Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Zusammenfassung
1 Einleitung
2 Analyse des Jahresabschlusses landwirtschaftlicher Kreditnehmer
2.1 Der landwirtschaftliche Kreditnehmer
2.2 Gegenstand und Zielsetzung der Jahresabschlussanalyse
2.3 Aufbereitungsmaßnahmen zum Zwecke der Analyse 3
2.4 Kennzahlenanalyse
2.4.1 Liquiditätskennzahlen
2.4.2 Stabilitätskennzahlen
2.4.3 Rentabilitätskennzahlen
3 Beurteilung des Jahresabschlusses landwirtschaftlicher Kreditnehmer
3.1 Horizontaler und vertikaler Betriebsvergleich
3.2 Kapitaldienstfähigkeit
4 Probleme und Grenzen der Jahresabschlussanalyse zur Bonitätsbeurteilung
4.1 Qualitative Kriterien
4.2 Grenzen der Kennzahlenrechnung
4.3 Vergangenheitsbezug und Prognosefähigkeit
4.4 Bilanzpolitische Maßnahmen
4.5 Branchen- und Marktpreisanalyse
4.6 Sonstige externe Einflüsse
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund des agrarstrukturellen Wandels wird es für Kreditinstitute immer schwieriger, einen landwirtschaftlichen Betrieb zuverlässig und in seiner gesamten Spannweite zu bewerten.
Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern die rein quantitative Analyse des Jahresabschlusses ein ausreichendes Vorgehen für die Kreditrisikofrüherkennung in der Agrarbranche verkörpert.
Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass die Ergänzung des quantitativen Datenmaterials um qualitative Kriterien ein unerlässliches Werkzeug ist. Branchenspezifische Phänomene, wie z.B. eine starke Volatilität der Marktpreise sowie die Gefahr der Verbreitung von Krankheiten und Seuchen, lassen die nicht-quantitative Analyse in Kombination mit jahresabschlussspezifischen Problemstellungen zu einer Vollendung und Bereicherung des Kreditrisikomanagements im Agrarbereich werden.
1 Einleitung
Der Agrarsektor ist aktuell einem umfassenden strukturellen Veränderungs-und Anpassungsprozess ausgesetzt.1 Angetrieben durch die Globalisierung verschärfen sich die Wettbewerbsverhältnisse in der Branche zunehmend.2 3 Insbesondere kleine und mittelgroße landwirtschaftliche Betriebe verspüren diesen Druck und sehen konkreten Handlungsbedarf, um die stetig wachsende Herausforderung der Gewinnerzielung mittels Neustrukturierung und Erweiterung ihrer Geschäftstätigkeiten zu bewältigen.4
Ein wettbewerbsfähiger landwirtschaftlicher Betrieb lässt sich infolgedessen als multifunktionell und diversifiziert bezeichnen: Neue Betriebszweige, wie z.B. der Betrieb von Biogas-, Windkraft- oder Solaranlagen, die Vermietung von Ferienwohnungen, die Verpachtung von Flächen oder auch die Führung von Lohnunternehmen sollen die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe unter schwierigen Marktbedingungen sicherstellen.5
Für Kreditinstitute birgt der agrarstrukturelle Wandel jedoch Hindernisse, denn es wird immer schwieriger, den landwirtschaftlichen Betrieb in seiner gesamten Breite zu durchleuchten und zuverlässig zu bewerten.6 Nicht zuletzt resultiert diese Problemstellung aus den verschiedenen Bilanzstichtagen der landwirtschaftlichen Tätigkeit (30.06.) und der gewerblichen Tätigkeit, wie z. B. dem Betrieb einer Biogasanlage (31.12).7 Zusätzlich ist anzumerken, dass den Banken die Jahresabschlüsse meist erst viele Monate nach dem Bilanzstichtag vorliegen und zeitverzögert für eine Jahresabschlussanalyse genutzt werden können. Viele weitere Barrieren gilt es zu berücksichtigen.8
Aufbauend auf dieser Problematik wird im Rahmen der Studienarbeit der Frage nachgegangen, inwiefern die Jahresabschlussanalyse von landwirtschaftlichen Kreditnehmern ein zuverlässiges Instrument für die Kreditrisikofrüherkennung darstellt.9
Hierzu werden unter dem Gliederungspunkt 2 vorbereitende Maßnahmen der Jahresabschlussanalyse und die Kennzahlenanalyse betrachtet. Anschließend bietet der Gliederungspunkt 3 die Beurteilung des landwirtschaftlichen Jahresabschlusses mittels inner- und interbetrieblichen Vergleiches. Eine weitere Kernthematik stellt die Berechnung der Kapitaldienstfähigkeit dar. Die Grenzen der Jahresabschlussanalyse finden sich im Gliederungspunkt 4 und decken wesentliche Schwachstellen des Jahresabschlusses für die Bonitätsbeurteilung eines landwirtschaftlichen Kreditnehmers auf. Letztlich schließt die Arbeit mit einem Fazit sowie der Beantwortung der zentralen Leitfrage ab.
