Der Uluru (Ayers Rock). Die heilige Stätte der Anangu in Australien.


Essay, 2012

14 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definition „Heilige Stätte“

3. Grundlegende Informationen zum Uluṟu (Ayers Rock)

4. Bedeutung des Uluṟu für die Anangu
4.1 Die Traumzeitgeschichte der Regenbogenschlange Kuniya
4.2 Weitere Traumzeitgeschichten

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Ayers Rock oder Uluṟu, wie er von den Anangu1 genannt wird, ist ein gewaltiger Monolith, der sich in Zentralaustralien befindet. Der Inselberg ist ein bekanntes Wahr-zeichen Australiens; im Licht des Sonnenauf- oder Untergangs dient er als ein beliebtes Motiv, das zahlreiche Reiseführer ziert. Der Monolith ist weltweit der größte, in Form und Ausprägung einzigartige Felsen, so dass er als ein Naturwunder bezeichnet werden kann. Doch auch eine religionswissenschaftliche Betrachtung des Uluṟu lohnt sich: für die Lokalgruppe der Anangu und weitere Stämme der Aborigines ist der Inselberg die heiligste Stätte auf Erden. Dieser Essay befasst sich mit dem Uluṟu unter dem Gesichtspunkt der Heiligkeit für die Anangu.

Dafür soll in einem ersten Schritt eine „Heilige Stätte“ definiert und charakterisiert werden, um Klarheit über den Untersuchungsgegenstand zu bekommen. Nach grundlegenden einleitenden Informationen zum Ayers Rock soll die Bedeutung des Uluṟu für die Anangu thematisiert werden. Diese hängt eng zusammen mit traditionellen mythischen Erzählungen der Aborigines, Traumzeiterzählungen genannt, die erklären, wie der Uluṟu entstanden sein soll. Einige dieser Traumzeitgeschichten sollen in Kürze wiedergegeben werden, beginnend mit der Geschichte der Regenbogenschlange Kuniya, die als Schöpfungswesen eine große Rolle in diversen Mythen der Aborigines spielt. Weitere Geschichten, die kurz dargestellt werden, sind die der Hasenkänguruh-Menschen Mala, der roten Echse Tjati sowie der blauzüngigen Tannenzapfenechsen Lungkata und Mita. Diese Schöpfungswesen sind der europäischen Kultur fremd, umso interessanter ist es, sich mit traditionellen Mythen aus einem fernen Kulturkreis auseinanderzusetzen.

Im Fazit soll resümiert werden, weshalb der Uluṟu als heilige Stätte bezeichnet werden kann und welche Bedeutung er für die Anangu hat.

2. Definition „Heilige Stätte“

Udo Tworuschka beschreibt in dem Vorwort seines Buches „Heilige Stätten“ die zahlreichen, zum Teil auch konträren Definitionen und Stellungnahmen zu „heiligen Orten“ in der Religionsphänomenologie. Im Folgenden soll eine Auswahl von jenen wissenschaftlichen Positionen dargestellt werden, die gut auf den Ayers Rock bezogen werden können:

Der lutherische Theologe Nathan Söderblom (1866-1931) definiert Heiligkeit als ein Konzept der Kraft, das an eine Daseinsform gebunden ist: „Heiligkeit wird als eine geheimnisvolle Kraft oder Wesenheit angesehen, die mit bestimmten Daseinsformen, Dingen, Ereignissen oder Handlungen verbunden ist.“2 Söderblom erklärt also jenen Ort als heilig, an dem eine transzendentale Kraft anwesend war oder ist, und diese Kraft sich an bestimmte materielle Dinge am heiligen Ort bindet.

Der norwegische Religionswissenschaftler William Brede Kristensen (1867-1953) hingegen betont die Abhängigkeit der Heiligkeit des Ortes von der subjektiven Religiosität des einzelnen Gläubigen, der den Ort durch seinen Glauben „heiligt“. Auch der deutsche Religionsphänomenologe Rudolf Otto sieht heilige Orte als einen „Erlebnis-Raum“, dessen Heiligkeit von den subjektiven Gefühlen des Gläubigen abhängen. (Tworuschka 1994:6) Gustav Mensching (1901-1978) macht ebenfalls auf die subjektiven Einstellungen zu der heiligen Stätte aufmerksam: „Heilige Orte sind aus der Profanität ausgesonderte ‚Zonen‘ bzw. ‚Ausschnitte‘, die für den religiösen Menschen von numinoser Wirklichkeit erfüllt sind und nur für ihn“. (Tworuschka 1994:5, 2f) Für den religiösen Menschen kann die heilige Stätte durch die Ausführung von Riten zu einem Ort der Begegnung und der Gemeinschaft werden.

