„Religion ist das Opium des Volkes“ – wer kennt nicht diese ideologische Leitlinie von Karl Marx, dem intellektuellen Übervater des Kommunismus. Nun war das Land, in dem der erste Praxisversuch des Kommunismus unternommen wurde, ausgerechnet das zutiefst ländlich-religiös geprägte Russland.
Sollte man da mit der Brechstange sofort jede Religion verbieten? Diesen Weg zu gehen wäre wenig erfolgversprechend gewesen. Sollte man die Bürger versuchen zu zwingen, sich zwischen Religion und Marxismus-Leninismus zu entscheiden, bestand die Gefahr, dass allzu viele Menschen nicht bereit gewesen, ihre Verbindungen zur Religion zu kappen. Schließlich waren vor allem der christliche und islamische Glaube im Bewusstsein des Volkes schon über Generationen tief verankert.
Doch sollte man daher die antireligiöse Stoßrichtung des Marxismus ganz aufgeben? Das wiederum kam aus Gründen der ideologischen Überzeugung nicht in Frage, denn Verrat an kommunistischen Idealen wollte man auch nicht begehen. Also musste Sowjetrussland einen Mittelweg gehen.
Das bedeutete einerseits, dass man Religionsausübung anders als im Frankreich nach der Französischen Revolution nicht grundsätzlich verbot. Andererseits bedeutete das, dass man von Seiten des Staates durchaus bereit war, die praktischen Rechte von Religionen in diskriminierender Weise zu beschneiden und militante atheistische Propaganda massiv zu fördern.
In dieser Arbeit sollen die sowjetische Politik und ihre Auswirkungen gegenüber dem Christentum und dem Islam einander gegenüber gestellt werden. Dabei soll die Betrachtung die Zeit von Lenin (1917-1924) und von Stalin (1924-1953) umfassen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Politik beider sollen dabei herausgearbeitet werden. In dieser Zeit ging es um die ideologische Etablierung des Kommunismus in der Sowjetunion – in einem Land, das wegen seiner ländlichen, agrarischen und vor allem religiösen Prägung dafür alles andere als vorherbestimmt schien.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Religionspolitik gegenüber Christen unter Lenin
- III. Religionspolitik gegenüber Muslimen unter Lenin
- IV. Religionspolitik gegenüber Christen unter Stalin
- V. Religionspolitik gegenüber Muslimen unter Stalin
- VI. Schlussbetrachtung
- VII. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der sowjetischen Religionspolitik gegenüber Christen und Muslimen unter Lenin und Stalin. Sie untersucht die Maßnahmen, die von den sowjetischen Machthabern ergriffen wurden, die dahintersteckenden Motive und die Auswirkungen auf das Leben der Religionsgemeinschaften. Die Arbeit analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Politik beider Staatslenker und untersucht die Gründe für Veränderungen in der sowjetischen Religionspolitik.
- Die Auswirkungen der atheistischen Staatsideologie des Kommunismus auf eine tief religiöse Gesellschaft
- Die Strategien der sowjetischen Regierung zur Unterdrückung und Kontrolle von Religionen
- Der Einfluss von ideologischen und taktischen Motiven auf die Religionspolitik
- Die Rolle der Orthodoxie und des Islam in der sowjetischen Gesellschaft
- Die Entwicklung und Veränderung der Religionspolitik unter Lenin und Stalin
Zusammenfassung der Kapitel
II. Religionspolitik gegenüber Christen unter Lenin
Dieses Kapitel behandelt die Religionspolitik Lenins gegenüber Christen, insbesondere der orthodoxen Kirche. Es analysiert die Ziele der KPdSU im Hinblick auf die Religion, die pragmatische Vorgehensweise Lenins und die Auswirkungen auf die orthodoxe Kirche.
III. Religionspolitik gegenüber Muslimen unter Lenin
Dieses Kapitel beleuchtet die Religionspolitik Lenins gegenüber Muslimen. Es betrachtet die Maßnahmen, die von der sowjetischen Regierung ergriffen wurden, und die Auswirkungen auf die muslimische Gemeinschaft.
Schlüsselwörter
Sowjetische Religionspolitik, Lenin, Stalin, Christentum, Orthodoxie, Islam, atheistische Propaganda, Unterdrückung, Religionsfreiheit, Staatsideologie, Kommunismus.
- Arbeit zitieren
- Matthias Thöne (Autor:in), 2013, Die Religionspolitik unter Lenin und Stalin und ihre Folgen für das Christentum und den Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285791