Zielstellung der Arbeit ist es, das Potenzial von SMT für den Basketball aufzuzeigen und in ein konkretes Übungskonzept zu überführen. Dafür ist die Arbeit in zwei zentrale Teile untergliedert, in einen Theoretischen und einen Praktischen: In den theoretischen Auseinandersetzungen wird zunächst der Begriff SMT umfassend definiert und seine Bedeutung im Sport analysiert. Außerdem wird auf die physiologischen Grundlagen eines solchen Trainings eingegangen und deren Nutzen für die Sportart erörtert. Im Anschluss daran erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Diskurs im Kontext von SMT. Um diese Trainingsform nachhaltig im Basketball integrieren zu können, ist es angebracht die Compliance zu beleuchten, um für die Trainingspraxis eine entsprechende Akzeptanz und nachhaltige Einbindung bei Trainern und Spielern zu gewährleisten. Im Anschluss werden die wesentlichen wissenschaftlich-didaktischen Erkenntnisse gebündelt, um darzustellen, wie die Etablierung von SMT im Basketball erfolgen kann.
In aktuellen Verletzungsstatistiken wird deutlich, welchen hohen Stellenwert deren Prävention besitzen sollte. Daher werden die häufigsten Verletzungen und Sportschäden sowie aktuelle Präventionsstrategien ebenfalls zusammengefasst vorgestellt. Den Abschluss der theoretischen Darstellung bildet eine Vorstellung von Geräten, welche als Hilfsmittel in der Umsetzung von SMT im Basketball dienen können.
In der praktischen Auseinandersetzung wird für die Sportart Basketball ein Übungskonzept vorgestellt, welches den Anspruch von Praxistauglichkeit besitzt und somit einfach in die Trainingsplanung integriert werden kann. Dieses soll Trainern, sowohl im Breiten- als auch im Leistungssportbereich, helfen SMT in den alltäglichen Übungseinheiten unkompliziert umzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung und Zielsetzung
2 Grundlagen von Sensomotorischem Training im Sport
2.1 Sensomotorisches Training - Definitionen, Begriffsproblematik, Bedeutung
2.2 Propriozeption
2.3 Die Einteilung des Sensomotorischen Systems
2.3.1 Informationsebenen des sensomotorischen Systems
2.3.2 Verarbeitungsebene des sensomotorischen Systems
2.3.3 Ausführungsebene des sensomotorischen Systems
2.4 Effekte und Struktur des Sensomotorischen Trainings
2.5 Aspekte des wissenschaftlichen Diskurses über Sensomotorisches Training
2.5.1 Sensomotorisches Training als Verletzungsprävention
2.5.2 Sportmotorisches Präventionsprogramm
2.6 Compliance von sensomotorischem Training
2.7 Theoretische Grundlagen des Sensomotorischen Trainings beim Basketball
2.8 Belastungsnormativa im Sensomotorischem Training
3 Verletzung und deren Prävention im Basketball
3.1 Begriffsbestimmung Sportverletzung und Sportschaden
3.2 Darstellungen typischer Verletzungen und Sportschäden im Basketball
3.2.1 Allgemeine Einführung - Verletzungen
3.2.2 Verletzungen im Bereich des oberen Sprunggelenkes
3.2.3 Verletzungen im Bereich des Knies
3.2.4 Verletzungen im Bereich des Fußes
3.2.5 Sonstige Verletzungen und Schäden
3.3 Präventive Maßnahmen zur Verletzungsprophylaxe im Basketball
3.3.1 Der Basketballschuh
3.3.2 Tapeverbände
3.3.3 Orthesen
4 Geräte des Sensomotorischen Trainings
4.1 Therapiekreisel
4.2 Balance Pad
4.3 Ball Kissen
4.4 Aero Stepper
4.5 Schwingstab
4.6 Pezzi Ball
4.7 Orientierung zur geräteabhängigen Steigerung
4.8 Weitere Geräte des sensomotorischen Trainings
5 Möglichkeiten der Anwendung des Sensomotorischen Trainings für Basketballer
5.1 Sensomotorische Übungsformen zur Verbesserung des statischen Gleichgewichtsvermögens
5.1.1 Fußmotorikschulung im Einbeinstand auf dem Balance Pad
5.1.2 Kniebeuge auf dem Balance Pad
5.1.3 Einbeinstand mit um den Kopf kreisendem Basketball auf dem Therapiekreisel
5.1.4 Seitliche Wippbewegungen durch Körpergewichtsverlagerungen mit Kreisen eines Basketballs um die Hüfte auf einem Therapiekreisel
5.1.5 45° Grad-Standwaage auf Ball Kissen mit Basketball
5.1.6 Ausfallschritt (Lunge) auf Aero Stepper mit Basketball
5.1.7 Lungestellung mit Oberkörperrotation auf dem Aero Stepper
5.1.8 Einbeinstand auf dem Balance Pad mit Fußballtechnik
5.1.9 Einbeinstand auf dem Balance Pad, Basketball kreist um den Oberschenkel des Spielbeins
5.1.10 Einbeinstand auf dem Ball Kissen mit dynamischer Bewegung des Schwungbeins
5.1.11 Kniestand auf dem Balance Pad mit Ballwerfen und -fangen
5.1.12 Unterarmstütz mit Gesäßkräftigung
5.1.13 Beckenheber in Rückenlage mit Basketball
5.1.14 Schräger Crunch auf dem Balance Pad mit Basketball
5.1.15 Aufdrehen aus schiefer Bankstellung auf dem Balance Pad
5.1.16 Roll Out mit Basketball auf dem Balance Pad
5.1.17 Kniebeuge auf dem Balance Pad mit einem Basketball zwischen Lendenwirbelsäule und Wand
5.1.18 Kniebeuge auf dem Basketball
5.1.19 Liegestütze auf dem Basketball
5.1.20 Rückenschule mit Basketball und Balance Pad
5.1.21 Rückentraining mit Basketball und Balance Pad
5.1.22 Oberkörperrotation mit Basketball auf dem Balance Pad
5.1.23 Seitliche Crunches auf dem Pezzi Ball
5.1.24 Einbeinstand mit Abduktion und Schwungstab in seitlicher Ausführung
5.1.25 Abduktorentraining mit Basketball auf dem Therapiekreisel
5.1.26 Schwebesitz auf dem Pezzi Ball
5.1.27 Instabiler „Superman“ auf Ball Kissen (Knie) und Basketball (Hand)
5.1.28 Schwungstab kombiniert mit 45° -Standwaage
5.1.29 Passen gegen eine Wand aus der Rückenlage
5.2 Partnerübungen auf instabilen Unterlagen
5.3 Übungsbeispiele zur Verbesserung des dynamischen Gleichgewichtvermögens
5.3.1 Maximale Sprünge aus dem Ausfallschritt mit Basketball zur Wand
5.3.2 Reboundsimulation auf dem Balance Pad
5.3.3 Seitliche Ausfallschritte auf dem Balance Pad mit Basketball
5.3.4 Hampelmannsprünge auf zwei Balance Pads
5.3.5 Zweibeinsprünge von Balance Pad zu Balance Pad
5.3.6 Einbeinsprünge von Balance Pad zu Balance Pad
5.3.7 Twist-Sprünge auf einem Balance Pad
5.3.8 Seitlicher Sprung auf das Balance Pad zum Einbeinstand
5.3.9 Ballübergabe unter dem Oberschenkel auf Balance Pad mit Schrittwechselsprung
5.3.10 Dribbling mit Laufen auf dem Aero Stepper
5.3.11 Wechselseitiges Überlaufen auf einem Balance Pad
5.3.12 Seilspringen auf einer Gymnastikmatte
5.4 Dribbel-Parcours mit sensomotorischen Reizen
5.5 Spielformen mit integrierten sensomotorischen Anforderungen
5.5.1 Senso-Fange
5.5.2 Senso-Parteiball
5.5.3 Jägerball mit „Schwing-Strafe“
5.5.4 Senso-Basketball-Football
