Zwischen Okkupation, Widerstand und Bürgerkrieg. Bosnien-Herzegowina im II. Weltkrieg 1941 - 1945


Diplomarbeit, 2014

180 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG
1.1 Die Quellen und ihre Auswertung

2 DER USTASCHA-STAAT: DIE GRÄUELTATEN UND DIE AUFSTÄNDE
2.1 Die Okkupation des Königreichs Jugoslawien und die Gründung des Unabhängigen Staats Kroatien
2.2 „Die serbische Frage“ – Massengewalt der Ustasche an Serben und der Aufstand
2.3 Italienische Reokkupation der Zweiten und der Dritten Okkupationszone
2.4 Die Tschetniks und ihre Berührungspunkte mit den Partisanen
2.5 Massengewalt der Tschetniks an den Muslimen
2.6 Ostbosnien im Winter 1941/42 und die Krise der Partisanenbewegung
2.7 Pazifizierungsaktionen in den aufständischen Gebieten

3 DIE POLITISCHEN MACHTKÄMPFE UND DER BÜRGERKRIEG
3.1 Nachgeben des NDH-Regimes, Abkommen zwischen Ustasche und Tschetniks
3.2 Die muslimische Freiwilligenlegion
3.3 Die Schlacht am Kozara-Gebirge – „Operation Westbosnien“
3.4 „Der große Marsch“ der Volksbefreiungsbewegung
3.5 Die Rolle der Tschetniks in der italienischen Okkupationszone
3.6 „Die muslimischen Autonomisten“ und das Hitler-Memorandum
3.7 Die Rote Republik von Bihac und die erste Tagung des Volksbefreiungsrates (AVNOJ)
3.8 Die Tschetnik-Konferenz von Šahovići
3.9 Die Muslime an der Seite der Tschetniks

4 DIE WENDE
4.1 Große militärische Operationen des Jahres 1943
4.1.1 Die Operation „Weiss“ („Der Kampf an der Neretva“)
4.1.2 Die Operation „Schwarz“ („Die Schlacht an der Sutjeska“)
4.2 Die 13. Waffen-SS Division (Handschar Division)
4.3 Kapitulation Italiens und die Expansion der Partisanenbewegung
4.4 Die Gründung des antifaschistischen Landesrates Bosniens und der Herzegowina (ZAVNOBIH)
4.5 Zweite Tagung des AVNOJ und die Ausrufung des neuen Jugoslawiens
4.6 Der Tschetnik-Kongress als verzweifelte Antwort auf die Beschlüsse der Zweiten Tagung des AVNOJ
4.7 Die Beziehungen zwischen dem Ustascha-Staat und dem Dritten Reich
4.8 Die Rolle von Huska Miljković in Westbosnien

5 DIE SIEGER UND DIE BESIEGTEN
5.1 Die Lage im Unabhängigen Staat Kroatien im letzten Kriegsjahr
5.2 Die Zweite Tagung des Volksbefreiungsrates für Bosnien und die Herzegowina und die Bildung der autonomen jugoslawischen Teilrepublik
5.3 Massive Desertion in den Einheiten der Achsenmächte
5.4 Die letzten militärischen Operationen und das Ende des Krieges
5.5 Die Folgen

6 OPFERBILANZ
6.1 Genozid und Ethnozid – Klassifikation von Kriegsverbrechen
6.2 Die Opferzahlen und die Analyse

7 ZUSAMMENFASSUNG

Personenregister

Kartenverzeichnis

Dokumentenverzeichnis

Diagrammverzeichnis

Quellen und Literaturverzeichnis

ABSTRACT

Anmerkung:

Zur besseren Lesbarkeit dieser Diplomarbeit wird von genderspezifischer Sprache abgesehen. An dieser Stelle wird festgehalten, dass unter der männlichen Form, wenn nicht anders angegeben, sowohl Männer als auch Frauen zu verstehen sind.

Daher verzichte ich auf „Innen“ oder „/innen“. Ich bitte die LeserInnen um Verständnis.

1 EINLEITUNG

Der Zweite Weltkrieg war eine globale Katastrophe der ganzen Menschheit. Kaum ein Teil der Erde war nicht vom bisher größten Militärkonflikt aller Zeiten direkt oder indirekt betroffen. Es war der Krieg, der bis dahin die meisten Menschenverluste forderte. Die Zahl der Toten beträgt 60 bis 70 Millionen.

In Bosnien und der Herzegowina hinterließ der Zweite Weltkrieg tiefliegende Spuren. Fast jede fünfte Person verlor ihr Leben (ca. 320.000). Die materiellen Verwüstungen waren ebenfalls enorm.

Die Okkupation des Landes durch die Achsenmächte wäre nur als eine oberflächliche Schicht einer tief verwobenen Konfliktstruktur in der ersten Hälfte der vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts anzusehen. Die ethnischen Säuberungen beziehungsweise der Ethnozid des Ustascha-Regimes an der serbischen Bevölkerung im neugegründeten Satellitenstaat der Achsenmächte, dem sogenannten Unabhängigen Staat Kroatien, löste zuerst spontanen Widerstand aus, der sich in zwei ideologisch differenzierbare Richtungen entwickelte, einerseits die royalistisch-konservative unter der Führung von Tschetniks und andererseits die linksorientierte unter der Führung von kommunistischen Partisanen. Die starken ideologischen Gegensätze der beiden Widerstandsbewegungen bildeten die Basis für immer größer werdende Antagonismen, die zu einem Bürgerkrieg führten. Obwohl beide Seiten sich aus der Reaktion der serbischen Bevölkerung gegen das Ustascha-Regime heraus entwickelten, wurden sie aufgrund der starken Gegensätze untereinander zu Arrangements oder sogar zur Kollaboration mit dem Todfeind, den Ustasche, gezwungen. Vor allem war das der Fall bei der Tschetnik-Bewegung, die sich aufgrund der Erzfeindschaft mit ihrem größten Konkurrenten, den Partisanen, von einer antifaschistischen zu einer kollaborationistischen Organisation entwickelte.

Welche Rolle spielten die Okkupationsmächte, das Deutsche Reich und Italien in Bosnien und der Herzegowina? Was waren ihre Interessen und wie versuchten sie das Gebiet zu kontrollieren, das sich ständig in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand befand? Inwieweit war das Ustascha-Regime für diese Lage verantwortlich? Mit welchen Methoden wollten die Ustasche die „serbische Frage“ lösen? Wie funktionierte die Integration der Muslime in die kroatische Nation? Welchen Standpunkt verfolgten die muslimischen Eliten? Wie und warum kam es zur Gründung einer Waffen SS-Division, die vorwiegend aus Muslimen bestand?

Die multikonfessionelle historische Region Bosnien-Herzegowina wurde im Zweiten Weltkrieg zu einer gleichberechtigten föderalen Einheit innerhalb des kommunistischen Jugoslawiens. Wie kam es dazu, dass das Land nicht nach dem ethnischen Prinzip gespalten oder einer benachbarten Teilrepublik angeschlossen wurde?

Die jugoslawische Historiografie der Nachkriegszeit beschäftigte sich vor allem mit den Themen, die dem kommunistischen Regime ins Konzept einer sozialistischen Gesellschaft passten. Erst mit dem Sturz des Kommunismus wurden viele Aspekte des Zweiten Weltkriegs in Jugoslawien 1941-1945 näher beleuchtet. Kurz darauf kam es zu der Reihe der jugoslawischen Auflösungskriege, wobei der Krieg wieder einmal im multiethnischen Bosnien und der Herzegowina der blutigste war.

Inwieweit sind die Gründe für den Bosnienkrieg der neunziger Jahre in der äußerst gewalttätigen Zeit zwischen 1941 und 1945 zu finden? Es bedarf einer tiefgründigen Analyse dieses komplexen Themas. Da es der Umfang einer Diplomarbeit nicht zulässt, den Krieg in Bosnien 1992-1995 ebenfalls zu behandeln, ist es die Intention des Autors, sich ausdrücklich auf den Zweiten Weltkrieg in Bosnien und der Herzegowina zu konzentrieren und sich in einer künftigen Arbeit dem weiteren Thema zu widmen.

1.1 Die Quellen und ihre Auswertung

Die Analysen der Ereignisse im Zweiten Weltkrieg in B. u. H. wurden entweder auf regionaler oder gesamtjugoslawischer Ebene durchgeführt. Bisher ist nur eine Monografie vorhanden, die sich ausführlicher dieser Thematik gewidmet hat, in der ganz Bosnien und die Herzegowina im Mittelpunkt stehen. In der kommunistischen Ära stand die Aufarbeitung des Kriegs der 40-er Jahre auf der Tagesordnung. Es wurden unzählige Memoiren veröffentlicht.

Die Opferforschung wurde sehr detailliert ausgearbeitet, übrigens wurden die Partisanenopfer absichtlich verschwiegen. Die Ursachenforschung wurde nur am Rand und unter starker Zensur durchgeführt. Hier sind die größten Lücken, die noch viele grundlegende Fragen offen lassen.

Das Hauptmerkmal der Arbeit liegt in einer quellenkundlichen und historiographischen Studie. Die Forschungsmethoden werden sich über alle zur Verfügung stehenden Bereiche der heutigen Informationsgewinnung erstrecken.

Unter Einbindung der Methoden der Quellenkritik werden zahlreiche historische Zeugnisse ausgewertet, wobei der Schwerpunkt auf schriftlichen Quellen liegt: Archivdokumente, Druckmedien, Primär- und Sekundärliteratur, Statistiken, Memoiren etc.

2 DER USTASCHA-STAAT: DIE GRÄUELTATEN UND DIE AUFSTÄNDE

2.1 Die Okkupation des Königreichs Jugoslawien und die Gründung des Unabhängigen Staats Kroatien

Nach zahlreichen erfolgreichen militärischen Aktionen unter dem Einsatz der neuen militärischen Strategie, dem sogenannten „Blitzkrieg“, wurde die politische Landkarte Europas nach 1939/40 massiv verändert. Die deutsche Eroberung Polens, Dänemarks, Norwegens, der Beneluxstaaten und Frankreichs, sowie die italienische Okkupation Albaniens brachten durch militärische Mitteln diese Länder unter den direkten Einfluss der Achsenmächte. Die expansionistische und aggressive Außenpolitik des Dritten Reiches war verantwortlich für die Machtergreifung beziehungsweise für die Machterhaltung prodeutscher Regierungen und die Errichtung von Satellitenstaaten in der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien.

Die Regierung des Königreichs Jugoslawien befand sich unter starkem Druck der deutschen Außenpolitik und war bereits ein Jahr nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1940 von allen Nachbarländern, die bis auf Griechenland dem Drei-Mächte-Bund beigetreten waren, umgeben.

Adolf Hitlers Plan für Jugoslawien war, das neutrale Land zu einem treuen Satellitenstaat zu degradieren und zum Betritt zum Dreimächtepakt zu zwingen. Griechenland war der letzte Verbündete Großbritanniens auf dem europäischen Festland und wurde aufgrund seiner wichtigen taktischen Lage das nächste Ziel der Expansionspolitik der Achsenmächte, da die Südflanke für den bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion gesichert werden sollte. Zunächst wollte Hitler „Ruhe auf dem Balkan“ bewahren. Aber italienische Truppen griffen am 28. Oktober 1940 ohne Abstimmung mit dem Deutschen Reich Griechenland an, wurden jedoch nach wenigen Tagen gestoppt. Im Dezember 1940 erteilte Hitler Befehle für die „Operation Marita“ gegen Griechenland (13. 12. 1940) und für die Operation Barbarossa“ gegen die UdSSR (18. 12. 1940).

Die deutsche Expansion in Europa und der drohende Krieg setzten die jugoslawische königliche Regierung unter Druck, der schließlich zur Unterzeichnung der Beitrittserklärung zum Dreimächtepakt im Wiener Schloss Belvedere am 25. März 1941 führte. Schon am Abend des folgenden Tages, dem 26. März, und in der Nacht des 27. März kam es zum Militärputsch, der vom britischen Geheimdienst unterstützt worden war. Unter der Führung von General Dušan Simović wurde die Regierung abgesetzt und die neue mit ihm als dem neuen Ministerpräsidenten proklamiert. Obwohl sich an den Ministerposten nicht viel änderte, da viele Minister in der neuen Regierung blieben, lösten die Ereignisse an der Staatsspitze heftige Reaktionen aus.

