Eine Analyse von 131 Verletzungen, die beim Segeln oder bei Tätigkeiten auf dem Segelboot entstanden waren, ließ besondere Unfallschwerpunkte erkennen: Die Hand (35,1 % aller Verletzungen) und der Kopf (21,3 %) sind die am stärksten gefährdeten Körperteile des Seglers. Bei den Verletzungen handelte es sich um offene Wunden, Quetschungen und Knochenbrüche. Bagatellverletzungen wurden nicht aufgelistet. Das durchschnittliche Alter der verletzten Segler betrug 32,7 (19 - 72 Jahre, SD=+ 10,79) Jahre. Männer wurden 3,3 Mal häufiger als weibliche Wassersportler behandelt. Die Verletzten waren zum großen Teil Freizeitsportler, der Anteil der Regattafahrer (17,6 %) und Berufssportler (Sportstudenten, Segellehrer) war deutlich geringer. Das Verhältnis der in die Unfälle verwickelten Jollen : Dickschiffe betrug annähernd 2:1, die Zweirumpfboote (Katamarane) waren nur in 5 Fällen beteiligt. Bei den Unfallursachen war zu erkennen, dass erfahrene Regattasegler mit zunehmender Windstärke (5 Bf. und mehr) häufiger verletzt wurden - diese Tendenz ließ sich bei den Freizeitseglern nicht erkennen, möglicherweise, weil Freizeitsegler höhere Windstärken meiden. Gefährliche Ursachen, die zu Verletzungen führten, war ein Schlag durch den Großbaum (14,5 % aller Unfallursachen), Unfälle durch Ausrutschen oder Stolpern auf dem Bootsdeck (11,5 % aller Unfallursachen), Kenterungen (10,7 %), Unfälle beim An-/Von Bord-Gehen (8,4 %) und andere Tätigkeiten auf oder an dem Boot. Bei der Konstruktion eines neuen Segelbootes sollten die medizinischen Untersuchungsergebnisse Berücksichtigung finden. Die höhere Rumpfgeschwindigkeit und die verbesserten Segelprofile können die Querkräfte – und damit die körperliche Belastung des Seglers - verringern, eine höhere Mastführung kann die häufigen Kopfverletzungen durch den Baum reduzieren. Nachteile einiger der neuen Bootstypen sind verletzungsträchtige Rohre, Klemmen und Rollen, ungenügend gesicherte Ausleger und falsch konstruierte Fußschlaufe. Eine Betrachtung der Einzel-Unfälle deckt oft nautisches Fehlverhalten und Unerfahrenheit in Erste-Hilfe-Maßnahmen auf. Beim nautischen und medizinischen Notfalltraining der Segel-Crew kann das Verhalten im Notfall trainiert werden. Diese Schulung schließt praktische Übungen zur Notfallbehandlung von Verletzungen bzw. Knochenbrüchen, die Wiederbelebung, Herzmassage und Beatmung ein. Außerdem werden Bergungs- und Rettungssituationen von Seglern, die im Wasser treiben, erkannt und gelöst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Bootsunglücke, Schiffbruch und andere Gefahren auf See
- 2. Untersuchungs-Methode und Ergebnisse
- 2.1 Klinikstatistik
- 2.2 Rettungsdienst bei Regatten
- 2.3 Lokalisation von Segelverletzungen
- 2.4 Unfallursachen beim Segeln
- 2.4.1 Verletzungen durch den Großbaum (14,5 % aller Unfallursachen)
- 2.4.2 Unfälle auf dem Bootsdeck (11,5 % aller Unfallursachen)
- 2.4.3 Kenterungen (10,7 %)
- 2.4.4 Unfälle beim An-/Von Bord-Gehen (8,4 %)
- 2.4.5 Unfälle an Land (6,8 %)
- 2.4.6 Leinen und Schoten (6,8 %)
- 2.4.7 An- und Ablegeunfälle (5,3 %)
- 2.4.8 Schwertkasten (5,3 %)
- 2.4.9 Kollisionen (3,8 %)
- 2.4.10 Akute Lumbalgien (3,8 %)
- 2.4.11 Sonstige Unfälle (n = 30)
- 3. Diskussion und Unfallprophylaxe
- 3.1 Kopfschutz
- 3.2 Handschutz
- 3.3 Vorsichtsmaßnahmen und Prophylaxe bei Kollisionen
- 3.4 Vorsichtsmaßnahmen bei Kenterungen von Segeljollen
- 3.5 Kenterungen und Sinken von Kielbooten
- 3.6 Vorsicht beim An-/von Bord gehen
- 3.7 Alkohol
- 3.8 Vermeidung der Unfälle auf dem Bootsdeck
- 3.9 Vorschläge zur besseren Konstruktion der Segelboote
- 3.10 Vorbereitung auf das Segeln durch sportliches Training
- 3.11 Prävention vor dem Ertrinken
- 3.12 Nautisch-medizinisches Notfalltraining
- 3.12.1 Besonderheiten der nautischen Notfallplanung
- 3.13 Prophylaxe und Therapie bei Unterkühlung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Unfälle, Verletzungen und Risiken beim Segeln auf Jollen und Yachten. Ziel ist es, typische Unfallhergänge zu identifizieren und wirksame Prophylaxemaßnahmen zu empfehlen, um den Segelsport sicherer zu gestalten. Die Studie basiert auf klinischen Daten und Beobachtungen während von Regatten.