6 Zusammenfassung
7 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2.1: Der Funktionskreis des sensomotorischen Systems (HÜTER-BECKER, 2005, S. 144)
Abb. 2.2: Das sensomotorische System (BeBalanced! Ausbildungsmanual, 2010)
Abb. 2.3: Stufenmodell nach Diemer (abgeleitet nach Häfelinger & Schuba, 2013)
Abb. 2.4: Druckpunkte des „kurzen Fußes nach Janda“: Ferse, Großzehenballen und Kleinzehenballen
Abb. 4.1: Therapiekreisel
Abb. 4.2: Balance Pad
Abb. 4.3: Ball Kissen
Abb. 4.4: Aero Stepper
Abb. 4.5: Schwingstab
Abb. 4.6: Pezzi Ball
Abb. 4.7: Orientierung zur geräteabhängigen Steigerung
Abb. 4.8: Weitere Geräte des Sensomotorischem Trainings
Abb. 5.1: Fußmotorikschulung im Einbeinstand auf dem Balance Pad
Abb. 5.2: Kniebeuge auf dem Balance Pad
Abb. 5.3: Einbein-Kniebeuge auf dem Balance Pad
Abb. 5.4: Einbeinstand mit Basketball auf dem Therapiekreisel
Abb. 5.5: Übergabe Basketball von links nach rechts auf dem Balance Pad
Abb. 5.6: Seitliche Wippbewegung auf Therapiekreisel
Abb. 5.7: Standwaage mit Basketball auf einem Ball Kissen
Abb. 5.8: Arme als Balancehilfe „ausschalten“ und Basketball vor der Brust in sichernder Reboundposition halten
Abb. 5.9: Ausfallschritt auf Aero Stepper mit Basketball haltend
Abb. 5.10: Ausfallschritt Aero Stepper mit Basketball neben dem Körper dribbeln
Abb. 5.11: Lungestellung mit Oberkörperrotation auf dem Aero Stepper
Abb. 5.12: Einbeinstand auf dem Balance Pad mit Fußballtechnik
Abb. 5.13: Variationen Einbeinstand auf dem Balance Pad mit Fußballtechnik a) Anheben des Schwungbeins und b) seitliche Armbewegung
Abb. 5.14: Einbeinstand auf dem Balance Pad, Basketball kreist um den Oberschenkel des Spielbeins
Abb. 5.15: Einbeinstand auf dem Balance Pad, Streckung des Spielbeins
Abb. 5.16: Einbeinstand auf dem Ballkissen mit dynamischer Bewegung des Schwungbeins
Abb. 5.17: Kniestand auf dem Balance Pad mit Ballwerfen und -fangen
Abb. 5.18: Kniestand auf dem Balance Pad mit Ball dribbeln und Handwechsel
Abb. 5.19: Unterarmstütz mit Gesäßkräftigung
Abb. 5.20: Beckenheber in Rücklage mit Basketball
Abb. 5.21. Einbeiniger Beckenstrecker in Rücklage mit Basketball
Abb. 5.22: Schräger Crunch auf dem Balance Pad mit Basketball
Abb. 5.23: Aufdrehen aus schiefer Bankstellung auf dem Balance Pad
Abb. 5.24: Roll Out mit Basketball auf dem Balance Pad
Abb. 5.25: Kniebeuge auf dem Balance Pad mit einem Basketball zwischen Lendenwirbelsäule und Wand
Abb. 5.26: Kniebeuge mit geschlossenen Beinen auf dem Balance Pad mit Basketball zwischen Lendenwirbelsäule und Wand
Abb. 5.27: Kniebeuge auf dem Basketball
Abb. 5.28: Liegestütze auf dem Basketball
Abb. 5.29: Rückenschule mit Basketball und Balance Pad
Abb. 5.30: Rückentraining mit Basketball und Balance Pad
Abb. 5.31: Oberkörperrotation stehend mit Basketball auf dem Balance Pad
Abb. 5.32: Oberkörperrotation halb kniend mit Basketball auf dem Balance Pad
Abb. 5.33: Oberkörperbeugung mit Basketball auf dem Balance Pad
Abb. 5.34: Seitliche Crunches auf dem Pezzi Ball
Abb. 5.35: Schwungstab einbeinige seitliche Ausführung auf Balance Pad
Abb. 5.36: Abduktorentraining auf Therapiekreisel
Abb. 5.37: Schwebesitz auf Pezzi Ball
Abb. 5.38: Superman auf Ball Kissen mit Basketball
Abb. 5.39: Schwungstab kombiniert in der Standwaage auf Balance Pad
Abb. 5.40: Passen gegen eine Wand aus der Rückenlage
Abb. 5.41: Maximale Sprünge mit Basketball zur Wand und Ausfallschritt mit Bodenberührung
Abb. 5.42: Reboundsimulation auf dem Balance Pad
Abb. 5.43: Seitliche Ausfallschritte auf dem Balance Pad mit Basketball
Abb. 5.44: Hampelmannsprünge auf zwei Balance Pads
Abb. 5.45: Zweibeinsprünge von Balance Pad zu Balance Pad
Abb. 5.46: Zweibeinsprünge kreisförmig auf vier Balance Pads
Abb. 5.47: Einbeinsprünge von Balance Pad zu Balance Pad
Abb. 5.48: Twist-Sprünge auf einem Balance Pad
Abb. 5.49: Seitlicher Sprung auf das Balance Pad zum Einbeinstand
Abb. 5.50: Seitlicher Sprung auf das Balance Pad zum Einbeinstand in Abduktion
Abb. 5.51: Ballübergabe unter dem Oberschenkel auf Balance Pad mit Schrittwechselsprung
Abb. 5.52: Dribbling mit Laufen auf dem Aero Stepper
Abb. 5.53: Wechselseitiges Überlaufen auf einem Balance Pad
Abb. 5.54: Seilspringen a) beidbeinig b) einbeinig
1. Einleitung und Zielstellung
Basketball wurde im Jahr 1891 vom kanadischen Arzt James Naismith als Hallensport erfunden. Die Ballsportart bei der zwei Mannschaften versuchen, den Spielball in die beiden in einer Höhe von 3,05 Metern an den gegenüberliegenden Schmalseiten des Spielfelds angebrachten Körbe zu werfen, ist seit 1936 olympisch (Bösing, Bauer, Remmert & Lau, 2012). Heute hat der Basketballsport global, insbesondere in den USA, China und Südeuropa einen hohen Stellenwert. Die Beliebtheit der Sportart wird laut Statistik des Weltbasketballverband FIBA deutlich. Es spielten 2007 etwa 450 Millionen Menschen weltweit Basketball, wobei der Anteil der Lizenzspieler seit 1992 stetig sehr stark angestiegen ist (FIBA, 2014). Erstaunlich ist, dass Naismith erkannt hatte, dass die Kampfbetontheit in anderen Ballsportarten dadurch entsteht, dass sich das ganze Spielgeschehen in derselben Ebene abspielt, wie so z. B. im Fußball. Er erfand deshalb eine weniger kämpferische Sportart mit einem geringeren Verletzungsrisiko und verlagerte die Körbe in eine andere Ebene als die Spieler.
Im Gegensatz zum ursprünglichen Entwicklungsgedanken ist heute allgemein bekannt, dass der Basketball aufgrund der Intensität und der Dynamik der Bewegungen zu einer sehr verletzungsintensiven Sportart gehört. Die untere Extremität ist dabei besonders häufig betroffen (Fritsch, 2010). Grund hierfür ist, dass es sich um eine Sportart mit unzähligen Körperkontakten handelt, bei der das Verletzungsrisiko allein durch den Gegner, speziell bei gefährlichen Spielsituationen wie dem Landen nach Sprüngen, immens hoch ist. Außerdem stellen rasante Abstopp- und Drehbewegungen eine große Belastung für das Knie- und Sprunggelenk dar. Deshalb kommt es bei Basketballern immer wieder zu langen Spiel- und Trainingspausen oder gar zu dauerhaften degenerativen Veränderungen der betroffenen Gelenksysteme.
Die derzeitigen Strategien zur signifikanten Reduzierung von Sportverletzungen lassen sich als ungenügend bezeichnen. Dies liegt laut Hottenrott et al. (2011) auch daran, dass die Forschung im präventiven Bereich bislang unterrepräsentiert ist.