Gleich am Morgen danach wurden von der im Untergrund tätigen Kommunistischen Partei Demonstrationen im ganzen Land organisiert, die durch die Parolen „Besser das Grab als ein Sklave“ oder „Besser der Krieg als der Pakt" gekennzeichnet waren. Die neue Simović-Regierung verkündete zwei Tage nach dem Militärputsch ihre Loyalität zum Dreimächtepakt in der Hoffnung, den bevorstehenden Krieg zu vermeiden. Dieser Regierungsakt kam aber zu spät. Sobald Hitler über den Militärputsch in Jugoslawien informiert wurde, traf er sofort die Entscheidung über den Angriff fallen.1

Der Angriff auf Jugoslawien begann am 6. April 1941 ohne Kriegserklärung mit der Offensive der Achsenmächte Deutschland und Italien mit ihren Verbündeten Ungarn und Bulgarien. Die Militäraktion startete in den frühen Morgen- stunden mit dem brutalen Bombardement der Hauptstadt Belgrad und dem konzertierten Einmarsch etwa fünfzig deutscher und italienischer Divisionen aus verschiedenen Richtungen, denen ein paar Tage später ungarische und bulgarische Militärformationen folgten. Bereits am 13. April erreichte die deutsche XIV. Panzerdivision das Gebiet Bosniens und der Herzegowina.2 Die Besetzung Jugoslawiens erfolgte in nur 11 Tagen und die bedingungslose Kapitulation wurde vom Oberkommando der königlichen Armee am 17. April unterzeichnet.

Ein Teil der zweiten königlichen Armee, genauer das 41. Regiment unter der Führung des Oberst Draža Mihailović, lehnte die Kapitulation ab, konzentrierte sich im Gebirgsgebiet Ravna Gora im südwestlichen Serbien und gründete am 13. Mai 1941 die größte Tschetnik-Bewegung im Zweiten Weltkrieg, die oft nach dem Gründungsort „Ravna Gora Bewegung“ [Ravnogorski pokret] benannt wird. Offizieller Name dieser militärischen Einheit war „Tschetnik-Abteilungen der jugoslawischen Armee“ [Četnički odredi Jugoslovenske vojske].

Noch am 29. März lud Mussolini Ante Pavelić ein, den Anführer der faschistischen Untergrundorganisation „Ustasche“, die seit Jahren in Italien tätig gewesen war. Mussolini versprach Pavelić die Machteinsetzung in Kroatien unter der Bedingung der Zustimmung der Angliederung des größten Teils Dalmatiens an Italien. Der Ustascha-Führer nahm dieses Angebot an. In den folgenden Tagen versuchte die deutsche Delegation, den Präsidenten der größten kroatischen politischen Kraft (Kroatische Bauernpartei) Vlatko Maček für die Machtübernahme in Kroatien anzuwerben. Maček lehnte das ab. Auf Initiative des italienischen Bündnispartners kamen sie schließlich mit dem im Land befindlichen führenden Ustascha Slavko Kvaternik in Kontakt, der schließlich im Namen von Pavelić am 10. April die Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien [„Nezavisna Država Hrvatska“ NDH] in einer Radio-Ansprache verkündete, obwohl das Land noch immer keine definierten Staatsgrenzen hatte und das Adjektiv „unabhängig“ ein fester Bestandteil des Staatsnamens war. Der neue Staat war in der Praxis nichts anderes als eine Art deutsch-italienisches Protektorat.

Kvaternik formierte in Absprache mit Mile Budak die provisorische kroatische Regierung, in der sich auch der Zagreber Mufti Ismet Muftić befand. Die Ustasche und vor allem Pavelić achteten bei der Konstituierung der Staatsmacht besonders auf die Beteiligung der Vertreter der bosnischen Muslime, die nach der Lehre des ideologischen Vaters der Ustasche, Ante Starčević, eines kroatischen Politikers aus dem XIX. Jahrhundert, für den „saubersten und edelsten Teil des heldenhaften kroatischen Volkes“ gehalten wurden, wie in Kvaterniks öffentlicher Verkündung an die bosnisch-herzegowinischen Muslime erklärt wurde.3

Die Ustascha-Führung versuchte die angeblich unabdingbare Zugehörigkeit der bosnischen Muslime zur kroatischen Nation sogar durch quasiwissenschaftliche Methoden der Rassenbiologie zu bekräftigen. Als einer der wesentlichen Beweise für diese Hypothese sollte der unterschiedliche „Pygmentgehalt der Haut“ dienen, der bei den Muslimen von einem „hellen Typus“ sei, die somit, angeblich im Gegensatz zu den Serben, oft blaue Augen vorweisen würden. „Das Blut und die Rasse sondert die bosnischen Muselmanen klar von dem serbischen Volke ab und bindet sie stark an das Kroatische“, hieß es abschließend.4

Der NDH-Staat wurde von den Achsenmächten Deutschland und Italien schon am 15. April anerkannt, noch vor der Unterschrift der bedingungslosen Kapitulation und der definitiven Zerschlagung des Königreichs Jugoslawiens. Kurz darauf wurden der Gesandte des Deutschen Reiches, Siegfried Kasche, und der deutsche Bevoll-mächtigte General, der Österreicher Glaise von Horstenau, nach Zagreb delegiert. Die Hauptaufgabe des Generals war die Organisation des kroatischen Heeres, das die deutschen und italienischen Truppen im Land so schnell wie möglich zu entlasten hatte, da der Angriff auf die Sowjetunion in Kürze bevorstand.

Primäres Ziel der Ustasche war die Eingliederung Bosniens und der Herzegowina in die Grenzen des Unabhängigen Staates Kroatien, was aus der Ernennung von Osman Kulenović zum stellvertretenden Ministerpräsidenten der ersten kroatischen Staatsregierung eindeutig hervor geht, dem leiblichen Bruder des Präsidenten der führenden Partei der bosnisch-herzegowinischen Muslime (JMO) Džafer-beg Kulenović. Über die Grenzziehung entschieden aber nicht die Ustasche, sondern die zwei Okkupationsmächte Deutschland und Italien.

Bei der ersten Regierungssitzung wurde das kroatische Heer gegründet. Der offizielle Name lautete „Kroatische Heimwehr“ [Hrvatsko domobranstvo]. Parallel dazu wurde als Pendant zur militärischen Einheit der Nationalsozialistischen Partei in Deutschland, der Schutzstaffel (SS), die Ustascha-Miliz [Ustaška vojnica] geschaffen. Die Ustascha-Miliz war eine von der Kroatischen Heimwehr unabhängige Elitetruppe, die auf Basis von Freiwilligen gebildet wurde.

Vorläufige Richtlinien für die Aufteilung Jugoslawiens wurden von Hitler am 12. April erlassen, nach welchen das Territorium Bosniens und der Herzegowina unter die Einflusssphäre Italiens einzuordnen ist.5 Das war aber keine dauerhafte Lösung, da erst bei der Wiener Konferenz (21. 04. – 24. 04. 1941) festgelegt wurde, dass die Ostgrenze des Unabhängigen Staates Kroatien die historische Ostgrenze Bosniens am Fluss Drina werden sollte und der neue Staat in zwei Interessenssphären, die nördliche deutsche und die südliche italienische, geteilt werden sollte.6

Diesem Beschluss zufolge wurde fast das ganze Territorium Bosniens dem NDH-Staat angegliedert. Nur ein kleines Gebiet der östlichen Herzegowina wurde dem italienischen Protektorat Montenegro angeschlossen. Eine provisorische Demarkationslinie wurde bei der Wiener Konferenz seitens der Achsenmächte in etwa quer durch die Mitte des Landes gezogen. Nördlich davon war die deutsche und südlich davon die italienische Okkupationszone.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-1: Zerstückelung des Territoriums des Königreichs Jugoslawien 1941 durch die Achsenmächte7

Innerhalb des bosnischen Territoriums verlief sie südlich der folgenden Städte: Bosanski Novi, Prijedor, Banja Luka, Jajce, Donji Vakuf, Travnik, Visoko, Sarajevo, Višegrad. Alle genannten Städte befanden sich in der deutschen Okkupationszone, aber nur wenige Kilometer von ihnen in südlicher Richtung war die italienische Okkupationszone.8

Die deutsche Okkupationszone umfasste den größeren Anteil am bosnisch-herzegowinischen Territorium: 31 Bezirke mit einer Gesamtfläche von 29.121 km² und mit 1.647.462 Einwohnern, während sich die italienische Einflusssphäre aus 27 Bezirken, 22.112 km² und 1.026.420 Einwohnern zusammensetzte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Tabelle 2-1: Zerstückelung des Territoriums des Königreichs Jugoslawien 1941 durch die Achsenmächte9

Mit der Unterzeichnung der Römischen Protokolle am 18. Mai 1941 wurde auch die für die kroatische Seite äußerst nachteilige Westgrenze mit Italien definiert. Die Römischen Protokolle waren ein formales Resultat des Entgegenkommens von Pavelić gegenüber Italien für die Unterstützung der Ustascha-Bewegung. Der NDH-Staat verlor damit einen großen Teil Dalmatiens mit den Städten Split und Šibenik, Istrien und der Kvarner-Bucht, sowie alle dalmatinischen Inseln bis auf Brač, Hvar und Pag. Die Ustasche haben versucht, diesen Verlust mit den Gewinnen im Osten zu rekompensieren – mit einem Gesetzesakt vom 7. Juni wird auch formell die Ostgrenze des NDH-Staates am Fluss Drina bestätigt.

Gegen die Einverleibung Bosniens in den NDH-Staat waren große Teile der muslimischen und serbischen Politiker. Ende April 1941 sprach eine Delegation, bestehend aus den führenden Parteimitgliedern der größten muslimischen politischen Organisation Jugoslawiens (JMO) und drei serbischen Politikern, nach der Verkündung eines an die deutsche Okkupationsmacht gerichteten Memorandums bei dem Beauftragten von Pavelić in Sarajevo, Hakija Hadžić, vor, dem ehemaligen Präsidenten der muslimischen Fraktion der größten kroatischen Vorkriegspartei (Kroatische Bauernpartei). Sie forderte eine autonome Verwaltung für Bosnien und die Herzegowina. Die serbischen Delegierten wurden festgenommen und den muslimischen wurde ausdrücklich verboten, antikroatische Handlungen zu setzen.10

Zur Verwaltungsgliederung des Unabhängigen Staates Kroatien wurden drei Ebenen eingeführt, Groß-Gespanschaften [velike župe], Bezirke [kotari] und Gemeinden [općine].

Mit der Gründung der Gespanschaften Hum mit den Verwaltungssitzen in Mostar sowie Krbava und Psat in Bihać wurden die historischen Grenzen Bosniens einfach ignoriert. Damit wollten die Ustascha-Machthaber die territoriale Integrität und die Homogenität des kroatischen Staates hervorheben.

Außer den bereits genannten Administrationseinheiten befanden sich folgende Groß-Gespanschaften auf dem Gebiet Bosniens und der Herzegowina: Sana und Luka (Banja Luka), Lašva und Glaž (Travnik), Pliva und Rama (Jajce), Usora und Soli (Tuzla), sowie Vrhbosna mit dem Verwaltungssitz in Sarajevo.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-2: Administrative Aufteilung des Unabhängigen Staates Kroatien 1941-194311

2.2 „Die serbische Frage“ – Massengewalt der Ustasche an Serben und der Aufstand

Die neue Ustascha-Regierung wurde am 16. April 1941 vereidigt und gleich einen Tag später verabschiedete sie den sogenannten „Gesetzesakt zur Verteidigung des Volkes und des Staates“ [Zakonsku odredbu za obranu naroda i države]. Mit diesem Gesetz, der auch rückwirkend zur Geltung kommen sollte, wurde die Todes-strafe bei einer Verletzung der Funktionsfähigkeit, der Ehre und der vitalen Interessen des Unabhängigen Staates Kroatien sowie des kroatischen Volkes vorgesehen.

Die Bevölkerung des Unabhängigen Staates Kroatien war ethnisch und religiös äußerst heterogen. Von ungefähr 6,5 Millionen Einwohnern waren nur 3,3 Millionen katholische Kroaten. Das heißt, dass jeder zweite Bürger einer anderen Ethnie angehörte. Diese Tatsache bekräftigte die Intentionen der Ustascha-Führung zur Einverleibung der bosnischen Muslime in die kroatische Nation. Circa 800.000 bosnische Muslime beziehungsweise „Kroaten islamischer Konfession“, wie sie von den Ustasche offiziell benannt wurden, lebten im NDH. Die serbische Bevölkerungsgruppe mit 1,925 Millionen entsprach fast einem Drittel aller Bewohner Kroatiens. Außerdem gab es 175.000 Deutsche, 75.000 Ungarn, 45.000 Tschechen, 40.000 Juden, 25.000 Ukrainer, ca. 25.000 Roma, 22.000 Slowaken und 5.000 Italiener.12

Die Ustasche richteten ein totalitäres Regime ein und nahmen sich das nationalsozialistische Deutschland als Beispiel. In kurzen zeitlichen Abständen wurde eine Reihe von „Rassengesetzen“ verabschiedet. Die deutsche Seite verlangte von ihnen die Endlösung der jüdischen Frage, aber in erster Linie wollten die Ustasche eine Lösung der sogenannten „serbischen Frage“ im Lande, da fast jede/r dritte EinwohnerIn des kroatischen Staates ein Serbe beziehungsweise eine Serbin war, was aus der Sicht der neuen Machthaber eine ernste Bedrohung für den kroatischen Staat darstellte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Diagramm 2-1: Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung des Unabhängigen Staates Kroatien 194113

Die serbische ethnische Gruppe bevölkerte ein großes zusammenhängendes Gebiet im zentralen Teil des NDH und im östlichen Grenzgebiet zu Serbien und Montenegro. Sowohl die große Anzahl wie auch die Verteilung der serbischen Bevölkerung wurden als äußerst destabilisierend für den Ustascha-Staat wahrgenommen, da sie nach der Auffassung der Ustasche einen Fremdkörper im neuen kroatischen Staatsgebilde darstellte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-3: Ethnische Karte des Unabhängigen Staates Kroatien 194114

Eine der ersten Verordnungen (25. April) war das Verbot des Gebrauchs der serbischen nationalen Schrift Kyrilliza sowohl im öffentlichen wie auch im privaten Leben. Am 30. April wurden vom Ustascha-Regime folgende Gesetze erlassen:

„Verordnung zur Staatsangehörigkeit“ - Die kroatische Staatsangehörigkeit wird mit der „arischen Herkunft“, keinem geleisteten Widerstand gegen die kroatischen Freiheitsbestrebungen und mit der Bereitschaft zum Dienst an „Blut und Ehre“ des kroatischen Volkes begründet.

