Will die Polizei die Polizeiwissenschaft? Seit Jahren greift die Polizei auf verschiedene Wissenschaftsdisziplinen zurück und nutzt die durch deren Arbeit entstehenden (Erkenntnis-)Vorteile für die eigene Aufgabenerfüllung. Beispielsweise sind Kriminalwissenschaften seit langem akzeptiert und wurden durch die verschiedenen Polizeien der Länder in den täglichen Arbeitsalltag der (Kriminal-)Polizei eingebettet. Undenkbar wäre es heute, auf das Wissen zur DNA-Analyse oder der Daktyloskopie zu verzichten und damit Möglichkeiten der Strafverfolgung nicht auszuschöpfen. Ganz im Gegenteil, die Polizei verlangt nach diesen Möglichkeiten.
Was in Bezug auf die Kriminalwissenschaften (heute) mühelos möglich klingt, ist mit Blick auf die Polizeiwissenschaft mit Sicherheit nicht einfach. In den vergangenen Jahren entwickelten Polizeiforscher wie Rafael Behr, Thomas Feltes, Reinhard Mokros und Jo Reichertz Theorien, Ansätze und Überlegungen, die (Problem-)Felder der Polizeiarbeit aufzeigen und mögliche Schlüsse, die als Verbesserungen verstanden werden könnten, zulassen. Allerdings zeigen verschiedene Beispiele, dass Erkenntnisse der Polizeiwissenschaft und daraus mögliche Rückschlüsse von der Polizei nicht umgesetzt oder zumindest nicht in Entscheidungen einbezogen werden. So werden nach wie vor erlebnisorientierte Berufsanfänger und Absolventen von Polizei-Hochschulen im Mittelpunkt gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und bei unzähligen Demonstrationsanlässe oder Sportveranstaltungen eingesetzt. Gerade dabei stellt sich die Frage nach dem Warum.
Fragt wohl kaum jemand ob beispielsweise die Kriminalistik gewollt ist, mangelt es der Polizeiwissenschaft in den Augen der Entscheider am erkannten Wert. Diese Bewertung könnte ganz erhebliche Folgen für die Polizeiwissenschaft bedeuten und das Wollen einer Polizeiwissenschaft durch die Polizei beeinflussen. Derzeit fehlt ein Befund zu diesem Wollen. Aus diesem Grund wird innerhalb dieser Arbeit ein aktueller Befund zum Wollen der Polizeiwissenschaft durch die Polizei erhoben und dabei die forschungsleitende Frage „Wie viel Wissenschaft will die Polizei?“ in den Vordergrund gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das schwere Erbe der Polizeiwissenschaft
- Ziel der Masterarbeit
- Aufbau der Masterarbeit
- Die Variablen der Frage „Wie viel Polizeiwissenschaft will die Polizei?"
- Abgrenzung „Allgemeine Wissenschaft in der Polizei" und „Polizeiwissenschaft"
- Singuläre Polizeiwissenschaft oder pluralistische Polizeiwissenschaften
- Weitere Akteure der inneren Sicherheit als wichtiger Gegenstand der Polizeiwissenschaft?
- Die Variable „Polizei“ in der Frage nach dem Wollen
- Das „Wollen“ im Sinne dieser Arbeit
- Zusammenfassung Wissenschaft und Akteure
- Das „Wollen" - der Befund
- Motive des Wollens und „Wollen durch Brauchen“?
- Der positive Ansatz
- Der negative Ansatz
- Zusammenfassung zur möglichen Motivlage
- Das „Wollen" - (traurige) Punkte des Befundes
- Das Vorgehen und verschiedene Ansätze
- Der Blick auf Polizeiwissenschaft und Polizeiforschung als Teil davon
- Polizeiwissenschaft und -forschung an Polizei-Hochschulen als Befund zum Wollen
- Der Anspruch „Wollen durch Nutzen“ als Geißel der Polizeiwissenschaft und die notwendige Bewertung
- Bewertung des Befundes zum Wollen
- Eine (beinahe) pessimistische Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit zielt darauf ab, einen Befund zum Wollen einer Polizeiwissenschaft durch die Polizei zu erheben. Die Arbeit untersucht die Frage, inwiefern die Polizei Polizeiwissenschaft in ihre Praxis integriert und welchen Stellenwert sie ihr beimisst.
- Die Akzeptanz und Nutzung von Polizeiwissenschaft durch die Polizei
- Die Herausforderungen und Hindernisse, die einer stärkeren Integration von Polizeiwissenschaft in die Praxis entgegenstehen
- Die Bedeutung von Nutzen und Relevanz für die Akzeptanz von Polizeiwissenschaft in der polizeilichen Praxis
- Die Rolle von verschiedenen Akteuren der inneren Sicherheit im Kontext der Polizeiwissenschaft
- Die Untersuchung des "Wollens" von Polizeiwissenschaft durch die Polizei anhand von empirischen Befunden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die das Thema und den Forschungsstand beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die Variablen der Forschungsfrage "Wie viel Polizeiwissenschaft will die Polizei?" genauer definiert. Es werden die verschiedenen Dimensionen von "Polizeiwissenschaft" und die unterschiedlichen Akteure der inneren Sicherheit betrachtet, die für die Untersuchung relevant sind. Das dritte Kapitel widmet sich dem Befund zum "Wollen" von Polizeiwissenschaft durch die Polizei. Es werden verschiedene Motive und Ansätze analysiert, die das "Wollen" beeinflussen können. Die Arbeit untersucht auch die Rolle von Polizeiforschung und -hochschulen im Kontext des "Wollens".
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Polizeiwissenschaft, Polizeiforschung, innere Sicherheit, Akzeptanz, Nutzen, Relevanz, Wollen, Befund. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Polizei Polizeiwissenschaft in ihre Praxis integriert und welche Faktoren das "Wollen" von Polizeiwissenschaft durch die Polizei beeinflussen.
- Arbeit zitieren
- Martin Zink (Autor:in), 2014, Wie viel Polizeiwissenschaft will die Polizei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285869