Zur Absicherung der Gelenksysteme ist es dringend notwendig, an der aktiven Unterstützung der stabilisierenden Strukturen zu arbeiten (Bruhn, 2003), da die Mehrzahl schwerer Verletzungen auf eine ungenügende muskuläre Gelenkkontrolle zurückzuführen ist (Gollhofer et al., 2006). Viele Studien deuten darauf hin, dass sensomotorisches Training (sensomotorisches Training = SMT wird zur Vereinfachung im Folgenden abgekürzt) dazu einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Bisher ist SMT ein fester Bestandteil in der Rehabilitation nach Verletzungen. Jedoch wird das Potenzial eines sportmotorischen Präventivsprogramms mit Inhalten dieser Trainingsform zur Prophylaxe von Verletzungen bisher nur unzureichend genutzt (Hottenrott et al., 2011). Derzeit beschränkt sich die Vorsorge im Trainings- und Wettkampfalltag fast ausschließlich auf passive orthopädische Stützhilfen.
Zielstellung der Arbeit ist es, das Potenzial von SMT für den Basketball aufzuzeigen und in ein konkretes Übungskonzept zu überführen. Dafür ist die Arbeit in zwei zentrale Teile untergliedert, in einen Theoretischen und einen Praktischen: In den theoretischen Auseinandersetzungen wird zunächst der Begriff SMT umfassend definiert und seine Bedeutung im Sport analysiert. Außerdem wird auf die physiologischen Grundlagen eines solchen Trainings eingegangen und deren Nutzen für die Sportart erörtert. Im Anschluss daran erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Diskurs im Kontext von SMT. Um diese Trainingsform nachhaltig im Basketball integrieren zu können, ist es angebracht die Compliance zu beleuchten, um für die Trainingspraxis eine entsprechende Akzeptanz und nachhaltige Einbindung bei Trainern und Spielern zu gewährleisten. Im Anschluss werden die wesentlichen wissenschaftlich-didaktischen Erkenntnisse gebündelt, um darzustellen, wie die Etablierung von SMT im Basketball erfolgen kann.
In aktuellen Verletzungsstatistiken wird deutlich, welchen hohen Stellenwert deren Prävention besitzen sollte. Daher werden die häufigsten Verletzungen und Sportschäden sowie aktuelle Präventionsstrategien ebenfalls zusammengefasst vorgestellt. Den Abschluss der theoretischen Darstellung bildet eine Vorstellung von Geräten, welche als Hilfsmittel in der Umsetzung von SMT im Basketball dienen können.
In der praktischen Auseinandersetzung wird für die Sportart Basketball ein Übungskonzept vorgestellt, welches den Anspruch von Praxistauglichkeit besitzt und somit einfach in die Trainingsplanung integriert werden kann. Dieses soll Trainern, sowohl im Breiten- als auch im Leistungssportbereich, helfen SMT in den alltäglichen Übungseinheiten unkompliziert umzusetzen.
2 Grundlagen von Sensomotorischem Training im Sport
2.1 Sensomotorisches Training - Definitionen, Begriffsproblematik, Bedeutung
Zunächst wird die Begriffsproblematik und Bedeutung von SMT im Sport beleuchtet. Des Weiteren soll eine Zusammenfassung der physiologischen Grundlagen dazu dienen, die Sinnhaftigkeit eines sportartspezifischen, integrativen Trainingskonzeptes für den Bereich Basketball zu verdeutlichen.
Seit der Jahrtausendwende gewinnt SMT im Bereich der Prävention von Verletzungen zunehmend an Bedeutung. Dabei werden sowohl in der Fachliteratur als auch in der Praxis Begriffe wie Propriozeptives Training, Gleichgewichtstraining, Koordinationstraining, Stabilisationstraining, Motoriktraining oder Tiefenmuskeltraining synonym verwendet. Laut mehrerer Autoren (Quante & Hille, 1999; Wilke, 2000) sind die Grenzen dieser Begriffe sehr verschwommen und werden oft im falschen Zusammenhang verwendet. Deshalb sollen zunächst einige Definitionen zu einem besseres Verständnis beitragen.
Häfelinger und Schuba (2013, S. 60) haben den folgenden, sehr treffenden Ansatz: „Der Begriff „Sensomotorik“ setzt sich zusammen aus „Sensorik“ und „Motorik“: „Sensorik“ ist die Aufnahme von Informationen und deren Weiterleitung an das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark). „Motorik“ ist die Ansteuerung und die daraus folgende Anspannung der Muskulatur. Sensomotorik ist folglich das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Nervensystem!“
Training wird von Hüter-Becker (2004, S. 302) als „gleichmäßige, systematische und zielgerichtete Wiederholung einer körperlichen Belastung“ beschrieben. „Training ist ein auf ein konkretes Ziel ausgerichteter und nach wissenschaftlichen Kriterien organisierter, planmäßiger, langfristiger, logischer und systematisch aufgebauter geregelter Prozess.“
„Das Sensomotorische System besteht aus komplexen kreisförmig zusammengeschalteten Strukturen, die gemeinsam alle Bewegungsleistungen ausführen.“ Es beinhaltet alle Sinnesmodalitäten - „sensorisch“ - die für die Gelenkstabilisierung und posturale Kontrolle erforderlich sind. Außerdem implementiert der Begriff „motorisch“ die Leistungsverbesserungen der motorischen Ansteuerung (Laube, 2005, S. 143).
2. Grundlagen von Sensomotorischem Training im Sport
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1: Der Funktionskreis des sensomotorischen Systems (HÜTER-BECKER, 2005, S. 144)
Die Begriffserklärung Bruhns (2009, S. 11) liest sich folgendermaßen: „SMT ist die Gesamtheit ALLER Maßnahmen zur Erzeugung und Manipulation sensorischer Wahrnehmungen mit dem Ziel, die motorische Ansteuerung zu optimieren!“ Stehle (2009, S. 15) geht inhaltlich noch etwas genauer auf das Thema ein: „Anpassungsmechanismen an das Training können sich als Plastizität theoretisch auf unterschiedlichsten sensorischen, integrativen und motorischen Ebenen des sensomotorischen Systems manifestieren. Sie können kurzzeitig, akut und rein funktionaler Natur sein, aber auch überdauernd, chronisch und mit morphologischen Veränderungen axonaler und synaptischer Strukturen einhergehen.“
Dem Begriff SMT liegt eine sehr weite Definition zugrunde, da er fast alle Bewegungen der Motorik impliziert (Bruhn, 2009). Aus diesem Grund kann er mit dem Begriff Koordination gleichgesetzt werden. Sie wird als Basis aller Leistungen des sensomotorischen Systems bezeichnet und beinhaltet verschiedene Fähigkeiten. Bei diesen handelt es sich nach Schnabel, Harre, Krug und Borde (2003, S.126) „um eine Klasse motorischer Fähigkeiten, die vorrangig durch die Prozesse der Bewegungsregulation bedingt sind und relativ verfestigte und generalisierte Verlaufsqualitäten dieser Prozesse darstellen.“
Auch wenn die Koordination die Basis der sensomotorischen Beanspruchungsformen bildet, ist diese über die Schlagwörter Schnelligkeit, Schnellkraft und aktive Beweglichkeit mit der Kraft eng verknüpft (Laube, 2008). Auch die Ausdauer als dritte sensomotorische Beanspruchungsform steht als Grundlage vieler zyklischer Bewegungen mit beiden Begriffen in einer engen Wechselbeziehung.
Aufgrund der unterschiedlichen Terminologie und Betrachtungsweisen liegen bislang keine einheitliche Definition und kein gemeinschaftliches Verständnis zu den genannten Übungsbzw. Trainingsformen vor. In der Praxis orientieren sich die inhaltliche Gestaltung des SMT und die Auswahl einzelner Übungen, mangels wissenschaftlich abgesicherter Erkenntnisse zur Belastungsgestaltung, an subjektiven Kriterien und Erfahrungen des Trainers oder Therapeuten (Pfeifer et al., 2009). Entsprechend weisen auch die in der wissenschaftlichen Literatur beschriebenen Inhalte des SMT eine breite Variation auf.
Vor dem Hintergrund der Unterschiede von individuellen Inhalten, Belastungsnormativen, und Zielparametern erscheint es nicht verwunderlich, dass bis heute keine konkreten Aussagen zur Wirksamkeit SMT abgeleitet werden konnten (Hewett et al., 2006). Darüber hinaus wird die Interpretationsproblematik zusätzlich durch große Ungleichheiten der methodischen Studienqualität verstärkt (Pfeifer e t al., 2009).