„Verordnung zum Schutz des arischen Blutes und der Ehre des kroatischen Volkes“ – Eheverbot zwischen Juden und „Ariern“

„Verordnung zur Rassenangehörigkeit“ - Unter arischer Herkunft werden Angehörige der „europäischen Rassengemeinschaft“ und ihre außereuropäischen Nachkommen verstanden. Juden und Roma werden von der Zugehörigkeit zur „europäischen Rassengemeinschaft“ ausgeschlossen. 15

Einige Tage später (3. Mai) trat eine weitere Verordnung in Kraft:

„Verordnung zum Glaubensübertritt“ – mit diesem Gesetzesakt wollte die Ustascha-Regierung möglichst effizient die „serbische Frage“ lösen, in dem die Konvertierung von der Orthodoxie zum Katholizismus und dem Kroatentum geregelt wird. Wer sich zu diesem Schritt bereit erklärt, soll ein „gleichberechtigter Bürger“ des Unabhängigen Staates Kroatien werden16

Eine weitere Maßnahme zur „Lösung der serbischen Frage“ war die Entscheidung diesmal der nationalsozialistischen Machthaber am 6. Mai in Graz über die Massenumsiedlung weiter Teile der serbischen Bevölkerung „über den Fluss Drina hinaus“ und der slowenischen Bevölkerung in NDH und Serbien.17

Die Ustasche fingen mit der Umsetzung der Massendeportationen des „ungewollten serbischen Elements“ nach Serbien an, das durch die Okkupation auf die Grenzen aus dem Jahre 1912 verkleinert wurde und unter deutscher Militärverwaltung stand. Den Daten der deutschen Militärverwaltung in Serbien zufolge wurden Ende Juli 1941 137.000 Flüchtlinge aus NDH registriert. Angesichts der Tatsache, dass eine große Anzahl sich illegal in Serbien befand, wird angenommen, dass diese Zahl in etwa 180.000 Personen betrug.18

Die dritte und nicht weniger häufig angewendete Methode der „Lösung der serbischen Frage“ waren die physische Liquidierung und die Bluttaten an der serbischen Bevölkerung, zum Teil durch Verhaftungen und Transport in Konzentrationslager. Der ersten Phase der systematischen Vernichtung fielen die serbischen Intellektuellen, die Geistlichen und die angesehenen Bürger zu Opfer. Der erste Massenmord wurde außerhalb des Gebiets Bosniens und der Herzegowina, und zwar in der Nähe der kroatischen Bezirksstadt Bjelovar in der Ortschaft Gudovac am 28. April 1941 begangen, wo in einer Vergeltungsaktion für den Tod eines tragisch verunglückten kroatischen Heimwehrsoldaten 187 gefangene serbische Bauern, Lehrer und Priester am Marktplatz des Dorfes ermordet wurden.19 Das Massaker von Gudovac löste die Eskalation der Gewalt in Kroatien aus, die ihren Höhepunkt im Hochsommer 1941 erreichte.20 Kurz daraufhin standen Massenliquidierungen von Serben auch auf bosnisch-herzegowinischem Territorium an der Tagesordnung, vor allem in der Ostherzegowina, Bosnischen Krajina (Westbosnien) und Ostbosnien, den Gebieten mit serbischer Mehrheit. Auch in den anderen Teilen des Landes kam es zu regelrechten Massenverhaftungen und Verfolgungen von Serben, Juden, Roma sowie Kommunisten.

Der bevollmächtigte deutsche General in NDH, der Österreicher und ehemalige K.u.K. Offizier Glaise von Horstenau, protestierte beim kroatischen Poglavnik21 Ante Pavelić wegen dem „Unfug, den die Ustascha treibt“.22

Die Massenverbrechen der Ustasche gegenüber den Serben wurden mit der großserbischen Hegemonie während der Existenz des Königreichs Jugoslawien und der Verfolgung der Kroaten sowie der Bluttaten der Tschetniks in den kroatischen Dörfern im Aprilkrieg begründet. „Besiegte Serben fingen auf den Frontlinien mit der Vergeltung durch Ermordungsaktionen in den kroatischen Dörfern im Süden des Landes an. In Čapljina wurden schon am 13., 14. und 15. April Bluttaten begangen.“23 Angeblich erst nach den Verbrechen der Tschetniks, in denen sie 25 kroatische Bauern ermordet und 85 kroatische Häuser in den Dörfern Ilići und Cim in der Nähe von Mostar verbrannt hätten, „standen die Kroaten zur Verteidigung auf“.24

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-4: Schauplätze einiger frühen Ustascha-Massaker an Serben25

In einer Fallstudie zu den Massakern der Ustasche in der Ostherzegowina 1941 stellte der Historiker Tomislav Dulić fest, dass es anscheinend keinen konkreten Grund gab, der als Auslöser für die Massengewalt gegen die serbische Bevölkerung dieser Region gelten könnte. Nach dem ersten großen Massaker am 3. Juni 1941 im Dorf Korita wurden vereinzelte bewaffnete Widerstandsaktionen vermeldet, die spontan durchgeführt wurden und anfangs prioritär als Schutz vor Übergriffen der Ustasche dienten.26 Zahlenmäßig überlegen, aber in ihrer Existenz bedroht, hatten die Serben nicht viele Alternativen, um der Verfolgung, der Vernichtung und dem Identitätsverlust zu entgehen, aufgrund der antiserbischen Willkür des neuen Ustascha-Staates. In der traditionell aufständischen Region Ostherzegowina kam es am 24. Juni zu organisierten militärischen Auseinandersetzungen zwischen lokalen serbischen Bauern und kroatischen Formationen, die sich rasch ausbreiteten. Der Aufstand wurde aber bereits nach einigen Tagen von kroatischen und italienischen Militäreinheiten niedergeschlagen.

Obwohl sich die Lage schnell beruhigte, war damit der Widerstand der serbischen Bevölkerung nicht vollständig gebrochen. Die deutschen Vertreter im Lande beobachteten die Abfolge der Ereignisse in der Ostherzegowina besonders aufmerksam. Das Deutsche Abwehrkommando in Belgrad informierte seine untergeordneten Stellen, dass sich auf dem Terrain eine aufständische Gruppe von 3.000 Kämpfern formiert hätte und dass sie vor allem gegen Kroaten und Muslime, aber auch gegen Italiener kämpfte.27

Eine entscheidende Zäsur bildete der am 22. Juni 1941 begonnene deutsche Überfall auf die Sowjetunion, bekannt auch unter dem Codenamen „Operation Barbarossa“, der in vielerlei Hinsicht die Ereignisse auf jugoslawischem Boden beeinflusste. Die traditionell engen Beziehungen zu Russland, vor allem unter der orthodoxen Bevölkerung, den Serben und Montenegrinern, nützte erfolgreich die kommunistische Partei, die wegen des Hitler-Stalins Nichtangriffspakt aus dem Jahre 1939 bis dahin bei der Organisation des Widerstandes untätig war, für eigene Interessen, lehnte aber trotzdem eine Kollaboration mit den Okkupationsmächten definitiv ab.28

Die Führung der Kommunistischen Partei Jugoslawiens verkündete am 4. Juli 1941 einen Aufruf „…an die Völker Jugoslawiens zum allgemeinen Aufstand gegen die Besatzer…“29, ihre Gefolgsleute und Kollaborateure. Wenige Tage vorher (1. Juli) bekam das Zentralkomitee per Funk eine Depesche von der Komintern aus Moskau, in der die Aufstellung der Partisanenverbände, die Durchführung von Sabotage-Aktionen und der Antifaschistische Kampf gefordert wurden.

Die Organisierung und das Kommando über umfangreichere militärische Aktionen wurde den erfahren Freiwilligen der Internationalen Brigaden des Spanischen Bürgerkriegs, den sogenannten „Spanienkämpfern“, anvertraut, die sich als kampferprobt erwiesen. Ca. 150 Spanienkämpfer wurden in ganz Jugoslawien nach den Direktiven des Zentralkomitees verteilt.

In der Bosnischen Krajina im Städtchen Drvar kam es zum Angriff und schließlich zur Vernichtung des lokalen Domobranen-Regiments. Hinter dem Erfolg dieser Aktion standen relativ wenige Mitglieder der Kommunistischen Partei aus dieser eher ländlichen Region, die sich bei der Masse der Aufständischen erfolgreich durchsetzen konnten.

Die jugoslawische Historiografie der Nachkriegszeit schrieb den Kommunisten den ganzen Verdienst um den Aufstand in Drvar zu. Zu dieser Zeit, nicht nur in Drvar, waren die Aufständischen noch nicht klar politisch und ideologisch ausdifferenziert. Zweifellos können die Vorbereitungen zum Aufstand mit dem Bezirkskomitee der KPJ in Verbindung gebracht werden, aber selbst unter den Organisatoren befanden sich auch Personen, die später eine wichtige Rolle bei der Tschetnik-Bewegung spielten.30

Italienische Quellen vom 30. Juli 1941 berichten vom Aufstand zwischen Knin und Bosanski Petrovac. Es wird jedoch nicht erwähnt, wo der militärische Widerstand begann. Im Bericht der italienischen Legion „Carabinieri“ wurde sogar die Absicht der Aufständischen zur Besetzung ganz Bosniens erwähnt. Als Grund für diese Massenerhebung wird die aggressive antiserbische Politik der Ustascha-Gewaltherrschaft genannt.31

Einen Tag später schickte der Deutsche Bevollmächtigte General Horstenau einen detaillierteren Bericht über die Ereignisse in Drvar und die erfolglose Gegenaktion des kroatischen Heeres an das OKW in Berlin. Er stellte fest, dass für das Eindringen in Drvar und die Beruhigung der Lage dem kroatischen Militär Artillerie fehlte. Außerdem meldete er die Unterbrechung der Eisenbahnverbindung zwischen Prijedor und Banja Luka und gab zu, dass er nicht in der Lage wäre, mit ihm zur Verfügung stehenden Einheiten der Wehrmacht den Aufstand zu brechen.32

Anfangs August kam es zur Erhebungen auch in anderen Gebieten mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung. Obwohl das zu Beginn nur spontane Reaktionen auf den Ustascha-Terror waren, kristallisierten sich im Laufe der Zeit zwei verschiedene ideologische Strömungen heraus, die ihre Führungsrolle bei den Aufständischen behaupten konnten. Großserbische Nationalisten einerseits und revolutionäre Kommunisten andererseits formierten zwei verschiedene Richtungen des Aufstands und gaben ihm eine politische Konnotation – Tschetniks und Partisanen. Regionale Kraftverhältnisse waren maßgeblich für die ideologische Ausrichtung der Widerstandsbewegungen. Wenn in einer Region die linksrevolutionären Kommunisten oder die konservativen Royalisten sich bei den Aufständischen durchsetzen konnten, war die ideologische Ausrichtung der Widerstandsbewegung in der jeweiligen Region entsprechend geprägt. Sowohl deutsche als auch italienische Feldberichte waren der Auffassung, dass der Widerstand in Drvar „kommunistisch und serbisch“ war.33

Der royalistisch-großserbische Charakter des Aufstands hatte seine stärkste Ausprägung entlang der Grenze mit Serbien in Ostbosnien. Die Tschetnik-Kommandanten waren aufgrund der geografischen Nähe eng an die Ravna Gora Bewegung von Draža Mihailović gebunden, währenddessen die Anführer der Tschetniks in der Ostherzegowina und Westbosnien unabhängig voneinander agierten.

