Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Literarische Quellengrundlagen
3 Frauen in Athen
3.1 Politische und gesellschaftliche Ordnung Athens
3.2 Heirat und Eheleben
3.3 Ehebruch
3.4 Prostitution
4 Frauen in Sparta
4.1 Politische und gesellschaftliche Ordnung Spartas
4.2 Erziehung und Ausbildung
4.3 Heirat und Eheleben
5 Vergleich und Konklusion
Literatur und Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
1 Einleitung
„Die Stellung der Frauen im klassischen Griechenland scheint auf den ersten Blick durch Widersprüche und Paradoxien gekennzeichnet: Starke und mächtige Göttinnen bevölkern den Olymp der Polis1, in der die sterblichen Frauen keine politischen Rechte genießen.“2
Mit diesem Phänomen beschäftigten sich Philosophen, deren Lehren noch heute als Grundlage für die Erforschung der Lebensweise von Frauen in Sparta und Athen dienen. Im Wesentlichen sind überlieferte Texte von drei antiken Autoren zu nennen: Xenophon, Aristoteles und Plutarch. Es ergibt sich hier eine besondere Quellenproblematik auf die an anderer Stelle noch kurz eingegangen wird.
Die Diskussion um die gesellschaftliche Rolle einer Frau lebte insbesondere gegen Ende des 20. Jahrhunderts auf. In den sechziger Jahren wurde diese im Zuge des gesellschaftlichen Umbruchs, insbesondere innerhalb der 68er Frauenbewegung, erneut thematisiert. In der Forschung der Alten Geschichte sind die Auswirkungen der geführten Debatte deutlich zu erkennen.3 Viele Frauen versuchten sich dem Thema zu nähern und verfassten zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten dazu. Vor allem ist es Sarah B. Pomeroy in den Achtziger Jahren gelungen mit ihrem Buch „Frauenleben im klassischen Altertum“, eine wissenschaftlich dokumentierte Arbeit der griechischen Geschichte vorzulegen.
Unter Einbeziehung der antiken Autoren und der neueren Forschung wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, worin die Unterschiede der Rolle und Stellung der Frau im klassischen Griechenland zwischen den zwei Stadtstaaten Athen und Sparta lagen und wodurch diese begründet wurden. Um dies darzustellen, wird das Augenmerk auf zwei Aspekte des Frauenlebens gerichtet. Zum einen auf die Stellung der Frau im Oikos (Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft) in der jeweiligen Polis in Athen und zum anderen auf die Erziehung der Frau in Sparta.
Die folgende Arbeit ist in drei Teile unterteilt. Zunächst wird kurz das gesellschaftliche System Athens skizziert, um dann die Thematik des Lebens einer dort lebenden Frau aufzugreifen. In dem folgenden Teil wird das Leben der spartiatischen Frau nach eben beschriebener Vorgangsweise illustriert. Abschließend werden beide gesellschaftlichen Frauenrollen gegenübergestellt und eine Erklärung für diese gesellschaftlichen Entwicklungen aufgeführt.
2 Literarische Quellengrundlagen
Das Themenfeld der Situation der Frau in Athen ist weitreichend. Die Informationen über diese sind in unterschiedlichen Quellenarten, sowohl literarischer als auch nicht literarischer Art zu finden. Zu den literarischen Quellen gehören Tragödien, Reden, ökonomische Abhandlungen sowie Epen und Hymnen. Sie wurden in überwiegender Anzahl von Männern geschrieben, welche meistens den höheren Gesellschaftsschichten und den gebildeten Kreisen angehörten. Griechische Dichter und Schriftsteller geben ihrer Vorstellung von der idealen Frau einen sehr deutlichen Ausdruck.4 Zu nennen sind hier die überlieferten Texte von den Schriftstellern Xenophon, Aristoteles und Plutarch. Zu den nichtliterarischen Quellen gehören beispielsweise Vasen und Geschirr, die einen Einblick in das Frauenleben im klassischen Griechenland geben.5 Es existiert nur eine geringe Anzahl von diesen Quellen. Sie sind unterschiedlich von den Autoren beziehungsweise Künstlern geprägt. So verfolgen die Beiträge verschiedene Intentionen.