2.2 Propriozeption
Propriozeption leitet sich aus dem Lateinischen ab. „Proprius“ bedeutet „eigen“ und „recipere“ heißt übersetzt „aufnehmen“. Deshalb kann man die Propriozeption als die Wahrnehmung des eigenen Körpers bezeichnen.
Heichinger (2005) weist darauf hin, dass Sherrington bereits 1906 Propriozeption als Begriff in der Physiologie einführte. Er beschreibt damit das propriozeptive System, das durch afferente Informationen von Propriozeptoren eine bewusste Wahrnehmung über Muskelzustand und Gelenkstellung möglich macht. Propriozeption „ist die Empfindung für die Stellung und Bewegung der Gelenke im Raum.“ (Hollmann & Hettinger, 1990, S. 32). „Dabei geschieht die Aufnahme von Information nicht über die großen Rezeptoren, wie Auge, Ohr oder Gleichgewichtsorgan, sondern über kleine Rezeptoren z.B. in der Muskulatur und in den Gelenken. Propriozeption ist somit ein Teil der Sensomotorik.“ (Häfelinger & Schuba, 2013, S. 45). Bei der Propriozeption wirkt eine Vielzahl von Propriozeptoren aus Muskeln, Sehnen und Gelenken mit. Zu den Propriorezeptoren gehören Muskelspindeln, Ruffini- Körperchen, Vater-Pacini-Körperchen und die Golgi-Sehnenorgane (Rebholz, 2010). Eine gute Propriozeption führt zu einer schnelleren und präziseren Reizaufnahme und deren Verarbeitung, die wiederum eine Ausführung zielgerichteter und genauer Bewegung ermöglicht (Woelki, 2005). Da es äußerst schwierig und für die gewünschte Muskelaktivierung oft ungenügend ist, die Propriozeption als eigenständige Fähigkeit zu verbessern, sollten zusätzliche Einflussgrößen der Sensomotorik mit betrachtet werden. Diese Faktoren bilden ein System, welches reflektorisch auf die Innervation der Muskulatur wirkt (Hübel, 2012). Der Begriff Balancetraining wird häufig genutzt, um die Tätigkeit während des Trainings zu beschreiben. Auch Stabilisationstraining wird in der Literatur gleichbedeutend mit propriozeptivem Training verwendet (Rebholz, 2010). Die Zielsetzung beim Training auf labilen Geräten sprengt jedoch den Rahmen der Definition von Propriozeption. Efferenzen, die im Funktionskreis mit eingeschlossen sind, um das motorische Output zu verbessern, sind in der ursprünglichen Definition der Propriozeption von Sherrington nicht enthalten (Woelki, 2005). Deshalb ist der häufig verwendete Begriff „propriozeptives Training“ in Bezug auf Verletzungsprophylaxe nicht zu gebrauchen.
2.3 Die Einteilung des Sensomotorischen Systems
Wie bereits in den Definitionen verdeutlicht, geht es beim SMT um das Zusammenwirken zwischen der Aufnahme und Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen sowie die Reaktion der Muskulatur und des Bewegungsapparats auf diese Wahrnehmung. Durch sensorische Rückmeldung werden motorische Abläufe gesteuert und verändert (Gisler-Hofmann, 2008). Das sensomotorische System soll als Erklärungsmodell dienen, welches das Zusammenspiel zwischen der Rezeption und Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen sowie der darauf folgenden Reaktion der Muskulatur und des Bewegungsapparats beschreibt. Motorische Vorgänge werden durch ein sensorische Feedback gesteuert, bearbeitet und verändert (Zart, 2009). Es setzt sich aus verschiedenen Teilsystemen zusammen. Diese drei Systeme sind die Informationsaufnahme, die Verarbeitung und die Ausführung (Abb. 2.2).
Die Leistung der gesamten Sensomotorik kann als Summe der Einzelsysteme aufgefasst werden. Dabei interagieren und überlagern sich diese Einzelsysteme, um eine effektive Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse zu ermöglichen (Gisler-Hofmann, 2008).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.2: Das sensomotorische System (Geißler, 2011)
2.3.1 Informationsebenen des sensomotorischen Systems
Die Informations- oder auch Afferenzebene wird in Exterosensorik und Propriozeption unterteilt. Zu den exterozeptiven Quellen zählen Thermorezeptoren, Geruchs- und Geschmackssensoren sowie Tast- und Drucksensoren. Außerdem dient die akustische Sensorik dazu, Lage und Richtung von Schallquellen zu erfassen. Der Vestibularapparat ist für den Gleichgewichts- und Bewegungssinn zuständig und der visuelle Analysator erfasst Bewegungen, Entfernung und Lagebeziehungen von Objekten. Die Propriozeption, welche auch als Tiefensensibilität bezeichnet wird, speist sich aus Informationen der Gelenkrezeptoren im Kapsel- und Bandapparat (Gisler-Hofmann, 2008).
In der ersten Ebene findet die Weiterleitung von Impulsen der Sinnesorgane zu höheren, zerebralen Zentren sowie die Bewusstmachung und Verarbeitung von Wahrnehmungen statt (Gisler-Hofmann, 2008). Der Teilbereich lässt sich wiederum in zwei unterschiedliche Bereiche, die Exterozeption und die Propriozeption, aufteilen.
Die Exterozeption bezeichnet die Aufnahme und Weiterleitung von Informationen aus der Umwelt durch sogenannte Extereosensoren. Diese nehmen Reize aus unserer Umwelt auf wie z.B. Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Druck, Vibration, Schmerz, Wärme- und Kälteempfinden (Geißler, 2011).
Die Propriozeption bezeichnet die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum (Geißler, 2011). Über Propriorezeptoren können die Lage des Körpers im Raum erfasst werden sowie Informationen über Muskelspannung, Muskellänge, Gelenkstellung und Gelenkbewegung. Zu den Propriorezeptoren gehören Muskelspindeln, Ruffini-Körperchen, Vater-Pacini-Körperchen und die Golgi-Sehnenorgane (Rebholz, 2010).
2.3.2 Verarbeitungsebene des sensomotorischen Systems
verarbeitet und möglichst präzise moduliert, um anschließend als efferente Antworten in der Peripherie wirksam zu werden. Es kommt zur kortikalen und supraspinalen sowie spinalen Verarbeitung, Modulierung und Regulation (Gisler-Hofmann, 2008). Die Verarbeitung von Sinnesempfindungen kann einerseits über zentralnervöse Verarbeitungsprozesse und andererseits über spinale Reflexe erfolgen. Hierbei sind motorische Reflexe wichtige Bestandteile der Bewegungskontrolle wie z.B. bei der Fixierung von Gelenkstellungen, zur muskulären Aktivitätsbereitschaft und zum Schutz vor morphologischen Überlastungen (Geißler, 2011).
2.3.3 Ausführungsebene des sensomotorischen Systems
Die efferente Antwort des Systems wird in der Ausführungsebene in Form von koordinativen Leistungen durch das Zusammenspiel von Muskeln sichtbar. Die Efferenz beinhaltet die Steuerung der Willkürbewegungen und Anpassung der Muskelaktivitäten an Umweltbedingungen. Bewegungsvorgänge können in Zielmotorik und Stützmotorik unterteilt werden. Die Zielmotorik umfasst hauptsächlich die distale Muskulatur, die für Feinbewegungen verantwortlich ist. Die Bewegung wird geplant, daher wird sie auch als Willkürmotorik bezeichnet. Die Stützmotorik umfasst hauptsächlich die proximale Muskulatur (Stamm- oder Axialmuskulatur), deren Innervation durch propriozeptive Eingänge bestimmt wird. Diese Bewegungskomponenten laufen weitgehend unwillkürlich (reflektorisch) ab. Daher spricht man auch von Reflexmotorik (Gisler-Hofmann, 2008).