Die Ausbreitung des Aufstands destabilisierte den NDH zusätzlich und das kroatische Heer war nicht in der Lage, den Aufstand alleine zu brechen. Zur Zeit der Operation Barbarossa, dem Überfall auf die Sowjetunion, war die Anwesenheit der deutschen Besatzung in NDH sehr schwach ausgeprägt wegen der Bindung ihrer Truppen an der Ostfront. Lediglich die (am 1. Mai) neuformierte 718. Infanteriedivision ohne Kampferfahrung sowie zwei Ersatzbataillone mit einer Stärke von 12.000 Mann, die vor allem die Aufgabe hatten, den Schutz der industriellen Anlagen und Bergwerke sowie der wichtigsten Eisenbahnkommunikationen (Zagreb-Belgrad und Bosanski Brod-Sarajevo) zu gewährleisten, waren im Lande.34

Konkrete Hilfe konnte Pavelić zu dieser Zeit nur von Italien bekommen, dessen militärische Präsenz um ein Vielfaches größer war als die deutsche. Trotz der für die kroatische Seite sehr nachteiligen Römischen Protokolle (19. Mai 1941) waren italienische territoriale Ansprüche gegenüber Kroatien nicht verschwunden. Der stufenweise Rückzug der italienischen 2. Armee unter der Leitung des Generalobersten Vittorio Ambrosio aus den Okkupationszonen 2 und 3 in Richtung Adria und der 1. Okkupationszone war bereits voll im Gange. Aufgrund des Misserfolgs der kroatischen Truppen bei der Niederschlagung des Aufstands übernahm der kommandierende General des VI. Korps am 30. Juni die zivile Macht in der Stadt des dalmatinischen Hinterlands Knin und drei Tage später übergab er sie auf Befehl Ambrosios den Ustasche.35

In den Sommermonaten des Jahres 1941 suchten fast täglich die lokalen Regierungsvertreter um Hilfe wegen der Störung von Ruhe und Ordnung in ihren Regionen an.36 Während die Serben ihre Heime verließen und die Zuflucht vor Repressalien durch Ustasche in den Wäldern suchten, flüchtete andererseits massenweise die muslimische und die kroatische Bevölkerung vor Vergeltungsschlägen durch die Aufständischen aus ruralen in die urbanen Gebiete, was schwerwiegende Versorgungsprobleme sowohl für traumatisierte Flüchtlinge als auch für die örtlichen Bewohner versursachte.

Die Massengewalt manifestierte sich in einer großen Opferzahl, aber nicht in einer großen Täterzahl. Die größten Verbrechen der Ustasche wurden im Juli und August 1941 verübt. Eine große Konzentration der serbischen Bevölkerung in der Größenordnung von 700.000 und dazu noch inmitten des Gebiets des NDH stellte einen Dorn im Auge des Ustascha-Regimes dar. Gerade in diesen mehrheitlich serbisch bewohnten Gebieten (Bosnische Krajina, Lika, Banija und Kordun) wurden die meisten Verbrechen verübt. In einigen Quellen wird angeführt, dass während der Sommermonate 1941 in den Bezirken Bihać, Bosanska Krupa und Cazin etwa 20.000 serbische Bewohner umgebracht wurden, im Bezirk von Sanski Most ca. 6.000 und im Bezirk Bosanski Novi ebenfalls so viel.37

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-5: Schauplätze von Massakern der Ustasche an Serben im Hochsommer 194138

Verbrechen der Ustasche lasteten die Tschetniks Kroaten und insbesondere Muslime an, da gegen sie eine traditionelle Feindseligkeit mit Wurzeln in der Osmanischen Periode bestanden; die slawischen Muslime wurden als Produkt der osmanischen Fremdherrschaft und deswegen als feindliches Element betrachtet. In der Grausamkeit der Vergeltungsaktionen standen die Tschetniks in keiner Weise den Ustasche nach. Nach einer Mordaktion der Ustasche an den serbischen Bewohnern in Kulen Vakuf bei Bihać fing eine militärische Einheit der Tschetniks eine Kolonne von überwiegend muslimischen Flüchtlingen ab und ermordete über 3.000 Angehörige „unserer Bevölkerung“, wie es in einem Militärbericht des NDH genannt wurde.39

Nach der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien wurden die bosnischen Muslime zu „edlen Blumen des kroatischen Volkes“ ernannt, obwohl sich die große Mehrheit von ihnen nicht als Teil des „Kroatentums“ ansah. Die Verbrechen der Ustasche vor allem an Serben und Juden waren der Grund für die immer größer werdende Unzufriedenheit mit dem neuen Staat und viele Muslime fingen bald an, offen gegen die Gewaltpolitik der Ustascha gegenüber ihren Nachbarn zu opponieren. Massive Bluttaten an der serbischen Bevölkerung und die Beteiligung des „muslimischen Abschaums“40 verursachten Vergeltungsaktionen der serbischen Militäreinheiten gegenüber den Muslimen, vor allem in Ostbosnien, der Hochburg der Tschetnik-Bewegung. Die lokale muslimische Bevölkerung fühlte sich unzureichend geschützt von den „hetzerischen Machthabern“ des NDH. Während des Sommers und des Herbsts des Jahres 1941 verlangten muslimische Geistliche von den staatlichen Organen und den Muslimen in zahlreichen Resolutionen eine Unterbrechung der Gewalttaten „an orthodoxen und unseren anderen Mitbürgern“.41

Anfang September 1941 kam es zu einem Treffen zwischen den deutschen Gesandten in NDH Glaise von Horstenau und Siegfried Kasche einerseits und der kroatischen Führung, dem Poglavnik Pavelić, Slavko Kvaternik und Mladen Lorković andererseits. Kasche verlangte vom kroatischen Militär die Stabilisierung der Lage um Sarajevo, Jajce, Drvar und Doboj, Horstenau verpflichtete sich wiederum, seinen Truppen einen Befehl zur Herstellung der öffentlichen Ruhe und Ordnung im Gebiet rund um den Fluss Drina zu erteilen. Kasches Vorschlag für die Besserung der sicherheitspolitischen Lage im Land wäre eine durch die Organe des NDH-Staates geförderte Rückkehr aller Aufständischen, die ausschließlich wegen des Staatsterrors den bewaffneten Widerstand leisteten. Bezüglich der orthodoxen Kirche war er der Ansicht, dass es nicht möglich wäre, diese Glaubensgemeinschaft auf dem Gebiet des NDH zu beseitigen, deshalb wäre es laut ihm sinnvoll, sie vom serbischen Patriarchen zu trennen und eine autokephale kroatische orthodoxe Kirche zu gründen.42

Zentrale Organisationen zweier Widerstandsbewegungen befanden sich jedoch außerhalb der Grenzen des NDH, in Serbien, wo im Herbst 1941 massive militärische Aufstände auftraten; einer der Gründe dieser Widerstandsaktionen waren bei der hohen Zahl serbischer Flüchtlinge aus dem NDH zu finden. Unter schwerem psychischem Druck des erlebten Schreckens trugen die vertriebenen Serben mit ihrer Präsenz zu einem günstigen Klima für den Aufstand wesentlich bei.

Der Umstände rund um den Rückzug der deutschen Frontdivisionen (46., 73. und 294. Infanteriedivision) aus Serbien erinnerten die lokale Bevölkerung an eine ähnliche Situation im Herbst 1918, als die Befreiung Serbiens bevorstand. Diese Parallele sowie die Nachricht über den Überfall auf die Sowjetunion erzeugten bei vielen Hoffnungen auf eine Gegenoffensive des „brüderlichen Russlands“ und ein schnelles Ende des Krieges.43

2.3 Italienische Reokkupation der Zweiten und der Dritten Okkupationszone

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-6: Operationsbereiche der deutschen und italienischen Generalkommandos am 30. August 194144

Zwei Tage nach der Forderung des Gouverneurs von Dalmatien Giuseppe Bastianini zur Reokkupation der italienischen Okkupationszone 2 erteilte Mussolini den Befehl zur Unterbrechung des Rückzugs und der nochmaligen Absicherung der zweiten Zone, die mit der Besetzung der Stadt Livno am 19. August startete.45

Aufgrund der äußerst schwierigen sicherheitspolitischen Lage im Land war die NDH-Regierung gezwungen, ein Abkommen (26. August) zu unterzeichnen, laut welchem die Reokkupation der italienischen zweiten und der dritten Zone mit dem Ziel der Pazifikation der aufständischen Zentren vorgesehen war. Am 25. September 1941 konnten die Teile der Divisionen Sassari und Bergamo die Stadt Drvar zurückerobern, die an der Grenze der zweiten und der dritten Zone lag. In Absprache mit dem deutschen Kommando wurde die Wiederbesetzung der dritten Zone bis zur Demarkationslinie fortgesetzt. Aufgrund der Arrangements mit lokalen Tschetnik-Führern war der Widerstand nicht einmal annähernd so heftig wie bei dem Kampf um Drvar. Den Tschetniks konnten eine Schwächung des NDH und die Anwesenheit von ihnen freundlich gesinnten italienischen Truppen nur zugutekommen.

Eine kritische Haltung gegenüber der NDH-Regierung vor allem wegen ihrer antiserbischen Politik nahm der Deutsche Bevollmächtigte General von Horstenau in seinen Lageberichten im Laufe des Septembers 1941 ein, wo er über den Aufstand im Romanija-Gebirge nordöstlich von Sarajevo, im Ozren-Gebirge in Nordbosnien, sowie in der Bosnischen Krajina rund um die Städte Bosanski Petrovac und Drvar schreibt. Außerdem informiert er das OKW über Pavelićs Vorschlag an die Italiener zum Bevölkerungsaustausch zwischen den bosnischen Serben und den Muslimen aus der Sandschak-Region, einem mehrheitlich muslimisch besiedelten Gebiet an der Grenze zwischen Serbien und Montenegro. Das hätte zu einer Stabilisierung der Situation führen sollen, aber aufgrund der Entwicklung des Aufstands und des italienischen Wunsches nach der Stärkung des Einflusses in Bosnien ist diese Idee nie zur Realität geworden.

Die NDH-Militäreinheiten wiesen bis zum Ende 1941 eine Truppenstärke von 55.000 Mann auf und waren in 46 Bataillone unterteilt. Die erste Aufstandswelle konnten sie erfolgreich bekämpfen, die Hauptverkehrsadern sichern, ein Eindringen der Aufständischen in die urbanen Gebiete verhindern. Jedoch Meinungsverschiedenheiten und Probleme im Offizierskader zwischen der älteren Generation, die nicht nur bei der jugoslawischen königlichen Armee, sondern auch noch beim K.u.K. Heer gedient hatte, und vor allem der Amoklauf der Ustascha-Einheiten waren die Faktoren, die dazu führten, dass schließlich die italienische Zweite Armee an die Demarkationslinie gelangte.

Nach dem Fall von Drvar in italienische Hände nahm das 5. Korps der Zweiten Armee ohne größeren Widerstand auch Kulen Vakuf ein, den Schauplatz der Ustascha-Bluttaten an Serben und der Vergeltung der Tschetniks an der muslimischen Flüchtlingskolonne. Mit der Besetzung eines Großteils der Bosnischen Krajina konnten sich die italienischen Offiziere einen tieferen Blick in die politischen Umstände dieser mehrheitlich serbisch besiedelten Region des Unabhängigen Staates Kroatien verschaffen. Die Repressionen gegenüber den serbischen Bauern gingen soweit, dass es ihnen nur mehr zweimal pro Woche erlaubt war, in das Städtchen Bosanski Petrovac zu kommen. Während die muslimische Bevölkerung die Ankunft der italienischen Truppen mit Distanz verfolgte, nahmen die Serben ihre Anwesenheit mit Sympathie entgegen und fingen bald an, in ihr Heim und zu ihrem Alltag zurückzukehren.

2.4 Die Tschetniks und ihre Berührungspunkte mit den Partisanen

Die Tschetnik-Bewegung in Bosnien und der Herzegowina hatte bis zum Anfang des Septembers 1941 keine Verbindungen mit der Ravna-Gora-Bewegung von Oberst Draža Mihailović, dem Kommandanten der sogenannten Tschetnik-Einheiten des Jugoslawischen Heeres. Aufgrund der geringen geografischen Entfernung nach Ravna Gora schickte Mihailović seine Offiziere in die Grenzgebiete Bosniens – Ostbosnien und die Ostherzegowina.

Zu der Gruppe dieser Offiziere gehörte auch Major Boško Todorović, der trotz einer anfänglich feindlichen Haltung gegenüber den deutschen und italienischen Truppen sich später immer mehr der Kooperation mit den Italienern widmete. Ein weiterer wichtiger Tschetnik-Offizier war Major Jezdimir Dangić, der sowohl mit Partisanen kooperierte als auch gleichzeitig vom September 1941 bis zum Mai 1942 Verhandlungen mit den Deutschen führte. Dangić schaffte es, eine Vielzahl der noch unentschlossenen Militäreinheiten unter sein Kommando zu bringen und mit den Partisanen eine erträgliche Zusammenarbeit zu fördern.

Ein gemeinsamer Führungsstab konnte in Drinjača (Ostbosnien) am 1. Oktober mit der offiziellen Bezeichnung „Kommando der bosnischen Heeres- und Partisanenverbände“ errichtet werden, der aus jeweils drei Mitgliedern der Tschetnik- und Partisanenbewegung bestand. Die Partisanenseite beim gemeinsamen Kommando setzte sich aus Svetozar Vukmanović Tempo, Rodoljub Čolaković und Slobodan Princip Seljo zusammen, die Tschetnik-Vertreter wiederum waren Jezdimir Dangić, Sergije D. Mihailović und Pero Đukanović.