In Anbetracht der Zielsetzung dieser Arbeit werden nur konkrete Ausführung literarischer Form berücksichtig, obgleich sie verschiedene Meinungen widerspiegeln. Hierzu werden Schriften des athenischen Historikers Xenophon (um 430- 354 v. Chr.) herangezogen. Dieser lebte eine Zeit lang in Sparta, weswegen seine Überlieferungen von einer starken Spartabewunderung geprägt sind. Der Schriftsteller Aristoteles spricht sich im 4. Jahrhundert als Zeitgenosse über Sparta nicht wie Xenophon mit Bewunderung aus, sondern übt Kritik. Die besondere Quellenproblematik ergibt sich bei den Aussagen Plutarchs. Zu begründen ist dies dadurch, dass seine Schaffensperiode im 2. Jahrhundert n. Chr. anzusiedeln ist und dementsprechend 600 Jahre ihn von der Klassik trennten.6 Aus diesem Grund sind die Lebensumstände der griechischen Frauen und ihre gesellschaftliche Position nur im 4. Jahrhundert v. Chr. zeitgenössisch, durch Xenophon und Aristoteles, belegt.7
3 Frauen in Athen
3.1 Politische und gesellschaftliche Ordnung Athens
In Athen herrschte ungefähr vom 5. - 3. Jahrhundert v. Chr. eine direkte Demokratie durch eine Bürgerbeteiligung. Das Ausmaß dieser Bürgerbeteiligung wurde von keiner späteren Demokratie wieder erreicht. Athens Struktur wurde in drei Stände unterteilt: Den ersten Stand bildeten die Bürger. Nach ihnen folgten die Metöken (Bewohner ohne Bürgerstatus). Und schließlich war der letzte und damit niedrigste Stand die Sklaven.8
Als Beschlussfassungsorgan in allen politischen und militärischen Angelegenheiten war die mindestens vierzig Mal im Jahr zusammentretende Volksversammlung (Eklesia), in der jeder erwachsene männliche Bürger über Rede-, Antrags- und Abstimmungsrecht verfügte. Daneben existierte das Volksgericht (Heliaia), dessen 6000 Mitglieder per Los ermittelt und über Diäten finanziert wurden. Dieses Volksgericht teilte sich wiederum in diverse einzelne Gerichtshöfe (Dikasterien) mit Mitgliederzahlen zwischen 201 und 1501 auf. Ebenfalls per Los zusammengesetzt wurde der „Rat der 500“, in dem die Anträge der Volksversammlung koordiniert und vorberaten wurden, um die Handlungsfähigkeit dieser zu gewährleisten.9
Neben diesen festen Institutionen waren die Beamten eine weitere Säule der Demokratie. Als Exekutive erhielten sie ihre Ämter per Los jeweils ein Jahr. Eine mehrfache Übernahme des Amtes durch eine Person war verboten. Da eine Wiederwahl möglich war, konnte dieses Amt zum Zentrum der politischen Machtausübung werden.10
Getrübt wurde dieses Bild einer unmittelbaren Demokratie vor allem durch den Ausschluss der Frauen, Metöken und Sklaven. Damit war ein Großteil der Bevölkerung ausgegrenzt. Die Ausgrenzungen stellten für die Athener selbst kein Problem dar: Frauen waren im Denken der Athener keine Bürger, die Metöken und die Sklaven stellten zwar einen mächtigen Wirtschaftsfaktor dar, allerdings verfügten beide Gruppen ebenfalls nicht über das athenische Bürgerrecht.11 Zwei Reformen zerstörten die Macht des Adels und brachten somit die Grundlagen für die politische Beteiligung breiterer Volksschichten mit: Die Reformen von Solon im Jahre 594 v. Chr. und von Kleisthenes 508/507 v. Chr. Durch die Zurückweisung der beiden persischen Einfälle auf Griechenland (490 und 480 v. Chr.) wurde die Demokratie gekräftigt.12
2.2 Erziehung und Ausbildung
