Einleitung
Seit Jahren wird die Privatisierung öffentlich-rechtlicher Unternehmen durchgeführt und gefordert. Auch der Bankenmarkt befindet sich im Umbruch. Erst kürzlich war die Privatisierung der Sparkasse Stralsund ein heiß diskutiertes Thema. Es besteht die Annahme, dass private Unternehmen effizienter sind als öffentliche Unternehmen. Somit erhofft man sich mit Hilfe der Privatisierung Effizienzgewinne. Die Effizienz von Unternehmen wird aktuell unter dem Begriff Corporate Governance diskutiert. Dabei werden die aus der Trennung von Eigentum und Unternehmensführung resultierenden Probleme untersucht. Interne Strukturen sowie externe Einflüsse finden Beachtung.
In Deutschland gibt es verschiedene Corporate Governance-Gesetze sowie Corporate Governance-Kodizes. Diese beziehen sich jedoch auf börsennotierte Aktiengesellschaften. Teilweise wird ein Corporate Governance-Kodex für öffentlichrechtliche Kreditinstitute in Erwägung gezogen.1 In der Diplomarbeit steht die Sparkasse als öffentlich-rechtliches Kreditinstitut und Basis der Sparkassen- Finanzgruppe im Fokus. Die Leitung, Organisation und Kontrolle der Sparkasse wird im Hinblick auf Defizite untersucht. Für die identifizierten Schwachpunkte werden Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Sparkassen erfüllen einen öffentlichen Auftrag, d.h. sie nehmen Funktionen der Daseinsvorsorge wahr. Dafür arbeiten sie eng mit ihrer Kommune zusammen. Der politische Einfluss auf die Arbeit der Sparkasse wird immer wieder kritisiert. Oft wird die Privatisierung gefordert. Es wird gesagt, dass die Interessen der Vorstände und die Interessen der eigentlichen Eigentümer (Bürger) auseinander gehen können, wenn die Geschäftstätigkeit politisch beeinflusst wird.2 Im Rahmen der Analyse wird u.a. der Einfluss der Politik untersucht und die sich daraus für die Erfüllung des öffentlichen Auftrags ergebenden Konsequenzen.
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1 Vgl. Eigendorf/Schwaldt (2003).
2 Vgl. BdB (2003), S. 24.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute als Teil des deutschen Bankensystems
- 2.1. Abgrenzung und Aufbau des deutschen Bankensystems
- 2.2. Sparkassensektor als Teil der Sparkassen-Finanzgruppe
- 2.3. Sparkassen als lokale Ebene des Sparkassensektors
- 2.3.1. Merkmale
- 2.3.2. Rechtliche Rahmenbedingungen
- 2.3.3. Organisatorischer Aufbau
- 2.3.4. Eigentumsverhältnisse
- 2.4. Effizienz (und Effektivität) von Sparkassen
- 3. Bedeutung der Corporate Governance für Sparkassen
- 3.1. Begriff und Gegenstand
- 3.2. Ökonomische Erklärungsansätze als Grundlage der Soll-Konzeption für effiziente Governance-Strukturen von Sparkassen
- 3.2.1. Analyseobjekt Sparkasse im ökonomischen Kontext
- 3.2.1.1. Mehrstufige Prinzipal-Agenten-Beziehung
- 3.2.1.2. Zusammenwirken der ökonomischen Erklärungsansätze
- 3.2.2. Prinzipal-Agenten-Beziehungen als Ausgangspunkt der Soll-Konzeption
- 3.2.2.1. Informationen
- 3.2.2.2. Kontrollen
- 3.2.3. Verhaltenssteuerung durch Verfügungsrechte
- 3.2.4. Einflussfaktor Transaktionskosten
- 3.2.5. Zusammenfassung der Analyse-Aspekte
- 4. Erarbeitung von Empfehlungen für effiziente Governance-Strukturen von Sparkassen
- 4.1. Einfluss der Bürger als originäre Prinzipale
- 4.1.1. Möglichkeiten und Anreize zur Kontrolle ihrer Vertreter