Die positive Bilanz dieser Kooperation war die Einnahme des ostbosnischen Städtchens Rogatica am 24. Oktober. Die Beziehungen zwischen den Partisanen und Tschetniks in Serbien verkomplizierten sich immer mehr. Der Tschetnik-Kommandant Mihailović gab am 9. November Dangić den Befehl zur Versetzung der Mehrheit seiner Truppen nach Užice, um dort die Tschetniks in Serbien gegen Partisanen zu unterstützen, wo sich der Konflikt zwischen den beiden Widerstandsbewegungen in eine militärische Auseinandersetzung entwickelte. Mihailović behauptete, dass die Partisanen von kroatischen Ustasche geführt werden, einen „Bruderkrieg“ unter den Serben anzetteln wollten und somit eine Vergeltung an Kroaten verhindern wollten.46

Aus unerklärlichen Gründen folgte Dangić dem Befehl nicht. Trotzdem war es in seinem Interesse, die Tschetnik-Bewegung in Ostbosnien zu festigen. Bei der gemeinsamen Konferenz in Vlasenica am 16. November wurden auch formell die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Partisanen und Tschetniks festgelegt. Zwei Tage später gründeten die Tschetniks den „Provisorischen Verwaltungsrat des östlichen Bosniens“, der ein ziviles Machtorgan darstellte. Die Mitglieder dieses Gremiums waren gleichzeitig auch im militärischen Führungsstab vertreten, mit Dangić in der Leitungsposition.

2.5 Massengewalt der Tschetniks an den Muslimen

Mit dem Ziel eines möglichst „schmerzfreien“ Aufbruchs der italienischen Truppen zur Demarkationslinie kam es durch ein Abkommen mit dem Tschetnik-Major Todorović zum „friedlichen Einmarsch“ in Višegrad einerseits und der Verhinderung der Rückkehr des kroatischen Regiments in die Stadt andererseits.47

Dieses Handeln der Italiener und die Möglichkeit der Besetzung ganz Bosniens 48 durch ihre Truppen machten nicht nur den NDH-Machthabern große Sorgen, sondern auch der deutschen Heeresleitung. Die deutsch-italienischen Beziehungen wurden dadurch immer mehr angespannt. Ein rascher Abzug der italienischen Truppen vom oberen Flusslauf der Drina mit den Städten Goražde, Čajniče und Foča resultierte in einem weiteren Abkommen, diesmal mit Major Dangić. Vereinbart wurde die Übernahme des Territoriums durch Tschetniks und ihre Versorgung mit Waffen, Munition und Verpflegung, alles mit dem Ziel einer Verhinderung der Besetzung dieses Gebiets durch Partisanen.

Während des Rückzugs aus Foča wurden am 5. Dezember 82 Milizsoldaten des „italienischen offiziellen Verbündeten“ NDH einfach den Tschetniks überlassen, die im gleich darauf erfolgten Massaker zusammen mit einer Vielzahl hauptsächlich muslimischer Zivilisten ermordet wurden.49 Die Kaltblütigkeit der italienischen Legionen mit der muslimischen Bevölkerung in diesen Tagen wird durch die Tatsache bekräftigt, dass sie bereits drei Tage nach der Verkündung der Sicherheitsgarantien an Personen und am Eigentum durch den Ausrufer die Stadt einfach den Tschetniks überließen.50 Die darauffolgenden Massaker an den Muslimen wurden zum Teil mit italienischen Waffen durchgeführt.51

Unmittelbar nach dem Einzug in Foča wurden von Tschetniks Anweisungen erteilt, um Plünderungen und Liquidationen der muslimischen Bewohner möglichst effizient durchführen zu können:

a) „Alle muslimischen Händler haben unverzüglich die Schlüssel ihrer Geschäfte abzugeben;
b) Alle Haustüren der katholischen und muslimischen Bewohner dürfen nicht zugesperrt werden, auch nicht in der Nacht;
c) Alle Musliminnen und Katholikinnen müssen zum Lager kommen, wo sie für die Anfertigung von Uniformen und Bekleidung der Tschetniks eingeteilt werden;
d) Alle Musliminnen dürfen nicht verschleiert herumlaufen;
e) Die ganze Bevölkerung mit Ausnahme der Orthodoxen muss beim Tschetnik-Kommando persönlich vorsprechen; usw.„52

2.6 Ostbosnien im Winter 1941/42 und die Krise der Partisanenbewegung

Wenngleich die deutsche Seite nicht glücklich mit der italienischen Expansion auf dem jugoslawischen Territorium war, hatte sie keinen großen Spielraum, dem entgegen zu treten, da aufgrund des Angriffs auf die Sowjetunion die Ostfront jede mögliche Einsparung von Mannschaften von großer Bedeutung war. Im Herbst 1941 wurden sechs deutsche Divisionen auf dem Gebiet Jugoslawiens gebunden. Die deutsche Führung beabsichtigte die Versetzung ihrer Truppen an die Ostfront. Obwohl der italienische Verbündete am 18. Dezember 1941 einer Reokkupation des ganzen Unabhängigen Staates Kroatien zusagte, somit auch Bosniens und der Herzegowina, 53 traten die Deutschen von ihrer Absicht zurück.54 Dafür sprach jedenfalls die Bedeutung der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und Rohstoffe nördlich der Demarkationslinie für die deutsche Rüstungsindustrie.

Die Niederlage nach der deutschen Offensive in Westserbien und die Auslöschung der sogenannten „Užice Republik“ traf die Partisanenbewegung besonders hart. 55 Der Kern ihrer noch übrig gebliebenen Truppen (4.500 Kämpfer) wurde zur Flucht ins nahe gelegene Ostbosnien gezwungen. Ihre Anwesenheit auf dem Gebiet des NDH setzte die Ustascha-Führung, aber auch das deutsche Oberkommando unter großen Druck und macht eine militärische Intervention im eigenen Machtbereich erforderlich.

Eine Vielzahl der Partisanenkämpfer verließ die eigenen Truppen und blieb weiterhin in ihrer serbischen Heimat. Mit dem Verlust der Kontrolle über eigene Heimatgebiete starb auch der Wille nach der Fortsetzung des Kampfes in weit entlegenen Gebieten. Deutlich reduziert und von dieser Erfahrung gekennzeichnet, fasste das Zentralkomitee der KPJ den Beschluss über die Gründung größerer militärischen Verbände, die nicht ortsgebunden operieren sollten. Am 21. Dezember 1941 wurde in Rudo in Ostbosnien schließlich die sogenannte „1. Proletarische Brigade“ aufgestellt.56

2.7 Pazifizierungsaktionen in den aufständischen Gebieten

Eine starke Konzentration der Aufstandskräfte sowohl der Partisanen als auch der Tschetniks in der deutschen Besatzungszone in Ostbosnien bereitete nicht nur dem deutschen Kommando Südost große Sorgen, sondern auch den höheren militärischen und politischen Instanzen.57 In Absprache mit den italienischen Verbündeten begann das deutsche Kommando mit der „Operation Südost-Kroatien“, die in äußerst schwierigen Witterungsverhältnissen des Winters im gebirgigen Ostbosnien bei enormen Schneemengen und tiefen Temperaturen durchgeführt werden sollte.58 Das italienische Kommando verpflichtete sich, die Demarkationslinie von der südlichen Seite in der Stärke einer Division frontal abzusichern. Die deutschen Truppen drängten vom Norden und Westen in das umkämpfte Gebiet. Außer der Entwaffnung einer größeren Gruppierung von Dangićs Tschetniks, die ohnehin den Befehl hatten, keinen Widerstand gegen die Deutschen zu leisten, konnten sie keine wichtigen Erfolge verbuchen. Die Partisanenkräfte, von einer sehr tiefgreifenden militärischen und politischen Krise gekennzeichnet, schafften es, dem Vordringen der deutschen Truppen auszuweichen und sich in Richtung Foča in der italienischen Besatzungszone durchzukämpfen, wo sie statt von einer italienischen Division von einem Bataillon empfangen wurden, welches nicht in der Lage war, sich den Partisanen zu widersetzen. Eine von zwei Partisanenkolonnen hatte die Aufgabe, über das Gebirge Igman im sogenannten „Igman-Marsch“ unter schwierigsten Bedingungen und tiefen Temperaturen von bis zu 32 Grad Celsius unter dem Gefrierpunkt nach Foča durchzudringen.59

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-7: Operation „Südostkroatien“60

Obwohl es die Partisanen schließlich schafften, ohne größere militärische Auseinandersetzungen der deutsch-kroatischen Offensive zu entkommen, fielen viele ihrer Truppenverbände auseinander. Davon waren auch die neuaufgestellten Freiwilligeneinheiten nicht verschont, die aus gerade angeworbenen serbischen Bauern formiert wurden. Für die tiefe Krise der Partisanenbewegung waren nicht nur die zahlreichen verschiedenen feindlichen Militäreinheiten verantwortlich, sondern der Führungskader selbst, der im ohnehin kritischen Moment massiv zur „zweiten Phase der Revolution“61 überging, da bei zahlreichen Konsultationen die kommunistischen Entscheidungsträger der Ansicht waren, dass neben dem Widerstandskampf der richtige Zeitpunkt für die „linke Umorientierung“ gekommen wäre.62 Aufgrund einer Fehleinschätzung der Lage auf dem Kriegsschauplatz im Osten und der sowjetischen Gegenoffensive bei der Schlacht um Moskau (Ende 1941, Anfang 1942) wendeten sich einige kommunistische Anführer der proletarischen Revolution zu und fingen mit Liquidierungen der reichen Bauern (Kulaken) sowie mit „Säuberungsaktionen“ gegenüber der „fünften Kolonne“63 in stalinistischer Manier an. Vor allem in der Ostherzegowina waren diese drastischen Maßnahmen ausgeprägt, wo sich die Partisanenbewegung von der örtlichen Bevölkerung am meisten entfernte und die Führungsrolle den Tschetniks bis zum Sommer 1943 übergab. Die führende Rolle im Kampf gegen die fünfte Kolonne hatten die Politkommissare, die meistens aus urbanen Gegenden stammten und denen die Mentalität der Landbevölkerung fremd war. Gerade ihre taktlose Vorgehensweise führte dazu, dass sich die lokale serbische Bevölkerung immer mehr von den Partisanen distanzierte und sich der Tschetnik-Bewegung annäherte. Ihre Hauptfeinde waren nicht die reichen Nachbarn, sondern die ausländischen Besatzer und vor allem die Ustasche. Die Ernennung Mihailovićs zum Kriegsminister seitens des im Londoner Exil lebenden Königs Petar II. im Jänner 1942 sowie „linke Fehler“ der Kommunisten trieben die serbischen Bauern auf die Seite der Tschetniks.

Welches Ausmaß die Liquidierungen angenommen hatten, wird im Bericht des Regionalstabs der Partisanenverbände für die Herzegowina an den Obersten Stab der Volksbefreiungsbewegung Anfang März 1942 berichtet: „Ein großer Erfolg wurde in den letzten zwei Monaten errungen; etwa 250 Angehörige der fünften Kolonne wurden erschossen…“64 Die Anzahl der Partisanen in der Ostherzegowina sank auf nur 500 Kämpfer. „Wegen des Verlusts des Vertrauens und des Rückgrats der Volksmassen dieser Region sowie dem Druck der Italiener und der Tschetniks ausgesetzt, waren sie dazu gezwungen, Herzegowina zu verlassen“.65

Zur äußerst kritischen Lage der Volksbefreiungsbewegung auch in den anderen Teilen Bosniens und der Herzegowina äußerte sich der führende bosnische Kommunist Rodoljub Čolaković: „In den Bataillonen von Nišići und Vareš fingen manche Kämpfer an, Kokarden66 anzunähen…In allen drei Bataillonen Zvijezda wurde ein Putsch verübt…Es war uns klar, dass sich die Mehrheit der serbischen Bevölkerung in diesem Gebiet für die Kapitulation entschlossen hat…In Zenica-Verband organisierte den Putsch ein Arbeiter aus Zenica, das Parteimitglied Golub Mitrović…Eine Bataillon-Gruppe mit ungefähr 600 Kämpfern unter Waffen ist alles, was von den Romanija-, Ozren-, Majevica-, Zenica- und Zvijezda-Bataillonen übrig geblieben ist.67

Im Laufe des Herbsts 1941 verhandelten die deutschen Offiziere bei mehreren Gelegenheiten mit dem Tschetnik-Major Dangić. Trotz einer großen Skepsis gegenüber den Entwicklungen vor Ort setzten sich die deutschen Militärs an den Verhandlungstisch mit den Tschetniks. Mit der Absicht der „Beruhigung der Lage“ in Ostbosnien kontaktierte das deutsche Kommando in Serbien Major Dangić, der schließlich am 31. Jänner 1942 nach Belgrad zur Zusammenkunft kam. Inwieweit die deutsche Seite diesem Treffen eine Bedeutung beimaß, wird von der Anwesenheit der hochrangigen deutschen Amtsträger, dem Kommandierenden General in Serbien Paul Bader und dem Oberst Erich Kewisch, bezeugt. Bereits am nächsten Tag wurde ein Abkommen unterzeichnet, wonach die Tschetniks von Dangić die deutsche Militärverwaltung anerkannten und im Gegenzug in den Grenzbezirken zu Serbien Bijeljina, Zvornik, Vlasenica, Sokolac, Rogatica, Kladanj, Srebrenica und Višegrad die NDH-Truppen fernbleiben sollten und in westlich angrenzenden Nachbarsbezirken nur eine Präsenz der regulären Streitkräfte (Domobranen) gestattet werden sollte.68