2 Analyse des Jahresabschlusses landwirtschaftlicher Kreditnehmer
2.1 Der landwirtschaftliche Kreditnehmer
Aufgrund einiger Besonderheiten in der Agrarbranche unterscheiden sich landwirtschaftliche Kreditnehmer teils erheblich von anderen Kreditnehmergruppen.
Einen wesentlichen Unterschied stellen die überdurchschnittlichen Sicherheiten dar. Diese sind auf den häufig umfangreichen Grundbesitz zurückzuführen.10 Die Bodenwerte können in Form von Grundschulden für die Verbindlichkeiten des Betriebes haften, sodass der landwirtschaftliche Kreditbereich als ein verhältnismäßig risikoarmes Geschäft bezeichnet werden kann.11
Das Grundvermögen mündet zudem in eine hohe Eigenkapitalquote. Die Bank profitiert aufgrund dessen von einer geringen Ausfallwahrscheinlichkeit im Agrarkreditgeschäft, was dessen risikoarme Position untermauert.12
Weiterhin ist zu beachten, dass nach § 253 Abs. 1 HGB das Anschaffungskostenprinzip gilt. Wurden Ländereien über mehrere Generationen übertra- gen, so liegen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit stille Reserven vor, die im Falle einer Liquidation oder Zwangsvollstreckung die Vermögenslage des landwirtschaftlichen Betriebes stärken.13
Trotz dessen ist auch in diesem Kundenkreis ein gewisses Restrisiko nicht auszuschließen, sodass die Jahresabschlussanalyse einen Beitrag zum Risikomanagement leisten könnte.14
2.2 Gegenstand und Zielsetzung der Jahresabschlussanalyse
Die Jahresabschlussanalyse ist für die Bank ein wichtiges Instrument zur Gewinnung und Auswertung von entscheidungsrelevanten Informationen, die die wirtschaftliche Lage einer Unternehmung betreffen. Hierzu werden sowohl aufbereitende Maßnahmen als auch die Analyse von Kennzahlen durchgeführt.15 Durch die Analyse von Jahresabschlüssen landwirtschaftlicher Kreditnehmer sollen Informationen über den Jahresabschluss hinaus erlangt werden. Neben der ordnungsgemäßen Präsentation der Vermögenslage sollen auch Aussagen zur Finanzkraft und Ertragskraft des Landwirtes möglich gemacht werden.16
Aus rechtlicher Sicht sind Kreditinstitute nach § 18 Abs. 1 KWG bei einer Kreditgewährung über 750.000 Euro oder 10% des haftenden Eigenkapitals dazu verpflichtet, sich die wirtschaftlichen Verhältnisse des landwirtschaftlichen Kreditnehmers regelmäßig offenlegen zu lassen und das Berichtswerk fachgerecht auszuwerten.17
2.3 Aufbereitungsmaßnahmen zum Zwecke der Analyse
Die Aufbereitung des Jahresabschlusses bildet das Fundament der Jahresabschlussanalyse. Die Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen zu erzeugen stellt hierbei ein elementares Ziel dar, das durch die Bildung einer so ge-nannten Strukturbilanz verwirklicht werden soll. ^18 19