- 4.1.2. Verbesserung des Informationsangebots
- 4.2. Gewährträger (Politiker) als Vertreter der Bürger
- 4.2.1. Zielsetzung der Sparkasse
- 4.2.2. Verfügungsrechte der Gewährträgerkörperschaft
- 4.2.3. Ziele der Politiker
- 4.3. Externe Kontrollmechanismen zur Disziplinierung der Geschäftsführung
- 4.3.1. Märkte
- 4.3.1.1. Kontrollpotenzial
- 4.3.1.2. Diskussion der Privatisierung
- 4.3.2. Institutionalisierte Kontrollen
- 4.3.2.1. Möglichkeiten der Staatsaufsicht
- 4.3.2.2. Jahresabschlusses als Rechenschaft der Geschäftstätigkeit
- 4.4. Kontrollorgan der Sparkasse
- 4.4.1. Zusammensetzung und Aufgaben
- 4.4.2. VWR im Spannungsverhältnis
- 4.4.3. Empfehlungen zur Verbesserung der Kontrolltätigkeit
- 4.5. Beziehung des Geschäftsführungs- und Überwachungsorgans
- 4.5.1. Enge Verzahnung der Aufgaben
- 4.5.2. Problem des politischen Einflusses
- 4.6. Geschäftsführungsorgan der Sparkasse
- 4.6.1. Aufbau und Kompetenzen
- 4.6.2. Interessen des Vorstands
- 4.6.3. Empfehlungen für eine optimale Geschäftsführung
- 4.7. Zusammenfassung der Empfehlungen
- 5. Kodifizierung der Empfehlungen
- 6. Abschlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Corporate Governance von Sparkassen im Kontext des deutschen Bankensystems und entwickelt Empfehlungen für effiziente Governance-Strukturen. Die Arbeit befasst sich mit den Besonderheiten der Sparkassen als öffentlich-rechtliche Kreditinstitute und untersucht die Herausforderungen, die sich aus der mehrstufigen Prinzipal-Agenten-Beziehung ergeben.
- Die Bedeutung von Transparenz und Kontrolle für die Governance von Sparkassen
- Die Rolle der Bürger und ihrer Vertreter in der Steuerung von Sparkassen
- Der Einfluss von externen Kontrollmechanismen auf die Geschäftsführung von Sparkassen
- Die Optimierung der Beziehung zwischen Geschäftsführung und Überwachungsorgan
- Die Herausforderungen des politischen Einflusses auf die Governance von Sparkassen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 befasst sich mit der Einordnung von Sparkassen im deutschen Bankensystem und beschreibt deren Aufbau und rechtlichen Rahmenbedingungen. Kapitel 3 analysiert die Bedeutung der Corporate Governance für Sparkassen aus ökonomischer Perspektive und beleuchtet die Prinzipal-Agenten-Beziehung zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Kapitel 4 erarbeitet Empfehlungen für effiziente Governance-Strukturen von Sparkassen, die sich mit der Kontrolle der Geschäftsführung durch Bürger, Gewährträger und externe Kontrollmechanismen befassen. Das Kapitel beleuchtet auch die wichtige Rolle des Kontrollorgans und die Beziehung zwischen Geschäftsführung und Überwachungsorgan. Kapitel 5 fasst die entwickelten Empfehlungen zusammen und schlägt eine Kodifizierung dieser Empfehlungen vor. Abschließend werden in Kapitel 6 die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Corporate Governance, Sparkassen, öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, Prinzipal-Agenten-Beziehung, Transparenz, Kontrolle, Stakeholder, Governance-Strukturen, Effizienz, Effektivität, externes Kontrollmechanismen, politische Einflussnahme, Geschäftsführung, Überwachungsorgan
- Arbeit zitieren
- Nadine Hirte (Autor:in), 2004, Corporate Governance bei öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28632