Der natürliche Charakter von heiligen Orten wird von Gerardus van der Leeuw hervorgehoben: Nach ihm ist die Umwelt ein Objekt der Religion, mit der Umwelt bezeichnet er natürliche Elemente, wie „heilige Steine, Metalle, Bäume, Berge, Wasser und Feuer“. (Tworuschka 1994:4) An diesen heiligen Orten, die nach van der Leeuw Stellen des Kults sind, wird die Wirkung der „Macht“ durch rituelle Zeremonien wiederholt und manifestiert.

Der rumänische Religionswissenschaftler Mircea Eliade beschreibt heilige Orte als Orte, die als kosmisierte Räume eine Verbindung zwischen Himmel und Erde schaffen und mit dem Zentrum der Welt verbunden sind. Für ihn sind heilige Stätten „Nahtstelle zwischen Himmel und Erde“. (Tworuschka 1994:7f)

3. Grundlegende Informationen zum Uluṟu (Ayers Rock)

Ayers Rock ist der Gipfel eines verborgenen Sandsteinfelsen, der 8 km lang ist und die ihn umgebende Wüstenlandschaft im Amadeusbecken um 350 Meter überragt. Er gilt als der größte Felsen der Welt und besteht aus grobkörnigem Sandstein. Die einzigartige Position des Ayers Rock lässt vermuten, dass der Fels vor Jahrtausenden von Wasser umgeben war und dieses über Millionen Jahre austrocknete. (Olsen 2000:108)

Seinen Namen trägt der Felsen seit 1873, damals gab der Entdecker William Christie Gosse dem Monolithen zur Ehre von Sir Henry Ayers, dem damaligen Gouverneur von Südaustralien, den Namen Ayers Rock. (Kerle 1995:6)

1958 wurde die Wüstenlandschaft um den Ayers Rock zum Uluṟu-Kata-Tjuṯa-Nationalpark erklärt.

Der Stamm der Anangu lebt seit mehr als 10.000 Jahren am Uluṟu. Auch heute noch lebt diese Lokalgruppe der Aborigines im 1323 km2 großen Uluṟu-Kata-Tjuṯa-Nationalpark, 1985 wurde der Ayers Rock wieder in ihren Besitz gegeben. Seit 1987, als der Nationalpark zum Weltkulturerbe ernannt wurde, arbeiten die Anangu eng mit der Nature Conservation Agency zusammen und bieten kulturelle Führungen für zahlreiche Touristen3 an. (Olsen 2000:108)

Es ist verboten, auf oder an dem Berg zu klettern und Felsstücke oder Sand mitzunehmen. Zum einen ist das Klettern lebensgefährlich, zum anderen verletzt dies den Glauben der Aborigines. (Arnold 2003:8)

4. Bedeutung des Uluṟu für die Anangu

Der Name Uluṟu ist ein Wort des Dialektes Yankuntjatjara der Anangu. Auch wenn einige Forscher der Meinung sind, es gäbe keine äquivalente Translation des Namens, übersetzt der Anthropologe Bradford Olsen den Namen Uluṟu mit „Der alles Wissende und Ewige“. (Olsen 2000:107) Diese Übersetzung bündelt die immense Bedeutung, die die Anangu dem Ayers Rock zuweisen:

[...]


1 Anangu ist der Name des Stammes der Aborigines, die seit zehntausend Jahren in dem Gebiet um den Inselberg leben.

2 N. Söderblom, Art: Helig, Helighet, in: Nordisk Familiebok, 21909. – Ders., Art.: Holiness, in: Hansting’s Encyclopaedia of Religion and Ethics, Bd. 6 (1913), 731-741.- Ders, Das Werden des Gottesglauben (1914) 1916; zit. nach Tworuschka 1994:2.

3 Vierzigtausend Touristen besuchen den Uluru jährlich (Stand: 2011). (Brockmann 22011:575)

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Uluru (Ayers Rock). Die heilige Stätte der Anangu in Australien.
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Missions-, Ökumene- und Religionswissenschaften)
Veranstaltung
Heilige Stätten in den Religionen
Note
1,0
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V286273
ISBN (eBook)
9783656864691
ISBN (Buch)
9783656864707
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Uluru, Ayers Rock, heilige Stätte, Australien, Anangu, Traumzeitgeschichte, Regenbogenschlange, Traumzeiterzählung
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Der Uluru (Ayers Rock). Die heilige Stätte der Anangu in Australien., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286273

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