Angeregt durch die Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas' "Strukturwandel der Öffentlichkeit" (1962), wurde das gerade für das Verständnis mittelalterlicher Texte wichtige Thema von Öffentlichkeit und Privatheit/'Nichtöffentlichkeit' auch von der mediävistischen Forschung aufgegriffen. Eine besonders interessante Quelle in diesem Kontext ist - vor allem wegen der diesbezüglich ambivalenten Wertungen des Autors - Gottfrieds von Straßburg 'Tristan'.
Daß Öffentlichkeit ihre Funktionen am Marke-Hof nicht erfüllt, weil sie von mehreren Seiten nicht gewünscht und verhindert wird, und mit welchen Wertungen Gottfried dieses Phänomen darstellt, möchte ich in dieser Arbeit aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 0) Einleitung
- 1) Öffentlichkeit als zentrale gesellschaftlich-politische Kategorie im Mittelalter
- 2) Personen-, Dispositionen- und Interessenkonstellation am Marke-Hof
- 2.1) Markes Zwang zur Repräsentation
- 2.2) Tristan
- 2.2.1) Verbindung von Minne und List als Erbteil
- 2.2.2) Selbstbehauptung durch künstlerische und geistige Fähigkeiten
- 2.3) Tristans und Isoldes Angewiesensein auf Heimlichkeit
- 2.4) Die \"verquere Allianz\" zwischen Marke, Tristan und Isolde
- 3) Verhinderte Öffentlichkeit am Marke-Hof
- 3.1) Verborgenes Herrscherhandeln
- 3.2) Verhinderung von Öffentlichkeit durch Marjodo
- 3.3) Heimlichkeit der Beziehung zwischen Tristan und Isolde
- 4) Gottfrieds ambivalente Wertungen
- 4.1) Hell-Dunkel-Kontrastierung
- 4.2) Die Welt der edelen herzen gegen die höfische Welt des äußeren Scheins
- 5) Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Thematik von Öffentlichkeit und Privatheit im Kontext des mittelalterlichen höfischen Romans, insbesondere am Beispiel von Gottfrieds von Straßburg „Tristan“. Sie analysiert, wie die Funktionen der Öffentlichkeit am Hof des Königs Marke behindert werden und welche Wertungen Gottfried diesem Phänomen zuschreibt. Dabei wird die Bedeutung der einzelnen Personen, ihrer Dispositionen und Interessen im Hinblick auf die Gestaltung der öffentlichen Sphäre untersucht.
- Öffentlichkeit im Mittelalter als zentrale politische Kategorie
- Die Bedeutung von Repräsentation für den König
- Tristans spezifische Dispositionen und die Rolle von List und Minne
- Die Verhinderung von Öffentlichkeit durch die Konstellation der Akteure am Hof
- Gottfrieds ambivalente Wertungen der öffentlichen und privaten Sphäre
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik von Öffentlichkeit und Privatheit im Kontext mittelalterlicher Texte ein, wobei das Werk Gottfrieds von Straßburg „Tristan“ als besonders interessante Quelle für die diesbezüglich ambivalenten Wertungen des Autors hervorgehoben wird.
Kapitel 1 analysiert die Bedeutung der Öffentlichkeit im Mittelalter als zentrale politische Kategorie, wobei auf die Herausforderungen der übergeordneten Staatlichkeit, der Trennung von Staat und Gesellschaft sowie der Abgrenzung zwischen privater und öffentlicher Sphäre eingegangen wird. Insbesondere wird die Bedeutung der höfischen Öffentlichkeit für den „Tristan“ als höfischen Roman hervorgehoben.
Kapitel 2 untersucht die Konstellation der Personen, Dispositionen und Interessen am Marke-Hof, wobei der Zwang des Königs Marke zur ständigen Repräsentation seiner Stellung im Zentrum steht. Tristan wird als Hauptfigur des Epos vorgestellt, dessen Entwicklung der Autor besonderen Raum einräumt, und dessen spezifische Dispositionen wie die Verbindung von Minne und List als Erbteil beleuchtet werden.
Kapitel 3 beleuchtet die Verhinderte Öffentlichkeit am Marke-Hof, indem es verschiedene Faktoren wie das verborgene Herrscherhandeln, die Verhinderung von Öffentlichkeit durch Marjodo und die Heimlichkeit der Beziehung zwischen Tristan und Isolde analysiert.
Kapitel 4 widmet sich Gottfrieds ambivalenten Wertungen, indem es auf die Kontrastierung von Hell und Dunkel, die Welt der edlen Herzen und die höfische Welt des äußeren Scheins eingeht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Themenfelder Öffentlichkeit und Privatheit im Kontext des mittelalterlichen höfischen Romans, insbesondere am Beispiel des „Tristan“ von Gottfried von Straßburg. Die Analyse fokussiert auf die Konstellation von Personen, Dispositionen und Interessen am Marke-Hof, die Verhinderung von Öffentlichkeit und die ambivalenten Wertungen des Autors. Im Vordergrund stehen die Begriffe Repräsentation, Minne, List, Heimlichkeit, höfische Welt, edelen herzen, Hell-Dunkel-Kontrastierung.
- Arbeit zitieren
- Thomas Keith (Autor:in), 1996, G. v. Straßburg, Tristan: Verhinderte Öffentlichkeit am Marke-Hof, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28534