2.4 Effekte und Struktur des Sensomotorischen Trainings
Während beispielsweise bei einer Orthesenversorgung zur Prävention von Sprunggelenksverletzungen klar ist, dass diese das Gelenk passiv sichert und ein Trauma durch eine Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit verhindert, sind die Wirkmechanismen eines SMT bisher nicht bis ins letzte Detail geklärt (Gruber, 2007). Sicher ist, das SMT zu einer Verbesserungung der Körperhaltung und Ökonomisierung von Bewegungsabläufen beiträgt. Durch die gleichzeitige Verarbeitung zusätzlicher Reize, während die Muskulatur bereits damit beschäftigt ist ein anderes Haltungs- und Bewegungsprogramm durchzuführen, entsteht ein Trainingseffekt (Rühl & Laubach, 2012). Das Verletzungsrisiko wird minimiert, da die Muskulatur schneller und adäquater reagieren kann (Ziegler, 2011). In verschiedenen Studien konnten nach einem vierwöchigen SMT Verbesserungen der dynamischen Standstabilität, Zuwächse in der Explosivkraft sowie eine größere Gelenksteifigkeit des Kniegelenkes festgestellt werden. Die Ergebnisse bezüglich der Auswirkungen dieser Trainingsform auf funktionelle Gelenkreflexe sind dagegen inhomogen (Gruber, 2007).
Zwei wesentliche präventive Wirkungen eines SMT lassen sich aus bisherigen Studien ableiten. Erstens wird die Anzahl potentieller Verletzungssituationen durch die situationsadäquate Voreinstellung der gelenkstabilisierenden Muskulatur reduziert. Zweitens kommt es in einer potentiellen Verletzungssituation zu einer schnelleren aktiven Gelenkstabilisation, z. B. durch eine verbesserte Koordination der gelenkstabilisierenden Muskeln (Gruber, 2007).
Ein gezieltes Training der Sensomotorik führt insgesamt zu einer Schulung und Verbesserung der (Geisler, 2011; Häfelinger & Schuba, 2013; Ziegler, 2011):
- Tiefensensibilität und Körperwahrnehmung,
- Bewegungseffizienz und -sicherheit,
- posturalen Kontrolle,
- Verkürzungszeit der Reflexaktivitäten,
- alltags- und sportmotorischen Bewegungsabläufe,
- inter- und intramuskuläre Koordination,
- Kraftentwicklung durch bessere Bewegungsqualität,
- statischen und dynamischen Gleichgewichtsfähigkeit und Stabilität.
Eingesetzt wird das SMT hauptsächlich im Therapiebereich nach Operationen oder Verletzungen. Doch auch der präventive Aspekt des SMT nimmt einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Sowohl im Leistungs- als auch Freizeitsport sollte das SMT fest in den Trainingsablauf integriert werden, um muskuläre Dysbalancen auszugleichen und Verletzungen vorzubeugen (Geißler, 2011). Bezüglich der Anforderung sollte ein SMT stufenweise aufgebaut sein und progressiv gesteigert werden (Häfelinger & Schuba, 2013).
Hierfür bietet sich das Stufenmodell nach Diemer an (Abb. 2.3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.3: Stufenmodell nach Diemer (abgeleitet nach Häfelinger & Schuba, 2013)
In Stufe A geht es zunächst um die Kinästhesie, welche auch als Tiefensensibilität bezeichnet wird. Ziel ist die Bewegungen möglichst genau wahrzunehmen, um die Fähigkeit zu entwickeln, ganz bestimmte Gelenkwinkelstellungen reproduzieren zu können. Gerade um Dysbalancen zu verhindern, muss stetig ein Rechts/Links-Vergleich erfolgen. Übergeordnetes Ziel ist es, die Grundlagen für ein Training mit höheren Belastungen und somit die Voraussetzungen für die weiteren Stufen zu legen (Häfelinger & Schuba, 2013).
In Stufe B spielen Feedbackmechanismen eine wesentliche Rolle. Mit Feedback sind hierbei sämtliche sensorische Informationen gemeint, welche durch die eigene Bewegung entstehen. Die Auswirkungen der Ergebniskontrolle können bei bereits erlernten Bewegungen jeweils erst in der darauffolgenden Bewegung berücksichtigt und angepasst werden. Das Ergebnis der laufenden Bewegung bleibt davon unbeeinflusst (Gampp Lehmann, 2011).
Stufe B-I beinhaltet die statische Stabilität. Ziel ist es, die posturale Kontrolle zu verbessern, um situationsangepasst auf Destabilisierungen reagieren zu können (Rühl & Laubach, 2012). Die Gleichgewichtsreaktionsfähigkeit steht im Mittelpunkt, wobei der Schwerpunkt auf das sensorische System und weniger auf das Gleichgewichtsorgan im Innenohr gelegt werden soll. Eine Verringerung der Unterstützungsfläche, dynamische Bewegungen der Arme und Beine sowie des Kopfes und die Ausschaltung des optischen Analysators tragen zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades bei. Durch ein Training von bewusst gewählten Positionen und langsamen Bewegungsmustern hat der Körper ausreichend Zeit, sein Gleichgewicht wiederherzustellen, ohne Fehlbeanspruchungen auf Gelenke zu provozieren. Dabei soll eine einmal gewählte Ausgangsstellung möglichst stabil gehalten werden (Häfelinger & Schuba, 2013).
In Stufe B-II geht es um die dynamische Stabilität. So werden alltagsnahe und sportartspezifische Bewegungen eingebaut. Ziel ist es, die Bewegung in ihrer eigenen „Range of Movement“ zu stabilisieren. Große Aufmerksamkeit sollte der Stabilität der Bein- und Fußachse sowie der Lenden-Becken-Region geschenkt werden. Hierbei ist zu bedenken, dass nicht jeder Mensch gleiche anatomische Voraussetzungen erfüllt. Somit ist eine bestmögliche Korrektur im Vorfeld in stabiler Position durchzuführen. Alle Übungen sollten an der Grenze der Stabilität ausgeführt werden um optimale Anpassungsprozesse gewährleisten zu können, ohne dass dabei Angst beim Trainierenden provoziert wird. Ausweichbewegungen sind im Rahmen der Korrekturmöglichkeiten erlaubt (Häfelinger & Schuba, 2013).
Stufe C beinhaltet sogenannte Feedforward-Mechanismen. Diese sind ein Teil der Bewegungsstrategie. Sie bewirken, dass der Körper schon vor der eigentlichen Bewegung Maßnahmen ergreift, die die Bewegung sicher und fließend ermöglichen. Die Feedforward- Steuerung ist eine vorwegnehmende Korrektur, die schon regulierend eingreift, bevor ein potenzieller Fehler der laufenden Bewegung gemeldet werden kann. Die Feedforward- Mechanismen ermöglichen schnelle Bewegungen. Besonders visuelle Informationen und das Erkennen des Handlungsziels sind dabei wichtig (Gampp Lehmann, 2011). So wird beim reaktiven Training in der Muskulatur vor der eigentlichen Bewegung eine angemessene Aktivität aufgebaut. Als negatives Beispiel dient das Treppenabsteigen im Dunkeln, bei welchem man sich entweder eine Stufe zu viel oder zu wenig vorstellt (Häfelinger & Schuba, 2013). Entsprechend belastend ist der Fußaufsatz für die von den Aufprallkräften betroffenen Gelenke, wie es auch beim Basketball der Fall ist.
2.5 Aspekte des wissenschaftlichen Diskurses über Sensomotorisches Training
2.5.1 Sensomotorisches Training als Verletzungsprävention
Hottenrott, Gronwald und Neumann (2011) stellen fest, dass aufgrund der hohen Belastungsdichte und -intensität gerade im Spitzensport Verletzungen nahezu unvermeidbar sind. Die Verletzungshäufigkeiten haben sich bei Sportspielen, wie z.B. Basketball und Fußball, kaum verändert und sind sehr hoch, wenn man die letzten Jahre betrachtet (van Gent et al., 2007). In Deutschland entstehen 70 % aller Sportverletzungen bei Ballsportarten. Hervorzuheben ist dabei, dass gerade einmal 30 % aller sportlichen Aktivitäten im Ballsport angesiedelt sind, wie Gollhofer, Granacher, Taube, Melnyk und Gruber (2006) betonen. Dabei ist die untere Extremität am häufigsten betroffen, was sich in Verletzungen des Sehnen- und Bandapparates im Knie- und Fußgelenk widerspiegelt (Granacher, Gollhofer & Strass, 2006). Es handelt sich bei 80 % der Beschwerden um Fehl- und Überbelastungsreaktionen (Hottenrott et al., 2011). Mehrere Studien in Bezug auf die Kniegelenksfunktionalität ergaben, dass das SMT bei der konservativen Behandlung effektiver wirkt, als ein klassisches therapeutisches Krafttraining. Auch zur Prävention von Sportverletzungen wirkt diese Trainingsform signifikant positiv (Pfeifer et al., 2009).
