Die Bundesrepublik Deutschland ist im Bereich der Wohlfahrtspflege durch ein gesetzlich festgelegtes Zusammenwirken von öffentlichen und freien Trägern gekennzeichnet. Dies wird als „duale Struktur“ der Wohlfahrtspflege bezeichnet. Zwar basieren fast alle Wohlfahrtsstaaten der entwickelten Industriegesellschaften auf einer „mixed economy of welfare“, also einem Neben- und Miteinander von öffentlichen und privaten Trägerorganisationen, allerdings ist das komplexe Gefüge von Zuständigkeitsverteilungen und wechselseitigen Inanspruchnahme nur in Deutschland zu finden.
Der Begriff öffentliche Träger bezieht sich auf Behörden, Anstalten, oder Körperschaften des öffentlichen Rechts, die auf der Basis von Gesetzen und der Organisationsgewalt der politischen Vertretungskörperschaften tätig werden.1 Unter der freien oder privaten Wohlfahrtspflege wird die Gesamtheit aller sozialen Hilfen verstanden, die auf freigemeinnütziger Grundlage und in organisierter Form geleistet werden. Diese ist überwiegend in den sechs Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege organisiert. Dazu gehören die großen Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Caritas Verband, Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz und Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Diese arbeiten in der „Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege“ zusammen. Die freien Verbände sind durch unterschiedliche weltanschauliche oder religiöse Motive und Zielvorstellungen geprägt. Gemeinsam ist allen, dass sie unmittelbar an die Hilfsbereitschaft und an die Solidarität der Bevölkerung anknüpfen. Die freie Wohlfahrtspflege ist ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Gesellschaftsordnung. Die Versorgung mit sozialen Einrichtungen und Diensten wird zu einem erheblichen Teil durch das Angebot dieser Verbände der freien Wohlfahrtspflege sichergestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff der Subsidiarität
- Begriffsbestimmung „Subsidiarität“
- Ursprünge im 19. Jahrhundert
- Sozialezyklika „,,Quadragesimo anno”
- Das „Subsidiaritätsprinzip“ und seine Auslegungen in der Wohlfahrtsstaatentwicklung
- Die Ausgangslage
- Die Auslegung des Subsidiaritätsprinzips in der Weimarer Republik
- Der „,Subsidiaritätsstreit“ nach Gründung der BRD
- „Neue Subsidiaritätspolitik“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Begriff der Subsidiarität und dessen Bedeutung für die Entwicklung der Wohlfahrtspflege in Deutschland. Sie analysiert die Entstehung und Auslegung des Subsidiaritätsprinzips im historischen Kontext und beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen öffentlichen und freien Trägern der Wohlfahrtspflege.
- Die Entstehung des Subsidiaritätsbegriffs in der katholischen Soziallehre.
- Die Auslegung und Anwendung des Subsidiaritätsprinzips in der deutschen Wohlfahrtspolitik.
- Die Rolle der freien Wohlfahrtspflege und deren Verhältnis zum Staat.
- Die Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips für die Gestaltung der „dualen Struktur“ der Wohlfahrtspflege.
- Die Herausforderungen und Chancen der Subsidiarität im Kontext der modernen Wohlfahrtsgesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema Subsidiarität ein und erläutert den Begriff im Kontext der Wohlfahrtspflege. Das zweite Kapitel beleuchtet die Ursprünge des Subsidiaritätsprinzips im 19. Jahrhundert und analysiert die Rolle der Sozialenzyklika „Quadragesimo anno“ von 1932. Das dritte Kapitel befasst sich mit den unterschiedlichen Auslegungen des Subsidiaritätsprinzips in der deutschen Wohlfahrtsstaatentwicklung, beginnend mit der Weimarer Republik und der Entstehung der BRD bis hin zur „Neuen Subsidiaritätspolitik“.
Schlüsselwörter
Subsidiarität, Wohlfahrtspflege, freie Wohlfahrtspflege, öffentliche Wohlfahrtspflege, duale Struktur, Sozialstaat, Sozialenzyklika „Quadragesimo anno“, Weimarer Republik, Bundesrepublik Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Alexander Hecker (Autor:in), 2004, Der Begriff Subsidiarität und dessen Reformierung im Kontext der Ausdifferenzierung zwischen freier und öffentlicher Wohlfahrtspflege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28589