- Unfallhäufigkeit und -ursachen beim Segeln
- Lokalisation und Art von Segelverletzungen
- Prophylaxemaßnahmen zur Unfallverhütung
- Vergleich von Unfallmustern bei Freizeit- und Regattaseglern
- Bedeutung von Wetterbedingungen und menschlichem Faktor
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Bootsunglücke, Schiffbruch und andere Gefahren auf See: Die Einleitung beleuchtet die historische Gefährlichkeit der Seefahrt und vergleicht das Risiko in der Berufsschifffahrt mit dem im Segelsport. Sie hebt hervor, dass obwohl moderne Segelboote sicherer sind, Unfälle, Kenterungen, Überbordfallen und das Sinken von Booten weiterhin vorkommen und oft tödliche Folgen haben. Es werden verschiedene Faktoren wie Wetterbedingungen, menschliches Versagen (Unaufmerksamkeit, Unerfahrenheit), technische Defekte und Konstruktionsmängel als Unfallursachen genannt. Statistische Daten aus den USA und Deutschland zeigen die hohe Beteiligung von Sportbooten an Unfällen und Todesfällen im Vergleich zu anderen Schiffstypen, wobei Kenterungen und Überbordfallen besonders häufig zu Todesfällen führen.
2. Untersuchungs-Methode und Ergebnisse: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der Studie, die auf einer Klinikstatistik von 68 behandlungsbedürftigen Segelverletzungen (1984-1987) basiert, ergänzt durch Daten aus dem Rettungsdienst bei Regatten (63 weitere Verletzungen). Die Datenanalyse umfasst die Lokalisation der Verletzungen (Kopf, Arme, Hände, etc.), die Unfallursachen (Großbaum, Bootsdeck, Kenterungen, etc.), sowie demografische Faktoren wie Alter und Geschlecht der Verletzten. Der Vergleich von Freizeit- und Regattaseglern zeigt unterschiedliche Unfallmuster, wobei Regattasegler bei höheren Windstärken häufiger kentern, jedoch auch mehr Erfahrung im Aufrichten der Boote haben. Die Tabelle 1 fasst die Lokalisation und Diagnose der Segelverletzungen zusammen.
3. Diskussion und Unfallprophylaxe: Dieses Kapitel diskutiert die Ergebnisse und formuliert Empfehlungen zur Unfallprophylaxe. Es werden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, darunter Kopfschutz, Handschutz, Vorsichtsmaßnahmen bei Kollisionen und Kenterungen, sichere An- und Ablegemanöver, Vermeidung von Alkoholkonsum, verbesserte Bootskonstruktionen und sportliches Training zur Verbesserung der körperlichen Fitness. Die Bedeutung eines nautisch-medizinischen Notfalltrainings wird betont. Die Kapitel verdeutlicht die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen, um die Sicherheit im Segelsport zu erhöhen.