Die Forschung im präventiven Bereich ist bisher verhältnismäßig wenig publiziert worden, was darauf hinweist, dass ein hohes Potential geborgen werden kann, um Verletzungen zu verhindern. So konkretisieren Hottenrott et al., (2011), dass nur wenige evidenzbasierte Studien vorliegen, welche sich des Versuchs- Kontrolldesigns bedienen, um die Wirksamkeit zur Reduktion von Sportverletzungen aufzuzeigen. Eine Studie von Soligard et al. (2008) ist mit 2.000 Fußballerinnen aus 125 Vereinen durchgeführt worden. Auffällig war eine stark verringerte Verletzungsrate im Vergleich zur Kontrollgruppe, sobald ein strukturiertes Aufwärmprogramm durchgeführt worden ist. Weitere Studien zeigen (Stephens & Beutler, 2007), dass differenzierte Aufwärm- und Trainingsprogramme sowie propriozeptives Training das Verletzungsrisiko verringern können.
Im Trainingsprozess müssen aber auch Umweltfaktoren und die individuellen Voraussetzungen der Sportler Berücksichtigung finden. Erlernte Fähigkeiten sollen immer wieder trainiert werden um, ein stabiles, der Kondition des Sportlers angepasstes Motorikprogramm abrufbar zu machen (Hottenrott et al., 2011).
Pickenhain, Neumann und Scharschmidt (1993) heben darüber hinaus auch die Relevanz der Reafferenz hervor. Dabei bilden die vielfältigen Rückmeldungen aus Organismus und Umwelt über das Ergebnis der motorischen Handlungen eine signifikante Voraussetzung für die Bewegungsausführung. Die Grundlage stellt hierbei die funktionale Einheit von Wahrnehmen und Bewegung dar, welche das Ergebnis der Koppelung des zentralen und des peripheren Nervensystems sind. Der Trainingsprozess ist unter bewusster Berücksichtigung dieser Einheit gemäß der Autoren Hottenrott et al. (2011) zu planen und durchzuführen. Ein verletzungspräventives Training im Leistungssport soll eine Vielzahl der bedingt antizipierbaren Störeinflüsse durch spezielle Übungsprogramme minimieren. Eine häufig benannte Störgröße stellen im Mannschaftssport die Gegner dar, welche zu Stürzen und Verletzungen bei den Sportlern führen, da bei Kontakten eine neuromuskuläre Kontrolle häufig nicht mehr gegeben ist. Dennoch konnte bereits durch zahlreiche Untersuchungen festgestellt werden, dass zirka zwei Drittel aller Verletzungen des vorderen Kreuzbandes aus den Spielsportarten in Situationen ohne gegnerischen Kontakt entstehen (Hawkins & Fuller, 1998). Weiterhin ist die mangelhafte konditionelle Konstitution des Sportlers als Störgröße festzustellen (Gollhofer et al., 2006). Eine Intensivierung des Trainings durch ein SMT unter variablen Druckbedingungen führt zu einer größeren Vielseitigkeit der Trainingsanforderungen und schließlich zu einer verbesserten Antizipation sowie neuromuskulären Kontrolle in Training und Wettkampf. Unter folgenden, verschiedenen Druckbedingungen kann trainiert werden: Zeitdruck, Situationsdruck, Präzisionsdruck, Komplexitätsdruck und Belastungsdruck. Die dynamische motorische Kontrolle und eine situativ-adäquate Einstellung von Gelenkpositionen kann Verletzungen im Kreuzbandbereich verhindern (Gollhofer et al., 2006), da die Integration der sensorischen Rückmeldungen aus den Propriorezeptoren der Bänder, Muskeln und Sehnen die Basis für eine „sensomotorische Kontrolle“ der unteren Extremitäten während des Trainings bilden (Gollhofer et al., 2006). Die Kontrolle der Gelenksteifigkeit („Stiffness“) hängt laut Gollhofer (2003) erstrangig von den koordinativen Aspekten bei der motorischen Ansteuerung ab.
Die Verbesserung der Sensomotorik erreicht man im Training durch propriozeptive Trainingsmittel wie Airpads, Therapiekreisel und Wackelbretter. Funktional besteht die Gemeinsamkeit der Trainingsmittel darin, dass sie den ruhigen Stand durch die Bereitstellung eines mehr oder weniger instabilen Untergrundes beeinflussen. Die Herausforderung für den Trainierenden ist, ständig sein Gleichgewicht zu halten.
Gerade in Bezug auf Mannschaftssportarten sind die speziellen Anforderungen zu berücksichtigen, wobei die statischen Übungen nur eingeschränkte Möglichkeiten für das multidirektionale Bewegungsverhalten bieten. Interessant sind im Bereich des SMT vor allem auch Trainingsstätten mit einer unebenen Bodenreliefstruktur oder unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten sowie Unterstützungsflächen (Sand, Rasen, Waldboden, Matten). Diese führen zu einer stärkeren kognitiven Aufmerksamkeitslenkung und einer erhöhten neuromuskulären Beanspruchung. Eine gezielte Störung der Bewegungsabläufe durch externe, antizipierbare Schlüsselreize stellt das neue Trainingsprinzip dar. Für das Fußballtraining ist bereits von Hottenrott und Suslik (2011) ein umfangreiches integratives SMT entwickelt worden.
2.5.2 Sportmotorisches Präventionsprogramm
Das SMT hat die Stabilisierung von Haltung und Bewegung zum Ziel. Inhalt muss daher sowohl ein neurophysiologisches Stabilisierungstraining sein, das zu einer präziseren Ansteuerung der relevanten Muskulatur führt, als auch ein koordinatives Kräftigungstraining, welches die haltungsstabilisierenden Muskeln stärkt, (Rühl & Laubach, 2012).
Ein sportmotorisches Präventivprogramm für die jeweilige Sportart kann daher folgendermaßen aufgebaut sein (Hottenrott et al., 2011):
- aeorbe Herz-Kreislaufbelastung (Warm-up)
- Haltungs- und Stabilisationsübungen (Core-Training)
- Beweglichkeitstraining (optional)
- SMT
- sportspezifisches Koordinationstraining unter variablen Druckbedingungen
- plyometrisches Training
- sportartspezifisches Komplextraining zu unerwarteten Störeinflüssen
(Exafferenztraining)
Ziel des Präventivprogramms ist eine positiv beeinflusste neuromuskuläre Kontrolle. Bisher nicht antizipierbare Störgrößen sollen verringert werden. Mit Hilfe des Exafferenztrainings sollen unbewusste Abläufe als kontrollierbares Repertoire für den Sportler entstehen. Diese stellen dann eine Vielzahl an differenzierten und geeigneten Aktionsmustern dar. Im Endeffekt können so Häufigkeit und Ausmaß der Fehleraktion aber auch das Verletzungsrisiko verringert werden. Ziel ist es außerdem, die Konditionierung in den Bereichen zu erhöhen, in denen Gefahren und Ermüdungserscheinungen zu erwarten sind. Das Verletzungspräventionsprogramm muss in das normale Trainingsprogramm eingepflegt werden, wobei die präzise Bewegungsausführung des Präventionsprogrammes im ausgeruhten und ermüdeten Zustand zu Beginn einer Trainingseinheit absolviert werden sollte (Hottenrott et al., 2011).
Mangelnde Balancefähigkeit, Körperwahrnehmung und Gleichgewichtsprobleme sind nicht nur im Basketball häufiger anzutreffende Defizite. Die Bewegungsökonomie verschlechtert sich und Gelenke können schon bei geringer Belastung in ihrer Stabilität gestört werden. Ein SMT bietet die Grundlage für eine optimale Technik bei gleichzeitigem Schutz der jeweiligen Gelenksysteme. Die Gelenkstabilität wird über drei Systeme, die prinzipiell zusammenarbeiten, gewährleistet - das neuronale Kontrollsystem, das aktive (Muskulatur) und das passive (Sehnen, Bänder, Kapsel) System. Das zentrale und periphere Nervensystem arbeitet in Closed-loop- oder Open-loop-Mechanismen, also mit und ohne Rückkopplung, um ein oder mehrere Gelenke stabilisieren zu können. Findet eine Bewegung in einem geschlossenen Regelkreis statt, wird ständig zwischen dem ursprünglichen Plan für die Bewegung und der eigentlichen Bewegung verglichen und so ein internes und externes Feedback erstellt um die Bewegung, wenn notwendig und möglich, an den Bewegungsplan anzupassen (Diemer & Sutor, 2007).
