hat Schulz von Thun den Begriff der Selbstoffenbarung durch die Bezeichnung Selbstkundgabe ersetzt. Er war im Nachhinein der Meinung, dass „Selbstoffenbarung“ zu sehr nach „Selbstentblößung“ klinge und unnötig Angst mache. (vgl. Schulz von Thun 1989, S. 19)
2.1.3 Der Beziehungshinweis
- Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen -
Mit dem Senden einer Nachricht drückt man auch immer eine Art von Bezie- hung aus. Auf der Beziehungsseite gibt es zwei Arten von Botschaften. Zum einen gibt der Sender Hinweis darauf was er vom Empfänger hält, wie er ihn sieht (Du-Botschaft).
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