Wie es zu erwarten war, stoppten schon am nächsten Tag die scharfen Proteste des kroatischen Ministers Vjekoslav Vrančić, des Obersts der Kroatischen Heimwehr Fedor Dragojlov und des Generals von Horstenau und des Gesandten Kasche weitere Verhandlungen mit Dangić. Diesen einseitigen Akt der Absprachen mit dem Tschetnik-Anführer verurteilte der Oberbefehlshaber der Wehrmacht Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel in einer Protestnote an das Kommando Südost.69

Nach dem Misserfolg der deutschen Offensive (Süd-Kroatien I und II) in Ostbosnien, während der sich das Gros der Partisanenverbände in die italienische Okkupationszone absetzen konnte und damit eine offene Auseinandersetzung mit um einem besser gerüsteten Feinden mied, setzten sich die Probleme in der nördlichen Okkupationszone fort. Die Sabotageaktionen der Partisanen in Westbosnien erschwerten maßgebend den Abbau des Eisenerzes im Eisenbergwerk in Ljubija bei Prijedor, welches besonders bedeutend für die deutsche Rüstungsindustrie war. Ohnehin war die viel zu geringe Konzentration der deutschen Truppen auf jugoslawischem Boden nicht ausreichend für die Sicherung der ungestörten Ausbeutung dieses kriegswichtigen Rohstoffs.70

Die Niederschlagung des Aufstands, die deutschen Verhandlungen und die Beziehungen mit den Tschetniks sowie die Frage der Souveränität des NDH auf seinem ganzen Gebiet waren die Hauptthemen der in Zagreb am 28. und 29. Februar 1942 abgehaltenen Konferenz, während zur selben Zeit drei Bataillone der Wehrmacht in heftige Kämpfe mit den Partisanen verwickelt waren. Welche Relevanz für die deutsche Seite diese zweitägige Tagung hatte, bezeugt die Teilnahme der hohen Funktionäre des Dritten Reiches. Anwesend waren der Kommandierende General Südost Walter Kuntze, der Militäroberbefehlshaber in Serbien Paul Bader, der deutsche Gesandte in NDH Siegfried Kasche und in Serbien Felix Benzler, der deutsche Bevollmächtigte General in Zagreb Glaise von Horstenau und die kroatischen Vertreter Minister der Kroatischen Heimwehr Marschall Slavko Kvaternik und der Oberbefehlshaber des Heeres Vladimir Laxa.

Bei der Konferenz wurde beschlossen, dass die Grenzen des NDH nicht angetastet werden dürfen und dass in gemeinsam geplanten militärischen Aktionen die bevorstehenden Aufstände zu unterbinden und rechtzeitig zu vereiteln sind, die möglicherweise in den Frühlingsmonaten ausgelöst werden könnten. Außerdem wären dringende militärische Maßnahmen zu treffen, um die Aufständischen im Gebiet um das Eisenbergwerk Ljubija zu vernichten und einen ungestörten Betrieb dieser wichtigen Industrieanlage zu gewährleisten.71

Nachdem der deutsch-kroatische Standpunkt in der Sache um die Aufstandsbekämpfung festgelegt wurde, kam es einige Tagen später am 2. und 3. März zur einer weiteren Konferenz, diesmal mit den höchstrangigen Vertretern der italienischen Armee in NDH, dem Stabschef des italienischen Heeres Vittorio Ambrosio, dem Kommandanten der Zweiten Armee Mario Roatta und dem Chef der italienischen Militärmission in NDH Antonio Oxilio. Die Konsultationen fanden in Opatija (Abbazia), dem Kommandositz der italienischen Zweiten Armee, statt. Es wurde festgehalten, dass sich die wichtigsten Brennpunkte des Aufstands in Bosnien befinden, der eine zwischen den Flüssen Drina und Bosna (Ostbosnien) in der deutschen Okkupationszone und der andere in der Bosnischen Krajina (Westbosnien) in der italienischen Zone. Der deutsche Vorschlag der gleichzeitigen Pazifizierung der beiden Gebiete wurde nicht angenommen, sodass die Operation in Westbosnien auf den Frühsommer verschoben wurde. Bei der Konferenz wurde ausgemacht, dass zu Beginn der Pazifizierung die zivile Verwaltung in den Aufstandsgebieten die militärischen Behörden übernehmen sollten und dass General Roatta über die Befugnis verfügen sollte, wann sie wieder an Organe des NDH übergeben werden sollten. Eine Zusammenarbeit mit irgendeiner Aufstandsbewegung wurde untersagt,72 was sehr bald nur ein toter Buchstabe wurde, da die Italiener mit Dangić um die italienischen und Tschetnik-Einflusszonen in Ostbosnien verhandelten. Den Bruch der Abmachungen rechtfertigte die italienische Seite mit den angeblichen Absprachen des NDH Regimes mit den Aufständischen in Herzegowina.

Am 28. und 29. März kamen die Vertreter der drei Verbündeten in Ljubljana wieder zusammen, wo sie die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende „Operation Trio“ in Ostbosnien trafen. Einige Fragen wurden nach der Zusammenkunft in Opatija nicht klargestellt, vor allem wenn es um die Beziehungen mit den Tschetniks während der Operation ging. Der kroatische General Laxa akzentuierte die Unterschiede zwischen den Tschetniks in Ostherzegowina und in Ostbosnien. Der italienische General Roatta setzten sich für eine klare Differenzierung der beiden Aufstandsbewegungen ein und seiner Ansicht nach sollte man sich in der ersten Phase auf die Vernichtung der Kommunisten konzentrieren und darauf folgend auf den Kampf gegen die royalistische Tschetnik-Bewegung. Außerdem stellte er fest, dass die Kommunisten die dauerhaften Feinde der Achsenmächte sind und dass mit ihnen nicht verhandelt werden kann, andererseits sind die Tschetniks nur kroatische Feinde und in der Übereinkunft mit der kroatischen Regierung sollte man mit ihnen zu verhandeln beginnen.73 Die Haltung der Deutschen gegenüber den Tschetniks war besonders skeptisch. Sie unterstützten die Kooperation zwischen den Ustasche und Tschetniks, vor allem innerhalb der italienischen Seite der Demarkationslinie, weil sie damit die Zusammenarbeit zwischen den Italienern und Tschetniks schwächen wollten, die in erster Linie aufgrund des gemeinsamen Kontrahenten der Ustascha nahe standen. Ausgerechnet die deutschen Offiziere waren die Initiatoren für die Abschlüsse von Abkommen. Damit wollten sie auch dem serbischen Volk zeigen, dass ihre Gegner die Kommunisten waren und nicht alle Serben.74

Die Situation vor Ort änderte sich rasant. Die Erste und die Zweite Partisanenbrigade machten einen Vorstoß in Richtung Norden im ostbosnischen Gebiet, mit der Absicht der Vernichtung der Tschetniks. Sie errangen am 16. März einen beachtlichen Erfolg mit der Einnahme des Städtchens Vlasenica, wo sich das Hauptquertier der Dangić- Truppen befand. Den deutschen Quellen zufolge war ein kurzfristiges Bündnis zwischen den Partisanen und den Ustasche maßgebend für die Niederlage der Tschetniks. Die Eliteeinheit der Ustasche „Schwarze Legion“ und die 1. und die 2. proletarische Brigade koordinierten ihre Angriffe zwei Wochen lang gegen dieTschetniks. Es wurde sogar von zwei kroatischen Waffenlieferungen an Partisanen berichtet.75

Major Dangić flüchtete nach Serbien und forderte vom Präsidenten der serbischen Marionettenregierung General Milan Nedić materielle Unterstützung für seine Truppen, ohne den General Paul Bader davon in Kenntnis zu setzen. Angetrieben von den Februar-Verhandlungen mit den Deutschen bot er Nedić die Angliederung von 17 ostbosnischen Bezirken an Serbien an. Auf dem Rückweg nach Bosnien hielt er eine Rede in der serbischen Stadt Valjevo und rief offen zum Kampf gegen den NDH und die kroatischen Ustasche auf. Unterdessen wurde er wenig später in der Nacht vom 11. zum 12. April auf Befehl von General Kuntze gefangen genommen und wenige Tage später in das Kriegsgefangenenlager in Stryj in der heutigen Ukraine gebracht.76 Die militärische Niederlage in Ostbosnien und das Verschwinden von Dangić vom militärisch-politischen Schauplatz erschütterten die Tschetnik-Bewegung dieser Region so stark, dass sie sich bis zum Ende des Krieges nicht erholen konnte.

Entsprechend der Beschlüsse der Konferenzen in Opatija und Ljubljana wurde die „Kampfgruppe Bader“ als eine gemeinsame deutsch-italienisch-kroatische Formation unter der Leitung von General Bader und mit Sitz in Sarajevo aufgestellt. General Bader wurde während des Unternehmens wiederum dem Kommando der italienischen Zweiten Armee unterstellt. Allein der Code-Name der Operation „Trio“ weist auf den dreigliedrigen Charakter hin. Von den größeren Einheiten, die am Unternehmen teilgenommen haben, sind drei italienische Divisionen („Taurinense“, „Pusteria“, „Cacciatori delle Alpi“), die deutsche 718. Infanteriedivision und die Ustascha-Elitebrigade „Schwarze Legion“ zu nennen.

Noch kurz vor dem Beginn der Operation schaffte es die Schwarze Legion am 31. März, die ehemalige Tschetnik-Hochburg Vlasenica unter ihre Kontrolle zu bringen, die nur zwei Wochen vorher mithilfe der kurzfristigen Allianz mit den Ustasche von den Partisanen eingenommen worden war. Die 1. und die 2. Proletarische Brigade zogen sich in die südlich gelegene Stadt Rogatica zurück.

Trotz der Verschiebung des Starttermins für die Operation Trio durch den italienischen General Roatta auf frühestens den 25. April, wegen der Verspätung der vom Süden kommenden italienischen Divisionen, war das deutsche Kommando der Ansicht, dass die Erfolge der Schwarzen Legion ein guter Zeitpunkt für den Beginn des Angriffs wären. Aufgrund der immer schwierigeren Lage der kroatischen Garnison in Rogatica erteilte der deutsche General Bader unabhängig von seinem Vorgesetzten Roatta den Befehl zum Beginn der Aktion am 22. April.

In einem koordinierten Vorstoß vom Norden besetzten deutsche und kroatische Truppen Rogatica und den Raum zwischen den Flüssen Prača und Drina, womit die „Säuberungsaktion“ in Ostbosnien nördlich der Demarkationslinie beendet wurde.77

Wie stark die deutsch-italienischen Beziehungen in dieser Phase angespannt waren, lässt sich von den Vorschlägen des Generals Kuntze über die Abschaffung der Kampfgruppe Bader und den Rückzug der italienischen Truppen aus Sarajevo ableiten.78 Jede weitere Diskussion um eine Abweichung vom Abkommen mit der italienischen Seite wurde durch den Befehl vom 22. April des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) unterbunden.79

Auf die misstrauische Haltung der deutschen Generäle zu Beginn der zweiten Phase der Operation Trio reagierten die italienischen Befehlshaber mit dem Ausschluss zweier Divisionen aus der Kampfgruppe Bader und ihrer Angliederung an das VI. Armeekorps. Erst auf Intervention des deutschen Militärattachés in Rom Enno von Rintelen blieb die Division „Pusteria“ während der Operation unter dem Kommando von General Bader. 80

Ähnlich wie bei der Operation Trio I (Rogatica) rückte die deutsche 718. Division ohne größeren Widerstand aus dem Nordosten vor. Die italienische „Taurinense“ kam vom Nordwesten, vom Osten die „Pusteria“, die die Aufgabe hatte, den Raum zwischen Goražde und Foča zu sichern. Der Anmarsch der „Cacciatori delle Alpi“ schritt äußerst langsam aus der Richtung des südlich gelegenen Städtchens Nevesinje voran und schaffte es nicht, vor der Beendigung der Operation Trio am 15. Mai den Kessel zu schließen, was die Partisanentruppen nutzten und nach Žabljak in Montenegro erfolgreich ausweichen konnten.

Obwohl beide Kommandos, sowohl das deutsche als auch das italienische, beim Beschluss zur Beendigung der Operation übereinstimmten, hinterließ das Unternehmen trotzdem tiefgreifende Spuren und belastete die weitere militärische Zusammenarbeit in der Region. Auch wenn kurz darauf von der Italienischen Seite der Vorschlag zur Fortsetzung der Kampfaktionen um Mostar kam, das für die deutsche Seite aufgrund des Bauxit-Bergwerks von großem Interesse war, wurde er abgelehnt und schließlich am 28 Mai das Kommando der Kampfgruppe Bader aufgehoben.