Hierbei handelt sich um Eigenreflexe auf niedrigstem Niveau und um komplexe Fehleranalysen und Bewegungskorrekturen auf höherem Niveau im Bereich des zentralen Nervensystems, die mit dem Plan des Kortex verglichen werden. Schädigungen der Gelenke führen zu Veränderungen der neuromuskulären Informationsleitung. Diese gestörte Koordination und schlechte Reaktionszeit beruht auf einer abweichenden Afferenz. Folge sind häufig Haltungsschwächen durch einseitige Belastungen verbunden mit Muskelatrophie nach Ruhigstellung bei Verletzungen. Die Unterbrechung des sensomotorischen Mechanismus bringt eine Störung der neuromuskulären, reflexmäßigen Gelenkstabilisation mit sich, die so wiederum zu einem Verletzungsrisiko wird. Gelenkverletzungen treten typischerweise gegen Ende der sportlichen Aktivität auf, wenn Müdigkeit einsetzt und das Abrufen motorischer Einheiten beeinträchtigt ist (Hottenrott et al., 2011).
Damit es nicht zu irreversiblen Schäden kommt, sollten gerade gesunde Gelenke im Baketball regelmäßig adäquaten Reizen ausgesetzt werden, bei denen die Rezeptoren der Tiefensensibilität immer wieder aktiviert werden und die Gelenkstabilisatoren angesprochen und trainiert werden.
2.6 Compliance von sensomotorischem Training
Um die beschriebenen Vorteile des SMT in die Praxis transferieren zu können, ist der Begriff Compliance eine wichtige Grundlage. Compliance stammt ursprünglich aus der Medizin und bedeutet so viel wie Therapietreue. Es geht hierbei um die Bereitschaft des Patienten, mit dem Arzt oder Therapeuten zu kooperieren und an den jeweiligen Maßnahmen aktiv teilzunehmen (Wintersteller, 2008). Übertragen auf das SMT im Basketball bedeutet das, dass es nur nachhaltig etabliert werden kann, wenn Trainern und Spielern die Vorteile erläutert werden und so eine Regelmäßigkeit in der Anwendung erzielt wird. Dazu ist es von großer Bedeutung den sportspezifischen Nutzen aufzuzeigen, um die Motivation zur Durchführung zu gewährleisten. In Interviews mit Bundesligaspielern wie Per Günther (persönliche Kommunikation, 22. November 2013) und Sascha Leutloff (persönliche Kommunikation, 23.Januar 2014) wird deutlich, dass das SMT im Trainingsalltag der Bundesligateams bislang nur eine untergeordnete Rolle einnimmt. In den unteren Ligen zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Trainingsalltag reduziert sich auf die traditionellen Bereiche Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Dabei ist die kontinuierliche Schulung von Koordination und Gleichgewicht für ein ganzheitliches Körpertraining unerlässlich, da erst dadurch eine korrekte und optimale Bewegungs- und Technikausführung erreicht werden kann (Kuhnert, 2009). Zudem tragen Koordinations- und Gleichgewichtsübungen dazu, bei Verletzungen vorzubeugen. Nur sehr vereinzelt werden gezielt und nachhaltig sensomotorische Übungen im Trainingsalltag eingebunden. Und das, obwohl Studien anderer Sportarten zu der verletzungspräventiven Komponente zusätzlich auf eine Leistungsoptimierung im Bereich Sprung- und Schnellkraft verweisen. Deshalb ist es wichtig, dass diese Vorteile in weiterführenden Studien genauer untersucht werden, um eine Aufklärung der präventiven Funktion dieser Trainingsmaßnahme mit dem Ziel einer Verbesserung ihrer verletzungspräventiven Funktion theoriegeleitetet weiter zu entwickeln (Gruber, 2007).
Die im theoretischen Teil aufgeführten positiven Aspekte eines SMT sollten Anlass dazu geben, diese Trainingsform in den Basketball-Alltag mit einfließen zu lassen. Ein Beispiel, wie dies gelingen kann, stellt Sandra Rebholz (2010) in ihrer Dissertation für den Bereich Handball dar. In einer Sportart also, in der sowohl die koordinativen und konditionellen Anforderungen als auch die Verletzungsmuster dem Basketball sehr ähnlich sind und welcher ebenfalls zu den sogenannten High-Impact-Sportarten zählt. So nahmen Spielerinnen in der Saison 2007/2008 acht Wochen lang an einem integrativen sensomotorischen Trainingsprogramm teil. In den Trainingseinheiten wurden gezielt propriozeptive Trainingsreize integriert, während eine Kontrollgruppe ausschließlich handballspezifisch trainierte. Eine signifikante Reduzierung der Verletzungsanzahl gegenüber der Kontrollgruppe sicherte die Effektivität des integrativen Programms. Lediglich zwei abgewandelte Übungen pro Einheit trugen bei kontinuierlicher Anwendung signifikant zur Verletzungsprophylaxe besonders im Bereich des Sprunggelenkes bei. Rebholz selbst fordert in ihren Ausführungen den Transfer des bestehenden Konzepts in weitere Ballsportarten damit in Zukunft eine noch größere Anzahl von Sportlern von den positiven Wirkungen, vor allem auf die untere Extremität, profitieren kann. In dieser Studie zeigte sich jedoch auch das gegenwärtige Problem.
75 % der Probandinnen waren nicht bereit, zusätzlich allein zu trainieren, obwohl propriozeptives Training in der Zwischenzeit einen hohen Stellenwert erlangte. Für die nachhaltige Etablierung im Bereich Basketball ist es wichtig, Spieler und Trainer davon zu überzeugen, dass ein enormer Nutzen durch einen relativ geringen Zeitaufwand entstehen kann. Eine Schlüsselfunktion nimmt hierbei der Übungsleiter ein (Granacher, Bergmann & Gollhofer, 2007). Er sollte von der Wirksamkeit überzeugt sein und ein entsprechend fundiertes Wissen in der Anleitung und Korrektur haben. Außerdem muss er in der Lage sein, die Integration von Präventionsprogrammen in den Trainingsablauf zu regulieren und die Eigenverantwortlichkeit der Spieler durch Aufklärung über Funktion und Wirksamkeit zu fördern. Dies ist Grundvoraussetzung dafür, dass das SMT im Bereich Basketball seine Realisierung findet.
Wie bereits beschrieben, sind bisher die Potenziale im Basketball nur unzureichend untersucht und in Studien belegt. Eine gute allgemeine koordinative Kompetenz ist im Basketball eine wesentliche Grundlage und macht sich beispielsweise in Wurfsituationen unter Bedrängnis bezahlt. Ein differenziertes Körper- und Bewegungsgefühl ermöglicht eine optimale Steuerung und trägt damit zu einer verbesserten Bewegungsqualität bei. Für das Erlernen und Beherrschen der Techniken in Spielsportarten gilt das koordinative Funktionspotenzial durch ein SMT als Kernsubstanz für die Technikentwicklung und die spätere Technikperfektionierung. Dies ist neben den anderen konditionellen Fähigkeiten leistungslimitierend (Anders & Focke, 2011).
2.7 Theoretische Grundlagen des Sensomotorischen Trainings beim Basketball
Beim SMT kommt den Füßen eine enorm wichtige Rolle zu. Die Aktivierung der Fußmuskulatur gewährleistet die Sicherung der Gelenkachsen und des Fußgewölbes. Dies ist abhängig von den Mechano- und Propriozeptoren der Fußsohle (Häfelinger & Schuba, 2013). Aus diesem Grund ist barfüßiges Training wichtig, denn zur positiven Aktivitätsveränderung der gesamten Muskelketten ist eine Reizung der Fußrezeptoren notwendig.