Schlüsselwörter
Segelunfälle, Segelverletzungen, Unfallprophylaxe, Regattasegeln, Freizeitsegeln, Kenterung, Überbordfallen, Kollisionen, Bootskonstruktion, Sicherheitstraining, Risikofaktoren, Statistik, Klinikstatistik, Rettungsdienst.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse von Segelunfällen
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert Unfälle, Verletzungen und Risiken beim Segeln auf Jollen und Yachten. Ziel ist die Identifizierung typischer Unfallhergänge und die Empfehlung wirksamer Prophylaxemaßnahmen zur Steigerung der Sicherheit im Segelsport. Die Studie basiert auf klinischen Daten und Beobachtungen während von Regatten.
Welche Daten wurden untersucht?
Die Studie basiert auf einer Klinikstatistik von 68 behandlungsbedürftigen Segelverletzungen (1984-1987) und Daten aus dem Rettungsdienst bei Regatten (63 weitere Verletzungen). Die Datenanalyse umfasst die Lokalisation der Verletzungen, die Unfallursachen, sowie demografische Faktoren wie Alter und Geschlecht der Verletzten. Ein Vergleich von Freizeit- und Regattaseglern wurde durchgeführt.
Welche Unfallursachen wurden identifiziert?
Die häufigsten Unfallursachen waren Verletzungen durch den Großbaum (14,5%), Unfälle auf dem Bootsdeck (11,5%), Kenterungen (10,7%), Unfälle beim An-/Von Bord-Gehen (8,4%), Unfälle an Land (6,8%), Leinen und Schoten (6,8%), An- und Ablegeunfälle (5,3%), Schwertkasten (5,3%), Kollisionen (3,8%), akute Lumbalgien (3,8%) und sonstige Unfälle (n=30).
Welche Lokalisationen von Segelverletzungen wurden festgestellt?
Die Studie analysiert die Lokalisation von Verletzungen an Kopf, Armen, Händen etc. Eine detaillierte Auflistung der Lokalisationen und Diagnosen ist in Tabelle 1 (im Originaldokument) enthalten.
Welche Prophylaxemaßnahmen werden empfohlen?
Die Arbeit empfiehlt verschiedene Prophylaxemaßnahmen, darunter Kopfschutz, Handschutz, Vorsichtsmaßnahmen bei Kollisionen und Kenterungen, sichere An- und Ablegemanöver, Vermeidung von Alkoholkonsum, verbesserte Bootskonstruktionen, sportliches Training zur Verbesserung der körperlichen Fitness und ein nautisch-medizinisches Notfalltraining.
Wie unterscheidet sich das Unfallgeschehen bei Freizeit- und Regattaseglern?
Der Vergleich von Freizeit- und Regattaseglern zeigt unterschiedliche Unfallmuster. Regattasegler kentern bei höheren Windstärken häufiger, verfügen aber oft über mehr Erfahrung im Aufrichten der Boote.
Welche Rolle spielen Wetterbedingungen und der menschliche Faktor?
Die Studie betont die Bedeutung von Wetterbedingungen und dem menschlichen Faktor (Unaufmerksamkeit, Unerfahrenheit) als Unfallursachen. Es werden auch technische Defekte und Konstruktionsmängel als relevante Faktoren genannt.
Wie wird die Einleitung der Arbeit beschrieben?
Die Einleitung beleuchtet die historische Gefährlichkeit der Seefahrt und vergleicht das Risiko in der Berufsschifffahrt mit dem im Segelsport. Sie hebt hervor, dass trotz moderner Sicherheitsmaßnahmen Unfälle weiterhin vorkommen und oft tödliche Folgen haben. Statistische Daten aus den USA und Deutschland werden präsentiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Einleitung, Untersuchungsmethode und Ergebnisse, sowie Diskussion und Unfallprophylaxe. Sie enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Segelunfälle, Segelverletzungen, Unfallprophylaxe, Regattasegeln, Freizeitsegeln, Kenterung, Überbordfallen, Kollisionen, Bootskonstruktion, Sicherheitstraining, Risikofaktoren, Statistik, Klinikstatistik, Rettungsdienst.
- Arbeit zitieren
- Dr. med. Christoph Schönle (Autor:in), 2004, Unfälle, Verletzungen und Risiken beim Segeln auf Jollen und Yachten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28586