Nach der erfolglosen Beendigung der Operation Trio änderten die italienischen Machthaber ihre bisherige Kroatienpolitik vom Grund auf. Nach der Phase eines expansionistischen Handelns im NDH, einerseits durch die Aktivitäten an anderen Fronten und andererseits durch die kritische Situation aufgrund des starken Widerstands in den annektierten Gebieten Dalmatiens und Sloweniens erzwungen, kam es zur Umstrukturierung der Zweiten Armee und zur Gründung des neuen Kommandos „Comando Superiore delle Forze Armate Slovenia-Dalmazia“ (Supersloda), das direkt dem italienischen Generalstab „Commando Supremo“ unterstellt war.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte 2-8: Die Operation Trio II (Foča)81

Ungeachtet der Warnungen des Generals Dalmazzo vor möglichen Konsequenzen82 begannen die italienischen Truppen mit dem stufenweisen Rückzug aus der III. Okkupationszone. Bereits am 25. Mai verließen sie Bosanski Petrovac, am 30 Mai Drvar, am 1. Juni Prozor und Glamoč.83

Ein schneller Rückzug kam weder der NDH-Regierung noch den Vertretern des Dritten Reiches entgegen; beide Seiten interpretierten dieses italienische Vorhaben als die Destabilisierung des Unabhängigen Staates Kroatien, sie sahen sich zu raschem Handeln gezwungen. So kam es am 19. Juni zur Unterzeichnung des Dokuments, das den Rückzug der italienischen Truppen und die Übergabe der zivilen Verwaltung an die Organe des NDHs regelte.84

3 DIE POLITISCHEN MACHTKÄMPFE UND DER BÜRGERKRIEG

3.1 Nachgeben des NDH-Regimes, Abkommen zwischen Ustasche und Tschetniks

Die anfängliche Euphorie anlässlich der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien dauerte nur kurz an. Auch wenn es dem kroatischen Volk eingangs schien, dass nun der jahrhundertelange Traum von der Befreiung fremder herrschender Mächte erreicht war, riefen die Ustasche, die auch vor dem Krieg nicht die Unterstützung des Volks hatten, mit ihrer faschistischen Politik eine große Krise im Land hervor. Die Mehrheit der kroatischen Bevölkerung distanzierte und entfernte sich immer mehr von deren verbrecherischer Politik. Die Kroaten muslimischen Glaubens, oder die „Kroatischen Blumen“ („Hrvatsko cvijeće“), wie der Führer Pavelić die Muslime nannte, wurden auch bald skeptisch gegenüber dem Ustascha-Regime, besonders nachdem es zu einem Massaker an der ungeschützten muslimischen Bevölkerung durch Einheiten der Tschetniks gekommen war. Die Bezeichnung Muslime war verboten, und Bosnien und die Herzegowina durften als Namen nur in historischem oder regionalem Sinn gebraucht werden, während man im Gegenzug die Bezeichnungen der Großen Bezirke forcierte. Ein weiterer Versuch, das Vertrauen der Bürger gegenüber dem NDH zu stärken, war die erneute Gründung des Kroatischen Parlaments, das eine lange Tradition hatte, allerdings seine Tätigkeit mit der Gründung des Königreichs Jugoslawien niedergelegt hatte. Das Parlament wurde am 28. Februar 1942 mit einer Rede des Poglavnik eröffnet, der diese Gelegenheit nutzte, um zu betonen, dieses Parlament müsse der „wahre und vollkommene Vertreter des Volkes sein, aus dem es auch hervor kam“.85 Doch nur kurz danach wurde die Arbeit des Parlaments hinfällig, wie dies meist bei totalitären Regimen üblich ist, und so verschwand das Parlament bald von der politischen Bühne des NDH.

Die massenhafte Vertreibung von Serben durch die Ustasche im Laufe des Jahres 1941 hat sicher am stärksten zur Destabilisierung des Unabhängigen Staates Kroatien beigetragen. Nach heftigen Protesten der deutschen Vertreter im NDH und chaotischen Zuständen im Land mussten die Ustasche ihre Politik den Serben gegenüber ändern. Die deutsche Politik der Annäherung und Kooperation von Ustasche und Tschetniks zeigte sich erfolgreich. Nachdem es schon früher Kontakt gegeben hatte, wurde am 27. April 1942 eine konkrete Verständigung zwischen diesen beiden Lagern getroffen. Man einigte sich darauf, die gegenseitige Feindschaft zu beenden und zusammen gegen den gemeinsamen Feind der „kommunistischen Banden“ zu kämpfen. Ebenso musste die Führung des NDH garantieren, dass Orthodoxe vor dem Gesetz gleichgestellt werden sowie materielle Unterstützung für den Aufbau von Kirchen zur Verfügung zu stellen.86

Einen Monat später, am 28. Mai, unterschrieben die Vertreter des NDH noch eine Verständigung mit den Delegierten der Tschetnik-Einheiten Ozren, Trebava, sowie „König Petar II“. Hiermit wurden die gegenseitigen Beziehungen noch klarer definiert. Es wurde vereinbart, dass die „Angehörigen der Tschetnik-Einheiten die „Oberhoheit“, die Suveränität des NDH anerkennen und als ihre Bürger die Loyalität und Treue dem Führer und ihre Ergebenheit des NDH gegenüber ausdrücken. Auf der anderen Seite kam es durch die kroatischen staatlichen Organe zu einer Wiederherstellung der Regierung und Verwaltung in den Bereichen der Tschetnik-Einheiten, deren Vertreter sich verpflichten, der staatlichen Regierung des NDH bei der Regelung der allgemeinen Umstände in jeder Hinsicht zu helfen. Bezüglich der Lebensmittelversorgung garantiert der NDH den Bewohnern jener Gebiete, die unter der Kontrolle der Tschetnik-Einheiten standen, dieselben Rechte wie auch allen anderen Staatsbürgern. Des Weiteren wird ihnen eine Anstellung in staatlichen und anderen öffentlichen Einrichtungen garantiert, ebenso wie staatliche Hilfe für Flüchtlinge wie auch für alle anderen betroffenen Bürger des NDH. Von besonderer Wichtigkeit ist die Verpflichtung der NDH-Organe, die Tschetniks mit Waffen und Munition zu versorgen. Die Tschetnik-Einheiten arbeiteten zusammen mit den bewaffneten Kräften des NDH an der Zerschlagung und Zerstörung der „kommunistisch-bolschewistischen Banden“ und standen dabei unter der „allgemeinen Befehlsgewalt“ der NDH-Truppen.87

Diese Annäherung der früheren ärgsten Feinde sahen die Ustasche als erfolgreiche Beruhigung der Situation, die Tschetniks empfanden es als Niederlage der Ustascha-Politik den Serben im NDH gegenüber. Trotzdem war der Hauptgrund für diese Vereinbarungen, respektive Basis aller Gespräche, der Kampf gegen die Partisanen. Dies hielt die Zusammenarbeit dieser beiden Parteien aufrecht, die sich eigentlich in den Plänen ihrer Staatsausdehnungen klar gegenüberstanden.

Neben der militärischen Zusammenarbeit mit der serbisch-nationalen Bewegung zeigte sich die Milderung der Ustascha-Politik gegenüber den Serben auch noch in anderen Bereichen des zivilen Lebens. Der Führer Pavelić erklärte unter deutschem Druck bezüglich der Naturgewalt der Ustasche im Land alle Serben zu „Kroaten orthodoxen Glaubens“. Durch die gesetzliche Verfügung vom 3. April 1942 und nach indirekten Verhandlungen (mit Hilfe des Vermittlers Miloš Knežević) mit dem Patriarchat der Serbisch-orthodoxen Kirche in Sremski Karlovci wurde am 6. Juni formal eine autokephale Kroatisch-orthodoxe Kirche gegründet, an deren Spitze der ehemalige Neumoskovitische Metropolit Germogen stand, der aus der Sowjetunion emigriert war.

3.2 Die muslimische Freiwilligenlegion

Die zahlreichen Mordaktionen an der muslimischen Bevölkerung, größtenteils durch die Tschetniks, das Fehlen eines politischen oder militärischen Schutzes durch den NDH und nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit der Ustasche und Tschetniks veranlassten Muslime ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Diese formierten und organisierten sich aktiv militärisch und gründeten verschiedene muslimische Milizen, mit dem erklärten Ziel, die lokale Bevölkerung, die sich selbst überlassen und durch die Gewalt der Tschetniks bedroht war, zu beschützen. Dies galt vor allem für Ostbosnien.

Ende April 1942 erreichte die Stabseinheiten des NDH aus Tuzla die Nachricht, dass eine solche Einheit gegründet worden war. Die „Freiwillige Legion des Volksaufstandes“, wie die offizielle Bezeichnung war, stand unter dem Kommando des Reservisten Muhamed Hadžiefendić und setzte sich aus ca. 5.000 - 6.000 Personen zusammen.88 Die Mitglieder der Legion waren muslimische Militärangehörige der kroatischen Domobranen, die ihren Dienst verweigerten. Diese Militäreinheit war kein Bestandteil der NDH-Streitkräfte, arbeitete aber mit ihnen zusammen und wurde im Gegenzug mit Waffen und Munition versorgt, da man damit rechnete, diese Legion könnte für den Kampf gegen die Tschetniks und Partisanen eingesetz werden.

[...]


1 Vgl. Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945. Besprechung über Lage in Jugoslawien (27.03.1941) (Aus dem Archiv des Deutschen Auswärtigen Amts. Serie D. 1937-1941 XII.1, Göttingen 1969), S. 307-309.

2 Vgl. Klaus Jürgen Thies, Der Balkanfeldzug und die Eroberung von Kreta 1941. Ein Lageatlas der Operationsabteilung des Generalstabs des Heeres : neu gezeichnet nach den Unterlagen im Bundesarchiv/Militärarchiv (Der Zweite Weltkrieg im Kartenbild Bd. 4, Osnabrück [Germany] 1996), S. 25.

3 Vgl. Petar Pekić, Postanak Nezavisne Države Hrvatske. Borba za njeno oslobođenje i rad na unutrašnjem ustrojstvu (Zagreb 1942), S. 76.

4 „Das Kroatentum der bosnisch-hercegowinischen Muselmanen“, in: Neue Ordnung, 17. August 1941.

5 Vgl. Vorläufige Richtlinien für die Aufteilung Jugoslawiens, del 12/4/1941 -OKW/W. F. ST./Abt.L. (IV/Qu) Nr. 0064/41 g. Kdos.

Vgl. Rafael Brčić, Njemačko-talijanske suprotnosti oko Bosne i Hercegovine u svjetlu okupacije 1941. godine, in: Prilozi, hg. von Institut za istoriju radničkog pokreta (1967), S. 179.

6 Vgl. Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945. Besprechung über Lage in Jugoslawien (27.03.1941) (Aus dem Archiv des Deutschen Auswärtigen Amts. Serie D. 1937-1941 XII.2, Göttingen 1969), Dokumente 378, 385 und 398.

7 Alexander Korb, Im Schatten des Weltkriegs. Massengewalt der Ustasa gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945 (Hamburg 2013), S. 76f.

8 Vgl. Ladislaus Hory.Martin Broszat, Der kroatische Ustascha-Staat. 1941-1945 (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Nr. 8, Stuttgart 1964), S. 65ff.

9 Jovan Marjanović, Ustanak i narodno-oslobodilacki pokret u Srbiji 1941 ([Institut društvenih nauka. Odeljenje za istoriske nauke. Serija 1. Monografije. no. 3.] [Beograd 1963), S. 22f.

10 Vgl. Zemaljska komisija BiH za utvrđivanje zločina okupatora i njihovih pomagača, Fall Hakija Hadžić.

11 Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Map of the Counties and Districts of the Independent State of Croatia in 1941 (2008). http://commons.wikimedia.org/wiki/File:NezavisnaDrzavaHrvatskaDistricts.png. (01.02.2014).

12 Vgl. Korb (wie Anm. 7), S. 78f.

13 Eigene Darstellung, Daten entnommen aus: Korb (wie Anm. 7), S. 78.

14 Korb (wie Anm. 7), S. 80f.

15 Hrvatski narod - glasilo Hrvatskog ustaškog pokreta (1941). Vladimir Dedijer.Antun Miletić, Genocid nad Muslimanima, 1941-1945. Zbornik dokumenata i svedočanstva (Biblioteka Refleksi Sarajevo1990), S. 3ff.

16 Vgl. Holm Sundhaussen, Der Ustascha-Staat: Anatomie eines Herrschaftssystems, in: Österreichische Osthefte, hg. von Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut (1995), S. 497-533.

17 Vgl. Stojan Kesić.Vuk Vinaver, Hronologija radničkog pokreta i SKJ, 1919-1979. Tom II: 1941-1945 (Beograd 1980.) S. 18.