Als erste Maßnahme sollte demzufolge die Vermittlung des „kurzen Fußes nach Janda“ realisiert werden (Granacher et al., 2007). Die untere Extremität soll hierbei, sowohl im Einbein- als auch im Zweibeinstand, durch die Aufrichtung im Fußgewölbe eine verbesserte Stabilität erfahren. Das Ziel der Übung ist eine gleichzeitige Anspannung von Fußbeugern, Fußstreckern, Zehenbeugern, Supinatoren und Pronatoren. Dazu sollte der Spieler zunächst versuchen, Ferse, Großzehenballen und Kleinzehenballen als die drei wesentlichen Druckpunkte zu erspüren (Abb. 2.4). Dies lässt sich anfangs am besten im Sitzen machen. Zunächst sind die Füße barfuß hüftbreit aufzustellen. Nun ist ein fester Druck auf die Ferse bewusst zu erfühlen. Als nächstes sollen die Spieler die Zehen spreizen und an den Boden „festsaugen“ (Hübscher, 2011). Dabei sollten die Strecksehnen nicht gespannt zu sehen sein. Der Fuß ist nun durch die Aktivierung der Muskulatur in der Fußsohle „kurz“ zu machen, so dass sich das Längsgewölbe aufrichtet. Der Druck sollte nun kurz unter der großen Zehe und der Ferse spürbar sein, ohne dass sich jedoch die Zehen in den Boden „einkrallen“. Diese Technik wird 15 Sekunden gehalten und 15 Sekunden gelöst. Nach Beherrschen dieser Übung ist sie im Stand auszuführen. Erst danach sollte man in den Einbeinstand übergehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.4: Druckpunkte des „kurzen Fußes nach Janda“: Ferse, Großzehenballen und Kleinzehenballen
Die gesamte Streckmuskulatur wird durch diese Übung aktiviert und bewirkt so eine Aufrichtung der Wirbelsäule beim SMT. Der „kurze Fuß nach Janda“ ist die Grundvoraussetzung für alle folgenden sensomotorischen Übungen im Stehen. Weitere Übungen zur Fußgymnastik werden von Häflinger und Schuba (2013) erläutert.
Aus hygienischen Gründen hat sich beim SMT das Üben „des kurzen Fußes nach Janda“ mit Strümpfen etabliert. Dies wird auch bei allen weiteren Übungen im SMT so praktiziert. Hierbei sollte man jedoch darauf hinweisen, dass Socken wesentlich mehr Rutschgefahr mit sich bringen als ein barfüßiges Training (Kuhnert, 2009). Studien, ob die Socken den afferenten Input durch die Hautrezeptoren signifikant reduzieren, sind nicht bekannt.
Der zweite neuralgische Punkt beim SMT sind die Knie. Diese sollten immer in leicht gebeugter Haltung auf dem Boden stehen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass das Kniegelenk nur minimal vor das Sprunggelenk „wandern“ sollte. Laut Dölken (2009) erhöht sich der Anpressdruck der Patella durch zunehmende Quadrizepsaktivität vor allem in flektierter Stellung des Kniegelenkes. Bei dauerhafter Fehlbelastung kann dies ein Patellaspitzensyndrom verursachen. Besonders dann, wenn die gleichgewichtsschulenden Reize im fortgeschrittenen Stadium mit kräftigenden Übungen wie Kniebeugen und Ausfallschritten kombiniert werden.
Zusammenfassend bildet also die axiale Belastung von Fuß, Knie, Hüfte und Wirbelsäule die Grundlage für weiterführende sensomotorische Übungen. Außerdem wird von einer ausreichenden Reaktionsfähigkeit, allgemeinen Gleichgewichtsfähigkeit sowie einer muskulären Stabilisationsfähigkeit ausgegangen, welche für das Basketballspiel unabdingbar sind. Empfehlenswert ist, dass der Trainer sich immer ein Feedback über eventuelle Schmerzen einholt, damit keine reflektorischen Hemmungsmechanismen ausgelöst werden (Häfelinger & Schuba, 2013). Korrekturen sollten möglichst sparsam und effektiv sein. Es ist zudem wichtig, dass die Sportler ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, denn Flüssigkeitsmangel ist neben der Ermüdung der Hauptfaktor für Konzentrationsschwächen (Anders & Focke, 2011), welche sowohl beim SMT als auch beim Basketballtraining allgemein eine wesentliche Ursache für Verletzungen sind.
Eine Kombination aus funktionellen Kräftigungsübungen und SMT verbessern das Zusammenspiel an der Bewegung beteiligter, synergistisch arbeitender Muskeln. Dadurch wird eine Erhöhung der Bewegungssicherheit realisiert. Prinzipielles Ziel ist die Schulung der Eigenwahrnehmung von Sehnen und Gelenken sowie der Aufbau von Muskulatur, welche einen sportartspezifischen Nutzen bei Training und Wettkampf haben. In den Übungen wird versucht, basketballspezifische Bewegungen einzubauen, um somit einen Transfer auf das Leistungspotenzial des Sportlers zu übertragen. Der Hauptstabilisator ist hierbei der Rumpf. Werden die kleinen und gelenknahen, lokalen Stabilisatoren des Rumpfes innerhalb der Trainingseinheiten optimal beansprucht, so findet auch ein Transfer im Sinne globaler Stabilisation statt und somit können dementsprechend Hüft-, Knie- und Sprunggelenk davon profitieren (Rühl & Laubach, 2012). Es werden so besonders viele Freiheitsgrade ermöglicht. Dies setzt jedoch voraus, dass eine gewisse Basis sowohl im sensomotorischen Koordinationstraining mit instabilen Unterlagen als auch im allgemeinen Krafttraining vorhanden ist. Über ein sensibilisierendes Körperwahrnehmungstraining sollte der Verlauf über statische Stabilität und Haltung hin zu dynamischer Stabilität und Bewegung entwickelt werden. Ziel ist es, ein optimales Körper- und Bewegungsgefühl zu entwickeln. Der Grundgedanke eines Krafttrainings mit integrierten sensomotorischen Aspekten ist es, die inter- und intramuskuläre Koordination zu verbessern. Es sollte dabei nicht zu einer kompletten muskulären Ermüdung kommen, da sonst eine unmittelbare Verletzungsgefahr besteht.
2.8 Belastungsnormativa im Sensomotorischen Training
Im Gegensatz zum inhaltlich klar strukturierten Kraft- oder auch Ausdauertraining gibt es für das SMT noch keine Belastungsvorgaben (Granacher et al., 2007). Belastungsdauer und Belastungsdichte sind in vielen Studien zum SMT zum Teil sehr unterschiedlich. Gerade in Hinblick darauf, dass sich in den meisten prospektiv randomisierten Studien die verletzungsprophylaktische Wirkung bestätigt hat, ist es verwunderlich, dass für das SMT keine wissenschaftlichen Richtwerte zu Belastungsnormativen existieren. Lediglich in einer Pilotstudie von Brand und Alt (2005) wurde mit Hilfe eines Belastungsstufentests in einem Querschnittsdesign herausgefunden, dass die optimale Belastungsdauer bei SMT im Bereich von 30-60 Sekunden liegt. Bisher gibt es keine Studien, die sich ausführlich mit der Analyse von Belastungsvorgaben für das SMT auseinandergesetzt haben. Zudem kommt hinzu, dass sich die Belastungsnormativa in Studien zur Überprüfung der Wirkweise des SMT auf das neuromuskuläre System in zentralen Parametern wie der Belastungsdauer und der Belastungsdichte erheblich unterscheiden. Somit können sich die Ausführungen zu den Belastungsvorgaben im SMT lediglich auf Angaben beziehen, die sich in der Trainingspraxis und in verschiedenen Studien bewährt haben (Granacher et al., 2007). Vielen Studien ist zu entnehmen, dass ein progressiv gestaltetes SMT über vier Wochen mit drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche zu Anpassungserscheinungen im neuromuskulären System führt. Die Angaben zur Belastungsdauer einzelner sensomotorischer Übungen liegen meist zwischen 20 und 45 Sekunden. Die nachfolgende Pause sollte ebenso lang sein, um sowohl zentrale als auch periphere Ermüdungsprozesse zu vermeiden. In diesem Zusammenhang sollte ebenfalls beachtet werden, dass das SMT im nicht ermüdeten Zustand durchgeführt wird. Weiterhin belaufen sich die Hinweise zur Serienzahl auf sieben bis neun Sätze pro Übung. Es ist jedoch sinnvoll, mehr Übungen in das SMT zu integrieren und dafür die Serienzahl zu reduzieren, um Abwechslung zu gewährleisten. Angaben zur Dauer der einzelnen Trainingseinheiten belaufen sich in den meisten Studien auf 15 - 20 Minuten.
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