Aufbereitungsmaßnahmen dienen außerdem dazu, dass der anstehenden Kennzahlenanalyse sinnvoll verwertbare Größen vorliegen.20 Konkret bedeutet dies, dass der Bilanzanalyst die Aktivseite um nicht werthaltige Positionen bereinigt und die Posten der Passivseite nach ihrer Fristigkeit sowie Eigenoder Fremdkapitalzugehörigkeit strukturiert. Die Gewinn- und Verlustrechnung wird um außerordentliche Erträge und Aufwendungen korrigiert, um den landwirtschaftlichen Betrieb auf sein Kerngeschäft zu reduzieren.21
2.4 Kennzahlenanalyse
Bei der Kennzahlenanalyse werden aussagekräftige und entscheidungsrelevante Bilanzpositionen verdichtet dargestellt, um die betriebswirtschaftliche Entwicklung des landwirtschaftlichen Gewerbes kritisch zu durchleuchten. Bei der Anwendung von Kennzahlensystemen können Analysen sowohl aus dem Liquiditätsbereich als auch aus der Stabilitäts- und Rentabilitätsperspektive stattfinden.22
Neben absoluten Kennzahlen, wie z.B. dem Jahresüberschuss, wird zwischen Gliederungs-, Beziehungs- und Indexzahlen unterschieden.23 2.4.1 Liquiditätskennzahlen
Die Liquidität repräsentiert die Fähigkeit des landwirtschaftlichen Kreditnehmers, seinen Zahlungsverpflichtungen ordnungsgemäß nachzukommen.24
Der Liquidität kommt insbesondere in einem anlagenintensiven landwirtschaftlichen Unternehmen eine große Bedeutung zu, da durch eine hohe Liquidität eine kontinuierliche Zahlungsbereitschaft für Ersatzinvestitionen
[...]
1 Vgl. Kirschke, D. et al., 2007, S. 24 f., www.edoc.hu-berlin.de
2 Vgl. James, H. S., 2013, S. 67 f.
3 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2014, S. 1 f., www.destatis.de
4 Vgl. Haber, W., 2014, S. 61 u. 123
5 Vgl. Doluschitz, R. et al., 2011, S. 18
6 Vgl. ECOVIS Unternehmensberatung, 2012, S. 6 f., www.ecovis.com
7 Vgl. Nickenig, K./Wesselmann, C., 2014, S. 6
8 Vgl. Heno, R., 2011, S. 78
9 Vgl. Jacobs, J., 2012, S. 352
10 Vgl. ECOVIS Unternehmensberatung, 2012, S. 6 f., www.ecovis.com
11 Vgl. Zantow, R./Dinauer, J., 2011, S. 174 ff.
12 Vgl. Gleißner, W./ Füser, K., 2014, S. 214
13 Vgl. Heno, R., 2011, S. 67 f./196 f.
14 Vgl. Heno, R., 2011, S. 5
15 Vgl. Klement, J., 2007, S. 22
16 Vgl. Lachnit, L., 2004, S. 5 ff.
17 Vgl. Wehrheim, M./Schmitz, T., 2009, S. 147
18 Vgl. Wehrheim, M./Schmitz, T., 2009, S. 146
19 Vgl. Wünsche, M., 2012, S. 333 ff.
20 Vgl. Schierenbeck, H., 2002, S. 628
21 Vgl. Lachnit, L., 2004, S. 63
22 Vgl. Klement, J., 2007, S. 22
23 Vgl. Wehrheim, M./Schmitz, T., 2009, S. 152
24 Vgl. Schultz, V., 2012, S. 1948
- Arbeit zitieren
- Lukas Lindemann (Autor), 2014, Analyse und Beurteilung von Jahresabschlüssen landwirtschaftlicher Kreditnehmer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286252
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