18 Vgl. Hrvoje Matković, Povijest Nezavisne Države Hrvatske. Drugo dopunjeno izdanje (Zagreb 2002). S. 181.

19 Vgl. Korb (wie Anm. 7), S. 271f.

20 Vgl. ebd., S. 272.

21 „Poglavnik“ – kroatisches Wort, welches dem deutschen Wort Führer entspricht und wird in Anlehnung an die Benennung Hitlers im Dritten Reich verwendet.

22 Bundesarchiv Militärarchiv Freiburg, Deutscher General in Agram an Armeeoberkommando 12 (1941). Korb (wie Anm. 7), S.254.

23 Marko Sinovčić, Nezavisna Država Hrvatska u svjetlu dokumenata (Buenos Aires), S. 104.

24 Vgl. Branimir Jelić, Ein Überblick der geschichtlichen Entwicklung Kroatiens bis zum heutigen Tage (Berlin 1963), S. 21.

25 Korb (wie Anm. 7), S.264.

26 Vgl. Tomislav Dulić, Utopias of nation. Local mass killing in Bosnia and Herzegovina, 1941-42 (Acta Universitatis Upsaliensis. Studia historica Upsaliensia 218, [Uppsala] 2005), S. 124ff.

27 Vgl. Dokument 78. Informacija Obaveštajnog odelenja komandanta oružanih snaga na jugoistoku od 12. jula 1941. potčinjenim komandama i jedinicama o vojno-političkoj situaciji u Srbiji, NDH i Makedoniji, in: Dokumenti jedinica, komandi i ustanova Nemačkog rajha. 1941. godina - knjiga 1 (1973), S. 201.

28 Vgl. Enver Redžić, Bosna i Hercegovina u drugom svjetskom ratu (Sarajevo 1998.), S. 387

29 Proglas CK KPJ Narodima Jugoslavije od 12 jula 1941 god., in: Borbe u Srbiji 1941. godine (1949), S. 14fff.

30 Vgl. Redžić (wie Anm. 28) S. 222–222 f.

31 Vgl. Dokument 90. Izvještaj zadarske grupe teritorijalne legije karabinjera od 30. jula 1941. godine o širenju ustanka u Hrvatskoj i Bosni, in: Dokumenti kraljevine Italije. 1941. godina - knjiga 1 (1969), S. 224 Vgl. Redžić (wie Anm. 28), S.26.

32 Vgl. Dokument 96. Izvještaj njemačkog generala u Zagrebu od 31. jula 1941. Upravi za obavještajnu i kontraobavještajnu službu Vrhovne komande o vojno političkoj situaciji u Sandžaku i zapadnoj Bosni, in: Dokumenti jedinica, komandi i ustanova Nemačkog rajha. 1941. godina - knjiga 1 (1973), S. 252.

33 Vgl. Redžić (wie Anm. 28) S. 28.

34 Vgl. Klaus Schmider, Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941 - 1944 (Hamburg 2002).

35 Vgl. Oddone Talpo, Dalmazia. Una cronaca per la storia : (1941) (Roma 1995), S. 507-517.

36 Vgl. Redžić (wie Anm. 28) S. 130.

37 Vgl. Dušan Lukač, Ustanak u Bosanskoj krajini (Ratna pros̆lost nas̆ih naroda knj. 82, Beograd 1967), S. 66. Vgl. Miloš Hamović, Izbjeglištvo u Bosni i Hercegovini 1941-1945 (Biblioteka posebnih izdanja Beograd 1994.) S. 53.

38 Korb (wie Anm. 7), S. 285.

39 Vgl. Ustaško-domobranska dokumenta - dokument 323. Izvještaj zapovjedništva treće oružničke pukovnije od 18. septembra 1941. godine o akcijama ustanika na teritoriji pukovnije u vremenu od 4. do 18. septembra 1941. godine, in: Borbe u Bosni i Hercegovini 1941. godine. knjiga 1 - maj-septembar 1941 (1951).

(Nach anderen Quellen beläuft sich die Opferzahl zwischen 900 und 2000)

Näheres zu diesem Verbrechen vgl. Hamović (wie Anm. 37) S. 78f.

40 Als muslimischer Abschaum wurden Muslime in den verbrecherischen Ustascha-Einheiten in öffentlichen Protestbriefen bezeichnet, die von den bosnischherzegowinischen Eliten islamischen Glaubens verfasst und unterzeichnet wurden.

41 Vgl. Ferid Dautović.Kasim Dobrača, Kasim ef. Dobrača. život i djelo (Sarajevo 2005), S. 215-223.

42 Vgl. Dokument 141. Izvještaj njemačkog poslanika u Zagrebu od 8. septembra 1941. Ministarstvu spoljnih poslova o razvoju ustanka u NDH i o tretiranju srpskog pitanja, in: Dokumenti jedinica, komandi i ustanova Nemačkog rajha. 1941. godina - knjiga 1 (1973), S. 374 ff.

43 Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 56f.

44 Ebd.

45 Vgl. Talpo (wie Anm. 35), S. 518-521.

46 Vgl. Dokument 27. Naređenje Draže Mihaliovića od 9. novembra 1941. godine komandantu bosanskih četničkih odreda za prebacivanje četničkih jedinica iz istočne Bosne u rejon Užica i Kosjerića radi napada na partizane, in: Dokumenti četničkog pokreta Draže Mihailovića. knjiga 1 - 1941. i 1942. godina (1979), S. 72fff.

47 Vgl. Lucien Karchmar, Draža Mihailović and the rise of the Četnik Movement. 1941-1942 (Modern European history New York 1987), S 479. Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 96.

48 Vgl. Talpo (wie Anm. 35), S. 931f.

49 In den verschiedenen Quellenangaben werden die Zahlen bis zu 6.000 Personen genannt:

Karchmar (wie Anm. 47), S. 481.

Schmider (wie Anm. 34), S. 97.

50 Vgl. Hamović (wie Anm. 37), S. 81.

51 Vgl. Marko Attila Hoare, Genocide and resistance in Hitler's Bosnia. The Partisans and the Chetniks, 1941-1943 (A British Academy postdoctoral fellowship monograph Oxford, New York2006), S. 108ff.

52 Hamović (wie Anm. 37), S. 81.

Näheres zu den Ereignissen in Foča vgl. Smail Čekić, Genocid nad Bošnjacima u Drugom svjetskom ratu. Dokumenti (Biblioteka Dokumenta Sarajevo1996), S. 82f.

Dedijer.Miletić (wie Anm. 15), S. 124fff.

53 Vgl. Talpo (wie Anm. 35), S. 934-939.

54 Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 98.

55 In der jugoslawischen Historiografie der sozialistischen Ära 1945-1990 wurde diese Schlacht als “Erste feindliche Offensive“ genannt, von insgesamt sieben.

56 Im sozialistischen Jugoslawien wurde zum Gedenken auf die Gründung der Ersten proletarischen Brigade der 22. Dezember - Tag der jugoslawischen Volksarmee – gefeiert.

57 Vgl. Redžić (wie Anm. 28), S. 44.

58 Bekannt auch als „Zweite feindliche Offensive“ [Druga neprijateljska ofanziva].

59 Unter extrem tiefen Temperaturen erlitten 160 Partisanen starke Erfrierungen. Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 110.

60 Vlado Strugar, Rat i revolucija naroda Jugoslavije (Beograd 1970), S. 86.

61 In Anlehnung an die Französische Revolution – die Phase der Radikalisierung

62 Vgl. Zdravko Antonić, Ustanak u istočnoj i centralnoj Bosni 1941 (Monografije jedinica NOV i PO Jugoslavije knj. 30, Beograd 1973), S. 503fff. Redžić (wie Anm. 28), S. 406.

63 Begriffserklärung: die fünfte Kolonne – „politische Gruppe, die im Krieg o. Ä. mit dem Gegner des eigenen Landes zusammenarbeitet; nach der Antwort des Generals Mola im spanischen Bürgerkrieg auf die Frage, welche seiner vier Kolonnen Madrid einnehmen werde, wobei er mit der fünften Kolonne die Nationalen in der Stadt meinte“ Quelle: http://www.duden.de/rechtschreibung/Kolonne, 05.11.2013.

64 Redžić (wie Anm. 28), S.408.

65 Vgl. Rasim Hurem, Kriza narodnooslobodilačkog pokreta u Bosni i Hercegovini krajem 1941. i početkom 1942. godine (Sarajevo 1972), S. 229-232. Vgl. Redžić (wie Anm. 28) S. 409.

66 Kokarde Traditionelles Abzeichen der Tschetniks

67 Vgl. Rodoljub Čolaković, Zapisi iz Oslobodilačkog rata (Redovita izdanja 1948, Matica hrvatska knj. 2, Zagreb 1948), S.153; 160; 187; 191. Vgl. Redžić (wie Anm. 28), S. 408.

68 Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 115.

69 Vgl. ebd.

70 Vgl. ebd., S. 118.

71 Vgl. Dušan Lukač, Treći Rajh i zemlje jugoistočne Evrope (Beograd 1977), S. 214. Vgl. Redžić (wie Anm. 28), S. 47.

72 Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 119.

73 Vgl. Dokument 48. Zapisnik o razgovorima oružanih snaga Nemačke, Italije i NDH, održanim 28. i 29. marta 1942. u Ljubljani o pripremama zajedničke operacije protiv NOP i DV jugoslavije, odnosno s četnicima i postupku sa stonovništvom u istočnoj Bosni, in: Dokumenti jedinica, komandi i ustanova Nemačkog rajha. 1942. godina - knjiga 2 (1973), S. 243-249.

74 Vgl. Rafael Brčić, Osnovna obilježja i korekcije njemačko-ustaške politike prema Srbima u NDH, in: Prilozi Instituta za istoriju Sarajevo, S. 199.

75 Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 126.

76 Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Stadt Stryj dem polnischen Staat an.

77 Vgl. Dokument 58. Izveštaj komandanta Borbene grupe "Bader" od 20. aprila 1942. komandantu oružanih snaga na Jugoistoku o vojno-političkoj situaciji pre početka operacije "Trio", sadejstvu nemačko-italijansko-ustaških snaga i merama koje će se preduzeti u istočnoj Bosni, in: Dokumenti jedinica, komandi i ustanova Nemačkog rajha. 1942. godina - knjiga 2 (1973). Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 128.

78 Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 128. Vgl. Dokument 53. Izveštaj nemačkog generala u Zagrebu od 21. aprila 1942. Generalštabu Vrhovne komande Vermahta o vojno-političkoj situaciji u istočnoj Bosni i dolasku italijanskih jedinica u Sarajevo, in: Dokumenti jedinica, komandi i ustanova Nemačkog rajha. 1942. godina - knjiga 2 (1973), S. 316.

79 Vgl. Dokument 63. Zabeleška načelnika Operativnog štaba Borbene grupe "Bader"od 22. aprila 1942. sa savetovanja nemačkih i ustaškihpredstavnika 19. i 20. aprila 1942. u Sarajevu o "provođenju operacije "Trio" protiv NOP i DV Jugoslavije u istočnoj Bosni, in: Dokumenti jedinica, komandi i ustanova Nemačkog rajha. 1942. godina - knjiga 2 (1973), S. 340f Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 128.

80 Vgl. Schmider (wie Anm. 34), S. 129f.

81 Schmider (wie Anm. 34), S. 127f.

82 Vgl. Talpo (wie Anm. 35), S 515fff.

83 Vgl. ebd., S 508fff.

84 Vgl. ebd., S 424-431.

85 Vgl. Redžić (wie Anm. 28), S. 145.

86 Vgl. Dokument 74. Zapisnik o sporazumu predstavnika četničkog odreda "Kočić" i NDH od 27. aprila 1942 o priznavanju vlasti NDH i saradnji u borbi protiv NOP-a, in: Dokumenti četničkog pokreta Draže Mihailovića. knjiga 1 - 1941. i 1942. godina (1979), S. 215-218.

87 Vgl. Sporazum Ozrenskog, Trebavskog i Odreda "Kralj Petar II" o priznavanju NDH. Dokumenti četničkog porekla, in: Saradnja četnika Draže Mihailovića sa okupatorima i ustašama, 1941-1945. Dokumenti, hg. von Latas, Branko (1999) S. 40–42. Vgl. Dokument 74. Zapisnik o sporazumu predstavnika četničkog odreda "Kočić" i NDH od 27. aprila 1942 o priznavanju vlasti NDH i saradnji u borbi protiv NOP-a (wie Anm. 86), S. 276-280.

88 Vgl. Redžić (wie Anm. 28), S. 151

Ende der Leseprobe aus 180 Seiten

Details

Titel
Zwischen Okkupation, Widerstand und Bürgerkrieg. Bosnien-Herzegowina im II. Weltkrieg 1941 - 1945
Hochschule
Universität Wien
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
180
Katalognummer
V286416
ISBN (eBook)
9783656865902
ISBN (Buch)
9783656865919
Dateigröße
8550 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bosnien, Herzegowina, Zweiter Weltkrieg, Tito, Partisanen, Ustascha, Tschetniks, Pavelic
Arbeit zitieren
Ernest Plivac (Autor:in), 2014, Zwischen Okkupation, Widerstand und Bürgerkrieg. Bosnien-Herzegowina im II. Weltkrieg 1941 - 1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286416

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