Das erste Hindernis eines kleinen Mädchens ergab sich mit ihrer Geburt. Die Frage war, ob es überhaupt am Leben bleiben durfte. Es war ihrem Vater überlassen, ob er seine Tochter an einem unbewohnten Ort aussetzen und dementsprechend dem Tode überlassen wollte. Eine Tochter bedeutete nämlich einen aufwendigen Zuwachs zum Haushalt, denn sie benötigte eine Mitgift, durfte aber den Namen ihrer Familie nicht beibehalten.13 Die vom Vater bestellte Mitgift war Eigentum der Tochter, an welchem der Mann kein weiteres Recht zustand. Bei der Auflösung der Ehe fiel die Mitgift nicht an den Vater zurück, sondern wurde auf die Kinder der Frau vererbt.14
Die Mütter zogen ihre Kinder im gynaikon (auch gynaikonitis, war eine den Frauen vorbehaltener Teil des Hauses)15 auf oder beschäftigten sich mit der Produktion von Textilien durch das Spinnen und Weben.16 Eine Tochter eines Athener Bürgers wuchs unter der Obhut einer Amme auf, die in der Regel eine Sklavin war. Dort verbrachte das Kind die meiste Zeit im Gynaikon.17
Dadurch, dass eine Ehefrau in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle spielte, lag es nicht im Interesse der Gesellschaft sie besonders auszubilden. Aus diesem Grund besuchten die athenischen Mädchen keine Schulen, sondern lernten Zuhause und wurden von klein auf angehalten im Haushalt mitzuarbeiten. Einige, oft Sklavinnen, wurden in Musik, Tanz und Gymnastik unterrichtet, um künftig als Unterhalterinnen zu dienen.18
Der Schriftsteller Xenophon beschreibt die ideale junge Braut als ein Mädchen, das in solcher Obhut lebte, dass sie möglichst wenig zu sehen, zu hören, und zu fragen bekam.
[...]
1 Bezeichnung für die griechischen Stadtstaaten. Die Polis war die Organisationsform und die politische Einheit der antiken griechischen Welt. (. RAAbits Geschichte Sekundarstufe I/II. Impulse und Materialien für die kreative Unterrichtsgestaltung / RAAbits Geschichte Sekundarstufe I, September 1993, Glossar, S. 1. )
2 Zitat RAAbits Geschichte Sekundarstufe I/II. Impulse und Materialien für die kreative Unterrichtsgestaltung, Sequenz 3, S. 1.
3 Vgl. Schnorr-Redford, Christine: Frauen im klassischen Athen: sozialer Raum und reale Bewegungsfreiheit, Berlin 1996, S.15-56.
4 Vgl. Reeder, Ellen D.: Pandora. Frauen im klassischen Griechenland, Mainz 1995, S. 20.
5 Vgl. Schnurr-Redford: Frauen im klassischen Athen, S. 91.
6 Vgl. Schnurr-Redford: Frauen im klassischen Athen, S. 98.
7 Vgl. Thommen, Lukas: Spartanische Frauen, in: Museum Helveticum 56 (1999), S.134.
8 Vgl. Oser, Tomas: Erziehung und Ausbildung in Sparta und Athen. Ein Vergleich . Fachwissenschaftliche Untersuchung und die Behandlung des Themas im Geschichtsunterricht, Examensarbeit, Verlag Grin, 2002, S. 15-16.URL: http://www.diplomarbeiten24.de/vorschau/86258.html, (abgerufen am 14.02.2014 13:22 Uhr).
9 Vgl. RAAbits Geschichte Sekundarstufe I/II. Impulse und Materialien für die kreative Unterrichtsgestaltung / RAAbits Geschichte Sekundarstufe I, September 1993, Sequenz 3, S. 1.
10 Vgl. RAAbits Geschichte Sekundarstufe I, September 1993, Sequenz 3, S. 1.
11 Vgl. RAAbits Geschichte Sekundarstufe I, September 1993, Sequenz 3, S. 1.
12 Vgl. Vorländer, Hans: Grundzüge der athenischen Demokratie, 26.1.2005, URL: http://www.bpb.de/izpb/9161/grundzuege-der-athenischen-demokratie?p=all, (abgerufen am 10.02.2014 15:35 Uhr).
13 Vgl. Kunze, Max (Hrsg.), Kolloquium der Winkelmann-Gesellschaft: Die Frau in der Antike, Stendal, 1985, S.11.
14 Vgl. Leipoldt, Johannes: Die Frau in der Antike und im Urchristentum, Berlin 1953, S. 32.
15 Vgl. Leipoldt: Die Frau in der Antike und im Urchristentum S. 430.
16 Vgl. Kunze: Die Frau in der Antike, S.11.
17 Vgl. Ellen D. Reeder: Pandora. Frauen im klassischen Griechenland, Mainz 1995, S. 20.
18 Vgl. Kunze: Die Frau in der Antike, S.11.